Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Die submarinen Kampfmittel.
heraus, worauf die Zündung erfolgte. Die Sicherung während des Legens bestand
darin, daß der in der Mitte durchlochte Deckel auf einem centralen Bolzen saß,
an welchem ein Tau befestigt war, das an die Oberfläche führte. Insolange man
dieses Tau nicht schlüpfen ließ, war die Mine nicht actionsfähig. Die Ladung
derselben betrug 50--100 Pfund Schießpulver. Im Jahre 1865 fielen diesem
Minentyp nicht weniger als neun Schiffe der amerikanischen Union zum Opfer.

Elektrische Minen wurden mit enormen [Abbildung] Fig. 507.

Zünder für Elektro-Contactminen.


Ladungen (bis zu 1500 Kilogramm Pulver)
angewendet; als Gefäße nahm man anfangs
alte Schiffskessel, später wurden dieselben eigens
aus Eisenblech construirt. Zu den Minen
führten Kupferdrähte, die mit Kautschuk und
getheertem Hanf umgeben waren; der Zünder
enthielt einen in den Stromkreis geschalteten
feinen Platindraht, der durch eine Bunsen-
oder Grove-Batterie oder durch einen Wheat-
stone
'schen magnetoelektrischen Apparat zum
Glühen gebracht wurde. Die verbreitetsten
Repräsentanten der mechanisch-elektrischen Minen,
d.i. jener Constructionen, bei welchen die Zündung
wohl auf elektrischem Wege durch den Anprall
des Gegners hervorgerufen wird, die Einleitung
des Stromes jedoch nicht mittelst Kabels vom
Lande aus erfolgt, sondern durch Bethätigung
einer in die Mine selbst eingebauten Batterie
automatisch eingeleitet wird, sind die Hertz-
Mine
und die Mac Evoy-Mine. Die erstere
hat namentlich in Deutschland und Rußland
lange Zeit in Verwendung gestanden und sogar
noch im russisch-türkischen Kriege 1877 den Russen große Dienste geleistet. ... Die
elektro-mechanischen Minen verdanken ihre Systemisirung dem österreichischen Genie-
obersten Baron Ebner, welcher mittelst derselben im Jahre 1866 Pola und Lissa
in Vertheidigungszustand versetzte. Die Anordnung bestand darin, daß der Zünder
durch den Stoß eines Schiffes activirt wurde, jedoch nur dann, wenn in der Zünd-
station am Lande Stromschluß hergestellt war. Gegenüber den gewöhnlichen Contact-
minen hatte diese den Vortheil der Ungefährlichkeit für die eigenen Schiffe.

Die geniale Construction der Ebner-Mine bestand im Folgenden: Der
Stoß- und Zündmechanismus, aus Puffern und Stoßrad bestehend, bewegte fünf
auf einer Ebonitplatte angeordnete, die Schaltklötze verbindende Contactfedern, von
welchen die zwei gegenüberliegenden, sowie ein starker Arm durch die beim Anprall
erfolgende Drehung des Stoßrades im ersten Moment den Stromschluß einer am

Die ſubmarinen Kampfmittel.
heraus, worauf die Zündung erfolgte. Die Sicherung während des Legens beſtand
darin, daß der in der Mitte durchlochte Deckel auf einem centralen Bolzen ſaß,
an welchem ein Tau befeſtigt war, das an die Oberfläche führte. Inſolange man
dieſes Tau nicht ſchlüpfen ließ, war die Mine nicht actionsfähig. Die Ladung
derſelben betrug 50—100 Pfund Schießpulver. Im Jahre 1865 fielen dieſem
Minentyp nicht weniger als neun Schiffe der amerikaniſchen Union zum Opfer.

Elektriſche Minen wurden mit enormen [Abbildung] Fig. 507.

Zünder für Elektro-Contactminen.


Ladungen (bis zu 1500 Kilogramm Pulver)
angewendet; als Gefäße nahm man anfangs
alte Schiffskeſſel, ſpäter wurden dieſelben eigens
aus Eiſenblech conſtruirt. Zu den Minen
führten Kupferdrähte, die mit Kautſchuk und
getheertem Hanf umgeben waren; der Zünder
enthielt einen in den Stromkreis geſchalteten
feinen Platindraht, der durch eine Bunſen-
oder Grove-Batterie oder durch einen Wheat-
ſtone
'ſchen magnetoelektriſchen Apparat zum
Glühen gebracht wurde. Die verbreitetſten
Repräſentanten der mechaniſch-elektriſchen Minen,
d.i. jener Conſtructionen, bei welchen die Zündung
wohl auf elektriſchem Wege durch den Anprall
des Gegners hervorgerufen wird, die Einleitung
des Stromes jedoch nicht mittelſt Kabels vom
Lande aus erfolgt, ſondern durch Bethätigung
einer in die Mine ſelbſt eingebauten Batterie
automatiſch eingeleitet wird, ſind die Hertz-
Mine
und die Mac Evoy-Mine. Die erſtere
hat namentlich in Deutſchland und Rußland
lange Zeit in Verwendung geſtanden und ſogar
noch im ruſſiſch-türkiſchen Kriege 1877 den Ruſſen große Dienſte geleiſtet. ... Die
elektro-mechaniſchen Minen verdanken ihre Syſtemiſirung dem öſterreichiſchen Genie-
oberſten Baron Ebner, welcher mittelſt derſelben im Jahre 1866 Pola und Liſſa
in Vertheidigungszuſtand verſetzte. Die Anordnung beſtand darin, daß der Zünder
durch den Stoß eines Schiffes activirt wurde, jedoch nur dann, wenn in der Zünd-
ſtation am Lande Stromſchluß hergeſtellt war. Gegenüber den gewöhnlichen Contact-
minen hatte dieſe den Vortheil der Ungefährlichkeit für die eigenen Schiffe.

Die geniale Conſtruction der Ebner-Mine beſtand im Folgenden: Der
Stoß- und Zündmechanismus, aus Puffern und Stoßrad beſtehend, bewegte fünf
auf einer Ebonitplatte angeordnete, die Schaltklötze verbindende Contactfedern, von
welchen die zwei gegenüberliegenden, ſowie ein ſtarker Arm durch die beim Anprall
erfolgende Drehung des Stoßrades im erſten Moment den Stromſchluß einer am

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0719" n="645"/><fw place="top" type="header">Die &#x017F;ubmarinen Kampfmittel.</fw><lb/>
heraus, worauf die Zündung erfolgte. Die Sicherung während des Legens be&#x017F;tand<lb/>
darin, daß der in der Mitte durchlochte Deckel auf einem centralen Bolzen &#x017F;aß,<lb/>
an welchem ein Tau befe&#x017F;tigt war, das an die Oberfläche führte. In&#x017F;olange man<lb/>
die&#x017F;es Tau nicht &#x017F;chlüpfen ließ, war die Mine nicht actionsfähig. Die Ladung<lb/>
der&#x017F;elben betrug 50&#x2014;100 Pfund Schießpulver. Im Jahre 1865 fielen die&#x017F;em<lb/>
Minentyp nicht weniger als neun Schiffe der amerikani&#x017F;chen Union zum Opfer.</p><lb/>
              <p>Elektri&#x017F;che Minen wurden mit enormen  <figure><head>Fig. 507.</head><p> Zünder für Elektro-Contactminen.</p></figure><lb/>
Ladungen (bis zu 1500 Kilogramm Pulver)<lb/>
angewendet; als Gefäße nahm man anfangs<lb/>
alte Schiffske&#x017F;&#x017F;el, &#x017F;päter wurden die&#x017F;elben eigens<lb/>
aus Ei&#x017F;enblech con&#x017F;truirt. Zu den Minen<lb/>
führten Kupferdrähte, die mit Kaut&#x017F;chuk und<lb/>
getheertem Hanf umgeben waren; der Zünder<lb/>
enthielt einen in den Stromkreis ge&#x017F;chalteten<lb/>
feinen Platindraht, der durch eine <hi rendition="#g">Bun&#x017F;en</hi>-<lb/>
oder <hi rendition="#g">Grove</hi>-Batterie oder durch einen <hi rendition="#g">Wheat-<lb/>
&#x017F;tone</hi>'&#x017F;chen magnetoelektri&#x017F;chen Apparat zum<lb/>
Glühen gebracht wurde. Die verbreitet&#x017F;ten<lb/>
Reprä&#x017F;entanten der mechani&#x017F;ch-elektri&#x017F;chen Minen,<lb/>
d.i. jener Con&#x017F;tructionen, bei welchen die Zündung<lb/>
wohl auf elektri&#x017F;chem Wege durch den Anprall<lb/>
des Gegners hervorgerufen wird, die Einleitung<lb/>
des Stromes jedoch nicht mittel&#x017F;t Kabels vom<lb/>
Lande aus erfolgt, &#x017F;ondern durch Bethätigung<lb/>
einer in die Mine &#x017F;elb&#x017F;t eingebauten Batterie<lb/>
automati&#x017F;ch eingeleitet wird, &#x017F;ind die <hi rendition="#g">Hertz-<lb/>
Mine</hi> und die <hi rendition="#g">Mac Evoy-Mine</hi>. Die er&#x017F;tere<lb/>
hat namentlich in Deut&#x017F;chland und Rußland<lb/>
lange Zeit in Verwendung ge&#x017F;tanden und &#x017F;ogar<lb/>
noch im ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-türki&#x017F;chen Kriege 1877 den Ru&#x017F;&#x017F;en große Dien&#x017F;te gelei&#x017F;tet. ... Die<lb/>
elektro-mechani&#x017F;chen Minen verdanken ihre Sy&#x017F;temi&#x017F;irung dem ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Genie-<lb/>
ober&#x017F;ten Baron <hi rendition="#g">Ebner</hi>, welcher mittel&#x017F;t der&#x017F;elben im Jahre 1866 Pola und Li&#x017F;&#x017F;a<lb/>
in Vertheidigungszu&#x017F;tand ver&#x017F;etzte. Die Anordnung be&#x017F;tand darin, daß der Zünder<lb/>
durch den Stoß eines Schiffes activirt wurde, jedoch nur dann, wenn in der Zünd-<lb/>
&#x017F;tation am Lande Strom&#x017F;chluß herge&#x017F;tellt war. Gegenüber den gewöhnlichen Contact-<lb/>
minen hatte die&#x017F;e den Vortheil der Ungefährlichkeit für die eigenen Schiffe.</p><lb/>
              <p>Die geniale Con&#x017F;truction der <hi rendition="#g">Ebner</hi>-Mine be&#x017F;tand im Folgenden: Der<lb/>
Stoß- und Zündmechanismus, aus Puffern und Stoßrad be&#x017F;tehend, bewegte fünf<lb/>
auf einer Ebonitplatte angeordnete, die Schaltklötze verbindende Contactfedern, von<lb/>
welchen die zwei gegenüberliegenden, &#x017F;owie ein &#x017F;tarker Arm durch die beim Anprall<lb/>
erfolgende Drehung des Stoßrades im er&#x017F;ten Moment den Strom&#x017F;chluß einer am<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[645/0719] Die ſubmarinen Kampfmittel. heraus, worauf die Zündung erfolgte. Die Sicherung während des Legens beſtand darin, daß der in der Mitte durchlochte Deckel auf einem centralen Bolzen ſaß, an welchem ein Tau befeſtigt war, das an die Oberfläche führte. Inſolange man dieſes Tau nicht ſchlüpfen ließ, war die Mine nicht actionsfähig. Die Ladung derſelben betrug 50—100 Pfund Schießpulver. Im Jahre 1865 fielen dieſem Minentyp nicht weniger als neun Schiffe der amerikaniſchen Union zum Opfer. Elektriſche Minen wurden mit enormen [Abbildung Fig. 507. Zünder für Elektro-Contactminen.] Ladungen (bis zu 1500 Kilogramm Pulver) angewendet; als Gefäße nahm man anfangs alte Schiffskeſſel, ſpäter wurden dieſelben eigens aus Eiſenblech conſtruirt. Zu den Minen führten Kupferdrähte, die mit Kautſchuk und getheertem Hanf umgeben waren; der Zünder enthielt einen in den Stromkreis geſchalteten feinen Platindraht, der durch eine Bunſen- oder Grove-Batterie oder durch einen Wheat- ſtone'ſchen magnetoelektriſchen Apparat zum Glühen gebracht wurde. Die verbreitetſten Repräſentanten der mechaniſch-elektriſchen Minen, d.i. jener Conſtructionen, bei welchen die Zündung wohl auf elektriſchem Wege durch den Anprall des Gegners hervorgerufen wird, die Einleitung des Stromes jedoch nicht mittelſt Kabels vom Lande aus erfolgt, ſondern durch Bethätigung einer in die Mine ſelbſt eingebauten Batterie automatiſch eingeleitet wird, ſind die Hertz- Mine und die Mac Evoy-Mine. Die erſtere hat namentlich in Deutſchland und Rußland lange Zeit in Verwendung geſtanden und ſogar noch im ruſſiſch-türkiſchen Kriege 1877 den Ruſſen große Dienſte geleiſtet. ... Die elektro-mechaniſchen Minen verdanken ihre Syſtemiſirung dem öſterreichiſchen Genie- oberſten Baron Ebner, welcher mittelſt derſelben im Jahre 1866 Pola und Liſſa in Vertheidigungszuſtand verſetzte. Die Anordnung beſtand darin, daß der Zünder durch den Stoß eines Schiffes activirt wurde, jedoch nur dann, wenn in der Zünd- ſtation am Lande Stromſchluß hergeſtellt war. Gegenüber den gewöhnlichen Contact- minen hatte dieſe den Vortheil der Ungefährlichkeit für die eigenen Schiffe. Die geniale Conſtruction der Ebner-Mine beſtand im Folgenden: Der Stoß- und Zündmechanismus, aus Puffern und Stoßrad beſtehend, bewegte fünf auf einer Ebonitplatte angeordnete, die Schaltklötze verbindende Contactfedern, von welchen die zwei gegenüberliegenden, ſowie ein ſtarker Arm durch die beim Anprall erfolgende Drehung des Stoßrades im erſten Moment den Stromſchluß einer am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/719
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/719>, abgerufen am 22.07.2024.