der Beschaffung des Materiales zu kämpfen; dafür aber war der Bau viel ein- facher, weil man keine Maschinen unterzubringen und zu schützen hatte, und Vor- kehrungen gegen das Sinken des Schiffes entbehren zu können glaubte. Jetzt ist das, wie der Leser bereits aus einem anderen Abschnitte bezüglich des Baues der modernen großen Schnelldampfer weiß, wesentlich anders. Zunächst wird der Schiffs- rumpf der Quere und meist auch der Länge nach durch wasserdichte eiserne Wände derart eingetheilt, daß das Schiff nicht sinkt, selbst wenn das Wasser mehrere Ab- theilungen füllt; damit nicht zufrieden, giebt man den Kriegsschiffen jetzt stets einen doppelten Boden und theilt den Zwischenraum durch Wände in eine große Zahl
[Abbildung]
Fig. 481.
Panzerschiffbau. Aufbau vom Kiel aus.
wasserdichter Zellen, die es bewirken, daß eine Beschädigung der Außenhaut nichts auf sich hat. Das Wasser vermag in eine solche Zelle häufig gar nicht einzu- dringen, weil man den leeren Raum bisweilen mit Kork oder Cocosfaser ausfüllt. Diese vielen Zellen mit ihren Wandungen, unzähligen Nietköpfen und Streben, machen aber den Bau naturgemäß viel verwickelter und erfordern eine Unsumme von Arbeit.
Eine schwere Last erwächst dem Schiffbaumeister neuerdings durch die zahl- reichen Hilfsmaschinen, welche die mechanische Arbeit an Bord verrichten und elektrisches Licht, beziehungsweise motorische Kraft liefern sollen. Diese Motoren und ihre Dampfleitungen unterzubringen, ist eine heikle Aufgabe, umsomehr als sie in Verbindung mit tausend anderen Dingen eine erhebliche Vergrößerung des ge-
Zweiter Abſchnitt.
der Beſchaffung des Materiales zu kämpfen; dafür aber war der Bau viel ein- facher, weil man keine Maſchinen unterzubringen und zu ſchützen hatte, und Vor- kehrungen gegen das Sinken des Schiffes entbehren zu können glaubte. Jetzt iſt das, wie der Leſer bereits aus einem anderen Abſchnitte bezüglich des Baues der modernen großen Schnelldampfer weiß, weſentlich anders. Zunächſt wird der Schiffs- rumpf der Quere und meiſt auch der Länge nach durch waſſerdichte eiſerne Wände derart eingetheilt, daß das Schiff nicht ſinkt, ſelbſt wenn das Waſſer mehrere Ab- theilungen füllt; damit nicht zufrieden, giebt man den Kriegsſchiffen jetzt ſtets einen doppelten Boden und theilt den Zwiſchenraum durch Wände in eine große Zahl
[Abbildung]
Fig. 481.
Panzerſchiffbau. Aufbau vom Kiel aus.
waſſerdichter Zellen, die es bewirken, daß eine Beſchädigung der Außenhaut nichts auf ſich hat. Das Waſſer vermag in eine ſolche Zelle häufig gar nicht einzu- dringen, weil man den leeren Raum bisweilen mit Kork oder Cocosfaſer ausfüllt. Dieſe vielen Zellen mit ihren Wandungen, unzähligen Nietköpfen und Streben, machen aber den Bau naturgemäß viel verwickelter und erfordern eine Unſumme von Arbeit.
Eine ſchwere Laſt erwächſt dem Schiffbaumeiſter neuerdings durch die zahl- reichen Hilfsmaſchinen, welche die mechaniſche Arbeit an Bord verrichten und elektriſches Licht, beziehungsweiſe motoriſche Kraft liefern ſollen. Dieſe Motoren und ihre Dampfleitungen unterzubringen, iſt eine heikle Aufgabe, umſomehr als ſie in Verbindung mit tauſend anderen Dingen eine erhebliche Vergrößerung des ge-
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Zweiter Abſchnitt.
der Beſchaffung des Materiales zu kämpfen; dafür aber war der Bau viel ein-
facher, weil man keine Maſchinen unterzubringen und zu ſchützen hatte, und Vor-
kehrungen gegen das Sinken des Schiffes entbehren zu können glaubte. Jetzt iſt
das, wie der Leſer bereits aus einem anderen Abſchnitte bezüglich des Baues der
modernen großen Schnelldampfer weiß, weſentlich anders. Zunächſt wird der Schiffs-
rumpf der Quere und meiſt auch der Länge nach durch waſſerdichte eiſerne Wände
derart eingetheilt, daß das Schiff nicht ſinkt, ſelbſt wenn das Waſſer mehrere Ab-
theilungen füllt; damit nicht zufrieden, giebt man den Kriegsſchiffen jetzt ſtets einen
doppelten Boden und theilt den Zwiſchenraum durch Wände in eine große Zahl
[Abbildung Fig. 481. Panzerſchiffbau. Aufbau vom Kiel aus.]
waſſerdichter Zellen, die es bewirken, daß eine Beſchädigung der Außenhaut nichts
auf ſich hat. Das Waſſer vermag in eine ſolche Zelle häufig gar nicht einzu-
dringen, weil man den leeren Raum bisweilen mit Kork oder Cocosfaſer ausfüllt.
Dieſe vielen Zellen mit ihren Wandungen, unzähligen Nietköpfen und Streben,
machen aber den Bau naturgemäß viel verwickelter und erfordern eine Unſumme
von Arbeit.
Eine ſchwere Laſt erwächſt dem Schiffbaumeiſter neuerdings durch die zahl-
reichen Hilfsmaſchinen, welche die mechaniſche Arbeit an Bord verrichten und
elektriſches Licht, beziehungsweiſe motoriſche Kraft liefern ſollen. Dieſe Motoren und
ihre Dampfleitungen unterzubringen, iſt eine heikle Aufgabe, umſomehr als ſie in
Verbindung mit tauſend anderen Dingen eine erhebliche Vergrößerung des ge-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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