Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.


Die submarinen Kampfmittel.

Im Seekriege entscheidet nicht ausschließlich die Artillerie oder die Ramme.
Das flüssige Element, in welchem sich die Kriegsfahrzeuge verschiedenster
Gattung tummeln, bringt es mit sich, daß letztere auch von einer Seite

bedroht werden können, wo sich die diesfalls in Frage kommenden Zerstörungs-
mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Diese Zer-
störungsmittel sind theils defensiver, theils offensiver Natur, indem sie entweder
lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine bestimmte Oertlichkeit
gebunden sind, oder zur angriffsweisen Verwendung kommen, in welchem Falle
ein bestimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt
es sich immer um submarine Kampfmittel; zu den rein defensiven gehören die
Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offensiven gehören die
automobilen Torpedos und die Unterseeboote.

Die Seeminen.

Für alle unterseeischen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all-
gemein die Bezeichnung "Torpedos" üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen
Jahrhunderts zuerst gebraucht wurde und aus dem Spanischen entlehnt ist. Erst
nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos)
übertrug man die Bezeichnung ausschließlich auf sie und nannte nun die nicht
selbstthätig beweglichen Sprengkörper schlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine
lange Geschichte hinter sich, denn schon im 16. Jahrhundert spielten in einzelnen
Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Explosionsschiffen, Höllenmaschinen
Petarden u.s.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter-
seeische Zerstörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach-
maligen Treibtorpedos aufwiesen. Auch die ersten Versuche mit förmlichen Unter-
seebooten fallen in diese Zeit. Wir werden im nächstfolgenden Abschnitte erfahren,
wie sich durch die Bemühungen eines Fulton und Anderer der eigentliche Tor-

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 41

Dritter Abſchnitt.


Die ſubmarinen Kampfmittel.

Im Seekriege entſcheidet nicht ausſchließlich die Artillerie oder die Ramme.
Das flüſſige Element, in welchem ſich die Kriegsfahrzeuge verſchiedenſter
Gattung tummeln, bringt es mit ſich, daß letztere auch von einer Seite

bedroht werden können, wo ſich die diesfalls in Frage kommenden Zerſtörungs-
mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Dieſe Zer-
ſtörungsmittel ſind theils defenſiver, theils offenſiver Natur, indem ſie entweder
lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine beſtimmte Oertlichkeit
gebunden ſind, oder zur angriffsweiſen Verwendung kommen, in welchem Falle
ein beſtimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt
es ſich immer um ſubmarine Kampfmittel; zu den rein defenſiven gehören die
Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offenſiven gehören die
automobilen Torpedos und die Unterſeeboote.

Die Seeminen.

Für alle unterſeeiſchen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all-
gemein die Bezeichnung »Torpedos« üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen
Jahrhunderts zuerſt gebraucht wurde und aus dem Spaniſchen entlehnt iſt. Erſt
nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos)
übertrug man die Bezeichnung ausſchließlich auf ſie und nannte nun die nicht
ſelbſtthätig beweglichen Sprengkörper ſchlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine
lange Geſchichte hinter ſich, denn ſchon im 16. Jahrhundert ſpielten in einzelnen
Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Exploſionsſchiffen, Höllenmaſchinen
Petarden u.ſ.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter-
ſeeiſche Zerſtörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach-
maligen Treibtorpedos aufwieſen. Auch die erſten Verſuche mit förmlichen Unter-
ſeebooten fallen in dieſe Zeit. Wir werden im nächſtfolgenden Abſchnitte erfahren,
wie ſich durch die Bemühungen eines Fulton und Anderer der eigentliche Tor-

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 41
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0715" n="641"/>
          </div>
          <div n="3">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <head> <hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </head>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die &#x017F;ubmarinen Kampfmittel.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">I</hi>m Seekriege ent&#x017F;cheidet nicht aus&#x017F;chließlich die Artillerie oder die Ramme.<lb/><hi rendition="#et">Das flü&#x017F;&#x017F;ige Element, in welchem &#x017F;ich die Kriegsfahrzeuge ver&#x017F;chieden&#x017F;ter<lb/>
Gattung tummeln, bringt es mit &#x017F;ich, daß letztere auch von einer Seite</hi><lb/>
bedroht werden können, wo &#x017F;ich die diesfalls in Frage kommenden Zer&#x017F;törungs-<lb/>
mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Die&#x017F;e Zer-<lb/>
&#x017F;törungsmittel &#x017F;ind theils defen&#x017F;iver, theils offen&#x017F;iver Natur, indem &#x017F;ie entweder<lb/>
lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine be&#x017F;timmte Oertlichkeit<lb/>
gebunden &#x017F;ind, oder zur angriffswei&#x017F;en Verwendung kommen, in welchem Falle<lb/>
ein be&#x017F;timmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt<lb/>
es &#x017F;ich immer um <hi rendition="#g">&#x017F;ubmarine</hi> Kampfmittel; zu den rein defen&#x017F;iven gehören die<lb/><hi rendition="#g">Seeminen</hi> und manche Kategorien von Torpedos, zu den offen&#x017F;iven gehören die<lb/><hi rendition="#g">automobilen Torpedos</hi> und die <hi rendition="#g">Unter&#x017F;eeboote</hi>.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head>Die Seeminen.</head><lb/>
              <p>Für alle unter&#x017F;eei&#x017F;chen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all-<lb/>
gemein die Bezeichnung »Torpedos« üblich, die von <hi rendition="#g">Fulton</hi> zu Ende des vorigen<lb/>
Jahrhunderts zuer&#x017F;t gebraucht wurde und aus dem Spani&#x017F;chen entlehnt i&#x017F;t. Er&#x017F;t<lb/>
nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos)<lb/>
übertrug man die Bezeichnung aus&#x017F;chließlich auf &#x017F;ie und nannte nun die nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;tthätig beweglichen Sprengkörper &#x017F;chlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine<lb/>
lange Ge&#x017F;chichte hinter &#x017F;ich, denn &#x017F;chon im 16. Jahrhundert &#x017F;pielten in einzelnen<lb/>
Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Explo&#x017F;ions&#x017F;chiffen, Höllenma&#x017F;chinen<lb/>
Petarden u.&#x017F;.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter-<lb/>
&#x017F;eei&#x017F;che Zer&#x017F;törungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach-<lb/>
maligen Treibtorpedos aufwie&#x017F;en. Auch die er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche mit förmlichen Unter-<lb/>
&#x017F;eebooten fallen in die&#x017F;e Zeit. Wir werden im näch&#x017F;tfolgenden Ab&#x017F;chnitte erfahren,<lb/>
wie &#x017F;ich durch die Bemühungen eines <hi rendition="#g">Fulton</hi> und Anderer der eigentliche Tor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schweiger-Lerchenfeld</hi>. Im Reiche der Cyklopen. 41</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0715] Dritter Abſchnitt. Die ſubmarinen Kampfmittel. Im Seekriege entſcheidet nicht ausſchließlich die Artillerie oder die Ramme. Das flüſſige Element, in welchem ſich die Kriegsfahrzeuge verſchiedenſter Gattung tummeln, bringt es mit ſich, daß letztere auch von einer Seite bedroht werden können, wo ſich die diesfalls in Frage kommenden Zerſtörungs- mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Dieſe Zer- ſtörungsmittel ſind theils defenſiver, theils offenſiver Natur, indem ſie entweder lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine beſtimmte Oertlichkeit gebunden ſind, oder zur angriffsweiſen Verwendung kommen, in welchem Falle ein beſtimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt es ſich immer um ſubmarine Kampfmittel; zu den rein defenſiven gehören die Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offenſiven gehören die automobilen Torpedos und die Unterſeeboote. Die Seeminen. Für alle unterſeeiſchen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all- gemein die Bezeichnung »Torpedos« üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen Jahrhunderts zuerſt gebraucht wurde und aus dem Spaniſchen entlehnt iſt. Erſt nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos) übertrug man die Bezeichnung ausſchließlich auf ſie und nannte nun die nicht ſelbſtthätig beweglichen Sprengkörper ſchlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine lange Geſchichte hinter ſich, denn ſchon im 16. Jahrhundert ſpielten in einzelnen Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Exploſionsſchiffen, Höllenmaſchinen Petarden u.ſ.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter- ſeeiſche Zerſtörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach- maligen Treibtorpedos aufwieſen. Auch die erſten Verſuche mit förmlichen Unter- ſeebooten fallen in dieſe Zeit. Wir werden im nächſtfolgenden Abſchnitte erfahren, wie ſich durch die Bemühungen eines Fulton und Anderer der eigentliche Tor- Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 41

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/715
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/715>, abgerufen am 23.11.2024.