Schmiedepressen von 2000 und 5000 Tonnen Druck in Betrieb gesetzt. Der Ankauf des Grusonwerkes in Magdeburg-Buchau fand im Jahre 1893, die Betriebsüber- nahme der "Germania" im Jahre 1896 statt.
2. Rundgang durch dentsche Eisenhütten.
Mit der Schilderung des Krupp'schen Etablissements ist das deutsche Eisen- gewerbe selbstverständlich noch lange nicht erschöpft. Die Zahl hervorragender Unter- nehmungen ist freilich so bedeutend, daß nicht daran zu denken ist, ihnen sammt und sonders in einem Werke gerecht zu werden, das nicht für Fachleute bestimmt ist und nach Ziel und Zweck in erster Linie dem Laien ein allgemein orientirendes Bild des Hüttenbetriebes vermitteln soll. Immerhin ist es unerläßlich, wenigstens der hervorragendsten Betriebe dieser Art zu gedenken.
Da wäre zunächst die Bochumer Gußstahlfabrik, welche in mancher Be- ziehung der Krupp'schen ebenbürtig ist und über maschinelle Einrichtungen verfügt, wie die Essener Fabrik, wenn auch ihre räumliche Ausdehnung und Vielgestaltigkeit nicht entfernt sich mit letzterer messen kann. In Bochum befindet sich ein Dampf- hammer von 60 Tonnen Fallgewicht, der sonach der größte in Deutschland ist. Die Specialität dieser Fabrik ist Faconguß, vornehmlich Schiffstheile, Dampf- cylinder, Preßcylinder, Gußstahlglocken und Gußstahlgeschütze. Das letztere Fabrikat wurde zuerst in Bochum hergestellt. Die Fabrikation von gepanzerten Geschützen von bedeutendem Caliber bildete schon frühzeitig die hervorragendste Leistung dieses Etablissements.
Eines der größten deutschen Etablissements ist die Gutehoffnungshütte zu Oberhausen. Sie ist die Nachfolgerin der Handelsgesellschaft "Jacobi, Haniel und Huyssen", welche, im Jahre 1808 gegründet, sich unter dieser Firma zu einem der bedeutendsten Werke des Eisen- und Stahlgroßgewerbes emporgearbeitet hat und sich in ihrem langjährigen Bestehen sowohl im Inlande als im Auslande eines hervorragenden Rufes zu erfreuen hatte. Die Gutehoffnungshütte hatte im Jahre 1872 den gesammten Besitz der genannten Firma als "Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb" übernommen und ist solchergestalt die Besitzerin der nachstehend näher beschriebenen Werke. Dieselben sind unter sich durch Eisenbahngeleise ver- bunden, deren Gesammtlänge etwa 45 Kilometer beträgt. Das in Verwendung stehende Rollmaterial bezifferte sich im Jahre 1895 (auch die anderen Daten gelten für diesen Zeitabschnitt) auf 12 Locomotiven und 450 Wagen.
Die Werke umfassen in ihrer Gesammtheit 10 Abtheilungen, deren wichtigste diejenige zu Sterkrade ist. Sie arbeitet mit 5 Kupolöfen, 2 Flammöfen, 1 Siemens- Martinofen, 18 Dampfmaschinen, 1 Locomotive, 2 fahrbaren Dampfkrahnen von zusammen etwa 700 Pferdekräften, 7 Dampfhämmern mit 15.8 Tonnen Fallgewicht, 22 Dampfkesseln, 250 Werkzeugmaschinen und 1 Holzschneidemaschine. Das Werk umfaßt eine Maschinenbauanstalt, eine Gießerei, eine Stahlformgießerei, eine Dampf-
Erſter Abſchnitt.
Schmiedepreſſen von 2000 und 5000 Tonnen Druck in Betrieb geſetzt. Der Ankauf des Gruſonwerkes in Magdeburg-Buchau fand im Jahre 1893, die Betriebsüber- nahme der »Germania« im Jahre 1896 ſtatt.
2. Rundgang durch dentſche Eiſenhütten.
Mit der Schilderung des Krupp'ſchen Etabliſſements iſt das deutſche Eiſen- gewerbe ſelbſtverſtändlich noch lange nicht erſchöpft. Die Zahl hervorragender Unter- nehmungen iſt freilich ſo bedeutend, daß nicht daran zu denken iſt, ihnen ſammt und ſonders in einem Werke gerecht zu werden, das nicht für Fachleute beſtimmt iſt und nach Ziel und Zweck in erſter Linie dem Laien ein allgemein orientirendes Bild des Hüttenbetriebes vermitteln ſoll. Immerhin iſt es unerläßlich, wenigſtens der hervorragendſten Betriebe dieſer Art zu gedenken.
Da wäre zunächſt die Bochumer Gußſtahlfabrik, welche in mancher Be- ziehung der Krupp'ſchen ebenbürtig iſt und über maſchinelle Einrichtungen verfügt, wie die Eſſener Fabrik, wenn auch ihre räumliche Ausdehnung und Vielgeſtaltigkeit nicht entfernt ſich mit letzterer meſſen kann. In Bochum befindet ſich ein Dampf- hammer von 60 Tonnen Fallgewicht, der ſonach der größte in Deutſchland iſt. Die Specialität dieſer Fabrik iſt Façonguß, vornehmlich Schiffstheile, Dampf- cylinder, Preßcylinder, Gußſtahlglocken und Gußſtahlgeſchütze. Das letztere Fabrikat wurde zuerſt in Bochum hergeſtellt. Die Fabrikation von gepanzerten Geſchützen von bedeutendem Caliber bildete ſchon frühzeitig die hervorragendſte Leiſtung dieſes Etabliſſements.
Eines der größten deutſchen Etabliſſements iſt die Gutehoffnungshütte zu Oberhauſen. Sie iſt die Nachfolgerin der Handelsgeſellſchaft »Jacobi, Haniel und Huyſſen«, welche, im Jahre 1808 gegründet, ſich unter dieſer Firma zu einem der bedeutendſten Werke des Eiſen- und Stahlgroßgewerbes emporgearbeitet hat und ſich in ihrem langjährigen Beſtehen ſowohl im Inlande als im Auslande eines hervorragenden Rufes zu erfreuen hatte. Die Gutehoffnungshütte hatte im Jahre 1872 den geſammten Beſitz der genannten Firma als »Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb« übernommen und iſt ſolchergeſtalt die Beſitzerin der nachſtehend näher beſchriebenen Werke. Dieſelben ſind unter ſich durch Eiſenbahngeleiſe ver- bunden, deren Geſammtlänge etwa 45 Kilometer beträgt. Das in Verwendung ſtehende Rollmaterial bezifferte ſich im Jahre 1895 (auch die anderen Daten gelten für dieſen Zeitabſchnitt) auf 12 Locomotiven und 450 Wagen.
Die Werke umfaſſen in ihrer Geſammtheit 10 Abtheilungen, deren wichtigſte diejenige zu Sterkrade iſt. Sie arbeitet mit 5 Kupolöfen, 2 Flammöfen, 1 Siemens- Martinofen, 18 Dampfmaſchinen, 1 Locomotive, 2 fahrbaren Dampfkrahnen von zuſammen etwa 700 Pferdekräften, 7 Dampfhämmern mit 15‧8 Tonnen Fallgewicht, 22 Dampfkeſſeln, 250 Werkzeugmaſchinen und 1 Holzſchneidemaſchine. Das Werk umfaßt eine Maſchinenbauanſtalt, eine Gießerei, eine Stahlformgießerei, eine Dampf-
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Schmiedepreſſen von 2000 und 5000 Tonnen Druck in Betrieb geſetzt. Der Ankauf
des Gruſonwerkes in Magdeburg-Buchau fand im Jahre 1893, die Betriebsüber-
nahme der »Germania« im Jahre 1896 ſtatt.
2. Rundgang durch dentſche Eiſenhütten.
Mit der Schilderung des Krupp'ſchen Etabliſſements iſt das deutſche Eiſen-
gewerbe ſelbſtverſtändlich noch lange nicht erſchöpft. Die Zahl hervorragender Unter-
nehmungen iſt freilich ſo bedeutend, daß nicht daran zu denken iſt, ihnen ſammt
und ſonders in einem Werke gerecht zu werden, das nicht für Fachleute beſtimmt
iſt und nach Ziel und Zweck in erſter Linie dem Laien ein allgemein orientirendes
Bild des Hüttenbetriebes vermitteln ſoll. Immerhin iſt es unerläßlich, wenigſtens
der hervorragendſten Betriebe dieſer Art zu gedenken.
Da wäre zunächſt die Bochumer Gußſtahlfabrik, welche in mancher Be-
ziehung der Krupp'ſchen ebenbürtig iſt und über maſchinelle Einrichtungen verfügt,
wie die Eſſener Fabrik, wenn auch ihre räumliche Ausdehnung und Vielgeſtaltigkeit
nicht entfernt ſich mit letzterer meſſen kann. In Bochum befindet ſich ein Dampf-
hammer von 60 Tonnen Fallgewicht, der ſonach der größte in Deutſchland iſt.
Die Specialität dieſer Fabrik iſt Façonguß, vornehmlich Schiffstheile, Dampf-
cylinder, Preßcylinder, Gußſtahlglocken und Gußſtahlgeſchütze. Das letztere Fabrikat
wurde zuerſt in Bochum hergeſtellt. Die Fabrikation von gepanzerten Geſchützen
von bedeutendem Caliber bildete ſchon frühzeitig die hervorragendſte Leiſtung dieſes
Etabliſſements.
Eines der größten deutſchen Etabliſſements iſt die Gutehoffnungshütte
zu Oberhauſen. Sie iſt die Nachfolgerin der Handelsgeſellſchaft »Jacobi, Haniel
und Huyſſen«, welche, im Jahre 1808 gegründet, ſich unter dieſer Firma zu einem
der bedeutendſten Werke des Eiſen- und Stahlgroßgewerbes emporgearbeitet hat und
ſich in ihrem langjährigen Beſtehen ſowohl im Inlande als im Auslande eines
hervorragenden Rufes zu erfreuen hatte. Die Gutehoffnungshütte hatte im Jahre 1872
den geſammten Beſitz der genannten Firma als »Actienverein für Bergbau und
Hüttenbetrieb« übernommen und iſt ſolchergeſtalt die Beſitzerin der nachſtehend
näher beſchriebenen Werke. Dieſelben ſind unter ſich durch Eiſenbahngeleiſe ver-
bunden, deren Geſammtlänge etwa 45 Kilometer beträgt. Das in Verwendung
ſtehende Rollmaterial bezifferte ſich im Jahre 1895 (auch die anderen Daten gelten
für dieſen Zeitabſchnitt) auf 12 Locomotiven und 450 Wagen.
Die Werke umfaſſen in ihrer Geſammtheit 10 Abtheilungen, deren wichtigſte
diejenige zu Sterkrade iſt. Sie arbeitet mit 5 Kupolöfen, 2 Flammöfen, 1 Siemens-
Martinofen, 18 Dampfmaſchinen, 1 Locomotive, 2 fahrbaren Dampfkrahnen von
zuſammen etwa 700 Pferdekräften, 7 Dampfhämmern mit 15‧8 Tonnen Fallgewicht,
22 Dampfkeſſeln, 250 Werkzeugmaſchinen und 1 Holzſchneidemaſchine. Das Werk
umfaßt eine Maſchinenbauanſtalt, eine Gießerei, eine Stahlformgießerei, eine Dampf-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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