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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die motorischen Einrichtungen.
nach sehr stark beansprucht und demgemäß dimensionirt werden, erhalten einen so
großen Durchmesser, daß ein Mann anstandslos denselben untersuchen kann.

Aus dem Flammrohrkessel hat sich eine Abart, der sogenannte "Galloway-
kessel", entwickelt. Hier sind (Fig. 161) in dem Flammrohre (f) Quersiederohre
(Gallowayrohre, g) eingeschaltet, welche einerseits die Verdampfungsfähigkeit des
Kessels erhöhen, andererseits zur Versteifung des Flammrohres dienen. Wird ein
Kessel mit zwei Flammrohren ausgestattet, so erhält man den "Fairbairnkessel"
(auch Lancasterkessel genannt, Fig. 162). Setzt man endlich an Stelle eines Flamm-
rohres oder zwei derselben eine große Anzahl von engen Röhren, so erhält man
den "Feuerröhrenkessel" auch Tubularkessel genannt (Fig. 163), ein System, bei dem

[Abbildung] Fig. 171.

Dampfkessel mit Sieder.

dem Kessel eine bedeutende Heizfläche zukommt und das überall dort angewendet
wird, wo eine Einmauerung des Kessels (Locomotiven, Locomobilen, einzelnen
stehenden Kesseln) nicht thunlich erscheint. Die Feuerung ist hier selbstverständlich
ausschließlich eine Innenfeuerung und findet dieselbe in einem besonderen, im Kessel
selbst sich befindlichen Raume, der Feuerbüchse (F), statt. Dieselbe ist von der hinteren
Rohrwand des Kessels (r) begrenzt, und durch diese Wand münden die Feuerrohre
in den Heizraum. Da die Wände des letzteren zur directen Heizfläche gehören, sind
sie ringsum mit Wasser bedeckt. Außerdem sind sie, wegen des auf sie einwirkenden
Dampfdruckes, gut versteift, was in der Weise geschieht, daß sie mit den Wänden
des äußeren Feuerbüchsenmantels durch Stehbolzen (s) von Kupfer oder Eisen ver-
bunden werden. Die Decke ist mit ähnlichen Stehbolzen (S) oder bei älteren Con-
structionen durch Stehrippen (R) versteift. In der Abbildung sieht man noch den

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Die motoriſchen Einrichtungen.
nach ſehr ſtark beanſprucht und demgemäß dimenſionirt werden, erhalten einen ſo
großen Durchmeſſer, daß ein Mann anſtandslos denſelben unterſuchen kann.

Aus dem Flammrohrkeſſel hat ſich eine Abart, der ſogenannte »Galloway-
keſſel«, entwickelt. Hier ſind (Fig. 161) in dem Flammrohre (f) Querſiederohre
(Gallowayrohre, g) eingeſchaltet, welche einerſeits die Verdampfungsfähigkeit des
Keſſels erhöhen, andererſeits zur Verſteifung des Flammrohres dienen. Wird ein
Keſſel mit zwei Flammrohren ausgeſtattet, ſo erhält man den »Fairbairnkeſſel«
(auch Lancaſterkeſſel genannt, Fig. 162). Setzt man endlich an Stelle eines Flamm-
rohres oder zwei derſelben eine große Anzahl von engen Röhren, ſo erhält man
den »Feuerröhrenkeſſel« auch Tubularkeſſel genannt (Fig. 163), ein Syſtem, bei dem

[Abbildung] Fig. 171.

Dampfkeſſel mit Sieder.

dem Keſſel eine bedeutende Heizfläche zukommt und das überall dort angewendet
wird, wo eine Einmauerung des Keſſels (Locomotiven, Locomobilen, einzelnen
ſtehenden Keſſeln) nicht thunlich erſcheint. Die Feuerung iſt hier ſelbſtverſtändlich
ausſchließlich eine Innenfeuerung und findet dieſelbe in einem beſonderen, im Keſſel
ſelbſt ſich befindlichen Raume, der Feuerbüchſe (F), ſtatt. Dieſelbe iſt von der hinteren
Rohrwand des Keſſels (r) begrenzt, und durch dieſe Wand münden die Feuerrohre
in den Heizraum. Da die Wände des letzteren zur directen Heizfläche gehören, ſind
ſie ringsum mit Waſſer bedeckt. Außerdem ſind ſie, wegen des auf ſie einwirkenden
Dampfdruckes, gut verſteift, was in der Weiſe geſchieht, daß ſie mit den Wänden
des äußeren Feuerbüchſenmantels durch Stehbolzen (s) von Kupfer oder Eiſen ver-
bunden werden. Die Decke iſt mit ähnlichen Stehbolzen (S) oder bei älteren Con-
ſtructionen durch Stehrippen (R) verſteift. In der Abbildung ſieht man noch den

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[211/0243] Die motoriſchen Einrichtungen. nach ſehr ſtark beanſprucht und demgemäß dimenſionirt werden, erhalten einen ſo großen Durchmeſſer, daß ein Mann anſtandslos denſelben unterſuchen kann. Aus dem Flammrohrkeſſel hat ſich eine Abart, der ſogenannte »Galloway- keſſel«, entwickelt. Hier ſind (Fig. 161) in dem Flammrohre (f) Querſiederohre (Gallowayrohre, g) eingeſchaltet, welche einerſeits die Verdampfungsfähigkeit des Keſſels erhöhen, andererſeits zur Verſteifung des Flammrohres dienen. Wird ein Keſſel mit zwei Flammrohren ausgeſtattet, ſo erhält man den »Fairbairnkeſſel« (auch Lancaſterkeſſel genannt, Fig. 162). Setzt man endlich an Stelle eines Flamm- rohres oder zwei derſelben eine große Anzahl von engen Röhren, ſo erhält man den »Feuerröhrenkeſſel« auch Tubularkeſſel genannt (Fig. 163), ein Syſtem, bei dem [Abbildung Fig. 171. Dampfkeſſel mit Sieder.] dem Keſſel eine bedeutende Heizfläche zukommt und das überall dort angewendet wird, wo eine Einmauerung des Keſſels (Locomotiven, Locomobilen, einzelnen ſtehenden Keſſeln) nicht thunlich erſcheint. Die Feuerung iſt hier ſelbſtverſtändlich ausſchließlich eine Innenfeuerung und findet dieſelbe in einem beſonderen, im Keſſel ſelbſt ſich befindlichen Raume, der Feuerbüchſe (F), ſtatt. Dieſelbe iſt von der hinteren Rohrwand des Keſſels (r) begrenzt, und durch dieſe Wand münden die Feuerrohre in den Heizraum. Da die Wände des letzteren zur directen Heizfläche gehören, ſind ſie ringsum mit Waſſer bedeckt. Außerdem ſind ſie, wegen des auf ſie einwirkenden Dampfdruckes, gut verſteift, was in der Weiſe geſchieht, daß ſie mit den Wänden des äußeren Feuerbüchſenmantels durch Stehbolzen (s) von Kupfer oder Eiſen ver- bunden werden. Die Decke iſt mit ähnlichen Stehbolzen (S) oder bei älteren Con- ſtructionen durch Stehrippen (R) verſteift. In der Abbildung ſieht man noch den 14*

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/243>, abgerufen am 23.11.2024.