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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
hineinragenden Felssporn hindurchzwängen, wobei die Geschwindigkeit das erstaun-
liche Maximum von 4 3/4 Meter erreicht. Während hier der Strom eine Tiefe von
50 Meter hat, schrumpft dieselbe im stromauf gelegenen Theile des Eisernen Thores
bei niedrigem Wasserstand stellenweise auf 1/3 Meter zusammen. Gegenströmungen
und Wirbel verschlimmern die Lage ganz wesentlich, und so erklärt es sich, weshalb
diese Stromstrecke von altersher berüchtigt war. Selbst die genaueste Kenntniß der
Verhältnisse und die größte Vorsicht konnten die Gefahr, welche mit der Beschiffung
dieser Strecke verbunden war, nicht gänzlich beseitigen.

Die Schiffbarmachung dieses Abschnittes der Kataraktenstrecke bildete daher
das Hauptwerk der Regulirung. Hier kam jenes Canalproject zur Ausführung,
welches bereits 1874 in Vorschlag gebracht worden war: ein an der serbischen
Uferseite in einer sanften Bogenlinie verlaufender Canal, der von nicht überfluth-
baren Dämmen eingefaßt ist. Bei einer Strombreite von 80 Meter sollte der Canal
eine Tiefe von 2 Meter unter Pegelnull erhalten, doch wurde nachträglich noch
1 Meter hinzugegeben, womit man erreichte, daß Schiffe von 2000 Tonnen Gehalt
und einer Tauchung von 2.5 Meter den Canal passiren können. Die übrigen
Zahlen, welche das zur Ausführung gebrachte Project aufweist, weichen ganz er-
heblich von den Calculationen der früheren Projectsentwürfe ab. Die Berechnung
erhob eine secundliche Wasserführung im Canal von 1000 Cubikmeter bei niedrigem,
2000 Cubikmeter bei mittlerem und 3000 Cubikmeter bei hohem Wasserstande.
Die ermittelte Geschwindigkeit ergab 4 bis 5 Meter. Der Canal durchschneidet
einen Theil der Felsenbank Prigrada und waren zu dessen Anlage, einschließlich
der zwischen dem Eisernen Thore und Orsova herzustellenden Schiffahrtsstraße, Ab-
sprengungen von etwa 450.000 Cubikmeter Felsen, sowie die Verbauung von
340.000 Cubikmeter Stein und 250.000 Cubikmeter gemischten Materiales noth-
wendig.

Nachdem auf gesetzlichem Wege die zur Durchführung der Regulirungsarbeiten
erforderlichen 9 Millionen Gulden bewilligt waren, wurde zur Organisirung des
Unternehmens geschritten. Die Bauleitung kam in die Hände des Ministerial-
beamten E. Wallandt. Hierauf betraute die Regierung den Flußregulirungs-
Ingenieur J. Hajdu, den Braunschweiger Maschinenfabrikanten H. Luther und
die Berliner Disconto-Gesellschaft mit der Durchführung der Arbeiten und schloß
mit letzterer, als Generalunternehmer, am 22. Mai 1890 den entgiltigen Vertrag
ab. Als Termin für die Beendigung der ganzen Arbeit wurde Ende 1895 fest-
gesetzt. Am 15. September 1890 erfolgte gelegentlich der feierlichen Eröffnung
der Arbeiten der erste Sprengschuß am Greben durch den ungarischen Minister
G. Baroß. Eine Gedenktafel, welche bei Alibeg, gleich am Beginne der Katarakten-
strecke, an der Felswand angebracht wurde, verewigt den denkwürdigen Tag, an
welchem dieses großartige hydrotechnische Werk in Angriff genommen wurde. In
Folge widriger Verhältnisse verzögerte sich die Fertigstellung um fast dreiviertel
Jahre. ... Die eingeschalteten beiden Abbildungen veranschaulichen den Zustand des

Dritter Abſchnitt.
hineinragenden Felsſporn hindurchzwängen, wobei die Geſchwindigkeit das erſtaun-
liche Maximum von 4 ¾ Meter erreicht. Während hier der Strom eine Tiefe von
50 Meter hat, ſchrumpft dieſelbe im ſtromauf gelegenen Theile des Eiſernen Thores
bei niedrigem Waſſerſtand ſtellenweiſe auf ⅓ Meter zuſammen. Gegenſtrömungen
und Wirbel verſchlimmern die Lage ganz weſentlich, und ſo erklärt es ſich, weshalb
dieſe Stromſtrecke von altersher berüchtigt war. Selbſt die genaueſte Kenntniß der
Verhältniſſe und die größte Vorſicht konnten die Gefahr, welche mit der Beſchiffung
dieſer Strecke verbunden war, nicht gänzlich beſeitigen.

Die Schiffbarmachung dieſes Abſchnittes der Kataraktenſtrecke bildete daher
das Hauptwerk der Regulirung. Hier kam jenes Canalproject zur Ausführung,
welches bereits 1874 in Vorſchlag gebracht worden war: ein an der ſerbiſchen
Uferſeite in einer ſanften Bogenlinie verlaufender Canal, der von nicht überfluth-
baren Dämmen eingefaßt iſt. Bei einer Strombreite von 80 Meter ſollte der Canal
eine Tiefe von 2 Meter unter Pegelnull erhalten, doch wurde nachträglich noch
1 Meter hinzugegeben, womit man erreichte, daß Schiffe von 2000 Tonnen Gehalt
und einer Tauchung von 2‧5 Meter den Canal paſſiren können. Die übrigen
Zahlen, welche das zur Ausführung gebrachte Project aufweiſt, weichen ganz er-
heblich von den Calculationen der früheren Projectsentwürfe ab. Die Berechnung
erhob eine ſecundliche Waſſerführung im Canal von 1000 Cubikmeter bei niedrigem,
2000 Cubikmeter bei mittlerem und 3000 Cubikmeter bei hohem Waſſerſtande.
Die ermittelte Geſchwindigkeit ergab 4 bis 5 Meter. Der Canal durchſchneidet
einen Theil der Felſenbank Prigrada und waren zu deſſen Anlage, einſchließlich
der zwiſchen dem Eiſernen Thore und Orſova herzuſtellenden Schiffahrtsſtraße, Ab-
ſprengungen von etwa 450.000 Cubikmeter Felſen, ſowie die Verbauung von
340.000 Cubikmeter Stein und 250.000 Cubikmeter gemiſchten Materiales noth-
wendig.

Nachdem auf geſetzlichem Wege die zur Durchführung der Regulirungsarbeiten
erforderlichen 9 Millionen Gulden bewilligt waren, wurde zur Organiſirung des
Unternehmens geſchritten. Die Bauleitung kam in die Hände des Miniſterial-
beamten E. Wallandt. Hierauf betraute die Regierung den Flußregulirungs-
Ingenieur J. Hajdu, den Braunſchweiger Maſchinenfabrikanten H. Luther und
die Berliner Disconto-Geſellſchaft mit der Durchführung der Arbeiten und ſchloß
mit letzterer, als Generalunternehmer, am 22. Mai 1890 den entgiltigen Vertrag
ab. Als Termin für die Beendigung der ganzen Arbeit wurde Ende 1895 feſt-
geſetzt. Am 15. September 1890 erfolgte gelegentlich der feierlichen Eröffnung
der Arbeiten der erſte Sprengſchuß am Greben durch den ungariſchen Miniſter
G. Baroß. Eine Gedenktafel, welche bei Alibeg, gleich am Beginne der Katarakten-
ſtrecke, an der Felswand angebracht wurde, verewigt den denkwürdigen Tag, an
welchem dieſes großartige hydrotechniſche Werk in Angriff genommen wurde. In
Folge widriger Verhältniſſe verzögerte ſich die Fertigſtellung um faſt dreiviertel
Jahre. ... Die eingeſchalteten beiden Abbildungen veranſchaulichen den Zuſtand des

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[512/0570] Dritter Abſchnitt. hineinragenden Felsſporn hindurchzwängen, wobei die Geſchwindigkeit das erſtaun- liche Maximum von 4 ¾ Meter erreicht. Während hier der Strom eine Tiefe von 50 Meter hat, ſchrumpft dieſelbe im ſtromauf gelegenen Theile des Eiſernen Thores bei niedrigem Waſſerſtand ſtellenweiſe auf ⅓ Meter zuſammen. Gegenſtrömungen und Wirbel verſchlimmern die Lage ganz weſentlich, und ſo erklärt es ſich, weshalb dieſe Stromſtrecke von altersher berüchtigt war. Selbſt die genaueſte Kenntniß der Verhältniſſe und die größte Vorſicht konnten die Gefahr, welche mit der Beſchiffung dieſer Strecke verbunden war, nicht gänzlich beſeitigen. Die Schiffbarmachung dieſes Abſchnittes der Kataraktenſtrecke bildete daher das Hauptwerk der Regulirung. Hier kam jenes Canalproject zur Ausführung, welches bereits 1874 in Vorſchlag gebracht worden war: ein an der ſerbiſchen Uferſeite in einer ſanften Bogenlinie verlaufender Canal, der von nicht überfluth- baren Dämmen eingefaßt iſt. Bei einer Strombreite von 80 Meter ſollte der Canal eine Tiefe von 2 Meter unter Pegelnull erhalten, doch wurde nachträglich noch 1 Meter hinzugegeben, womit man erreichte, daß Schiffe von 2000 Tonnen Gehalt und einer Tauchung von 2‧5 Meter den Canal paſſiren können. Die übrigen Zahlen, welche das zur Ausführung gebrachte Project aufweiſt, weichen ganz er- heblich von den Calculationen der früheren Projectsentwürfe ab. Die Berechnung erhob eine ſecundliche Waſſerführung im Canal von 1000 Cubikmeter bei niedrigem, 2000 Cubikmeter bei mittlerem und 3000 Cubikmeter bei hohem Waſſerſtande. Die ermittelte Geſchwindigkeit ergab 4 bis 5 Meter. Der Canal durchſchneidet einen Theil der Felſenbank Prigrada und waren zu deſſen Anlage, einſchließlich der zwiſchen dem Eiſernen Thore und Orſova herzuſtellenden Schiffahrtsſtraße, Ab- ſprengungen von etwa 450.000 Cubikmeter Felſen, ſowie die Verbauung von 340.000 Cubikmeter Stein und 250.000 Cubikmeter gemiſchten Materiales noth- wendig. Nachdem auf geſetzlichem Wege die zur Durchführung der Regulirungsarbeiten erforderlichen 9 Millionen Gulden bewilligt waren, wurde zur Organiſirung des Unternehmens geſchritten. Die Bauleitung kam in die Hände des Miniſterial- beamten E. Wallandt. Hierauf betraute die Regierung den Flußregulirungs- Ingenieur J. Hajdu, den Braunſchweiger Maſchinenfabrikanten H. Luther und die Berliner Disconto-Geſellſchaft mit der Durchführung der Arbeiten und ſchloß mit letzterer, als Generalunternehmer, am 22. Mai 1890 den entgiltigen Vertrag ab. Als Termin für die Beendigung der ganzen Arbeit wurde Ende 1895 feſt- geſetzt. Am 15. September 1890 erfolgte gelegentlich der feierlichen Eröffnung der Arbeiten der erſte Sprengſchuß am Greben durch den ungariſchen Miniſter G. Baroß. Eine Gedenktafel, welche bei Alibeg, gleich am Beginne der Katarakten- ſtrecke, an der Felswand angebracht wurde, verewigt den denkwürdigen Tag, an welchem dieſes großartige hydrotechniſche Werk in Angriff genommen wurde. In Folge widriger Verhältniſſe verzögerte ſich die Fertigſtellung um faſt dreiviertel Jahre. ... Die eingeſchalteten beiden Abbildungen veranſchaulichen den Zuſtand des

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/570>, abgerufen am 24.11.2024.