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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Converter-Processe und das Martin-Verfahren.
und zwar je ein oberer und je ein unterer. Es sind also immer zwei obere und
ein unterer Ofen in Betrieb, so daß letzterer voll und ganz ausgenützt wird. Die
oberen Oefen sollen einen Fassungsraum von 15 Tonnen, die unteren einen solchen
von 16--18 Tonnen haben. Um die Leistung eines solchen combinirten Betriebes
richtig beurtheilen zu können, muß man ihr jene gegenüberstellen, welche die drei
Oefen bei gleichem Einsatz erzielen würden, wenn jeder für sich unter denselben
Verhältnissen arbeitete. In diesem Falle [Abbildung] Fig. 64.

Bertrand-Thiel-Ofen.


würde jeder Ofen durchschnittlich zwei
Chargen in 24 Stunden machen bei
einem Ausbringen von 12 beziehungs-
weise 14 Tonnen. Die Gesammterzeugung
aller drei Oefen zusammen betrüge also
76 Tonnen, während der combinirte
Betrieb von drei Oefen 131 Tonnen,
also 55 Tonnen mehr ergiebt.

Selbstverständlich läßt die bautech-
nische Seite des Bertrand-Thiel'schen
Verfahrens mancherlei Anordnungen zu.
Die Fig. 65 zeigt eine solche Anlage,
bei welcher die Oefen nicht in verschie-
denen Niveaus liegen. In diesem Falle
sind also Rinnenleitungen nicht möglich
und tritt an deren Stelle ein Centralgieß-
krahn (K), dessen Pfanne (C) dem Ofen
(A) den Einsatz entnimmt, sodann durch
eine Halbkreiswendung und etwas empor-
gezogen zum Ofen B hinüberschwenkt
und den Einsatz in diesen entleert. In
ähnlicher Weise können auch drei Oefen
combinirt werden.

Die Vortheile des besprochenen
Verfahrens liegen auf der Hand. Man kann bei demselben mit einem Roheisen von
beliebiger chemischer Zusammensetzung und mit beliebigem Procentsatz an solchen
arbeiten, bei gleichzeitig hoher Erzeugung. Durch das Verfahren wird es ermöglicht,
beim Martinbetrieb vortheilhaft mit flüssigem Roheisen zu arbeiten; ferner läßt
sich aus phosphorreichem Roheisen phosphorreiner Stahl erzeugen, ohne daß man
nöthig hätte, vollständig herunterzufrischen und rückzukohlen. Ein weiterer Vortheil
ist hohes Ausbringen, da man im Stande ist, aus einer Tonne Roheisen das
gleiche Quantum Flußeisen oder Stahl zu erzeugen. Die Oefen werden weniger
in Anspruch genommen als bei gewöhnlichen Martinwerken und unterliegen daher
weniger der Reparatur. Schließlich fällt auch die Ersparniß an Zuschlag und


Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren.
und zwar je ein oberer und je ein unterer. Es ſind alſo immer zwei obere und
ein unterer Ofen in Betrieb, ſo daß letzterer voll und ganz ausgenützt wird. Die
oberen Oefen ſollen einen Faſſungsraum von 15 Tonnen, die unteren einen ſolchen
von 16—18 Tonnen haben. Um die Leiſtung eines ſolchen combinirten Betriebes
richtig beurtheilen zu können, muß man ihr jene gegenüberſtellen, welche die drei
Oefen bei gleichem Einſatz erzielen würden, wenn jeder für ſich unter denſelben
Verhältniſſen arbeitete. In dieſem Falle [Abbildung] Fig. 64.

Bertrand-Thiel-Ofen.


würde jeder Ofen durchſchnittlich zwei
Chargen in 24 Stunden machen bei
einem Ausbringen von 12 beziehungs-
weiſe 14 Tonnen. Die Geſammterzeugung
aller drei Oefen zuſammen betrüge alſo
76 Tonnen, während der combinirte
Betrieb von drei Oefen 131 Tonnen,
alſo 55 Tonnen mehr ergiebt.

Selbſtverſtändlich läßt die bautech-
niſche Seite des Bertrand-Thiel'ſchen
Verfahrens mancherlei Anordnungen zu.
Die Fig. 65 zeigt eine ſolche Anlage,
bei welcher die Oefen nicht in verſchie-
denen Niveaus liegen. In dieſem Falle
ſind alſo Rinnenleitungen nicht möglich
und tritt an deren Stelle ein Centralgieß-
krahn (K), deſſen Pfanne (C) dem Ofen
(A) den Einſatz entnimmt, ſodann durch
eine Halbkreiswendung und etwas empor-
gezogen zum Ofen B hinüberſchwenkt
und den Einſatz in dieſen entleert. In
ähnlicher Weiſe können auch drei Oefen
combinirt werden.

Die Vortheile des beſprochenen
Verfahrens liegen auf der Hand. Man kann bei demſelben mit einem Roheiſen von
beliebiger chemiſcher Zuſammenſetzung und mit beliebigem Procentſatz an ſolchen
arbeiten, bei gleichzeitig hoher Erzeugung. Durch das Verfahren wird es ermöglicht,
beim Martinbetrieb vortheilhaft mit flüſſigem Roheiſen zu arbeiten; ferner läßt
ſich aus phosphorreichem Roheiſen phosphorreiner Stahl erzeugen, ohne daß man
nöthig hätte, vollſtändig herunterzufriſchen und rückzukohlen. Ein weiterer Vortheil
iſt hohes Ausbringen, da man im Stande iſt, aus einer Tonne Roheiſen das
gleiche Quantum Flußeiſen oder Stahl zu erzeugen. Die Oefen werden weniger
in Anſpruch genommen als bei gewöhnlichen Martinwerken und unterliegen daher
weniger der Reparatur. Schließlich fällt auch die Erſparniß an Zuſchlag und

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[79/0101] Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren. und zwar je ein oberer und je ein unterer. Es ſind alſo immer zwei obere und ein unterer Ofen in Betrieb, ſo daß letzterer voll und ganz ausgenützt wird. Die oberen Oefen ſollen einen Faſſungsraum von 15 Tonnen, die unteren einen ſolchen von 16—18 Tonnen haben. Um die Leiſtung eines ſolchen combinirten Betriebes richtig beurtheilen zu können, muß man ihr jene gegenüberſtellen, welche die drei Oefen bei gleichem Einſatz erzielen würden, wenn jeder für ſich unter denſelben Verhältniſſen arbeitete. In dieſem Falle [Abbildung Fig. 64. Bertrand-Thiel-Ofen.] würde jeder Ofen durchſchnittlich zwei Chargen in 24 Stunden machen bei einem Ausbringen von 12 beziehungs- weiſe 14 Tonnen. Die Geſammterzeugung aller drei Oefen zuſammen betrüge alſo 76 Tonnen, während der combinirte Betrieb von drei Oefen 131 Tonnen, alſo 55 Tonnen mehr ergiebt. Selbſtverſtändlich läßt die bautech- niſche Seite des Bertrand-Thiel'ſchen Verfahrens mancherlei Anordnungen zu. Die Fig. 65 zeigt eine ſolche Anlage, bei welcher die Oefen nicht in verſchie- denen Niveaus liegen. In dieſem Falle ſind alſo Rinnenleitungen nicht möglich und tritt an deren Stelle ein Centralgieß- krahn (K), deſſen Pfanne (C) dem Ofen (A) den Einſatz entnimmt, ſodann durch eine Halbkreiswendung und etwas empor- gezogen zum Ofen B hinüberſchwenkt und den Einſatz in dieſen entleert. In ähnlicher Weiſe können auch drei Oefen combinirt werden. Die Vortheile des beſprochenen Verfahrens liegen auf der Hand. Man kann bei demſelben mit einem Roheiſen von beliebiger chemiſcher Zuſammenſetzung und mit beliebigem Procentſatz an ſolchen arbeiten, bei gleichzeitig hoher Erzeugung. Durch das Verfahren wird es ermöglicht, beim Martinbetrieb vortheilhaft mit flüſſigem Roheiſen zu arbeiten; ferner läßt ſich aus phosphorreichem Roheiſen phosphorreiner Stahl erzeugen, ohne daß man nöthig hätte, vollſtändig herunterzufriſchen und rückzukohlen. Ein weiterer Vortheil iſt hohes Ausbringen, da man im Stande iſt, aus einer Tonne Roheiſen das gleiche Quantum Flußeiſen oder Stahl zu erzeugen. Die Oefen werden weniger in Anſpruch genommen als bei gewöhnlichen Martinwerken und unterliegen daher weniger der Reparatur. Schließlich fällt auch die Erſparniß an Zuſchlag und

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/101>, abgerufen am 25.11.2024.