während bei forcirter Fahrt beide Maschinenanlagen mit allen Kesseln in Wirk- samkeit sind und dabei ebenfalls mit derjenigen Leistung beansprucht werden, für welche sie eingerichtet sind.
Da die Maschinen unter gleichem Dampfdrucke stehen, addirt sich ferner die erzeugte Kraft ohne weiteres und finden Energieverluste bei solcher Anordnung nicht statt. Es ist aber noch ein weiterer Vorzug bei solcher Maschinentheilung vorhanden. Die Geschwindigkeit des Schiffes geht bei der Fahrt mit halber Kraft keineswegs auf die Hälfte herunter, sondern es ist nachgewiesen, daß ein so aus- gerüsteter Kreuzer, welcher mit beiden Maschinen 14 Seemeilen pro Stunde lief, mit der hinteren allein noch 10 Knoten Fahrt machte. Ferner ermöglicht die Theilung der Maschinenanlage auch die Einführung der wegen ihres ruhigen Ganges beliebten und in der Handelsmarine angewendeten Hammermaschine, deren Cylinder über der Welle stehen; denn während früher unter dem Panzerdeck der Kriegsschiffe solche hochragende Maschinen keinen Platz fanden, weil der Raum zu niedrig war, man also auf liegende Maschinen angewiesen war, können dieselben, durch die Theilung in allen ihren Dimensionen verringert, jetzt ganz gut eingebaut werden. Allerdings muß man bei ihnen auf die durch die oberen Cylinderdeckel durchgehenden Kolbenstangen verzichten, so daß also eine größere Abnützung der Kolbendichtungsringe unvermeidlich ist.
Von den hier dargestellten getheilten Schiffsmaschinen giebt das Vollbild die Backbordmaschine des italienischen Panzerschiffes "Re Umberto" wieder. Die Maschinen- anlage für dieses Schiff von 13.250 Tonnen Deplacement ist nach dem Compound- system eingerichtet. Jede einzelne der vier selbstständigen Zweicylindermaschinen leistet 5000 Pferdestärken, es wird also bei voller Fahrt jede Schraube mit 10.000 Pferdestärken angetrieben und erreicht das Schiff dabei fast 18 Knoten Geschwindigkeit. Die Abbildung zeigt die Maschine in der Montirungswerkstatt und läßt noch erkennen, daß die Steuerung der Hochdruckcylinder durch Kolbenschieber, die der Niederdruckcylinder durch Flachschieber geschieht. Letztere sind, da die Schieber- kastendeckel abgenommen sind, sichtbar. Einen Maßstab für die immerhin respectable Größe einer solchen Maschine giebt der an derselben beschäftigte Arbeiter.
Die in Fig. 496 dargestellte Maschine ist die Backbordmaschine des Panzer- schiffes "Sardegna", des Schwesterschiffes des vorgenannten. Hier ist bereits das Dreifachexpansionssystem in Anwendung gekommen, bei einem Dampfüberdruck von 10.5 Atmosphären. Jede Einzelmaschine, von denen das Doppelschraubenschiff also ebenfalls vier besitzt, soll 5700 Perdestärken leisten. Die gesammte Maschinenkraft giebt dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 18 Seemeilen pro Stunde. Die in der Abbildung links sichtbare kleinere Maschine ist die für jede Hauptmaschine vor- handene Luftpumpe für die Condensation, die am äußersten Ende rechts sichtbare kleine Dampfmaschine dient zum Drehen der Hauptmaschine bei Instandsetzungs- arbeiten im Hafen.
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Panzerſchiffbau.
während bei forcirter Fahrt beide Maſchinenanlagen mit allen Keſſeln in Wirk- ſamkeit ſind und dabei ebenfalls mit derjenigen Leiſtung beanſprucht werden, für welche ſie eingerichtet ſind.
Da die Maſchinen unter gleichem Dampfdrucke ſtehen, addirt ſich ferner die erzeugte Kraft ohne weiteres und finden Energieverluſte bei ſolcher Anordnung nicht ſtatt. Es iſt aber noch ein weiterer Vorzug bei ſolcher Maſchinentheilung vorhanden. Die Geſchwindigkeit des Schiffes geht bei der Fahrt mit halber Kraft keineswegs auf die Hälfte herunter, ſondern es iſt nachgewieſen, daß ein ſo aus- gerüſteter Kreuzer, welcher mit beiden Maſchinen 14 Seemeilen pro Stunde lief, mit der hinteren allein noch 10 Knoten Fahrt machte. Ferner ermöglicht die Theilung der Maſchinenanlage auch die Einführung der wegen ihres ruhigen Ganges beliebten und in der Handelsmarine angewendeten Hammermaſchine, deren Cylinder über der Welle ſtehen; denn während früher unter dem Panzerdeck der Kriegsſchiffe ſolche hochragende Maſchinen keinen Platz fanden, weil der Raum zu niedrig war, man alſo auf liegende Maſchinen angewieſen war, können dieſelben, durch die Theilung in allen ihren Dimenſionen verringert, jetzt ganz gut eingebaut werden. Allerdings muß man bei ihnen auf die durch die oberen Cylinderdeckel durchgehenden Kolbenſtangen verzichten, ſo daß alſo eine größere Abnützung der Kolbendichtungsringe unvermeidlich iſt.
Von den hier dargeſtellten getheilten Schiffsmaſchinen giebt das Vollbild die Backbordmaſchine des italieniſchen Panzerſchiffes »Re Umberto« wieder. Die Maſchinen- anlage für dieſes Schiff von 13.250 Tonnen Deplacement iſt nach dem Compound- ſyſtem eingerichtet. Jede einzelne der vier ſelbſtſtändigen Zweicylindermaſchinen leiſtet 5000 Pferdeſtärken, es wird alſo bei voller Fahrt jede Schraube mit 10.000 Pferdeſtärken angetrieben und erreicht das Schiff dabei faſt 18 Knoten Geſchwindigkeit. Die Abbildung zeigt die Maſchine in der Montirungswerkſtatt und läßt noch erkennen, daß die Steuerung der Hochdruckcylinder durch Kolbenſchieber, die der Niederdruckcylinder durch Flachſchieber geſchieht. Letztere ſind, da die Schieber- kaſtendeckel abgenommen ſind, ſichtbar. Einen Maßſtab für die immerhin reſpectable Größe einer ſolchen Maſchine giebt der an derſelben beſchäftigte Arbeiter.
Die in Fig. 496 dargeſtellte Maſchine iſt die Backbordmaſchine des Panzer- ſchiffes »Sardegna«, des Schweſterſchiffes des vorgenannten. Hier iſt bereits das Dreifachexpanſionsſyſtem in Anwendung gekommen, bei einem Dampfüberdruck von 10‧5 Atmoſphären. Jede Einzelmaſchine, von denen das Doppelſchraubenſchiff alſo ebenfalls vier beſitzt, ſoll 5700 Perdeſtärken leiſten. Die geſammte Maſchinenkraft giebt dem Schiffe eine Geſchwindigkeit von 18 Seemeilen pro Stunde. Die in der Abbildung links ſichtbare kleinere Maſchine iſt die für jede Hauptmaſchine vor- handene Luftpumpe für die Condenſation, die am äußerſten Ende rechts ſichtbare kleine Dampfmaſchine dient zum Drehen der Hauptmaſchine bei Inſtandſetzungs- arbeiten im Hafen.
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Panzerſchiffbau.
während bei forcirter Fahrt beide Maſchinenanlagen mit allen Keſſeln in Wirk-
ſamkeit ſind und dabei ebenfalls mit derjenigen Leiſtung beanſprucht werden, für
welche ſie eingerichtet ſind.
Da die Maſchinen unter gleichem Dampfdrucke ſtehen, addirt ſich ferner die
erzeugte Kraft ohne weiteres und finden Energieverluſte bei ſolcher Anordnung
nicht ſtatt. Es iſt aber noch ein weiterer Vorzug bei ſolcher Maſchinentheilung
vorhanden. Die Geſchwindigkeit des Schiffes geht bei der Fahrt mit halber Kraft
keineswegs auf die Hälfte herunter, ſondern es iſt nachgewieſen, daß ein ſo aus-
gerüſteter Kreuzer, welcher mit beiden Maſchinen 14 Seemeilen pro Stunde lief,
mit der hinteren allein noch 10 Knoten Fahrt machte. Ferner ermöglicht die
Theilung der Maſchinenanlage auch die Einführung der wegen ihres ruhigen
Ganges beliebten und in der Handelsmarine angewendeten Hammermaſchine, deren
Cylinder über der Welle ſtehen; denn während früher unter dem Panzerdeck der
Kriegsſchiffe ſolche hochragende Maſchinen keinen Platz fanden, weil der Raum zu
niedrig war, man alſo auf liegende Maſchinen angewieſen war, können dieſelben,
durch die Theilung in allen ihren Dimenſionen verringert, jetzt ganz gut eingebaut
werden. Allerdings muß man bei ihnen auf die durch die oberen Cylinderdeckel
durchgehenden Kolbenſtangen verzichten, ſo daß alſo eine größere Abnützung der
Kolbendichtungsringe unvermeidlich iſt.
Von den hier dargeſtellten getheilten Schiffsmaſchinen giebt das Vollbild die
Backbordmaſchine des italieniſchen Panzerſchiffes »Re Umberto« wieder. Die Maſchinen-
anlage für dieſes Schiff von 13.250 Tonnen Deplacement iſt nach dem Compound-
ſyſtem eingerichtet. Jede einzelne der vier ſelbſtſtändigen Zweicylindermaſchinen
leiſtet 5000 Pferdeſtärken, es wird alſo bei voller Fahrt jede Schraube mit
10.000 Pferdeſtärken angetrieben und erreicht das Schiff dabei faſt 18 Knoten
Geſchwindigkeit. Die Abbildung zeigt die Maſchine in der Montirungswerkſtatt und
läßt noch erkennen, daß die Steuerung der Hochdruckcylinder durch Kolbenſchieber,
die der Niederdruckcylinder durch Flachſchieber geſchieht. Letztere ſind, da die Schieber-
kaſtendeckel abgenommen ſind, ſichtbar. Einen Maßſtab für die immerhin reſpectable
Größe einer ſolchen Maſchine giebt der an derſelben beſchäftigte Arbeiter.
Die in Fig. 496 dargeſtellte Maſchine iſt die Backbordmaſchine des Panzer-
ſchiffes »Sardegna«, des Schweſterſchiffes des vorgenannten. Hier iſt bereits das
Dreifachexpanſionsſyſtem in Anwendung gekommen, bei einem Dampfüberdruck von
10‧5 Atmoſphären. Jede Einzelmaſchine, von denen das Doppelſchraubenſchiff alſo
ebenfalls vier beſitzt, ſoll 5700 Perdeſtärken leiſten. Die geſammte Maſchinenkraft
giebt dem Schiffe eine Geſchwindigkeit von 18 Seemeilen pro Stunde. Die in der
Abbildung links ſichtbare kleinere Maſchine iſt die für jede Hauptmaſchine vor-
handene Luftpumpe für die Condenſation, die am äußerſten Ende rechts ſichtbare
kleine Dampfmaſchine dient zum Drehen der Hauptmaſchine bei Inſtandſetzungs-
arbeiten im Hafen.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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