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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Schiffahrtscanäle.
sowie die Einrichtungen für den wasserdichten Anschluß des Troges an die Haltung.
Auch diese Theile haben beim Henrichenburger Hebewerk wesentliche Verbesserungen
gegenüber anderen Constructionen gefunden, vornehmlich zur Erzielung eines raschen
Anschlusses des Troges an die Haltungen und größter Zeitersparniß beim Oeffnen
der Thore.

Der Dortmund-Ems-Canal -- oder, wie die officielle Bezeichnung
lautet: der Schiffscanal von Dortmund nach den Emshäfen -- ist ein hervor-
ragendes Werk dieser Art. Der Canal hat in erster Linie den Zweck, das stärkste
Centrum der Industrie im Westtheile der preußischen Monarchie mit dem Meere
durch eine directe, billige, vom Auslande unabhängige Wasserstraße in Verbindung
zu setzen. Den Anstoß zum Baue dieses Canales gab das stete Wachsthum der
Kohlengewinnung in dem großen Steinkohlenlager des Ruhrgebietes, sowie die
Thatsache, daß trotz des steigend erhöhten Absatzes der westfälischen Kohle nach
Hamburg, dennoch der Absatz der englischen Kohle dort andauernd auf gleicher
Höhe sich behauptet hat.

Nachdem der Gesetzentwurf zum Baue eines Schiffahrtscanales von Dortmund
nach der unteren Ems die Zustimmung des preußischen Landtages und darauf
unterm 9. Juli 1886 die königliche Sanction erlangt hatte, wurde unter dem
23. Mai 1889 für den Bau eine besondere Behörde, die königliche Canalcommission
zu Münster, eingesetzt. ... In unmittelbarer Nähe von Dortmund beginnend, verläuft
der Canal rechts von der Emscher, einem bei Ruhrort mündenden Nebenflusse des
Rheins, in einer einzigen Haltung nordwestlich bis Henrichenburg an der
Emscher, wo das bis dahin betragende Gefälle durch das weiter oben beschriebene
Schiffshebewerk überwunden wird. Von Henrichenburg zweigt ein 7.8 Kilometer
langer Seitencanal nach Herne, einem wichtigen Zechenorte des Kohlenbezirkes, ab.

Bei Henrichenburg verläßt der Canal das Thal der Emscher und zieht nord-
ostwärts in einer einzigen Canalhaltung bis jenseits Münster. Auf dieser Strecke
überschreitet er die Wasserscheide und die Flußthäler der Lippe und Stever in tiefen
Einschnitten, auf hohen Dammschüttungen und Brückencanälen. Unterhalb Münster
endet die Scheitelhaltung: zwei Schleusen führen zu der hier beginnenden Mittel-
landhaltung hinab, welche mittelst eines hohen Dammes und eines Brückencanales
die Ems übersetzt. Dieser Theil endet bei Bevergern, in dessen Nähe noch eine dritte
Schleuse liegt und wo ein Anschluß an den bereits im Stadium der Vorarbeiten
befindlichen Mittellandcanal, welcher über Osnabrück, Hannover und Oebis-
felde zur Elbe ziehen wird, vorgesehen ist.

Unterhalb Bevergern steigt der Canal in sechs Schleusen zur Ems hinab,
deren Bett er zunächst auf der kurzen Strecke bis Hanekenfähr benützt. Von da
ab ist der Canal mit Benützung des schon bestehenden Emscanals östlich vom
Flusse über Lingen bis Meppen geführt, um daselbst wieder die Ems zu erreichen.
Von Meppen bis Herbrum wurde die Ems canalisirt, die größeren Krümmungen
wurden abgekürzt und, um die für die Schiffahrt nöthige Tiefe zu erlangen, fünf


Schiffahrtscanäle.
ſowie die Einrichtungen für den waſſerdichten Anſchluß des Troges an die Haltung.
Auch dieſe Theile haben beim Henrichenburger Hebewerk weſentliche Verbeſſerungen
gegenüber anderen Conſtructionen gefunden, vornehmlich zur Erzielung eines raſchen
Anſchluſſes des Troges an die Haltungen und größter Zeiterſparniß beim Oeffnen
der Thore.

Der Dortmund-Ems-Canal — oder, wie die officielle Bezeichnung
lautet: der Schiffscanal von Dortmund nach den Emshäfen — iſt ein hervor-
ragendes Werk dieſer Art. Der Canal hat in erſter Linie den Zweck, das ſtärkſte
Centrum der Induſtrie im Weſttheile der preußiſchen Monarchie mit dem Meere
durch eine directe, billige, vom Auslande unabhängige Waſſerſtraße in Verbindung
zu ſetzen. Den Anſtoß zum Baue dieſes Canales gab das ſtete Wachsthum der
Kohlengewinnung in dem großen Steinkohlenlager des Ruhrgebietes, ſowie die
Thatſache, daß trotz des ſteigend erhöhten Abſatzes der weſtfäliſchen Kohle nach
Hamburg, dennoch der Abſatz der engliſchen Kohle dort andauernd auf gleicher
Höhe ſich behauptet hat.

Nachdem der Geſetzentwurf zum Baue eines Schiffahrtscanales von Dortmund
nach der unteren Ems die Zuſtimmung des preußiſchen Landtages und darauf
unterm 9. Juli 1886 die königliche Sanction erlangt hatte, wurde unter dem
23. Mai 1889 für den Bau eine beſondere Behörde, die königliche Canalcommiſſion
zu Münſter, eingeſetzt. ... In unmittelbarer Nähe von Dortmund beginnend, verläuft
der Canal rechts von der Emſcher, einem bei Ruhrort mündenden Nebenfluſſe des
Rheins, in einer einzigen Haltung nordweſtlich bis Henrichenburg an der
Emſcher, wo das bis dahin betragende Gefälle durch das weiter oben beſchriebene
Schiffshebewerk überwunden wird. Von Henrichenburg zweigt ein 7‧8 Kilometer
langer Seitencanal nach Herne, einem wichtigen Zechenorte des Kohlenbezirkes, ab.

Bei Henrichenburg verläßt der Canal das Thal der Emſcher und zieht nord-
oſtwärts in einer einzigen Canalhaltung bis jenſeits Münſter. Auf dieſer Strecke
überſchreitet er die Waſſerſcheide und die Flußthäler der Lippe und Stever in tiefen
Einſchnitten, auf hohen Dammſchüttungen und Brückencanälen. Unterhalb Münſter
endet die Scheitelhaltung: zwei Schleuſen führen zu der hier beginnenden Mittel-
landhaltung hinab, welche mittelſt eines hohen Dammes und eines Brückencanales
die Ems überſetzt. Dieſer Theil endet bei Bevergern, in deſſen Nähe noch eine dritte
Schleuſe liegt und wo ein Anſchluß an den bereits im Stadium der Vorarbeiten
befindlichen Mittellandcanal, welcher über Osnabrück, Hannover und Oebis-
felde zur Elbe ziehen wird, vorgeſehen iſt.

Unterhalb Bevergern ſteigt der Canal in ſechs Schleuſen zur Ems hinab,
deren Bett er zunächſt auf der kurzen Strecke bis Hanekenfähr benützt. Von da
ab iſt der Canal mit Benützung des ſchon beſtehenden Emscanals öſtlich vom
Fluſſe über Lingen bis Meppen geführt, um daſelbſt wieder die Ems zu erreichen.
Von Meppen bis Herbrum wurde die Ems canaliſirt, die größeren Krümmungen
wurden abgekürzt und, um die für die Schiffahrt nöthige Tiefe zu erlangen, fünf

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[503/0561] Schiffahrtscanäle. ſowie die Einrichtungen für den waſſerdichten Anſchluß des Troges an die Haltung. Auch dieſe Theile haben beim Henrichenburger Hebewerk weſentliche Verbeſſerungen gegenüber anderen Conſtructionen gefunden, vornehmlich zur Erzielung eines raſchen Anſchluſſes des Troges an die Haltungen und größter Zeiterſparniß beim Oeffnen der Thore. Der Dortmund-Ems-Canal — oder, wie die officielle Bezeichnung lautet: der Schiffscanal von Dortmund nach den Emshäfen — iſt ein hervor- ragendes Werk dieſer Art. Der Canal hat in erſter Linie den Zweck, das ſtärkſte Centrum der Induſtrie im Weſttheile der preußiſchen Monarchie mit dem Meere durch eine directe, billige, vom Auslande unabhängige Waſſerſtraße in Verbindung zu ſetzen. Den Anſtoß zum Baue dieſes Canales gab das ſtete Wachsthum der Kohlengewinnung in dem großen Steinkohlenlager des Ruhrgebietes, ſowie die Thatſache, daß trotz des ſteigend erhöhten Abſatzes der weſtfäliſchen Kohle nach Hamburg, dennoch der Abſatz der engliſchen Kohle dort andauernd auf gleicher Höhe ſich behauptet hat. Nachdem der Geſetzentwurf zum Baue eines Schiffahrtscanales von Dortmund nach der unteren Ems die Zuſtimmung des preußiſchen Landtages und darauf unterm 9. Juli 1886 die königliche Sanction erlangt hatte, wurde unter dem 23. Mai 1889 für den Bau eine beſondere Behörde, die königliche Canalcommiſſion zu Münſter, eingeſetzt. ... In unmittelbarer Nähe von Dortmund beginnend, verläuft der Canal rechts von der Emſcher, einem bei Ruhrort mündenden Nebenfluſſe des Rheins, in einer einzigen Haltung nordweſtlich bis Henrichenburg an der Emſcher, wo das bis dahin betragende Gefälle durch das weiter oben beſchriebene Schiffshebewerk überwunden wird. Von Henrichenburg zweigt ein 7‧8 Kilometer langer Seitencanal nach Herne, einem wichtigen Zechenorte des Kohlenbezirkes, ab. Bei Henrichenburg verläßt der Canal das Thal der Emſcher und zieht nord- oſtwärts in einer einzigen Canalhaltung bis jenſeits Münſter. Auf dieſer Strecke überſchreitet er die Waſſerſcheide und die Flußthäler der Lippe und Stever in tiefen Einſchnitten, auf hohen Dammſchüttungen und Brückencanälen. Unterhalb Münſter endet die Scheitelhaltung: zwei Schleuſen führen zu der hier beginnenden Mittel- landhaltung hinab, welche mittelſt eines hohen Dammes und eines Brückencanales die Ems überſetzt. Dieſer Theil endet bei Bevergern, in deſſen Nähe noch eine dritte Schleuſe liegt und wo ein Anſchluß an den bereits im Stadium der Vorarbeiten befindlichen Mittellandcanal, welcher über Osnabrück, Hannover und Oebis- felde zur Elbe ziehen wird, vorgeſehen iſt. Unterhalb Bevergern ſteigt der Canal in ſechs Schleuſen zur Ems hinab, deren Bett er zunächſt auf der kurzen Strecke bis Hanekenfähr benützt. Von da ab iſt der Canal mit Benützung des ſchon beſtehenden Emscanals öſtlich vom Fluſſe über Lingen bis Meppen geführt, um daſelbſt wieder die Ems zu erreichen. Von Meppen bis Herbrum wurde die Ems canaliſirt, die größeren Krümmungen wurden abgekürzt und, um die für die Schiffahrt nöthige Tiefe zu erlangen, fünf

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/561>, abgerufen am 24.11.2024.