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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
Es ist aber glücklicherweise dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel
wachsen, und daß die Kriegsfahrzeuge nicht leicht dem Schicksale, von so heim-
tückischen Feinden angegriffen zu werden, verfallen. Darum ist eine Flotte noch
nicht verloren, weil der Gegner sie mit seinen Torpedos bedroht, und es stehen
den Geschwaderführern drei ausgezeichnete Mittel zu Gebote, sich der heimtückischen
Feinde zu erwehren.

Das erste Mittel ist rein negativer Natur; es besteht in der geringen Trag-
weite und in der noch geringeren Treffsicherheit der Torpedos. Selbst der so-
genannte automobile Torpedo, der durch eine eigene Maschine bewegt wird, ver-
mag die einmal eingeschlagene Richtung nicht mehr zu verändern. Er wird also
unwirksam, wenn das Ziel von der Stelle rückt. Ebensowenig ist die Wirkung der
Abtrift wieder gut zu machen. Strömung und Wellen beeinflussen die Fahrt-
richtung des unweit der Oberfläche dahinschwimmenden Torpedos in einem umso
höheren Grade, als seine Geschwindigkeit schon in einiger Entfernung der Ab-
schußstelle nicht einmal mehr an die eines Kreuzers heranreicht. Da man aber
vom Torpedo keine Durchschlagskraft fordert, sondern nur auf dessen Spreng-
wirkung reflectirt, ist die größere Fortbewegungsgeschwindigkeit insofern von Werth,
als dadurch die Treffgenauigkeit vermehrt wird. Der Whitehead-Torpedo bei-
spielsweise erreicht bei 160 Meter Entfernung eine Fahrtgeschwindigkeit von
12 Meter; bei einer Distanz von 900 Meter jedoch beträgt dieselbe nur mehr
8 1/2 Meter, und soll ein Torpedo 2 Kilometer weit laufen, so kann er dies
nur mit einer Geschwindigkeit von 4 Meter in der Secunde.

Um diesem Uebelstande zu begegnen, hat man Torpedo gebaut, welche sich
von der Abschußstelle aus steuern lassen. Der Brennau'sche Torpedo beispiels-
weise bleibt nach dem Abschießen durch zwei Drähte mit der Abschußstelle ver-
bunden. Windet man diese Drähte sehr rasch auf, so versetzen sie je eine Schraube
in Bewegung, welche die Sprengwaffe fortbewegen. Gesteuert wird diese dadurch,
daß man, wenn sie nach links abschwenken soll, den rechtsseitigen Draht rascher
oder den linksseitigen langsamer aufwindet, wodurch in dem Gange der Schrauben
Verschiedenheiten entstehen, die der Wirkung eines Steuers gleichkommen. ... Anderer-
seits hat man mehrfach Torpedos construirt, welche ebenfalls im Jahren Drähte
abwickeln. Diese Drähte sind aber hier die Träger elektrischer Ströme, durch
welche zwei Dynamomaschinen und damit verkuppelte Schrauben bethätigt werden.
Durch Veränderung der Stromstärke erzielt man die gleiche steuernde Wirkung,
wie beim Brennau'schen Torpedo. Auch die lenkbaren Torpedos schwimmen unter
Wasser. Damit man ihre Richtung verfolgen kann, sind sie mit Richtstangen oder
einem Schwimmer versehen, wie beispielsweise beim Sims-Edison-Torpedo.

Die Aussichten auf einen erfolgreichen Torpedoangriff steigen natürlich be-
deutend, wenn das Ziel sich nicht bewegt, also etwa vor Anker liegende Schiffe,
wobei noch der günstige Umstand hinzukommt, daß das Wasser an solchen Anker-
stellen (Häfen, Rheden) nicht so bewegt ist, wie auf hoher See oder in einiger

Dritter Abſchnitt.
Es iſt aber glücklicherweiſe dafür geſorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel
wachſen, und daß die Kriegsfahrzeuge nicht leicht dem Schickſale, von ſo heim-
tückiſchen Feinden angegriffen zu werden, verfallen. Darum iſt eine Flotte noch
nicht verloren, weil der Gegner ſie mit ſeinen Torpedos bedroht, und es ſtehen
den Geſchwaderführern drei ausgezeichnete Mittel zu Gebote, ſich der heimtückiſchen
Feinde zu erwehren.

Das erſte Mittel iſt rein negativer Natur; es beſteht in der geringen Trag-
weite und in der noch geringeren Treffſicherheit der Torpedos. Selbſt der ſo-
genannte automobile Torpedo, der durch eine eigene Maſchine bewegt wird, ver-
mag die einmal eingeſchlagene Richtung nicht mehr zu verändern. Er wird alſo
unwirkſam, wenn das Ziel von der Stelle rückt. Ebenſowenig iſt die Wirkung der
Abtrift wieder gut zu machen. Strömung und Wellen beeinfluſſen die Fahrt-
richtung des unweit der Oberfläche dahinſchwimmenden Torpedos in einem umſo
höheren Grade, als ſeine Geſchwindigkeit ſchon in einiger Entfernung der Ab-
ſchußſtelle nicht einmal mehr an die eines Kreuzers heranreicht. Da man aber
vom Torpedo keine Durchſchlagskraft fordert, ſondern nur auf deſſen Spreng-
wirkung reflectirt, iſt die größere Fortbewegungsgeſchwindigkeit inſofern von Werth,
als dadurch die Treffgenauigkeit vermehrt wird. Der Whitehead-Torpedo bei-
ſpielsweiſe erreicht bei 160 Meter Entfernung eine Fahrtgeſchwindigkeit von
12 Meter; bei einer Diſtanz von 900 Meter jedoch beträgt dieſelbe nur mehr
8 ½ Meter, und ſoll ein Torpedo 2 Kilometer weit laufen, ſo kann er dies
nur mit einer Geſchwindigkeit von 4 Meter in der Secunde.

Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, hat man Torpedo gebaut, welche ſich
von der Abſchußſtelle aus ſteuern laſſen. Der Brennau'ſche Torpedo beiſpiels-
weiſe bleibt nach dem Abſchießen durch zwei Drähte mit der Abſchußſtelle ver-
bunden. Windet man dieſe Drähte ſehr raſch auf, ſo verſetzen ſie je eine Schraube
in Bewegung, welche die Sprengwaffe fortbewegen. Geſteuert wird dieſe dadurch,
daß man, wenn ſie nach links abſchwenken ſoll, den rechtsſeitigen Draht raſcher
oder den linksſeitigen langſamer aufwindet, wodurch in dem Gange der Schrauben
Verſchiedenheiten entſtehen, die der Wirkung eines Steuers gleichkommen. ... Anderer-
ſeits hat man mehrfach Torpedos conſtruirt, welche ebenfalls im Jahren Drähte
abwickeln. Dieſe Drähte ſind aber hier die Träger elektriſcher Ströme, durch
welche zwei Dynamomaſchinen und damit verkuppelte Schrauben bethätigt werden.
Durch Veränderung der Stromſtärke erzielt man die gleiche ſteuernde Wirkung,
wie beim Brennau'ſchen Torpedo. Auch die lenkbaren Torpedos ſchwimmen unter
Waſſer. Damit man ihre Richtung verfolgen kann, ſind ſie mit Richtſtangen oder
einem Schwimmer verſehen, wie beiſpielsweiſe beim Sims-Ediſon-Torpedo.

Die Ausſichten auf einen erfolgreichen Torpedoangriff ſteigen natürlich be-
deutend, wenn das Ziel ſich nicht bewegt, alſo etwa vor Anker liegende Schiffe,
wobei noch der günſtige Umſtand hinzukommt, daß das Waſſer an ſolchen Anker-
ſtellen (Häfen, Rheden) nicht ſo bewegt iſt, wie auf hoher See oder in einiger

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[650/0724] Dritter Abſchnitt. Es iſt aber glücklicherweiſe dafür geſorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen, und daß die Kriegsfahrzeuge nicht leicht dem Schickſale, von ſo heim- tückiſchen Feinden angegriffen zu werden, verfallen. Darum iſt eine Flotte noch nicht verloren, weil der Gegner ſie mit ſeinen Torpedos bedroht, und es ſtehen den Geſchwaderführern drei ausgezeichnete Mittel zu Gebote, ſich der heimtückiſchen Feinde zu erwehren. Das erſte Mittel iſt rein negativer Natur; es beſteht in der geringen Trag- weite und in der noch geringeren Treffſicherheit der Torpedos. Selbſt der ſo- genannte automobile Torpedo, der durch eine eigene Maſchine bewegt wird, ver- mag die einmal eingeſchlagene Richtung nicht mehr zu verändern. Er wird alſo unwirkſam, wenn das Ziel von der Stelle rückt. Ebenſowenig iſt die Wirkung der Abtrift wieder gut zu machen. Strömung und Wellen beeinfluſſen die Fahrt- richtung des unweit der Oberfläche dahinſchwimmenden Torpedos in einem umſo höheren Grade, als ſeine Geſchwindigkeit ſchon in einiger Entfernung der Ab- ſchußſtelle nicht einmal mehr an die eines Kreuzers heranreicht. Da man aber vom Torpedo keine Durchſchlagskraft fordert, ſondern nur auf deſſen Spreng- wirkung reflectirt, iſt die größere Fortbewegungsgeſchwindigkeit inſofern von Werth, als dadurch die Treffgenauigkeit vermehrt wird. Der Whitehead-Torpedo bei- ſpielsweiſe erreicht bei 160 Meter Entfernung eine Fahrtgeſchwindigkeit von 12 Meter; bei einer Diſtanz von 900 Meter jedoch beträgt dieſelbe nur mehr 8 ½ Meter, und ſoll ein Torpedo 2 Kilometer weit laufen, ſo kann er dies nur mit einer Geſchwindigkeit von 4 Meter in der Secunde. Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, hat man Torpedo gebaut, welche ſich von der Abſchußſtelle aus ſteuern laſſen. Der Brennau'ſche Torpedo beiſpiels- weiſe bleibt nach dem Abſchießen durch zwei Drähte mit der Abſchußſtelle ver- bunden. Windet man dieſe Drähte ſehr raſch auf, ſo verſetzen ſie je eine Schraube in Bewegung, welche die Sprengwaffe fortbewegen. Geſteuert wird dieſe dadurch, daß man, wenn ſie nach links abſchwenken ſoll, den rechtsſeitigen Draht raſcher oder den linksſeitigen langſamer aufwindet, wodurch in dem Gange der Schrauben Verſchiedenheiten entſtehen, die der Wirkung eines Steuers gleichkommen. ... Anderer- ſeits hat man mehrfach Torpedos conſtruirt, welche ebenfalls im Jahren Drähte abwickeln. Dieſe Drähte ſind aber hier die Träger elektriſcher Ströme, durch welche zwei Dynamomaſchinen und damit verkuppelte Schrauben bethätigt werden. Durch Veränderung der Stromſtärke erzielt man die gleiche ſteuernde Wirkung, wie beim Brennau'ſchen Torpedo. Auch die lenkbaren Torpedos ſchwimmen unter Waſſer. Damit man ihre Richtung verfolgen kann, ſind ſie mit Richtſtangen oder einem Schwimmer verſehen, wie beiſpielsweiſe beim Sims-Ediſon-Torpedo. Die Ausſichten auf einen erfolgreichen Torpedoangriff ſteigen natürlich be- deutend, wenn das Ziel ſich nicht bewegt, alſo etwa vor Anker liegende Schiffe, wobei noch der günſtige Umſtand hinzukommt, daß das Waſſer an ſolchen Anker- ſtellen (Häfen, Rheden) nicht ſo bewegt iſt, wie auf hoher See oder in einiger

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/724>, abgerufen am 22.11.2024.