der nautischen Wissenschaft nichts gegen die furchtbare Zerstörungswuth der Ele- mente einerseits oder gegen Ereignisse anderer Art auszurichten vermögen.
Wind und Wellen, Nebel, Begegnung mit schwimmenden Eisbergen, sind die Naturereignisse, mit denen ein Seefahrzeug zu rechnen hat; plötzliches Lecken, der Ausbruch einer Feuersbrunst an Bord, Kesselexplosionen, Collisionen sind die rein zufälligen Momente, die hinzukommen. ... Auf allen Meeren sind die Winternebel gefürchtet, wenngleich sie anderwärts nicht so viel des Grausigen bergen, wie auf dem Stillen Ocean, wo auch die Länge der Fahrt das ihre zur Vermehrung der unerquicklichen Situation beiträgt. Bei den atlantischen Fahrten ist die Passage des Aermelcanales die gefährlichste. Die Nähe der Küsten und Klippen, die be- deutende Zahl großer Dampf- und Segelschiffe, das Unzuverlässige der Leuchtfeuer in finsterer Nebelnacht, dann das Gewimmel der kleinen Fahrzeuge -- Tjalken, Schuten, Lugger, Kutter, Kuffen, Jolen, Galrassen, Galjoten, und wie die gebrech- lichen Nußschalen alle heißen mögen -- denen sich nordischen Fischer und Schiffer anvertrauen: das Alles erfordert einen Grad von Vorsicht und Aufmerk- samkeit, in deren Ausübung eine nervenschwache Landratte in den ersten Stunden erliegen würde.
In der Regel widerstehen die großen modernen Dampfer dem Wellengange sehr gut. Bei kurzen Wellentheilern kommt der lange Schiffskörper auf zwei- Wellenberge zu ruhen, ist also nicht so sehr dem Schlingern ausgesetz, als kleine Fahrzeuge, welche gezwungen sind, die Wellenbewegung mitzumachen. Freilich kann die See in einem Grade aufgewühlt sein, bei welchem auch die größten Schiffe ein Spielball derselben werden. Was die Größe der Wellen anbetrifft, ist -- zum mindesten bei jenen ungeheueren Wasserbergen, welche durch Orkane oder orkan- artige Seestürme hervorgerufen werden -- eine Messung, nicht gut möglich. Ganz abgesehen von der Unzuverlässigkeit einer solchen Messung, nimmt ein Ereigniß, wie es ein Sturm ist, derart die Aufmerksamkeit und Thätigkeit der auf dem Schiffe befindlichen Personen in Anspruch, daß solche Messungsexperimente von selbst entfallen. Alte Seefahrer berichten von enormen Wellenbergen und die Schätzungen der Höhe derselben sind ganz exorbitant. Sicher thut hier die Auf- regung das ihre. Dazu kommt, daß die Höhe des Wellenberges nicht vom normalen Meeresniveau aus gemessen wird, sondern von der Tiefe des Wellenthales aus. Dadurch wächst der Wasserberg zu doppelter Höhe an, wozu noch kommt, daß der Eindruck vom Schiffe aus, das sich gerade im Wellenthale befindet, unter solchen Umständen ein überwältigend großartiger, ja furchtbarer wird.
Nach der "Internationalen Scala für Höhe des Seegangs" nennt man eine Erregung des Meeres, bei der die Wellen die Höhe von von 1 Meter nicht über- steigen, "sehr ruhige See"; bei einer Wellenhöhe von 1--2 Meter "ruhige See;"; von 2--3 Meter "leichtbewegte See"; von 3--4 Meter "mäßig bewegte See"; von 4--5 Meter "bewegte See"; von 6--7 Meter "grobe oder unruhige See"; von 8--9 Meter "hohe See"; von 10--15 Meter "sehr hohe See"; von
Erſter Abſchnitt.
der nautiſchen Wiſſenſchaft nichts gegen die furchtbare Zerſtörungswuth der Ele- mente einerſeits oder gegen Ereigniſſe anderer Art auszurichten vermögen.
Wind und Wellen, Nebel, Begegnung mit ſchwimmenden Eisbergen, ſind die Naturereigniſſe, mit denen ein Seefahrzeug zu rechnen hat; plötzliches Lecken, der Ausbruch einer Feuersbrunſt an Bord, Keſſelexploſionen, Colliſionen ſind die rein zufälligen Momente, die hinzukommen. ... Auf allen Meeren ſind die Winternebel gefürchtet, wenngleich ſie anderwärts nicht ſo viel des Grauſigen bergen, wie auf dem Stillen Ocean, wo auch die Länge der Fahrt das ihre zur Vermehrung der unerquicklichen Situation beiträgt. Bei den atlantiſchen Fahrten iſt die Paſſage des Aermelcanales die gefährlichſte. Die Nähe der Küſten und Klippen, die be- deutende Zahl großer Dampf- und Segelſchiffe, das Unzuverläſſige der Leuchtfeuer in finſterer Nebelnacht, dann das Gewimmel der kleinen Fahrzeuge — Tjalken, Schuten, Lugger, Kutter, Kuffen, Jolen, Galraſſen, Galjoten, und wie die gebrech- lichen Nußſchalen alle heißen mögen — denen ſich nordiſchen Fiſcher und Schiffer anvertrauen: das Alles erfordert einen Grad von Vorſicht und Aufmerk- ſamkeit, in deren Ausübung eine nervenſchwache Landratte in den erſten Stunden erliegen würde.
In der Regel widerſtehen die großen modernen Dampfer dem Wellengange ſehr gut. Bei kurzen Wellentheilern kommt der lange Schiffskörper auf zwei- Wellenberge zu ruhen, iſt alſo nicht ſo ſehr dem Schlingern ausgeſetz, als kleine Fahrzeuge, welche gezwungen ſind, die Wellenbewegung mitzumachen. Freilich kann die See in einem Grade aufgewühlt ſein, bei welchem auch die größten Schiffe ein Spielball derſelben werden. Was die Größe der Wellen anbetrifft, iſt — zum mindeſten bei jenen ungeheueren Waſſerbergen, welche durch Orkane oder orkan- artige Seeſtürme hervorgerufen werden — eine Meſſung, nicht gut möglich. Ganz abgeſehen von der Unzuverläſſigkeit einer ſolchen Meſſung, nimmt ein Ereigniß, wie es ein Sturm iſt, derart die Aufmerkſamkeit und Thätigkeit der auf dem Schiffe befindlichen Perſonen in Anſpruch, daß ſolche Meſſungsexperimente von ſelbſt entfallen. Alte Seefahrer berichten von enormen Wellenbergen und die Schätzungen der Höhe derſelben ſind ganz exorbitant. Sicher thut hier die Auf- regung das ihre. Dazu kommt, daß die Höhe des Wellenberges nicht vom normalen Meeresniveau aus gemeſſen wird, ſondern von der Tiefe des Wellenthales aus. Dadurch wächſt der Waſſerberg zu doppelter Höhe an, wozu noch kommt, daß der Eindruck vom Schiffe aus, das ſich gerade im Wellenthale befindet, unter ſolchen Umſtänden ein überwältigend großartiger, ja furchtbarer wird.
Nach der »Internationalen Scala für Höhe des Seegangs« nennt man eine Erregung des Meeres, bei der die Wellen die Höhe von von 1 Meter nicht über- ſteigen, »ſehr ruhige See«; bei einer Wellenhöhe von 1—2 Meter »ruhige See;«; von 2—3 Meter »leichtbewegte See«; von 3—4 Meter »mäßig bewegte See«; von 4—5 Meter »bewegte See«; von 6—7 Meter »grobe oder unruhige See«; von 8—9 Meter »hohe See«; von 10—15 Meter »ſehr hohe See«; von
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der nautiſchen Wiſſenſchaft nichts gegen die furchtbare Zerſtörungswuth der Ele-
mente einerſeits oder gegen Ereigniſſe anderer Art auszurichten vermögen.
Wind und Wellen, Nebel, Begegnung mit ſchwimmenden Eisbergen, ſind die
Naturereigniſſe, mit denen ein Seefahrzeug zu rechnen hat; plötzliches Lecken, der
Ausbruch einer Feuersbrunſt an Bord, Keſſelexploſionen, Colliſionen ſind die rein
zufälligen Momente, die hinzukommen. ... Auf allen Meeren ſind die Winternebel
gefürchtet, wenngleich ſie anderwärts nicht ſo viel des Grauſigen bergen, wie auf
dem Stillen Ocean, wo auch die Länge der Fahrt das ihre zur Vermehrung der
unerquicklichen Situation beiträgt. Bei den atlantiſchen Fahrten iſt die Paſſage
des Aermelcanales die gefährlichſte. Die Nähe der Küſten und Klippen, die be-
deutende Zahl großer Dampf- und Segelſchiffe, das Unzuverläſſige der Leuchtfeuer
in finſterer Nebelnacht, dann das Gewimmel der kleinen Fahrzeuge — Tjalken,
Schuten, Lugger, Kutter, Kuffen, Jolen, Galraſſen, Galjoten, und wie die gebrech-
lichen Nußſchalen alle heißen mögen — denen ſich nordiſchen Fiſcher
und Schiffer anvertrauen: das Alles erfordert einen Grad von Vorſicht und Aufmerk-
ſamkeit, in deren Ausübung eine nervenſchwache Landratte in den erſten Stunden
erliegen würde.
In der Regel widerſtehen die großen modernen Dampfer dem Wellengange
ſehr gut. Bei kurzen Wellentheilern kommt der lange Schiffskörper auf zwei-
Wellenberge zu ruhen, iſt alſo nicht ſo ſehr dem Schlingern ausgeſetz, als kleine
Fahrzeuge, welche gezwungen ſind, die Wellenbewegung mitzumachen. Freilich kann
die See in einem Grade aufgewühlt ſein, bei welchem auch die größten Schiffe ein
Spielball derſelben werden. Was die Größe der Wellen anbetrifft, iſt — zum
mindeſten bei jenen ungeheueren Waſſerbergen, welche durch Orkane oder orkan-
artige Seeſtürme hervorgerufen werden — eine Meſſung, nicht gut möglich. Ganz
abgeſehen von der Unzuverläſſigkeit einer ſolchen Meſſung, nimmt ein Ereigniß,
wie es ein Sturm iſt, derart die Aufmerkſamkeit und Thätigkeit der auf dem
Schiffe befindlichen Perſonen in Anſpruch, daß ſolche Meſſungsexperimente von
ſelbſt entfallen. Alte Seefahrer berichten von enormen Wellenbergen und die
Schätzungen der Höhe derſelben ſind ganz exorbitant. Sicher thut hier die Auf-
regung das ihre. Dazu kommt, daß die Höhe des Wellenberges nicht vom normalen
Meeresniveau aus gemeſſen wird, ſondern von der Tiefe des Wellenthales aus.
Dadurch wächſt der Waſſerberg zu doppelter Höhe an, wozu noch kommt, daß
der Eindruck vom Schiffe aus, das ſich gerade im Wellenthale befindet, unter
ſolchen Umſtänden ein überwältigend großartiger, ja furchtbarer wird.
Nach der »Internationalen Scala für Höhe des Seegangs« nennt man
eine Erregung des Meeres, bei der die Wellen die Höhe von von 1 Meter nicht über-
ſteigen, »ſehr ruhige See«; bei einer Wellenhöhe von 1—2 Meter »ruhige See;«;
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von 8—9 Meter »hohe See«; von 10—15 Meter »ſehr hohe See«; von
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/492>, abgerufen am 25.11.2024.
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