Das Schiff besteht ganz aus Stahl und ist nach dem Zellensystem mit Längs- spanten gebaut. Vom Rammbug bis zum Heck liegt ein gewölbtes Stahlpanzerdeck, welches in der Mitte 5 und in den nach den Seitenwänden sich hinabsenkenden Theilen 11 Centimeter dick ist. Außerdem gehen sieben Panzerquerwände von 7 Centimeter Dicke durch das Schiff, zum Schutze gegen Geschosse nach der Längs- richtung des Schiffes. Der Gürtelpanzer ist schwach, nämlich nur 10 Centimeter, und erstreckt sich mittschiffs auf eine Länge von 78 Meter, von der Oberdeckskante bis 3 Meter unter Wasser. Auf dem Oberdeck stehen zwei Panzerthürme, je einer im Vorder- und Hinterschiff von birnförmigem Grundriß, an welche sich die um- gebogenen Enden des Seitenpanzers anschließen. Dadurch ist im Mittelschiff eine Art Panzercasematte entstanden. Auch die Schlote sind von unten bis über das Oberdeck hinauf gepanzert. Die Maschinenanlage besteht aus vier Dreifach-Expansions- maschinen, welche paarweise eine Schraube antreiben und zusammen 22.800 Pferde- stärken indiciren, welche dem Kolosse die enorme Geschwindigkeit von 20 Knoten geben. Der erforderliche Dampf wird in 18 Kesseln erzeugt. Auch die Armirung ist außergewöhnlich stark. Die schwersten Geschütze sind die vier 34 Centimeter- Armstrongkanonen, welche paarweise in den beiden Panzerthürmen installirt sind.
Die nachstehende Tabelle läßt den Stand der Kriegsflotten der Großmächte im Jahre 1897 ersehen.
[Tabelle]
Ein besonderes Interesse haben in jüngster Zeit die Seekriegsmittel der Ver- einigten Staaten von Amerika erregt, von denen in früheren Jahren selten die Rede war. Die Entwickelung, welche dieselben genommen haben, ist besonders charakteristisch für den Aufschwung des Schiffbaues in der neuen Welt im All- gemeinen. Zu Beginn des Jahrhunderts war eine Kriegsflotte überhaupt nicht vor- handen. Kurz zuvor setzte sich dieselbe zusammen: aus 28 Schiffen und Fahrzeugen, worunter 5 Fregatten von 32 bis 44 Kanonen. Im Jahre 1801 aber kam ein Gesetz zu Stande, kraft dessen 20 Schiffe und Fahrzeuge verkauft wurden, so daß nur 13 Schiffe übrig blieben. In den nächsten zehn Jahren erfuhr die Flotte keine
Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
Das Schiff beſteht ganz aus Stahl und iſt nach dem Zellenſyſtem mit Längs- ſpanten gebaut. Vom Rammbug bis zum Heck liegt ein gewölbtes Stahlpanzerdeck, welches in der Mitte 5 und in den nach den Seitenwänden ſich hinabſenkenden Theilen 11 Centimeter dick iſt. Außerdem gehen ſieben Panzerquerwände von 7 Centimeter Dicke durch das Schiff, zum Schutze gegen Geſchoſſe nach der Längs- richtung des Schiffes. Der Gürtelpanzer iſt ſchwach, nämlich nur 10 Centimeter, und erſtreckt ſich mittſchiffs auf eine Länge von 78 Meter, von der Oberdeckskante bis 3 Meter unter Waſſer. Auf dem Oberdeck ſtehen zwei Panzerthürme, je einer im Vorder- und Hinterſchiff von birnförmigem Grundriß, an welche ſich die um- gebogenen Enden des Seitenpanzers anſchließen. Dadurch iſt im Mittelſchiff eine Art Panzercaſematte entſtanden. Auch die Schlote ſind von unten bis über das Oberdeck hinauf gepanzert. Die Maſchinenanlage beſteht aus vier Dreifach-Expanſions- maſchinen, welche paarweiſe eine Schraube antreiben und zuſammen 22.800 Pferde- ſtärken indiciren, welche dem Koloſſe die enorme Geſchwindigkeit von 20 Knoten geben. Der erforderliche Dampf wird in 18 Keſſeln erzeugt. Auch die Armirung iſt außergewöhnlich ſtark. Die ſchwerſten Geſchütze ſind die vier 34 Centimeter- Armſtrongkanonen, welche paarweiſe in den beiden Panzerthürmen inſtallirt ſind.
Die nachſtehende Tabelle läßt den Stand der Kriegsflotten der Großmächte im Jahre 1897 erſehen.
[Tabelle]
Ein beſonderes Intereſſe haben in jüngſter Zeit die Seekriegsmittel der Ver- einigten Staaten von Amerika erregt, von denen in früheren Jahren ſelten die Rede war. Die Entwickelung, welche dieſelben genommen haben, iſt beſonders charakteriſtiſch für den Aufſchwung des Schiffbaues in der neuen Welt im All- gemeinen. Zu Beginn des Jahrhunderts war eine Kriegsflotte überhaupt nicht vor- handen. Kurz zuvor ſetzte ſich dieſelbe zuſammen: aus 28 Schiffen und Fahrzeugen, worunter 5 Fregatten von 32 bis 44 Kanonen. Im Jahre 1801 aber kam ein Geſetz zu Stande, kraft deſſen 20 Schiffe und Fahrzeuge verkauft wurden, ſo daß nur 13 Schiffe übrig blieben. In den nächſten zehn Jahren erfuhr die Flotte keine
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Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
Das Schiff beſteht ganz aus Stahl und iſt nach dem Zellenſyſtem mit Längs-
ſpanten gebaut. Vom Rammbug bis zum Heck liegt ein gewölbtes Stahlpanzerdeck,
welches in der Mitte 5 und in den nach den Seitenwänden ſich hinabſenkenden
Theilen 11 Centimeter dick iſt. Außerdem gehen ſieben Panzerquerwände von
7 Centimeter Dicke durch das Schiff, zum Schutze gegen Geſchoſſe nach der Längs-
richtung des Schiffes. Der Gürtelpanzer iſt ſchwach, nämlich nur 10 Centimeter,
und erſtreckt ſich mittſchiffs auf eine Länge von 78 Meter, von der Oberdeckskante
bis 3 Meter unter Waſſer. Auf dem Oberdeck ſtehen zwei Panzerthürme, je einer
im Vorder- und Hinterſchiff von birnförmigem Grundriß, an welche ſich die um-
gebogenen Enden des Seitenpanzers anſchließen. Dadurch iſt im Mittelſchiff eine
Art Panzercaſematte entſtanden. Auch die Schlote ſind von unten bis über das
Oberdeck hinauf gepanzert. Die Maſchinenanlage beſteht aus vier Dreifach-Expanſions-
maſchinen, welche paarweiſe eine Schraube antreiben und zuſammen 22.800 Pferde-
ſtärken indiciren, welche dem Koloſſe die enorme Geſchwindigkeit von 20 Knoten
geben. Der erforderliche Dampf wird in 18 Keſſeln erzeugt. Auch die Armirung
iſt außergewöhnlich ſtark. Die ſchwerſten Geſchütze ſind die vier 34 Centimeter-
Armſtrongkanonen, welche paarweiſe in den beiden Panzerthürmen inſtallirt ſind.
Die nachſtehende Tabelle läßt den Stand der Kriegsflotten der Großmächte
im Jahre 1897 erſehen.
Ein beſonderes Intereſſe haben in jüngſter Zeit die Seekriegsmittel der Ver-
einigten Staaten von Amerika erregt, von denen in früheren Jahren ſelten
die Rede war. Die Entwickelung, welche dieſelben genommen haben, iſt beſonders
charakteriſtiſch für den Aufſchwung des Schiffbaues in der neuen Welt im All-
gemeinen. Zu Beginn des Jahrhunderts war eine Kriegsflotte überhaupt nicht vor-
handen. Kurz zuvor ſetzte ſich dieſelbe zuſammen: aus 28 Schiffen und Fahrzeugen,
worunter 5 Fregatten von 32 bis 44 Kanonen. Im Jahre 1801 aber kam ein
Geſetz zu Stande, kraft deſſen 20 Schiffe und Fahrzeuge verkauft wurden, ſo daß
nur 13 Schiffe übrig blieben. In den nächſten zehn Jahren erfuhr die Flotte keine
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/667>, abgerufen am 22.11.2024.
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