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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
14 Quadratmeter Fläche bei einer Breite von 2.7 Meter besaßen, beträgt die Fläche
des oben erwähnten Bleches 66 Quadratmeter, ist also fünf- bis sechsmal so groß.

Die Operation in der Biegepresse verfolgt zunächst wohl nur den Zweck, die
Platte völlig eben herzurichten; sie findet jedoch vielfach auch dann Anwendung,
wenn die Platte eine vorgesehene Form, die den Krümmungen des Schiffskörpers
entspricht, erhalten soll. Die völlige Fertigstellung der Platten erfolgt mit Benützung
von einer größeren Anzahl, zum Theile sehr interessanter Hilfsmaschinen, von
welchen vornehmlich eine Vorrichtung von acht gegeneinander arbeitenden mächtigen
Kreissägen das Interesse des Beschauers erregt. Mittelst dieser Vorrichtung erfolgt
das Beschneiden der Platten. Außerdem wird sie gehobelt und mit den erforder-
lichen Nietlöchern versehen. Auf diese Weise ist es dem Besucher ermöglicht, das
Entstehen der gewaltigsten Panzerplatten von der Bereitstellung des Rohmateriales
bis zum fertigen tadellosen Fabrikat in einem und demselben Arbeitsraume zu verfolgen.

Mit dem Plattenwalzwerk steht der Preßbau in Verbindung, von dem wir
schon an anderer Stelle etliche Angaben gemacht haben (S. 102). Den Schmiede-
pressen kommt der Vortheil zu, daß sie, bei größerem Kraftaufwande als die
Hämmer, ganz geräuschlos arbeiten. Diese Pressen machen, so obenhin betrachtet,
ganz den Eindruck von Dampfhämmern, wenn auch ihre äußere Anordnung von
derjenigen der letzteren etwas abweicht. Ein mächtiges, aus stärksten Stahlplatten
zusammengenietetes Joch ruht auf vier massiven Stahlsäulen und schließt einen
äußerst stark dimensionirten Hohlcylinder ein. In diesem bewegt sich der eigentliche
cylindrische Preßkolben gleich einem gigantischen Stempel (er hat einen Meter
Durchmesser) auf- und abwärts. An seiner unteren Fläche besitzt er einen hammer-
artigen Ansatz. Der gewaltige Amboß ist ähnlich fundirt wie jener der großen
Dampfhämmer. (Siehe Bild S. 101.)

Der Vorgang beim Pressen ergiebt sich nach dem Vorgesagten von selbst.
Das Schmiedestück -- nehmen wir einen meterdicken Block an -- wird einem der
vier in derselben Halle installirten Martinöfen entnommen und auf den Amboß
gebracht. Nun setzt sich der Preßcylinder durch hydraulischen Druck langsam nach
abwärts in Bewegung. Da, wie wir gehört haben, der Querschnitt des Preßcylin-
ders einen Meter im Durchmesser beträgt und auf jeden Quadratcentimeter ein
Druck von 600 Kilogramm ausgeübt wird, beziffert sich die Gesammtwirkung des
hydraulischen Druckes mit 5 Millionen Kilogramm -- eine Kraft, der nichts wider-
stehen kann. Die Schmiedestücke werden denn auch bei jedem Drucke um das be-
deutende Maß von 5 Centimeter zusammengepreßt, was einer Leistung von 660 Pferde-
stärken bei 12 Hüben entspricht. Ebenso viele Schläge mit dem großen Hammer
"Fritz" entsprechen einer Leistung von 400 Pferdekräften. Dementsprechend ist auch
die Wirkung etwas kleiner, indem der Bär bei jedem Schlage nur etwa 3 Centi-
meter in das Schmiedestück eindringt.

Beim Pressen ist es nicht nothwendig, daß der Kolben einen großen Weg
nach aufwärts zurücklegt, wie beim Hammer, der bei voller Thätigkeit nach jedem

Erſter Abſchnitt.
14 Quadratmeter Fläche bei einer Breite von 2‧7 Meter beſaßen, beträgt die Fläche
des oben erwähnten Bleches 66 Quadratmeter, iſt alſo fünf- bis ſechsmal ſo groß.

Die Operation in der Biegepreſſe verfolgt zunächſt wohl nur den Zweck, die
Platte völlig eben herzurichten; ſie findet jedoch vielfach auch dann Anwendung,
wenn die Platte eine vorgeſehene Form, die den Krümmungen des Schiffskörpers
entſpricht, erhalten ſoll. Die völlige Fertigſtellung der Platten erfolgt mit Benützung
von einer größeren Anzahl, zum Theile ſehr intereſſanter Hilfsmaſchinen, von
welchen vornehmlich eine Vorrichtung von acht gegeneinander arbeitenden mächtigen
Kreisſägen das Intereſſe des Beſchauers erregt. Mittelſt dieſer Vorrichtung erfolgt
das Beſchneiden der Platten. Außerdem wird ſie gehobelt und mit den erforder-
lichen Nietlöchern verſehen. Auf dieſe Weiſe iſt es dem Beſucher ermöglicht, das
Entſtehen der gewaltigſten Panzerplatten von der Bereitſtellung des Rohmateriales
bis zum fertigen tadelloſen Fabrikat in einem und demſelben Arbeitsraume zu verfolgen.

Mit dem Plattenwalzwerk ſteht der Preßbau in Verbindung, von dem wir
ſchon an anderer Stelle etliche Angaben gemacht haben (S. 102). Den Schmiede-
preſſen kommt der Vortheil zu, daß ſie, bei größerem Kraftaufwande als die
Hämmer, ganz geräuſchlos arbeiten. Dieſe Preſſen machen, ſo obenhin betrachtet,
ganz den Eindruck von Dampfhämmern, wenn auch ihre äußere Anordnung von
derjenigen der letzteren etwas abweicht. Ein mächtiges, aus ſtärkſten Stahlplatten
zuſammengenietetes Joch ruht auf vier maſſiven Stahlſäulen und ſchließt einen
äußerſt ſtark dimenſionirten Hohlcylinder ein. In dieſem bewegt ſich der eigentliche
cylindriſche Preßkolben gleich einem gigantiſchen Stempel (er hat einen Meter
Durchmeſſer) auf- und abwärts. An ſeiner unteren Fläche beſitzt er einen hammer-
artigen Anſatz. Der gewaltige Amboß iſt ähnlich fundirt wie jener der großen
Dampfhämmer. (Siehe Bild S. 101.)

Der Vorgang beim Preſſen ergiebt ſich nach dem Vorgeſagten von ſelbſt.
Das Schmiedeſtück — nehmen wir einen meterdicken Block an — wird einem der
vier in derſelben Halle inſtallirten Martinöfen entnommen und auf den Amboß
gebracht. Nun ſetzt ſich der Preßcylinder durch hydrauliſchen Druck langſam nach
abwärts in Bewegung. Da, wie wir gehört haben, der Querſchnitt des Preßcylin-
ders einen Meter im Durchmeſſer beträgt und auf jeden Quadratcentimeter ein
Druck von 600 Kilogramm ausgeübt wird, beziffert ſich die Geſammtwirkung des
hydrauliſchen Druckes mit 5 Millionen Kilogramm — eine Kraft, der nichts wider-
ſtehen kann. Die Schmiedeſtücke werden denn auch bei jedem Drucke um das be-
deutende Maß von 5 Centimeter zuſammengepreßt, was einer Leiſtung von 660 Pferde-
ſtärken bei 12 Hüben entſpricht. Ebenſo viele Schläge mit dem großen Hammer
»Fritz« entſprechen einer Leiſtung von 400 Pferdekräften. Dementſprechend iſt auch
die Wirkung etwas kleiner, indem der Bär bei jedem Schlage nur etwa 3 Centi-
meter in das Schmiedeſtück eindringt.

Beim Preſſen iſt es nicht nothwendig, daß der Kolben einen großen Weg
nach aufwärts zurücklegt, wie beim Hammer, der bei voller Thätigkeit nach jedem

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[156/0184] Erſter Abſchnitt. 14 Quadratmeter Fläche bei einer Breite von 2‧7 Meter beſaßen, beträgt die Fläche des oben erwähnten Bleches 66 Quadratmeter, iſt alſo fünf- bis ſechsmal ſo groß. Die Operation in der Biegepreſſe verfolgt zunächſt wohl nur den Zweck, die Platte völlig eben herzurichten; ſie findet jedoch vielfach auch dann Anwendung, wenn die Platte eine vorgeſehene Form, die den Krümmungen des Schiffskörpers entſpricht, erhalten ſoll. Die völlige Fertigſtellung der Platten erfolgt mit Benützung von einer größeren Anzahl, zum Theile ſehr intereſſanter Hilfsmaſchinen, von welchen vornehmlich eine Vorrichtung von acht gegeneinander arbeitenden mächtigen Kreisſägen das Intereſſe des Beſchauers erregt. Mittelſt dieſer Vorrichtung erfolgt das Beſchneiden der Platten. Außerdem wird ſie gehobelt und mit den erforder- lichen Nietlöchern verſehen. Auf dieſe Weiſe iſt es dem Beſucher ermöglicht, das Entſtehen der gewaltigſten Panzerplatten von der Bereitſtellung des Rohmateriales bis zum fertigen tadelloſen Fabrikat in einem und demſelben Arbeitsraume zu verfolgen. Mit dem Plattenwalzwerk ſteht der Preßbau in Verbindung, von dem wir ſchon an anderer Stelle etliche Angaben gemacht haben (S. 102). Den Schmiede- preſſen kommt der Vortheil zu, daß ſie, bei größerem Kraftaufwande als die Hämmer, ganz geräuſchlos arbeiten. Dieſe Preſſen machen, ſo obenhin betrachtet, ganz den Eindruck von Dampfhämmern, wenn auch ihre äußere Anordnung von derjenigen der letzteren etwas abweicht. Ein mächtiges, aus ſtärkſten Stahlplatten zuſammengenietetes Joch ruht auf vier maſſiven Stahlſäulen und ſchließt einen äußerſt ſtark dimenſionirten Hohlcylinder ein. In dieſem bewegt ſich der eigentliche cylindriſche Preßkolben gleich einem gigantiſchen Stempel (er hat einen Meter Durchmeſſer) auf- und abwärts. An ſeiner unteren Fläche beſitzt er einen hammer- artigen Anſatz. Der gewaltige Amboß iſt ähnlich fundirt wie jener der großen Dampfhämmer. (Siehe Bild S. 101.) Der Vorgang beim Preſſen ergiebt ſich nach dem Vorgeſagten von ſelbſt. Das Schmiedeſtück — nehmen wir einen meterdicken Block an — wird einem der vier in derſelben Halle inſtallirten Martinöfen entnommen und auf den Amboß gebracht. Nun ſetzt ſich der Preßcylinder durch hydrauliſchen Druck langſam nach abwärts in Bewegung. Da, wie wir gehört haben, der Querſchnitt des Preßcylin- ders einen Meter im Durchmeſſer beträgt und auf jeden Quadratcentimeter ein Druck von 600 Kilogramm ausgeübt wird, beziffert ſich die Geſammtwirkung des hydrauliſchen Druckes mit 5 Millionen Kilogramm — eine Kraft, der nichts wider- ſtehen kann. Die Schmiedeſtücke werden denn auch bei jedem Drucke um das be- deutende Maß von 5 Centimeter zuſammengepreßt, was einer Leiſtung von 660 Pferde- ſtärken bei 12 Hüben entſpricht. Ebenſo viele Schläge mit dem großen Hammer »Fritz« entſprechen einer Leiſtung von 400 Pferdekräften. Dementſprechend iſt auch die Wirkung etwas kleiner, indem der Bär bei jedem Schlage nur etwa 3 Centi- meter in das Schmiedeſtück eindringt. Beim Preſſen iſt es nicht nothwendig, daß der Kolben einen großen Weg nach aufwärts zurücklegt, wie beim Hammer, der bei voller Thätigkeit nach jedem

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/184>, abgerufen am 21.11.2024.