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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
um dort mit fast noch halber Kraft auf die verhältnißmäßig größeren Kolben zu
wirken. Ist der so ausgenützte Dampf dort fertig, so tritt er in den weiter oben
erwähnten Oberflächen-Condensator, wo er, plötzlich in Wasser sich verwandelnd,
ein Vacuum schafft, die dem im Niederdruckcylinder arbeitenden Kolben wieder von
großem Nutzen ist. Von dem Condensator fließt der nun in heißes Wasser ver-
wandelte Dampf in den sogenannten "hot well" (heißen Brunnen), um von hier
den Kesseln wieder als Speisewasser zugeführt zu werden und so die Benützung
des den Kesseln schädlichen Seewassers zu vermeiden.

[Abbildung] Fig. 319.

Mittlerer Theil des Maschinenraumes eines amerikanischen Passagierdampfers.

Wie man sieht, ist hier der Einfluß des Constructionsprincipes der Loco-
motiven -- diesen ausgezeichneten compendiösen Dampfmaschinen -- auf die Schiffs-
maschinen unverkennbar. Der Umstand, daß die Locomotiven, trotzdem daß für die-
selben die Grenzen an Raum und Gewicht viel enger gezogen sind, als für die
Dampfschiffsmaschinen, noch vor wenigen Jahren pro Pferdestärke der entwickelten
Leistung nicht halb so viel Kohlen verbrauchten, als damals die Schiffsmaschinen
für gleiche Leistungen consumirten, hat dem Röhrenkessel auf den Schiffen Eingang
verschafft, die Scheu der Schiffs-Ingenieure von hohen Dampfspannungen über-
wunden, die Kolbengeschwindigkeit gesteigert und die Stephenson'sche Coulissen-
steuerung zur allgemeinen Anwendung gebracht. In letzterer Beziehung besteht
indeß gegenüber der Locomotive der wesentliche Unterschied, daß die Expansion des
Hochdruckcylinders bei den meisten neuen Schiffsmaschinen nicht, wie bei den Loco-


Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
um dort mit faſt noch halber Kraft auf die verhältnißmäßig größeren Kolben zu
wirken. Iſt der ſo ausgenützte Dampf dort fertig, ſo tritt er in den weiter oben
erwähnten Oberflächen-Condenſator, wo er, plötzlich in Waſſer ſich verwandelnd,
ein Vacuum ſchafft, die dem im Niederdruckcylinder arbeitenden Kolben wieder von
großem Nutzen iſt. Von dem Condenſator fließt der nun in heißes Waſſer ver-
wandelte Dampf in den ſogenannten »hot well« (heißen Brunnen), um von hier
den Keſſeln wieder als Speiſewaſſer zugeführt zu werden und ſo die Benützung
des den Keſſeln ſchädlichen Seewaſſers zu vermeiden.

[Abbildung] Fig. 319.

Mittlerer Theil des Maſchinenraumes eines amerikaniſchen Paſſagierdampfers.

Wie man ſieht, iſt hier der Einfluß des Conſtructionsprincipes der Loco-
motiven — dieſen ausgezeichneten compendiöſen Dampfmaſchinen — auf die Schiffs-
maſchinen unverkennbar. Der Umſtand, daß die Locomotiven, trotzdem daß für die-
ſelben die Grenzen an Raum und Gewicht viel enger gezogen ſind, als für die
Dampfſchiffsmaſchinen, noch vor wenigen Jahren pro Pferdeſtärke der entwickelten
Leiſtung nicht halb ſo viel Kohlen verbrauchten, als damals die Schiffsmaſchinen
für gleiche Leiſtungen conſumirten, hat dem Röhrenkeſſel auf den Schiffen Eingang
verſchafft, die Scheu der Schiffs-Ingenieure von hohen Dampfſpannungen über-
wunden, die Kolbengeſchwindigkeit geſteigert und die Stephenſon'ſche Couliſſen-
ſteuerung zur allgemeinen Anwendung gebracht. In letzterer Beziehung beſteht
indeß gegenüber der Locomotive der weſentliche Unterſchied, daß die Expanſion des
Hochdruckcylinders bei den meiſten neuen Schiffsmaſchinen nicht, wie bei den Loco-

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[389/0431] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. um dort mit faſt noch halber Kraft auf die verhältnißmäßig größeren Kolben zu wirken. Iſt der ſo ausgenützte Dampf dort fertig, ſo tritt er in den weiter oben erwähnten Oberflächen-Condenſator, wo er, plötzlich in Waſſer ſich verwandelnd, ein Vacuum ſchafft, die dem im Niederdruckcylinder arbeitenden Kolben wieder von großem Nutzen iſt. Von dem Condenſator fließt der nun in heißes Waſſer ver- wandelte Dampf in den ſogenannten »hot well« (heißen Brunnen), um von hier den Keſſeln wieder als Speiſewaſſer zugeführt zu werden und ſo die Benützung des den Keſſeln ſchädlichen Seewaſſers zu vermeiden. [Abbildung Fig. 319. Mittlerer Theil des Maſchinenraumes eines amerikaniſchen Paſſagierdampfers.] Wie man ſieht, iſt hier der Einfluß des Conſtructionsprincipes der Loco- motiven — dieſen ausgezeichneten compendiöſen Dampfmaſchinen — auf die Schiffs- maſchinen unverkennbar. Der Umſtand, daß die Locomotiven, trotzdem daß für die- ſelben die Grenzen an Raum und Gewicht viel enger gezogen ſind, als für die Dampfſchiffsmaſchinen, noch vor wenigen Jahren pro Pferdeſtärke der entwickelten Leiſtung nicht halb ſo viel Kohlen verbrauchten, als damals die Schiffsmaſchinen für gleiche Leiſtungen conſumirten, hat dem Röhrenkeſſel auf den Schiffen Eingang verſchafft, die Scheu der Schiffs-Ingenieure von hohen Dampfſpannungen über- wunden, die Kolbengeſchwindigkeit geſteigert und die Stephenſon'ſche Couliſſen- ſteuerung zur allgemeinen Anwendung gebracht. In letzterer Beziehung beſteht indeß gegenüber der Locomotive der weſentliche Unterſchied, daß die Expanſion des Hochdruckcylinders bei den meiſten neuen Schiffsmaſchinen nicht, wie bei den Loco-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/431>, abgerufen am 25.11.2024.