darauf ruhende Erdreich stark comprimirt und bietet eine ausgezeichnete Fundirungs- Grundlage. Dagegen ist das obere Erdreich derart nachgiebig, daß die Ausführung von großen Fundament-Ausgrabungen auf Tiefen bis zu 14 Meter bis zur Sand- schicht auf herkömmlichem Wege unmöglich gewesen wäre, da in Consequenz der voraussichtlichen Erdrutschungen und der durch sie bedingten allgemeinen Bewegung des umliegenden Terrains, die auf demselben stehenden Häuser eingestürzt wären.
Wie begegnete man nun diesem Uebelstande? Die Baumethode, von den Ingenieuren Joly, Droeling und Pairier herrührend, überrascht durch ihre Neuheit und Ingeniösität. Die Fundirung geschah nämlich mittelst riesiger künst- licher Blöcke, welche vermöge ihres eigenen kolossalen Gewichtes durch die 14 Meter dicke Schlammschicht durchsanken und sich auf die solide untere Sandschicht auf- setzten. Um das Sinken auf mechanischem Wege zu fördern, wurden die Blöcke mit Schachten versehen, durch welche die Arbeiter abstiegen und das Terrain bis auf einen entsprechenden Rand, auf dem jeder einzelne Block aufruhte, aushoben. Dadurch wurde der Druck auf eine verhältnißmäßig kleine Auflagefläche concentrirt und diese selbst zusammengedrückt. Hierauf begann der Aushub von Neuem, und so fort, bis der Block, der mit dem fortschreitenden Einsinken von außen immer höher aufgemauert wurde, schließlich auf die Fundationsschicht aufzuruhen kam. Auf diese Weise wurden mehrere hundert Blöcke versenkt. Sie haben bedeutende Dimensionen: 6 bis 9 Meter Breite, 16 bis 35 Meter Länge, 8 bis 14 Meter Höhe. Die meisten derselben erlitten schon von allem Anfange an Neigungen, trotz der angebrachten Stützen, was sich aus der Verschiedenheit des Druckes und zu- fälliger Hindernisse erklärt.
Marseille ist durch seine Lage, den Reichthum des Hinterlandes, durch die Großartigkeit seiner Bassinanlagen, durch die Vollständigkeit seiner Umladevor- richtungen und seine Verbindung mit den Eisenbahnen des ganzen Landes, allen übrigen Mittelmeerhäfen weit voraus. Die kluge Umsicht, welche zu dem Allen auch noch rechtzeitig die großartige Anlage von Trockendocks hervorrief, sichert dem Hafen von Marseille seinen Vorsprung. Die neue Hafenanlage besteht aus einem gemeinschaftlichen Damm, welcher die Bassins gegen den Seegang der offenen Rhede deckt. Einzelne Moli, welche, vom Ufer ausgehend, senkrecht auf die Richtung dieses gemeinschaftlichen Dammes angelegt sind, bieten den Schiffen geeignete Landungsquais und geben diesen eine im Verhältniß zu den Wasserflächen des Bassins günstige Gesammtlänge. Die Moli sind so breit gehalten, daß ihren Quais entlang für Umladevorrichtungen und Waarenhallen, Straßen und Eisenbahnen, welche den Verkehr mit der Stadt und deren einzelnen Bahnhöfen vermitteln, mehr als ausreichend Platz ist.
Eine Wiederholung dieser Hafenanlage -- welche der berühmte Hydro- techniker Pascal entworfen und deren Ausführung im Vereine mit Andrea Bernard und de Namielle besorgt hatte -- zeigt der neue Hafen von Triest. Da jedoch der Meeresgrund in Marseille fast unnachgiebig, in Triest dagegen
Schiffahrtseinrichtungen in den Häfen.
darauf ruhende Erdreich ſtark comprimirt und bietet eine ausgezeichnete Fundirungs- Grundlage. Dagegen iſt das obere Erdreich derart nachgiebig, daß die Ausführung von großen Fundament-Ausgrabungen auf Tiefen bis zu 14 Meter bis zur Sand- ſchicht auf herkömmlichem Wege unmöglich geweſen wäre, da in Conſequenz der vorausſichtlichen Erdrutſchungen und der durch ſie bedingten allgemeinen Bewegung des umliegenden Terrains, die auf demſelben ſtehenden Häuſer eingeſtürzt wären.
Wie begegnete man nun dieſem Uebelſtande? Die Baumethode, von den Ingenieuren Joly, Droeling und Pairier herrührend, überraſcht durch ihre Neuheit und Ingeniöſität. Die Fundirung geſchah nämlich mittelſt rieſiger künſt- licher Blöcke, welche vermöge ihres eigenen koloſſalen Gewichtes durch die 14 Meter dicke Schlammſchicht durchſanken und ſich auf die ſolide untere Sandſchicht auf- ſetzten. Um das Sinken auf mechaniſchem Wege zu fördern, wurden die Blöcke mit Schachten verſehen, durch welche die Arbeiter abſtiegen und das Terrain bis auf einen entſprechenden Rand, auf dem jeder einzelne Block aufruhte, aushoben. Dadurch wurde der Druck auf eine verhältnißmäßig kleine Auflagefläche concentrirt und dieſe ſelbſt zuſammengedrückt. Hierauf begann der Aushub von Neuem, und ſo fort, bis der Block, der mit dem fortſchreitenden Einſinken von außen immer höher aufgemauert wurde, ſchließlich auf die Fundationsſchicht aufzuruhen kam. Auf dieſe Weiſe wurden mehrere hundert Blöcke verſenkt. Sie haben bedeutende Dimenſionen: 6 bis 9 Meter Breite, 16 bis 35 Meter Länge, 8 bis 14 Meter Höhe. Die meiſten derſelben erlitten ſchon von allem Anfange an Neigungen, trotz der angebrachten Stützen, was ſich aus der Verſchiedenheit des Druckes und zu- fälliger Hinderniſſe erklärt.
Marſeille iſt durch ſeine Lage, den Reichthum des Hinterlandes, durch die Großartigkeit ſeiner Baſſinanlagen, durch die Vollſtändigkeit ſeiner Umladevor- richtungen und ſeine Verbindung mit den Eiſenbahnen des ganzen Landes, allen übrigen Mittelmeerhäfen weit voraus. Die kluge Umſicht, welche zu dem Allen auch noch rechtzeitig die großartige Anlage von Trockendocks hervorrief, ſichert dem Hafen von Marſeille ſeinen Vorſprung. Die neue Hafenanlage beſteht aus einem gemeinſchaftlichen Damm, welcher die Baſſins gegen den Seegang der offenen Rhede deckt. Einzelne Moli, welche, vom Ufer ausgehend, ſenkrecht auf die Richtung dieſes gemeinſchaftlichen Dammes angelegt ſind, bieten den Schiffen geeignete Landungsquais und geben dieſen eine im Verhältniß zu den Waſſerflächen des Baſſins günſtige Geſammtlänge. Die Moli ſind ſo breit gehalten, daß ihren Quais entlang für Umladevorrichtungen und Waarenhallen, Straßen und Eiſenbahnen, welche den Verkehr mit der Stadt und deren einzelnen Bahnhöfen vermitteln, mehr als ausreichend Platz iſt.
Eine Wiederholung dieſer Hafenanlage — welche der berühmte Hydro- techniker Pascal entworfen und deren Ausführung im Vereine mit Andrea Bernard und de Namielle beſorgt hatte — zeigt der neue Hafen von Trieſt. Da jedoch der Meeresgrund in Marſeille faſt unnachgiebig, in Trieſt dagegen
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[477/0533]
Schiffahrtseinrichtungen in den Häfen.
darauf ruhende Erdreich ſtark comprimirt und bietet eine ausgezeichnete Fundirungs-
Grundlage. Dagegen iſt das obere Erdreich derart nachgiebig, daß die Ausführung
von großen Fundament-Ausgrabungen auf Tiefen bis zu 14 Meter bis zur Sand-
ſchicht auf herkömmlichem Wege unmöglich geweſen wäre, da in Conſequenz der
vorausſichtlichen Erdrutſchungen und der durch ſie bedingten allgemeinen Bewegung
des umliegenden Terrains, die auf demſelben ſtehenden Häuſer eingeſtürzt wären.
Wie begegnete man nun dieſem Uebelſtande? Die Baumethode, von den
Ingenieuren Joly, Droeling und Pairier herrührend, überraſcht durch ihre
Neuheit und Ingeniöſität. Die Fundirung geſchah nämlich mittelſt rieſiger künſt-
licher Blöcke, welche vermöge ihres eigenen koloſſalen Gewichtes durch die 14 Meter
dicke Schlammſchicht durchſanken und ſich auf die ſolide untere Sandſchicht auf-
ſetzten. Um das Sinken auf mechaniſchem Wege zu fördern, wurden die Blöcke
mit Schachten verſehen, durch welche die Arbeiter abſtiegen und das Terrain bis
auf einen entſprechenden Rand, auf dem jeder einzelne Block aufruhte, aushoben.
Dadurch wurde der Druck auf eine verhältnißmäßig kleine Auflagefläche concentrirt
und dieſe ſelbſt zuſammengedrückt. Hierauf begann der Aushub von Neuem, und
ſo fort, bis der Block, der mit dem fortſchreitenden Einſinken von außen immer
höher aufgemauert wurde, ſchließlich auf die Fundationsſchicht aufzuruhen kam.
Auf dieſe Weiſe wurden mehrere hundert Blöcke verſenkt. Sie haben bedeutende
Dimenſionen: 6 bis 9 Meter Breite, 16 bis 35 Meter Länge, 8 bis 14 Meter
Höhe. Die meiſten derſelben erlitten ſchon von allem Anfange an Neigungen, trotz
der angebrachten Stützen, was ſich aus der Verſchiedenheit des Druckes und zu-
fälliger Hinderniſſe erklärt.
Marſeille iſt durch ſeine Lage, den Reichthum des Hinterlandes, durch die
Großartigkeit ſeiner Baſſinanlagen, durch die Vollſtändigkeit ſeiner Umladevor-
richtungen und ſeine Verbindung mit den Eiſenbahnen des ganzen Landes, allen
übrigen Mittelmeerhäfen weit voraus. Die kluge Umſicht, welche zu dem Allen
auch noch rechtzeitig die großartige Anlage von Trockendocks hervorrief, ſichert dem
Hafen von Marſeille ſeinen Vorſprung. Die neue Hafenanlage beſteht aus einem
gemeinſchaftlichen Damm, welcher die Baſſins gegen den Seegang der offenen
Rhede deckt. Einzelne Moli, welche, vom Ufer ausgehend, ſenkrecht auf die Richtung
dieſes gemeinſchaftlichen Dammes angelegt ſind, bieten den Schiffen geeignete
Landungsquais und geben dieſen eine im Verhältniß zu den Waſſerflächen des
Baſſins günſtige Geſammtlänge. Die Moli ſind ſo breit gehalten, daß ihren Quais
entlang für Umladevorrichtungen und Waarenhallen, Straßen und Eiſenbahnen,
welche den Verkehr mit der Stadt und deren einzelnen Bahnhöfen vermitteln,
mehr als ausreichend Platz iſt.
Eine Wiederholung dieſer Hafenanlage — welche der berühmte Hydro-
techniker Pascal entworfen und deren Ausführung im Vereine mit Andrea
Bernard und de Namielle beſorgt hatte — zeigt der neue Hafen von Trieſt.
Da jedoch der Meeresgrund in Marſeille faſt unnachgiebig, in Trieſt dagegen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/533>, abgerufen am 25.11.2024.
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