Die Königliche Hütte zu Gleiwitz ("Gleiwitzerhütte"), nicht zu verwechseln mit der vorgenannten, ist vornehmlich deshalb von Interesse, weil sie eine Etape in der Entwickelung
[Abbildung]
Fig. 131.
Horster Eisen- und Stahlwerk (Union, Horst bei Steele).
des Hochofenbetriebes darstellt. Als nämlich gegen Ende des vorigen Jahrhunderts der zu- nehmende Holzmangel die Entwickelung der oberschlesischen Eisen- industrie zu hemmen drohte, entschloß sich der um das schlesische Montanwesen so hoch verdiente Berghaupt- mann Graf Reden, welcher die bereits ent- standenen Kokshoch- ofen-Anlagen Eng- lands eingehend studirt hatte, an Stelle der bis dahin verwendeten Holzkohlen Stein- kohlenkoks beim Hoch- ofenbetrieb einzufüh- ren. So erfolgte im Jahre 1794 durch den aus England berufenen Hüttenmann Baildon die Erbauung des ersten Kokshochofens auf dem Festlande.
Im Jahre 1797 baute man in der Gießhütte zwei Cupol- und zwei Flammöfen, dem alsbald weitere Anlagen dieser Art folgten. Die Produc- tion hob sich rasch, sank aber in den napoleonischen Kriegen wieder derart, daß nur die Fabrikation von Kriegsmaterial den gänzlichen Niedergang verhindern konnte.
Hüttenwerke.
Die Königliche Hütte zu Gleiwitz (»Gleiwitzerhütte«), nicht zu verwechſeln mit der vorgenannten, iſt vornehmlich deshalb von Intereſſe, weil ſie eine Etape in der Entwickelung
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Fig. 131.
Horſter Eiſen- und Stahlwerk (Union, Horſt bei Steele).
des Hochofenbetriebes darſtellt. Als nämlich gegen Ende des vorigen Jahrhunderts der zu- nehmende Holzmangel die Entwickelung der oberſchleſiſchen Eiſen- induſtrie zu hemmen drohte, entſchloß ſich der um das ſchleſiſche Montanweſen ſo hoch verdiente Berghaupt- mann Graf Reden, welcher die bereits ent- ſtandenen Kokshoch- ofen-Anlagen Eng- lands eingehend ſtudirt hatte, an Stelle der bis dahin verwendeten Holzkohlen Stein- kohlenkoks beim Hoch- ofenbetrieb einzufüh- ren. So erfolgte im Jahre 1794 durch den aus England berufenen Hüttenmann Baildon die Erbauung des erſten Kokshochofens auf dem Feſtlande.
Im Jahre 1797 baute man in der Gießhütte zwei Cupol- und zwei Flammöfen, dem alsbald weitere Anlagen dieſer Art folgten. Die Produc- tion hob ſich raſch, ſank aber in den napoleoniſchen Kriegen wieder derart, daß nur die Fabrikation von Kriegsmaterial den gänzlichen Niedergang verhindern konnte.
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Hüttenwerke.
Die Königliche Hütte zu Gleiwitz (»Gleiwitzerhütte«), nicht zu verwechſeln
mit der vorgenannten, iſt vornehmlich deshalb von Intereſſe, weil ſie eine Etape
in der Entwickelung
[Abbildung Fig. 131. Horſter Eiſen- und Stahlwerk (Union, Horſt bei Steele).]
des Hochofenbetriebes
darſtellt. Als nämlich
gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts der zu-
nehmende Holzmangel
die Entwickelung der
oberſchleſiſchen Eiſen-
induſtrie zu hemmen
drohte, entſchloß ſich
der um das ſchleſiſche
Montanweſen ſo hoch
verdiente Berghaupt-
mann Graf Reden,
welcher die bereits ent-
ſtandenen Kokshoch-
ofen-Anlagen Eng-
lands eingehend ſtudirt
hatte, an Stelle der
bis dahin verwendeten
Holzkohlen Stein-
kohlenkoks beim Hoch-
ofenbetrieb einzufüh-
ren. So erfolgte im
Jahre 1794 durch den
aus England berufenen
Hüttenmann Baildon
die Erbauung des
erſten Kokshochofens
auf dem Feſtlande.
Im Jahre 1797
baute man in der
Gießhütte zwei Cupol-
und zwei Flammöfen,
dem alsbald weitere
Anlagen dieſer Art
folgten. Die Produc-
tion hob ſich raſch, ſank aber in den napoleoniſchen Kriegen wieder derart, daß nur
die Fabrikation von Kriegsmaterial den gänzlichen Niedergang verhindern konnte.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/203>, abgerufen am 25.11.2024.
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