Schlamm zu entfernen, ganz wesentlich erhöht. In einer solchen Lage befand sich beispielsweise bis vor Kurzem die Hafenstadt Liverpool. Hier mußten die großen Dampfer weit von der Landungsstelle vor Anker gehen und vermittelten zwischen beiden kleinere Fahrzeuge den Personen- und Gütertransport. Aus diesem Grunde entschloß sich das Liverpooler Handels- und Hafenamt -- The Liverpool and Mersey Dock and Harbour Board -- eine Vertiefung des Hafenwassers durch Anlage einer canalförmigen Fahrrinne bewerkstelligen zu lassen. Durch diese Rinne können Schiffe größten Tiefganges bis an die Quais gelangen und sich hier ver- täuen. Von einer völligen Ausbaggerung des Hafengrundes schreckte man von vorneherein, der ungeheueren Kosten wegen, zurück.
Die Baggerarbeiten im Liverpooler Hafen erfolgten nach den Vorschlägen des bekannten amerikanischen Ingenieurs B. Eads. Die Verhältnisse lagen so, daß die herzustellende Rinne um circa 3 Meter vertieft werden mußte, um sie auch zur Zeit der Ebbe fahrbar zu erhalten. Der Liverpooler Hafen ist ein flaschen- förmiges Becken, mit einer engen Ausmündung in die See, und durch diesen schmalen Canal strömen binnen 24 Stunden in Folge des Wechsels von Ebbe und Fluth nicht weniger als 400 Millionen Cubikmeter Wasser aus und ein. Der Bau der Rinne wurde mit Versuchsbaggern eingeleitet, um die genaue Erforschung des Hafengrundes in Bezug auf seine Form und das Material zu erzielen. Für die eigentliche Arbeit wurden speciell für diesen Zweck gebaute riesige Baggerschiffe, von den Dimen- sionen der größten Oceandampfer, in Dienst gestellt. Die Schiffe sind 100 Meter lang, 15 3/4 Meter breit und haben einen Tiefgang von 7 Meter. Das Saugrohr der Baggervorrichtung, welches ein Gemisch von aufgerissenem Sand und Schlamm, mit Wasser untermengt, ist 25 Meter lang und hat einen inneren Durchmesser von 1.2 Meter. Der gehobene Brei wird in mehrere im Kielraume des Baggerschiffes befindliche Bunker von zusammen 3000 Tonnen Fassungsraum abgelagert. Stündlich werden 2000 Cubikmeter aus einer Tiefe von 16 Meter gehoben.
Die Pumpanlagen bestehen aus zwei mächtigen Centrifugalpumpen mit je 2 Meter im Durchmesser und circa 150 Umdrehungen in der Minute. Von jeder Pumpe läuft ein 90 Centimeter weites Rohr aus Stahlblech zu dem erwähnten Hauptsaugrohre, das in einem Zapfenlager drehbar eingelagert ist, so daß selbst bei hohem Seegange keine störende Erschütterung eintreten kann. Sobald durch das Saugrohr die Bunkers -- acht an der Zahl -- mit Baggergut gefüllt sind, stoppen die Pumpen und das Wasser fließt durch Luken über Bord (Fig. 397). Hierdurch wird das gehobene Gut zu einer compacten Masse, das Saugrohr wird mittelst einer Hebevorrichtung gehoben, das Schiff lichtet die Anker und fährt in die offene See, wo es das Baggergut auswirft. Dies geschieht wie folgt: Im Boden eines jeden Bunkers befindet sich eine kreisförmige Oeffnung von 1.3 Meter Durchmesser, in welche eine gleich große Röhre eingesetzt ist und sich durch eine Vorrichtung verschieben läßt. Beim Entleeren des Bunkers wird das Rohr gehoben, die Oeffnung somit freigemacht und das Baggermaterial stürzt ins Meer. Um die Entleerung
Dritter Abſchnitt.
Schlamm zu entfernen, ganz weſentlich erhöht. In einer ſolchen Lage befand ſich beiſpielsweiſe bis vor Kurzem die Hafenſtadt Liverpool. Hier mußten die großen Dampfer weit von der Landungsſtelle vor Anker gehen und vermittelten zwiſchen beiden kleinere Fahrzeuge den Perſonen- und Gütertransport. Aus dieſem Grunde entſchloß ſich das Liverpooler Handels- und Hafenamt — The Liverpool and Mersey Dock and Harbour Board — eine Vertiefung des Hafenwaſſers durch Anlage einer canalförmigen Fahrrinne bewerkſtelligen zu laſſen. Durch dieſe Rinne können Schiffe größten Tiefganges bis an die Quais gelangen und ſich hier ver- täuen. Von einer völligen Ausbaggerung des Hafengrundes ſchreckte man von vorneherein, der ungeheueren Koſten wegen, zurück.
Die Baggerarbeiten im Liverpooler Hafen erfolgten nach den Vorſchlägen des bekannten amerikaniſchen Ingenieurs B. Eads. Die Verhältniſſe lagen ſo, daß die herzuſtellende Rinne um circa 3 Meter vertieft werden mußte, um ſie auch zur Zeit der Ebbe fahrbar zu erhalten. Der Liverpooler Hafen iſt ein flaſchen- förmiges Becken, mit einer engen Ausmündung in die See, und durch dieſen ſchmalen Canal ſtrömen binnen 24 Stunden in Folge des Wechſels von Ebbe und Fluth nicht weniger als 400 Millionen Cubikmeter Waſſer aus und ein. Der Bau der Rinne wurde mit Verſuchsbaggern eingeleitet, um die genaue Erforſchung des Hafengrundes in Bezug auf ſeine Form und das Material zu erzielen. Für die eigentliche Arbeit wurden ſpeciell für dieſen Zweck gebaute rieſige Baggerſchiffe, von den Dimen- ſionen der größten Oceandampfer, in Dienſt geſtellt. Die Schiffe ſind 100 Meter lang, 15 ¾ Meter breit und haben einen Tiefgang von 7 Meter. Das Saugrohr der Baggervorrichtung, welches ein Gemiſch von aufgeriſſenem Sand und Schlamm, mit Waſſer untermengt, iſt 25 Meter lang und hat einen inneren Durchmeſſer von 1‧2 Meter. Der gehobene Brei wird in mehrere im Kielraume des Baggerſchiffes befindliche Bunker von zuſammen 3000 Tonnen Faſſungsraum abgelagert. Stündlich werden 2000 Cubikmeter aus einer Tiefe von 16 Meter gehoben.
Die Pumpanlagen beſtehen aus zwei mächtigen Centrifugalpumpen mit je 2 Meter im Durchmeſſer und circa 150 Umdrehungen in der Minute. Von jeder Pumpe läuft ein 90 Centimeter weites Rohr aus Stahlblech zu dem erwähnten Hauptſaugrohre, das in einem Zapfenlager drehbar eingelagert iſt, ſo daß ſelbſt bei hohem Seegange keine ſtörende Erſchütterung eintreten kann. Sobald durch das Saugrohr die Bunkers — acht an der Zahl — mit Baggergut gefüllt ſind, ſtoppen die Pumpen und das Waſſer fließt durch Luken über Bord (Fig. 397). Hierdurch wird das gehobene Gut zu einer compacten Maſſe, das Saugrohr wird mittelſt einer Hebevorrichtung gehoben, das Schiff lichtet die Anker und fährt in die offene See, wo es das Baggergut auswirft. Dies geſchieht wie folgt: Im Boden eines jeden Bunkers befindet ſich eine kreisförmige Oeffnung von 1‧3 Meter Durchmeſſer, in welche eine gleich große Röhre eingeſetzt iſt und ſich durch eine Vorrichtung verſchieben läßt. Beim Entleeren des Bunkers wird das Rohr gehoben, die Oeffnung ſomit freigemacht und das Baggermaterial ſtürzt ins Meer. Um die Entleerung
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Dritter Abſchnitt.
Schlamm zu entfernen, ganz weſentlich erhöht. In einer ſolchen Lage befand ſich
beiſpielsweiſe bis vor Kurzem die Hafenſtadt Liverpool. Hier mußten die großen
Dampfer weit von der Landungsſtelle vor Anker gehen und vermittelten zwiſchen
beiden kleinere Fahrzeuge den Perſonen- und Gütertransport. Aus dieſem Grunde
entſchloß ſich das Liverpooler Handels- und Hafenamt — The Liverpool and
Mersey Dock and Harbour Board — eine Vertiefung des Hafenwaſſers durch
Anlage einer canalförmigen Fahrrinne bewerkſtelligen zu laſſen. Durch dieſe Rinne
können Schiffe größten Tiefganges bis an die Quais gelangen und ſich hier ver-
täuen. Von einer völligen Ausbaggerung des Hafengrundes ſchreckte man von
vorneherein, der ungeheueren Koſten wegen, zurück.
Die Baggerarbeiten im Liverpooler Hafen erfolgten nach den Vorſchlägen
des bekannten amerikaniſchen Ingenieurs B. Eads. Die Verhältniſſe lagen ſo,
daß die herzuſtellende Rinne um circa 3 Meter vertieft werden mußte, um ſie auch
zur Zeit der Ebbe fahrbar zu erhalten. Der Liverpooler Hafen iſt ein flaſchen-
förmiges Becken, mit einer engen Ausmündung in die See, und durch dieſen ſchmalen
Canal ſtrömen binnen 24 Stunden in Folge des Wechſels von Ebbe und Fluth nicht
weniger als 400 Millionen Cubikmeter Waſſer aus und ein. Der Bau der Rinne
wurde mit Verſuchsbaggern eingeleitet, um die genaue Erforſchung des Hafengrundes
in Bezug auf ſeine Form und das Material zu erzielen. Für die eigentliche Arbeit
wurden ſpeciell für dieſen Zweck gebaute rieſige Baggerſchiffe, von den Dimen-
ſionen der größten Oceandampfer, in Dienſt geſtellt. Die Schiffe ſind 100 Meter
lang, 15 ¾ Meter breit und haben einen Tiefgang von 7 Meter. Das Saugrohr
der Baggervorrichtung, welches ein Gemiſch von aufgeriſſenem Sand und Schlamm,
mit Waſſer untermengt, iſt 25 Meter lang und hat einen inneren Durchmeſſer von
1‧2 Meter. Der gehobene Brei wird in mehrere im Kielraume des Baggerſchiffes
befindliche Bunker von zuſammen 3000 Tonnen Faſſungsraum abgelagert. Stündlich
werden 2000 Cubikmeter aus einer Tiefe von 16 Meter gehoben.
Die Pumpanlagen beſtehen aus zwei mächtigen Centrifugalpumpen mit
je 2 Meter im Durchmeſſer und circa 150 Umdrehungen in der Minute. Von
jeder Pumpe läuft ein 90 Centimeter weites Rohr aus Stahlblech zu dem erwähnten
Hauptſaugrohre, das in einem Zapfenlager drehbar eingelagert iſt, ſo daß ſelbſt
bei hohem Seegange keine ſtörende Erſchütterung eintreten kann. Sobald durch das
Saugrohr die Bunkers — acht an der Zahl — mit Baggergut gefüllt ſind, ſtoppen
die Pumpen und das Waſſer fließt durch Luken über Bord (Fig. 397). Hierdurch
wird das gehobene Gut zu einer compacten Maſſe, das Saugrohr wird mittelſt
einer Hebevorrichtung gehoben, das Schiff lichtet die Anker und fährt in die offene
See, wo es das Baggergut auswirft. Dies geſchieht wie folgt: Im Boden eines
jeden Bunkers befindet ſich eine kreisförmige Oeffnung von 1‧3 Meter Durchmeſſer,
in welche eine gleich große Röhre eingeſetzt iſt und ſich durch eine Vorrichtung
verſchieben läßt. Beim Entleeren des Bunkers wird das Rohr gehoben, die Oeffnung
ſomit freigemacht und das Baggermaterial ſtürzt ins Meer. Um die Entleerung
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/582>, abgerufen am 24.11.2024.
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