Im Eisenhüttenwesen spielt die Prüfung des durch die verschiedensten metal- lurgischen Processe gewonnenen Materiales eine hervorragende Stelle. Man möchte es einen beständigen Kampf nennen, den Producent und Consument miteinander auszufechten haben. Der Abnehmer stellt seine Bedingungen, welchen der Hüttenmann zu entsprechen hat, will er sich nicht der Gefahr aussetzen, seine Erzeugnisse zurückgewiesen zu sehen. Auf den ersten Blick scheint hier ein Gegensatz -- vorausgesetzt, daß gewissenhaft vorgegangen wurde -- nicht gut denkbar. Und dennoch ist dem so, denn trotz des gleichen Erzeugungsprocesses und der gleichen Behandlung sind Verschiedenartigkeiten unausbleiblich. Gleichwohl können die aus einem Hüttenwerke hervorgegangenen scheinbar schlechtesten Erzeugnisse die an sie gestellten Bedingungen erfüllen. Einzelne Proben lassen nämlich kein maßgebendes Urtheil zu. Sie können, vom Erzeuger angestellt, gut ausfallen, um hinterher, mit den vom Abnehmer ausgewählten Stücken, zu mißglücken.
Kein Wunder also, daß der Hüttenmann nach dieser Richtung von vielerlei Sorgen geplagt wird und sich der größten Exactheiten befleißigen muß. Er hat zunächst auf die Wahl des Materiales zu achten und, falls dieses den gestellten Erwartungen nicht entspricht, zu untersuchen, ob nicht eine fehlerhafte Behandlung die Ursache des Mißerfolges ist. Die Mittel hierzu sind reichlich gegeben und ge- statten -- dank der Entwickelung, welche einerseits die chemische Analyse, andererseits die Feinmechanik in der Herstellung passender Maschinen für die Prüfung der physikalischen Eigenschaften des Eisens genommen -- eine vielfache Anwendung.
Bezüglich der chemischen Analyse haben wir mancherlei bereits in den vorangegangenen Abschnitten erfahren. Wir haben kennen gelernt, daß in der Unterscheidung der Eisensorten im Allgemeinen (vom Roheisen bis zum Schmiede- eisen) das entscheidende Moment im Gehalte der Masse an Kohlenstoff liegt, und daß dieses percentuale Verhältniß auch im engeren Bereiche der Stahlproduction von Bedeutung ist. Jedem Verwendungszwecke entspricht erfahrungsmäßig ein be-
Fünfter Abſchnitt.
Die Prüfung des Eiſens.
Im Eiſenhüttenweſen ſpielt die Prüfung des durch die verſchiedenſten metal- lurgiſchen Proceſſe gewonnenen Materiales eine hervorragende Stelle. Man möchte es einen beſtändigen Kampf nennen, den Producent und Conſument miteinander auszufechten haben. Der Abnehmer ſtellt ſeine Bedingungen, welchen der Hüttenmann zu entſprechen hat, will er ſich nicht der Gefahr ausſetzen, ſeine Erzeugniſſe zurückgewieſen zu ſehen. Auf den erſten Blick ſcheint hier ein Gegenſatz — vorausgeſetzt, daß gewiſſenhaft vorgegangen wurde — nicht gut denkbar. Und dennoch iſt dem ſo, denn trotz des gleichen Erzeugungsproceſſes und der gleichen Behandlung ſind Verſchiedenartigkeiten unausbleiblich. Gleichwohl können die aus einem Hüttenwerke hervorgegangenen ſcheinbar ſchlechteſten Erzeugniſſe die an ſie geſtellten Bedingungen erfüllen. Einzelne Proben laſſen nämlich kein maßgebendes Urtheil zu. Sie können, vom Erzeuger angeſtellt, gut ausfallen, um hinterher, mit den vom Abnehmer ausgewählten Stücken, zu mißglücken.
Kein Wunder alſo, daß der Hüttenmann nach dieſer Richtung von vielerlei Sorgen geplagt wird und ſich der größten Exactheiten befleißigen muß. Er hat zunächſt auf die Wahl des Materiales zu achten und, falls dieſes den geſtellten Erwartungen nicht entſpricht, zu unterſuchen, ob nicht eine fehlerhafte Behandlung die Urſache des Mißerfolges iſt. Die Mittel hierzu ſind reichlich gegeben und ge- ſtatten — dank der Entwickelung, welche einerſeits die chemiſche Analyſe, andererſeits die Feinmechanik in der Herſtellung paſſender Maſchinen für die Prüfung der phyſikaliſchen Eigenſchaften des Eiſens genommen — eine vielfache Anwendung.
Bezüglich der chemiſchen Analyſe haben wir mancherlei bereits in den vorangegangenen Abſchnitten erfahren. Wir haben kennen gelernt, daß in der Unterſcheidung der Eiſenſorten im Allgemeinen (vom Roheiſen bis zum Schmiede- eiſen) das entſcheidende Moment im Gehalte der Maſſe an Kohlenſtoff liegt, und daß dieſes percentuale Verhältniß auch im engeren Bereiche der Stahlproduction von Bedeutung iſt. Jedem Verwendungszwecke entſpricht erfahrungsmäßig ein be-
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Fünfter Abſchnitt.
Die Prüfung des Eiſens.
Im Eiſenhüttenweſen ſpielt die Prüfung des durch die verſchiedenſten metal-
lurgiſchen Proceſſe gewonnenen Materiales eine hervorragende Stelle. Man
möchte es einen beſtändigen Kampf nennen, den Producent und Conſument
miteinander auszufechten haben. Der Abnehmer ſtellt ſeine Bedingungen, welchen
der Hüttenmann zu entſprechen hat, will er ſich nicht der Gefahr ausſetzen, ſeine
Erzeugniſſe zurückgewieſen zu ſehen. Auf den erſten Blick ſcheint hier ein Gegenſatz
— vorausgeſetzt, daß gewiſſenhaft vorgegangen wurde — nicht gut denkbar. Und
dennoch iſt dem ſo, denn trotz des gleichen Erzeugungsproceſſes und der gleichen
Behandlung ſind Verſchiedenartigkeiten unausbleiblich. Gleichwohl können die aus
einem Hüttenwerke hervorgegangenen ſcheinbar ſchlechteſten Erzeugniſſe die an ſie
geſtellten Bedingungen erfüllen. Einzelne Proben laſſen nämlich kein maßgebendes
Urtheil zu. Sie können, vom Erzeuger angeſtellt, gut ausfallen, um hinterher, mit
den vom Abnehmer ausgewählten Stücken, zu mißglücken.
Kein Wunder alſo, daß der Hüttenmann nach dieſer Richtung von vielerlei
Sorgen geplagt wird und ſich der größten Exactheiten befleißigen muß. Er hat
zunächſt auf die Wahl des Materiales zu achten und, falls dieſes den geſtellten
Erwartungen nicht entſpricht, zu unterſuchen, ob nicht eine fehlerhafte Behandlung
die Urſache des Mißerfolges iſt. Die Mittel hierzu ſind reichlich gegeben und ge-
ſtatten — dank der Entwickelung, welche einerſeits die chemiſche Analyſe, andererſeits
die Feinmechanik in der Herſtellung paſſender Maſchinen für die Prüfung der
phyſikaliſchen Eigenſchaften des Eiſens genommen — eine vielfache Anwendung.
Bezüglich der chemiſchen Analyſe haben wir mancherlei bereits in den
vorangegangenen Abſchnitten erfahren. Wir haben kennen gelernt, daß in der
Unterſcheidung der Eiſenſorten im Allgemeinen (vom Roheiſen bis zum Schmiede-
eiſen) das entſcheidende Moment im Gehalte der Maſſe an Kohlenſtoff liegt, und
daß dieſes percentuale Verhältniß auch im engeren Bereiche der Stahlproduction
von Bedeutung iſt. Jedem Verwendungszwecke entſpricht erfahrungsmäßig ein be-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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