von dem englischen Ingenieur Winans eingeführte Cigarrenform. Als Material dient gewöhnlich Stahlblech. Das Heben und Senken geschieht durch Aus- und Einpumpen von Wasser in Verbindung mit auszulösenden Gewichten am Kiel für den Fall, daß die Pumpmaschine gelegentlich einmal versagen sollte. Als Treib- vorrichtung dient ausschließlich die Schiffsschraube; zum Lenken benützt man senk- rechte und wagerechte Ruder. Da es besondere Schwierigkeiten verursacht, unter Wasser eine bestimmte Richtung einzuhalten, und der Compaß zu diesem Zwecke nicht genügt, besitzen die meisten Unterseeboote auf Deck einen kuppelförmigen, mit Fenstern versehenen Commandothurm, durch welchen im geeigneten Augenblicke auch rasch die Luft im Innenraume erneuert werden kann. Im Uebrigen erfolgt die Luftversorgung ohne Schwierigkeit durch Mitnahme von comprimirter Luft.
[Abbildung]
Fig. 525.
Nordenfelt-Boot. (Querschnitt.)
Außerdem besitzen diese Fahr- zeuge entsprechende Vorrichtungen zum Anbringen von Torpedos an dem als Angriffsobject dienen- den Schiffe, worauf sie sich in sichere Entfernung zurückziehen und durch einen Leitungsdraht mittelst Elektricität die Explosion bewirken. Die neuesten Unter- seeboote sind, wie wir sehen werden, nach einem anderen Principe construirt.
Eine der ersten Construc- tionen solcher Boote, welche der Beachtung werth erschien, war jene des Schweden Thorsten Nordenfelt. Sein submarines Fahrzeug hat im Großen und Ganzen die Cigarrenform; es ist 30.4 Meter lang und hat einen Durchmesser von 3.6 Meter an der breitesten Stelle, von welcher es sich nach den beiden Enden hin entsprechend verjüngt. Das Fahrzeug wird durch Dampf bewegt, der, so lange es auf dem Wasser liegt, in gewöhnlichen Kesseln erzeugt wird. Die Kesseln liefern mehr Dampf als verbraucht wird; derselbe wird daher in besonderen Fangkesseln condensirt und giebt alsdann die bewegende Kraft für die unterseeische Fahrt, die fünf bis sechs Stunden währen kann, was jedenfalls ausreichend ist. Der Constructeur hatte im Auge, daß sein Fahrzeug sich etwa 1500 bis 1000 Meter vom feindlichen Schiffe entfernt so weit versenken sollte, daß nur die Glaskuppel des Commandothurmes über Wasser bliebe, um erst bei einer Annäherung bis auf 500 Meter völlig unterzutauchen.
Nordenfelt hatte sein Boot für eine Tauchungstiefe von 19 Meter ge- baut. In der Mitte befindet sich auf jeder Seite eine um eine senkrechte Achse drehbare Taucherschraube, durch welche das Boot, nachdem man den Schornstein abgenommen und die Oeffnung desselben geschlossen, bis auf die genannte Tiefe
Dritter Abſchnitt.
von dem engliſchen Ingenieur Winans eingeführte Cigarrenform. Als Material dient gewöhnlich Stahlblech. Das Heben und Senken geſchieht durch Aus- und Einpumpen von Waſſer in Verbindung mit auszulöſenden Gewichten am Kiel für den Fall, daß die Pumpmaſchine gelegentlich einmal verſagen ſollte. Als Treib- vorrichtung dient ausſchließlich die Schiffsſchraube; zum Lenken benützt man ſenk- rechte und wagerechte Ruder. Da es beſondere Schwierigkeiten verurſacht, unter Waſſer eine beſtimmte Richtung einzuhalten, und der Compaß zu dieſem Zwecke nicht genügt, beſitzen die meiſten Unterſeeboote auf Deck einen kuppelförmigen, mit Fenſtern verſehenen Commandothurm, durch welchen im geeigneten Augenblicke auch raſch die Luft im Innenraume erneuert werden kann. Im Uebrigen erfolgt die Luftverſorgung ohne Schwierigkeit durch Mitnahme von comprimirter Luft.
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Fig. 525.
Nordenfelt-Boot. (Querſchnitt.)
Außerdem beſitzen dieſe Fahr- zeuge entſprechende Vorrichtungen zum Anbringen von Torpedos an dem als Angriffsobject dienen- den Schiffe, worauf ſie ſich in ſichere Entfernung zurückziehen und durch einen Leitungsdraht mittelſt Elektricität die Exploſion bewirken. Die neueſten Unter- ſeeboote ſind, wie wir ſehen werden, nach einem anderen Principe conſtruirt.
Eine der erſten Conſtruc- tionen ſolcher Boote, welche der Beachtung werth erſchien, war jene des Schweden Thorſten Nordenfelt. Sein ſubmarines Fahrzeug hat im Großen und Ganzen die Cigarrenform; es iſt 30‧4 Meter lang und hat einen Durchmeſſer von 3‧6 Meter an der breiteſten Stelle, von welcher es ſich nach den beiden Enden hin entſprechend verjüngt. Das Fahrzeug wird durch Dampf bewegt, der, ſo lange es auf dem Waſſer liegt, in gewöhnlichen Keſſeln erzeugt wird. Die Keſſeln liefern mehr Dampf als verbraucht wird; derſelbe wird daher in beſonderen Fangkeſſeln condenſirt und giebt alsdann die bewegende Kraft für die unterſeeiſche Fahrt, die fünf bis ſechs Stunden währen kann, was jedenfalls ausreichend iſt. Der Conſtructeur hatte im Auge, daß ſein Fahrzeug ſich etwa 1500 bis 1000 Meter vom feindlichen Schiffe entfernt ſo weit verſenken ſollte, daß nur die Glaskuppel des Commandothurmes über Waſſer bliebe, um erſt bei einer Annäherung bis auf 500 Meter völlig unterzutauchen.
Nordenfelt hatte ſein Boot für eine Tauchungstiefe von 19 Meter ge- baut. In der Mitte befindet ſich auf jeder Seite eine um eine ſenkrechte Achſe drehbare Taucherſchraube, durch welche das Boot, nachdem man den Schornſtein abgenommen und die Oeffnung desſelben geſchloſſen, bis auf die genannte Tiefe
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Dritter Abſchnitt.
von dem engliſchen Ingenieur Winans eingeführte Cigarrenform. Als Material
dient gewöhnlich Stahlblech. Das Heben und Senken geſchieht durch Aus- und
Einpumpen von Waſſer in Verbindung mit auszulöſenden Gewichten am Kiel für
den Fall, daß die Pumpmaſchine gelegentlich einmal verſagen ſollte. Als Treib-
vorrichtung dient ausſchließlich die Schiffsſchraube; zum Lenken benützt man ſenk-
rechte und wagerechte Ruder. Da es beſondere Schwierigkeiten verurſacht, unter
Waſſer eine beſtimmte Richtung einzuhalten, und der Compaß zu dieſem Zwecke
nicht genügt, beſitzen die meiſten Unterſeeboote auf Deck einen kuppelförmigen, mit
Fenſtern verſehenen Commandothurm, durch welchen im geeigneten Augenblicke
auch raſch die Luft im Innenraume erneuert werden kann. Im Uebrigen erfolgt
die Luftverſorgung ohne Schwierigkeit durch Mitnahme von comprimirter Luft.
[Abbildung Fig. 525. Nordenfelt-Boot. (Querſchnitt.)]
Außerdem beſitzen dieſe Fahr-
zeuge entſprechende Vorrichtungen
zum Anbringen von Torpedos
an dem als Angriffsobject dienen-
den Schiffe, worauf ſie ſich in
ſichere Entfernung zurückziehen
und durch einen Leitungsdraht
mittelſt Elektricität die Exploſion
bewirken. Die neueſten Unter-
ſeeboote ſind, wie wir ſehen
werden, nach einem anderen
Principe conſtruirt.
Eine der erſten Conſtruc-
tionen ſolcher Boote, welche der
Beachtung werth erſchien, war jene des Schweden Thorſten Nordenfelt. Sein
ſubmarines Fahrzeug hat im Großen und Ganzen die Cigarrenform; es iſt 30‧4 Meter
lang und hat einen Durchmeſſer von 3‧6 Meter an der breiteſten Stelle, von welcher
es ſich nach den beiden Enden hin entſprechend verjüngt. Das Fahrzeug wird durch
Dampf bewegt, der, ſo lange es auf dem Waſſer liegt, in gewöhnlichen Keſſeln
erzeugt wird. Die Keſſeln liefern mehr Dampf als verbraucht wird; derſelbe
wird daher in beſonderen Fangkeſſeln condenſirt und giebt alsdann die bewegende
Kraft für die unterſeeiſche Fahrt, die fünf bis ſechs Stunden währen kann, was
jedenfalls ausreichend iſt. Der Conſtructeur hatte im Auge, daß ſein Fahrzeug ſich
etwa 1500 bis 1000 Meter vom feindlichen Schiffe entfernt ſo weit verſenken
ſollte, daß nur die Glaskuppel des Commandothurmes über Waſſer bliebe, um erſt
bei einer Annäherung bis auf 500 Meter völlig unterzutauchen.
Nordenfelt hatte ſein Boot für eine Tauchungstiefe von 19 Meter ge-
baut. In der Mitte befindet ſich auf jeder Seite eine um eine ſenkrechte Achſe
drehbare Taucherſchraube, durch welche das Boot, nachdem man den Schornſtein
abgenommen und die Oeffnung desſelben geſchloſſen, bis auf die genannte Tiefe
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/740>, abgerufen am 23.11.2024.
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