wenigstens auf etliche dieser Nebenbetriebe aufmerksam zu machen. Dazu gehört vor allem die große neue Eisengießerei, eine der hervorragendsten dieser Art, eine mächtige Halle von 120 Meter Länge und 40 Meter Breite, mit großer Gieß- grube, welche von vier Krahnen mit zusammen 100 Tonnen Leistung bedient wird. Hier werden jene gewaltigen Formen gegossen, deren die Erzeugung der Panzer- platten und Kanonen, sowie großer Schiffstheile bedarf, Brammen und Coquillen bis zu dem enormen Gewichte von 80 Tonnen. Auch eine Geschoßgießerei für den eigenen Bedarf ist in dieser Halle untergebracht.
Sehr bemerkenswerth ist ferner die Kesselschmiede. Aus ihr sind unter Anderem die Constructionstheile zu ganzen Neuanlagen der Fabrik, wie dem Platten- walzwerk und den Schmiedepressen, hervorgegangen. Das ist aber nicht das einzige Arbeitsfeld in diesem Raume. Er dient vorzugsweise der Eisenarchitektur und dem Brückenbau, sodann der Construction von Panzerthürmen für die Krupp'schen Kanonen, die Herstellung von Kesseln und anderen einschlägigen Gegenständen. Diese ganze Arbeitshütte nimmt einen Flächenraum von 2 Hektar ein und bildet eine Werkstättengruppe für sich.
Gehen wir weiter. Ein flüchtiger Blick in den Bauhof vermittelt uns ein Bild regster Thätigkeit, denn hier sehen wir Sägereien, Zimmereien und Tischler- werkstätten die mannigfaltigsten Arbeiten verrichten. Andere Objecte, die nur so nebenher genannt seien, sind die Anstalt für Feldbahnen und die Eisenbahn- Reparatur-Werkstätte.
Eine bedeutende Anlage ist die Steinfabrik, welche (mit Ausnahme des Bessemerwerkes) all die vielen feuerfesten Materialien liefert, deren die vielen Be- triebe bedürfen. Hier wird mit Hilfe von Steinbrechmaschinen, Kollergängen und Mahlmühlen Quarzitgestein pulverisirt, sodann mit Kalkmilch zu Teig geknetet, in Formen gepreßt, getrocknet und gebrannt. Den Bedarf für die Herde der basischen Martinöfen bestreiten zwei Schachtöfen, in denen Dolomit gebrannt wird, um sodann zerkleinert und mit Theer gemischt zu werden. Diese Fabrik leistet in einem einzigen Betriebsjahre über 40 Millionen Kilogramm feuerfeste Artikel.
Ganz neue Eindrücke gewinnen wir beim Besuche der um das Verwaltungs- gebäude herum gruppirten mechanischen Werkstätten, zehn mehrstöckigen Ge- bäuden mit allen möglichen Hilfsmitteln zum Bewegen der Lasten aus den unteren Stockwerken in die oberen und innerhalb der einzelnen Arbeitsräume, bestehend aus Krahnen, Fahrstühlen, Laufbrücken. In diesen weiten, luftigen Hallen und hervorragend interessanten maschinellen Einrichtungen sieht man wahre Wunder von Arbeitsmaschinen, allen voran die Drehbänke, deren mächtigste die ganze Längs- seite eines Saales einnimmt. Hier werden die mächtigen Schiffskurbelwellen fertig- gestellt. Plandrehbänke von unglaublichen Abmessungen der Planscheiben, bearbeiten die schweren Stahlringe, aus welchem sich der Mantel der großen Geschütze zu- sammensetzt. Eine dieser Planscheiben hat einen Durchmesser von 14 Meter, würde
Erſter Abſchnitt.
wenigſtens auf etliche dieſer Nebenbetriebe aufmerkſam zu machen. Dazu gehört vor allem die große neue Eiſengießerei, eine der hervorragendſten dieſer Art, eine mächtige Halle von 120 Meter Länge und 40 Meter Breite, mit großer Gieß- grube, welche von vier Krahnen mit zuſammen 100 Tonnen Leiſtung bedient wird. Hier werden jene gewaltigen Formen gegoſſen, deren die Erzeugung der Panzer- platten und Kanonen, ſowie großer Schiffstheile bedarf, Brammen und Coquillen bis zu dem enormen Gewichte von 80 Tonnen. Auch eine Geſchoßgießerei für den eigenen Bedarf iſt in dieſer Halle untergebracht.
Sehr bemerkenswerth iſt ferner die Keſſelſchmiede. Aus ihr ſind unter Anderem die Conſtructionstheile zu ganzen Neuanlagen der Fabrik, wie dem Platten- walzwerk und den Schmiedepreſſen, hervorgegangen. Das iſt aber nicht das einzige Arbeitsfeld in dieſem Raume. Er dient vorzugsweiſe der Eiſenarchitektur und dem Brückenbau, ſodann der Conſtruction von Panzerthürmen für die Krupp'ſchen Kanonen, die Herſtellung von Keſſeln und anderen einſchlägigen Gegenſtänden. Dieſe ganze Arbeitshütte nimmt einen Flächenraum von 2 Hektar ein und bildet eine Werkſtättengruppe für ſich.
Gehen wir weiter. Ein flüchtiger Blick in den Bauhof vermittelt uns ein Bild regſter Thätigkeit, denn hier ſehen wir Sägereien, Zimmereien und Tiſchler- werkſtätten die mannigfaltigſten Arbeiten verrichten. Andere Objecte, die nur ſo nebenher genannt ſeien, ſind die Anſtalt für Feldbahnen und die Eiſenbahn- Reparatur-Werkſtätte.
Eine bedeutende Anlage iſt die Steinfabrik, welche (mit Ausnahme des Beſſemerwerkes) all die vielen feuerfeſten Materialien liefert, deren die vielen Be- triebe bedürfen. Hier wird mit Hilfe von Steinbrechmaſchinen, Kollergängen und Mahlmühlen Quarzitgeſtein pulveriſirt, ſodann mit Kalkmilch zu Teig geknetet, in Formen gepreßt, getrocknet und gebrannt. Den Bedarf für die Herde der baſiſchen Martinöfen beſtreiten zwei Schachtöfen, in denen Dolomit gebrannt wird, um ſodann zerkleinert und mit Theer gemiſcht zu werden. Dieſe Fabrik leiſtet in einem einzigen Betriebsjahre über 40 Millionen Kilogramm feuerfeſte Artikel.
Ganz neue Eindrücke gewinnen wir beim Beſuche der um das Verwaltungs- gebäude herum gruppirten mechaniſchen Werkſtätten, zehn mehrſtöckigen Ge- bäuden mit allen möglichen Hilfsmitteln zum Bewegen der Laſten aus den unteren Stockwerken in die oberen und innerhalb der einzelnen Arbeitsräume, beſtehend aus Krahnen, Fahrſtühlen, Laufbrücken. In dieſen weiten, luftigen Hallen und hervorragend intereſſanten maſchinellen Einrichtungen ſieht man wahre Wunder von Arbeitsmaſchinen, allen voran die Drehbänke, deren mächtigſte die ganze Längs- ſeite eines Saales einnimmt. Hier werden die mächtigen Schiffskurbelwellen fertig- geſtellt. Plandrehbänke von unglaublichen Abmeſſungen der Planſcheiben, bearbeiten die ſchweren Stahlringe, aus welchem ſich der Mantel der großen Geſchütze zu- ſammenſetzt. Eine dieſer Planſcheiben hat einen Durchmeſſer von 14 Meter, würde
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allem die große neue Eiſengießerei, eine der hervorragendſten dieſer Art, eine
mächtige Halle von 120 Meter Länge und 40 Meter Breite, mit großer Gieß-
grube, welche von vier Krahnen mit zuſammen 100 Tonnen Leiſtung bedient wird.
Hier werden jene gewaltigen Formen gegoſſen, deren die Erzeugung der Panzer-
platten und Kanonen, ſowie großer Schiffstheile bedarf, Brammen und Coquillen
bis zu dem enormen Gewichte von 80 Tonnen. Auch eine Geſchoßgießerei für den
eigenen Bedarf iſt in dieſer Halle untergebracht.
Sehr bemerkenswerth iſt ferner die Keſſelſchmiede. Aus ihr ſind unter
Anderem die Conſtructionstheile zu ganzen Neuanlagen der Fabrik, wie dem Platten-
walzwerk und den Schmiedepreſſen, hervorgegangen. Das iſt aber nicht das einzige
Arbeitsfeld in dieſem Raume. Er dient vorzugsweiſe der Eiſenarchitektur und dem
Brückenbau, ſodann der Conſtruction von Panzerthürmen für die Krupp'ſchen
Kanonen, die Herſtellung von Keſſeln und anderen einſchlägigen Gegenſtänden.
Dieſe ganze Arbeitshütte nimmt einen Flächenraum von 2 Hektar ein und bildet
eine Werkſtättengruppe für ſich.
Gehen wir weiter. Ein flüchtiger Blick in den Bauhof vermittelt uns ein
Bild regſter Thätigkeit, denn hier ſehen wir Sägereien, Zimmereien und Tiſchler-
werkſtätten die mannigfaltigſten Arbeiten verrichten. Andere Objecte, die nur ſo
nebenher genannt ſeien, ſind die Anſtalt für Feldbahnen und die Eiſenbahn-
Reparatur-Werkſtätte.
Eine bedeutende Anlage iſt die Steinfabrik, welche (mit Ausnahme des
Beſſemerwerkes) all die vielen feuerfeſten Materialien liefert, deren die vielen Be-
triebe bedürfen. Hier wird mit Hilfe von Steinbrechmaſchinen, Kollergängen und
Mahlmühlen Quarzitgeſtein pulveriſirt, ſodann mit Kalkmilch zu Teig geknetet, in
Formen gepreßt, getrocknet und gebrannt. Den Bedarf für die Herde der baſiſchen
Martinöfen beſtreiten zwei Schachtöfen, in denen Dolomit gebrannt wird, um
ſodann zerkleinert und mit Theer gemiſcht zu werden. Dieſe Fabrik leiſtet in einem
einzigen Betriebsjahre über 40 Millionen Kilogramm feuerfeſte Artikel.
Ganz neue Eindrücke gewinnen wir beim Beſuche der um das Verwaltungs-
gebäude herum gruppirten mechaniſchen Werkſtätten, zehn mehrſtöckigen Ge-
bäuden mit allen möglichen Hilfsmitteln zum Bewegen der Laſten aus den unteren
Stockwerken in die oberen und innerhalb der einzelnen Arbeitsräume, beſtehend
aus Krahnen, Fahrſtühlen, Laufbrücken. In dieſen weiten, luftigen Hallen und
hervorragend intereſſanten maſchinellen Einrichtungen ſieht man wahre Wunder von
Arbeitsmaſchinen, allen voran die Drehbänke, deren mächtigſte die ganze Längs-
ſeite eines Saales einnimmt. Hier werden die mächtigen Schiffskurbelwellen fertig-
geſtellt. Plandrehbänke von unglaublichen Abmeſſungen der Planſcheiben, bearbeiten
die ſchweren Stahlringe, aus welchem ſich der Mantel der großen Geſchütze zu-
ſammenſetzt. Eine dieſer Planſcheiben hat einen Durchmeſſer von 14 Meter, würde
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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