Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.Die Entwickelung der Kriegsmarinen. hatte sich die Ueberlegenheit der "Gloire" über den "Warrior" gezeigt, was zurFolge hatte, daß man bei den nächsten Schiffbauten weit über das Ziel hinausschoß. Es waren dies die riesigen Schiffe der "Minotaur"-Classe, Kolosse, welche nicht im Entferntesten dem angestrebten Zwecke und den aufgewendeten Kosten ent- sprachen. Der "Minotaur" ist 121.9 Meter lang, 18.1 Meter breit, hat 8.2 Meter Tiefgang und 10.627 Tonnen Deplacement. Er lief am 12. December 1864 vom Stapel, der nach demselben Typ erbaute "Agincourt" am 27. März 1865, während der "Northhumberland" nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten ein volles Monat (17. März bis 17. April 1866) bedurfte, um ins Wasser gebracht zu werden. Dieser Zwischenfall ist von so großem Interesse, daß wir die Schilderung [Abbildung]
Fig. 449. Englisches Batterieschiff "Warrior". (Längenschnitt.) [Abbildung]
Fig. 450. abgenommen waren, wurden um 2 Uhr Nachmittags (des 17. März) in GegenwartEnglisches Batterieschiff "Northumberland". (Längenschnitt.) einer riesigen Zuschauermenge, des Prinzen und der Prinzessin von Wales und anderer Notabilitäten, die hydraulischen Pressen am Buge gegen den Kopf der Schlitten in Bewegung gesetzt, um das Schiff vom Stapel, der mit aller möglicher Sorgfalt vorbereitet war, zu schieben. Auf einer Strecke von 12 bis 15 Meter schien die Bewegung eine ziemlich rasche zu sein; von den Gleitbalken und den Schlitten erhob sich ein starker Rauch mit Funken vermischt. Von da an wurde die Bewegung immer langsamer, bis sie, nachdem der Schiffskörper beiläufig zur Hälfte im Wasser war, zum nicht geringen Erstaunen der Zuschauer aufhörte. In diesem Augenblicke waren ungefähr 3.7 Meter des hinteren Schiffskörpers frei vom See-Stapel und 7.3 Meter im Wasser (bei höchster Springfluth). Die an diesem Tage angewendeten Mittel, darunter neun Schleppdampfer, die zugleich angespannt wurden, hatten nicht den geringsten Erfolg. Am folgenden Tage wurde auf das Sorgfältigste nachgesehen; man konnte jedoch keine Ursache für das Stillstehen des Die Entwickelung der Kriegsmarinen. hatte ſich die Ueberlegenheit der »Gloire« über den »Warrior« gezeigt, was zurFolge hatte, daß man bei den nächſten Schiffbauten weit über das Ziel hinausſchoß. Es waren dies die rieſigen Schiffe der »Minotaur«-Claſſe, Koloſſe, welche nicht im Entfernteſten dem angeſtrebten Zwecke und den aufgewendeten Koſten ent- ſprachen. Der »Minotaur« iſt 121‧9 Meter lang, 18‧1 Meter breit, hat 8‧2 Meter Tiefgang und 10.627 Tonnen Deplacement. Er lief am 12. December 1864 vom Stapel, der nach demſelben Typ erbaute »Agincourt« am 27. März 1865, während der »Northhumberland« nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten ein volles Monat (17. März bis 17. April 1866) bedurfte, um ins Waſſer gebracht zu werden. Dieſer Zwiſchenfall iſt von ſo großem Intereſſe, daß wir die Schilderung [Abbildung]
Fig. 449. Engliſches Batterieſchiff »Warrior«. (Längenſchnitt.) [Abbildung]
Fig. 450. abgenommen waren, wurden um 2 Uhr Nachmittags (des 17. März) in GegenwartEngliſches Batterieſchiff »Northumberland«. (Längenſchnitt.) einer rieſigen Zuſchauermenge, des Prinzen und der Prinzeſſin von Wales und anderer Notabilitäten, die hydrauliſchen Preſſen am Buge gegen den Kopf der Schlitten in Bewegung geſetzt, um das Schiff vom Stapel, der mit aller möglicher Sorgfalt vorbereitet war, zu ſchieben. Auf einer Strecke von 12 bis 15 Meter ſchien die Bewegung eine ziemlich raſche zu ſein; von den Gleitbalken und den Schlitten erhob ſich ein ſtarker Rauch mit Funken vermiſcht. Von da an wurde die Bewegung immer langſamer, bis ſie, nachdem der Schiffskörper beiläufig zur Hälfte im Waſſer war, zum nicht geringen Erſtaunen der Zuſchauer aufhörte. In dieſem Augenblicke waren ungefähr 3‧7 Meter des hinteren Schiffskörpers frei vom See-Stapel und 7‧3 Meter im Waſſer (bei höchſter Springfluth). Die an dieſem Tage angewendeten Mittel, darunter neun Schleppdampfer, die zugleich angeſpannt wurden, hatten nicht den geringſten Erfolg. Am folgenden Tage wurde auf das Sorgfältigſte nachgeſehen; man konnte jedoch keine Urſache für das Stillſtehen des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0649" n="587"/><fw place="top" type="header">Die Entwickelung der Kriegsmarinen.</fw><lb/> hatte ſich die Ueberlegenheit der »Gloire« über den »Warrior« gezeigt, was zur<lb/> Folge hatte, daß man bei den nächſten Schiffbauten weit über das Ziel hinausſchoß.<lb/> Es waren dies die rieſigen Schiffe der »Minotaur«-Claſſe, Koloſſe, welche nicht<lb/> im Entfernteſten dem angeſtrebten Zwecke und den aufgewendeten Koſten ent-<lb/> ſprachen. Der »Minotaur« iſt 121‧9 Meter lang, 18‧1 Meter breit, hat 8‧2 Meter<lb/> Tiefgang und 10.627 Tonnen Deplacement. Er lief am 12. December 1864 vom<lb/> Stapel, der nach demſelben Typ erbaute »Agincourt« am 27. März 1865, während<lb/> der »Northhumberland« nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten ein volles<lb/> Monat (17. März bis 17. April 1866) bedurfte, um ins Waſſer gebracht<lb/> zu werden.</p><lb/> <p>Dieſer Zwiſchenfall iſt von ſo großem Intereſſe, daß wir die Schilderung<lb/> dieſes Stapellaufes hier folgen laſſen. ... »Nachdem zur Stapellaſſung die Stützen«<lb/><figure><head>Fig. 449.</head><p> Engliſches Batterieſchiff »Warrior«. (Längenſchnitt.)</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 450.</head><p> Engliſches Batterieſchiff »Northumberland«. (Längenſchnitt.)</p></figure><lb/> abgenommen waren, wurden um 2 Uhr Nachmittags (des 17. März) in Gegenwart<lb/> einer rieſigen Zuſchauermenge, des Prinzen und der Prinzeſſin von Wales und<lb/> anderer Notabilitäten, die hydrauliſchen Preſſen am Buge gegen den Kopf der<lb/> Schlitten in Bewegung geſetzt, um das Schiff vom Stapel, der mit aller möglicher<lb/> Sorgfalt vorbereitet war, zu ſchieben. Auf einer Strecke von 12 bis 15 Meter<lb/> ſchien die Bewegung eine ziemlich raſche zu ſein; von den Gleitbalken und den<lb/> Schlitten erhob ſich ein ſtarker Rauch mit Funken vermiſcht. Von da an wurde<lb/> die Bewegung immer langſamer, bis ſie, nachdem der Schiffskörper beiläufig zur<lb/> Hälfte im Waſſer war, zum nicht geringen Erſtaunen der Zuſchauer aufhörte. In<lb/> dieſem Augenblicke waren ungefähr 3‧7 Meter des hinteren Schiffskörpers frei vom<lb/> See-Stapel und 7‧3 Meter im Waſſer (bei höchſter Springfluth). Die an dieſem<lb/> Tage angewendeten Mittel, darunter neun Schleppdampfer, die zugleich angeſpannt<lb/> wurden, hatten nicht den geringſten Erfolg. Am folgenden Tage wurde auf das<lb/> Sorgfältigſte nachgeſehen; man konnte jedoch keine Urſache für das Stillſtehen des<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [587/0649]
Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
hatte ſich die Ueberlegenheit der »Gloire« über den »Warrior« gezeigt, was zur
Folge hatte, daß man bei den nächſten Schiffbauten weit über das Ziel hinausſchoß.
Es waren dies die rieſigen Schiffe der »Minotaur«-Claſſe, Koloſſe, welche nicht
im Entfernteſten dem angeſtrebten Zwecke und den aufgewendeten Koſten ent-
ſprachen. Der »Minotaur« iſt 121‧9 Meter lang, 18‧1 Meter breit, hat 8‧2 Meter
Tiefgang und 10.627 Tonnen Deplacement. Er lief am 12. December 1864 vom
Stapel, der nach demſelben Typ erbaute »Agincourt« am 27. März 1865, während
der »Northhumberland« nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten ein volles
Monat (17. März bis 17. April 1866) bedurfte, um ins Waſſer gebracht
zu werden.
Dieſer Zwiſchenfall iſt von ſo großem Intereſſe, daß wir die Schilderung
dieſes Stapellaufes hier folgen laſſen. ... »Nachdem zur Stapellaſſung die Stützen«
[Abbildung Fig. 449. Engliſches Batterieſchiff »Warrior«. (Längenſchnitt.)]
[Abbildung Fig. 450. Engliſches Batterieſchiff »Northumberland«. (Längenſchnitt.)]
abgenommen waren, wurden um 2 Uhr Nachmittags (des 17. März) in Gegenwart
einer rieſigen Zuſchauermenge, des Prinzen und der Prinzeſſin von Wales und
anderer Notabilitäten, die hydrauliſchen Preſſen am Buge gegen den Kopf der
Schlitten in Bewegung geſetzt, um das Schiff vom Stapel, der mit aller möglicher
Sorgfalt vorbereitet war, zu ſchieben. Auf einer Strecke von 12 bis 15 Meter
ſchien die Bewegung eine ziemlich raſche zu ſein; von den Gleitbalken und den
Schlitten erhob ſich ein ſtarker Rauch mit Funken vermiſcht. Von da an wurde
die Bewegung immer langſamer, bis ſie, nachdem der Schiffskörper beiläufig zur
Hälfte im Waſſer war, zum nicht geringen Erſtaunen der Zuſchauer aufhörte. In
dieſem Augenblicke waren ungefähr 3‧7 Meter des hinteren Schiffskörpers frei vom
See-Stapel und 7‧3 Meter im Waſſer (bei höchſter Springfluth). Die an dieſem
Tage angewendeten Mittel, darunter neun Schleppdampfer, die zugleich angeſpannt
wurden, hatten nicht den geringſten Erfolg. Am folgenden Tage wurde auf das
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