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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.


Die motorischen Einrichtungen.

Alle Maschinen bedürfen, um die ihnen zugedachte Arbeit verrichten zu
können, eines Bewegungsantriebes, also einer von außen wirkenden Kraft.
Dieselbe kann vom Arbeiter selbst (Handbetrieb) oder durch Thiere, durch

fließendes oder hochstehendes Wasser, Dampf oder Elektricität ausgeübt werden.
Der die Kraft entwickelnde Körper wird Motor genannt, wenngleich diese Bezeich-
nung im praktischen Leben häufig auf das Mittel, durch welches die Kraft zur
Wirksamkeit gelangt (das Wasserrad, die Dampfmaschine etc.), übertragen wird. Die
Motoren sind also gewissermaßen selber Maschinen -- gleich den Mechanismen,
die sie in Bewegung setzen -- und man unterscheidet daher zweckmäßigerweise
die eigentlichen Arbeitsmaschinen von den Kraftmaschinen.

Bei allen Kraftmaschinen, die wir der Kürze wegen in der Folge schlechtweg
als "Motoren" bezeichnen wollen, kommt ein wichtiger Factor in Betracht, der der
Arbeitsleistung. Es ist klar, daß der Werth jeder Arbeit im verkehrten Verhältnisse
zu dem Zeitaufwande steht. Bei praktischen Messungen wird daher die in einer
Secunde geleistete Arbeit angegeben und als "Effect der Kraft" bezeichnet. Da man
den in einer Stunde zurückgelegten Weg bei der gleichförmigen Bewegung Geschwin-
digkeit nennt, ist bei dieser der Effect der Kraft gleich dem Producte der Kraft mit
der Geschwindigkeit des Angriffspunktes. Wird die Kraft in Kilogrammen, die
Geschwindigkeit in Metern angegeben, so erhält man die in jeder Secunde ge-
leisteten "Meterkilogramme". Ein Meterkilogramm ist also eine Arbeitseinheit,
indem damit bezeichnet wird, welche Arbeit geleistet werden muß, um den Wider-
stand von einem Kilogramm auf einem Wege von einem Meter zu überwinden.
Da man jedoch bei diesem Vorgange mit zu großen Zahlenwerthen zu rechnen
hätte, hat man der Arbeitsleistung eine größere Einheit zu Grunde gelegt -- die
Pferdekraft (oder Pferdestärke). Man versteht unter einer solchen eine Leistung
von 75 Meterkilogramm in der Secunde.


Dritter Abſchnitt.


Die motoriſchen Einrichtungen.

Alle Maſchinen bedürfen, um die ihnen zugedachte Arbeit verrichten zu
können, eines Bewegungsantriebes, alſo einer von außen wirkenden Kraft.
Dieſelbe kann vom Arbeiter ſelbſt (Handbetrieb) oder durch Thiere, durch

fließendes oder hochſtehendes Waſſer, Dampf oder Elektricität ausgeübt werden.
Der die Kraft entwickelnde Körper wird Motor genannt, wenngleich dieſe Bezeich-
nung im praktiſchen Leben häufig auf das Mittel, durch welches die Kraft zur
Wirkſamkeit gelangt (das Waſſerrad, die Dampfmaſchine ꝛc.), übertragen wird. Die
Motoren ſind alſo gewiſſermaßen ſelber Maſchinen — gleich den Mechanismen,
die ſie in Bewegung ſetzen — und man unterſcheidet daher zweckmäßigerweiſe
die eigentlichen Arbeitsmaſchinen von den Kraftmaſchinen.

Bei allen Kraftmaſchinen, die wir der Kürze wegen in der Folge ſchlechtweg
als »Motoren« bezeichnen wollen, kommt ein wichtiger Factor in Betracht, der der
Arbeitsleiſtung. Es iſt klar, daß der Werth jeder Arbeit im verkehrten Verhältniſſe
zu dem Zeitaufwande ſteht. Bei praktiſchen Meſſungen wird daher die in einer
Secunde geleiſtete Arbeit angegeben und als »Effect der Kraft« bezeichnet. Da man
den in einer Stunde zurückgelegten Weg bei der gleichförmigen Bewegung Geſchwin-
digkeit nennt, iſt bei dieſer der Effect der Kraft gleich dem Producte der Kraft mit
der Geſchwindigkeit des Angriffspunktes. Wird die Kraft in Kilogrammen, die
Geſchwindigkeit in Metern angegeben, ſo erhält man die in jeder Secunde ge-
leiſteten »Meterkilogramme«. Ein Meterkilogramm iſt alſo eine Arbeitseinheit,
indem damit bezeichnet wird, welche Arbeit geleiſtet werden muß, um den Wider-
ſtand von einem Kilogramm auf einem Wege von einem Meter zu überwinden.
Da man jedoch bei dieſem Vorgange mit zu großen Zahlenwerthen zu rechnen
hätte, hat man der Arbeitsleiſtung eine größere Einheit zu Grunde gelegt — die
Pferdekraft (oder Pferdeſtärke). Man verſteht unter einer ſolchen eine Leiſtung
von 75 Meterkilogramm in der Secunde.

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[205/0237] Dritter Abſchnitt. Die motoriſchen Einrichtungen. Alle Maſchinen bedürfen, um die ihnen zugedachte Arbeit verrichten zu können, eines Bewegungsantriebes, alſo einer von außen wirkenden Kraft. Dieſelbe kann vom Arbeiter ſelbſt (Handbetrieb) oder durch Thiere, durch fließendes oder hochſtehendes Waſſer, Dampf oder Elektricität ausgeübt werden. Der die Kraft entwickelnde Körper wird Motor genannt, wenngleich dieſe Bezeich- nung im praktiſchen Leben häufig auf das Mittel, durch welches die Kraft zur Wirkſamkeit gelangt (das Waſſerrad, die Dampfmaſchine ꝛc.), übertragen wird. Die Motoren ſind alſo gewiſſermaßen ſelber Maſchinen — gleich den Mechanismen, die ſie in Bewegung ſetzen — und man unterſcheidet daher zweckmäßigerweiſe die eigentlichen Arbeitsmaſchinen von den Kraftmaſchinen. Bei allen Kraftmaſchinen, die wir der Kürze wegen in der Folge ſchlechtweg als »Motoren« bezeichnen wollen, kommt ein wichtiger Factor in Betracht, der der Arbeitsleiſtung. Es iſt klar, daß der Werth jeder Arbeit im verkehrten Verhältniſſe zu dem Zeitaufwande ſteht. Bei praktiſchen Meſſungen wird daher die in einer Secunde geleiſtete Arbeit angegeben und als »Effect der Kraft« bezeichnet. Da man den in einer Stunde zurückgelegten Weg bei der gleichförmigen Bewegung Geſchwin- digkeit nennt, iſt bei dieſer der Effect der Kraft gleich dem Producte der Kraft mit der Geſchwindigkeit des Angriffspunktes. Wird die Kraft in Kilogrammen, die Geſchwindigkeit in Metern angegeben, ſo erhält man die in jeder Secunde ge- leiſteten »Meterkilogramme«. Ein Meterkilogramm iſt alſo eine Arbeitseinheit, indem damit bezeichnet wird, welche Arbeit geleiſtet werden muß, um den Wider- ſtand von einem Kilogramm auf einem Wege von einem Meter zu überwinden. Da man jedoch bei dieſem Vorgange mit zu großen Zahlenwerthen zu rechnen hätte, hat man der Arbeitsleiſtung eine größere Einheit zu Grunde gelegt — die Pferdekraft (oder Pferdeſtärke). Man verſteht unter einer ſolchen eine Leiſtung von 75 Meterkilogramm in der Secunde.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/237>, abgerufen am 24.11.2024.