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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
Kriegs- oder Handelsschiffe -- begründeten und weiterentwickelten. Diese Denkmäler
befinden sich auf der Terasse der "Vierzig Stufen" (Forty Steps), welche den
Ueberblick über Stadt und Hafen vermittelt. Von den englischen Dichtern besungen,
halten diese Standbilder die Erinnerung an die Vergangenheit, an bahnbrechende
Leistungen, lebendig.

Das Hafenbild aber ist einzig in seiner Art. Von der Regsamkeit des hiesigen
Verkehrslebens kann sich der Binnenländer kaum eine zutreffende Vorstellung
machen. Ein unübersehbarer Mastenwald, Kabelthürme für elektrisches Licht,
Telegraphen- und Telephonleitungen und sonstige moderne Einrichtungen des Ge-
schäftslebens, Krahne für ungeheure Lasten, Hulks und ein schier unübersehbares
Netz von Eisenbahngeleisen, Waarenmagazine von ungewöhnlichen Abmessungen
neben großen Werkstätten und zahlreichen anderen, dem Seeverkehr dienenden Bau-
lichkeiten sind die äußerlichen Anzeichen, welche dem Beschauer die Bedeutung
Southamptons klar machen.

Für uns sind natürlich die Hafenanlagen von besonderem Interesse. Aus
der Ferne gesehen, stellen sich die Docks und Quais mit ihren zahlreichen
Maschinenhäusern und jenen Vorrichtungen, welche dem Laden und Löschen der
Waaren dienen, als einen Stadttheil für sich dar. Viele der Docks sind in Reihen
angelegt und vorwiegend für Schiffe kleinerer und mittlerer Dimensionen
bestimmt, wogegen die großen Docks, ausschließlich der zur Zeit größten Anlage dieser
Art auf der ganzen Erde -- dem Prince of Wales-Dock -- abgesondert liegen.

Die Docks von Southampton haben ihre eigene Geschichte. Eine Dockgesell-
schaft befaßte sich nämlich auf Grund einer Acte, welche der Gesellschaft die Be-
fugnisse hierzu ertheilte, bereits im Jahre 1836 mit der Construction des ersten
Docks. Im Jahre 1842 waren die ersten Docks in den für damalige Erfordernisse
genügendem Ausmaße sowohl rücksichtlich der Zahl als der Größe fertiggestellt
und seither entwickelten sich die Anlagen unausgesetzt, bis sie ihren jetzigen groß-
artigen Abschluß fanden. Im Jahre 1844 betrugen die Einnnahmen der Dock-
gesellschaft 4018 Pfund Sterling, 1896 -- in welchem Jahre die London
and South Western Railway
alle Dockanlagen erwarb, um sie in zweckentsprechende
Verbindung mit dem Eisenbahnunternehmen zu bringen -- betrugen die Einnahmen
119.954 Pfund Sterling.

Das älteste Dock in Southampton war ein Schwimmdock, das bedeutende
Abmessungen aufwies und 140.000 Pfund Sterling gekostet hatte. Im Jahre
1851 wurde das erste Trockendock eröffnet, dem bald andere folgten. Der große
Quai am Flüßchen Itchen -- der, wie das Flüßchen Test, in die Hafenanlagen
einbezogen ist -- wurde im Jahre 1871 in einer Gesammterstreckung von
524 Meter (Extension Quai) vollendet. Im Jahre 1892 fand durch Fertigstellung
des Schwimmdockes "Empreß", das direct mit dem Hafenwasser communicirt, und
zwar durch eine Einlaßöffnung von 50 Meter Breite, dieser Theil des Werkes
seinen Abschluß. Das Dock hatte 300.000 Pfund Sterling gekostet.

Zweiter Abſchnitt.
Kriegs- oder Handelsſchiffe — begründeten und weiterentwickelten. Dieſe Denkmäler
befinden ſich auf der Teraſſe der »Vierzig Stufen« (Forty Steps), welche den
Ueberblick über Stadt und Hafen vermittelt. Von den engliſchen Dichtern beſungen,
halten dieſe Standbilder die Erinnerung an die Vergangenheit, an bahnbrechende
Leiſtungen, lebendig.

Das Hafenbild aber iſt einzig in ſeiner Art. Von der Regſamkeit des hieſigen
Verkehrslebens kann ſich der Binnenländer kaum eine zutreffende Vorſtellung
machen. Ein unüberſehbarer Maſtenwald, Kabelthürme für elektriſches Licht,
Telegraphen- und Telephonleitungen und ſonſtige moderne Einrichtungen des Ge-
ſchäftslebens, Krahne für ungeheure Laſten, Hulks und ein ſchier unüberſehbares
Netz von Eiſenbahngeleiſen, Waarenmagazine von ungewöhnlichen Abmeſſungen
neben großen Werkſtätten und zahlreichen anderen, dem Seeverkehr dienenden Bau-
lichkeiten ſind die äußerlichen Anzeichen, welche dem Beſchauer die Bedeutung
Southamptons klar machen.

Für uns ſind natürlich die Hafenanlagen von beſonderem Intereſſe. Aus
der Ferne geſehen, ſtellen ſich die Docks und Quais mit ihren zahlreichen
Maſchinenhäuſern und jenen Vorrichtungen, welche dem Laden und Löſchen der
Waaren dienen, als einen Stadttheil für ſich dar. Viele der Docks ſind in Reihen
angelegt und vorwiegend für Schiffe kleinerer und mittlerer Dimenſionen
beſtimmt, wogegen die großen Docks, ausſchließlich der zur Zeit größten Anlage dieſer
Art auf der ganzen Erde — dem Prince of Wales-Dock — abgeſondert liegen.

Die Docks von Southampton haben ihre eigene Geſchichte. Eine Dockgeſell-
ſchaft befaßte ſich nämlich auf Grund einer Acte, welche der Geſellſchaft die Be-
fugniſſe hierzu ertheilte, bereits im Jahre 1836 mit der Conſtruction des erſten
Docks. Im Jahre 1842 waren die erſten Docks in den für damalige Erforderniſſe
genügendem Ausmaße ſowohl rückſichtlich der Zahl als der Größe fertiggeſtellt
und ſeither entwickelten ſich die Anlagen unausgeſetzt, bis ſie ihren jetzigen groß-
artigen Abſchluß fanden. Im Jahre 1844 betrugen die Einnnahmen der Dock-
geſellſchaft 4018 Pfund Sterling, 1896 — in welchem Jahre die London
and South Western Railway
alle Dockanlagen erwarb, um ſie in zweckentſprechende
Verbindung mit dem Eiſenbahnunternehmen zu bringen — betrugen die Einnahmen
119.954 Pfund Sterling.

Das älteſte Dock in Southampton war ein Schwimmdock, das bedeutende
Abmeſſungen aufwies und 140.000 Pfund Sterling gekoſtet hatte. Im Jahre
1851 wurde das erſte Trockendock eröffnet, dem bald andere folgten. Der große
Quai am Flüßchen Itchen — der, wie das Flüßchen Teſt, in die Hafenanlagen
einbezogen iſt — wurde im Jahre 1871 in einer Geſammterſtreckung von
524 Meter (Extenſion Quai) vollendet. Im Jahre 1892 fand durch Fertigſtellung
des Schwimmdockes »Empreß«, das direct mit dem Hafenwaſſer communicirt, und
zwar durch eine Einlaßöffnung von 50 Meter Breite, dieſer Theil des Werkes
ſeinen Abſchluß. Das Dock hatte 300.000 Pfund Sterling gekoſtet.

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[480/0536] Zweiter Abſchnitt. Kriegs- oder Handelsſchiffe — begründeten und weiterentwickelten. Dieſe Denkmäler befinden ſich auf der Teraſſe der »Vierzig Stufen« (Forty Steps), welche den Ueberblick über Stadt und Hafen vermittelt. Von den engliſchen Dichtern beſungen, halten dieſe Standbilder die Erinnerung an die Vergangenheit, an bahnbrechende Leiſtungen, lebendig. Das Hafenbild aber iſt einzig in ſeiner Art. Von der Regſamkeit des hieſigen Verkehrslebens kann ſich der Binnenländer kaum eine zutreffende Vorſtellung machen. Ein unüberſehbarer Maſtenwald, Kabelthürme für elektriſches Licht, Telegraphen- und Telephonleitungen und ſonſtige moderne Einrichtungen des Ge- ſchäftslebens, Krahne für ungeheure Laſten, Hulks und ein ſchier unüberſehbares Netz von Eiſenbahngeleiſen, Waarenmagazine von ungewöhnlichen Abmeſſungen neben großen Werkſtätten und zahlreichen anderen, dem Seeverkehr dienenden Bau- lichkeiten ſind die äußerlichen Anzeichen, welche dem Beſchauer die Bedeutung Southamptons klar machen. Für uns ſind natürlich die Hafenanlagen von beſonderem Intereſſe. Aus der Ferne geſehen, ſtellen ſich die Docks und Quais mit ihren zahlreichen Maſchinenhäuſern und jenen Vorrichtungen, welche dem Laden und Löſchen der Waaren dienen, als einen Stadttheil für ſich dar. Viele der Docks ſind in Reihen angelegt und vorwiegend für Schiffe kleinerer und mittlerer Dimenſionen beſtimmt, wogegen die großen Docks, ausſchließlich der zur Zeit größten Anlage dieſer Art auf der ganzen Erde — dem Prince of Wales-Dock — abgeſondert liegen. Die Docks von Southampton haben ihre eigene Geſchichte. Eine Dockgeſell- ſchaft befaßte ſich nämlich auf Grund einer Acte, welche der Geſellſchaft die Be- fugniſſe hierzu ertheilte, bereits im Jahre 1836 mit der Conſtruction des erſten Docks. Im Jahre 1842 waren die erſten Docks in den für damalige Erforderniſſe genügendem Ausmaße ſowohl rückſichtlich der Zahl als der Größe fertiggeſtellt und ſeither entwickelten ſich die Anlagen unausgeſetzt, bis ſie ihren jetzigen groß- artigen Abſchluß fanden. Im Jahre 1844 betrugen die Einnnahmen der Dock- geſellſchaft 4018 Pfund Sterling, 1896 — in welchem Jahre die London and South Western Railway alle Dockanlagen erwarb, um ſie in zweckentſprechende Verbindung mit dem Eiſenbahnunternehmen zu bringen — betrugen die Einnahmen 119.954 Pfund Sterling. Das älteſte Dock in Southampton war ein Schwimmdock, das bedeutende Abmeſſungen aufwies und 140.000 Pfund Sterling gekoſtet hatte. Im Jahre 1851 wurde das erſte Trockendock eröffnet, dem bald andere folgten. Der große Quai am Flüßchen Itchen — der, wie das Flüßchen Teſt, in die Hafenanlagen einbezogen iſt — wurde im Jahre 1871 in einer Geſammterſtreckung von 524 Meter (Extenſion Quai) vollendet. Im Jahre 1892 fand durch Fertigſtellung des Schwimmdockes »Empreß«, das direct mit dem Hafenwaſſer communicirt, und zwar durch eine Einlaßöffnung von 50 Meter Breite, dieſer Theil des Werkes ſeinen Abſchluß. Das Dock hatte 300.000 Pfund Sterling gekoſtet.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/536>, abgerufen am 22.11.2024.