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Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

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solche kein votum captandae mortis bey sich führeten, ja solch general Jus sey in dieser und dergleichen Mitbelehnungen, wegen specialen Consens des Königs und der Rechs-Stände, vor limitirt zu halten.

Ad IX. Daß Preußen ein feudum ligium sey nicht erwiesen; was feudum ligium sey, darinnen wären die Feudisten noch selbst nicht einig, gemeiniglich aber würde dasjenige pro ligio gehalten, welches in dem Lehens-Brieffe also benennet worden, so aber in dem Preußischen Lehen-Brieffe sich nicht befinde. Derjenige so einen andern mit Pflicht verwand, könte nicht gleich pro ligio, als nur in lato sensu, gehalten werden; Wann ein solcher aber Preußen nicht besitzen könte, so hätte es auch denen Churfürsten zu Brandenburg nicht conferiret werden können, weil eadem ratio daselbst verhanden.

Der Erfolg und itzige Zustand. In solchem Stande blieb es biß an. 1657, da diese Sache bey dem Welauischen oder Bydgostischen Frieden, (worinnen Se. Churfürstl. Durchl. Friderich Wilhelm vor sich und seine Männliche Nachkommen die Souverainite von Preußen erhielte) abermahl vorkam; Ob nun denen Fränckischen Herren Marggrafen hierinnen die künfftige Succession zwar nicht categorice zugesaget wurde, so ward Ihnen doch grosse Hoffnung dazu gemachet, und versprach ihnen der König Johann Casimir in Pohlen vor sich und seine Nachkommen, daß, im Fall die Chur-Brandenburgische Linie vor der Fränckischen abgienge, diese vor andern in Consideration kommen, und denen Ständen recommendiret werden solten, um Preußen als ein Lehen von Pohlen wieder zu bekommen. Davon die Worte in dem 6. Artic. des Welauischen Friedens also lauten: Promittit etiam Sua R. M. tam pro se quam pro Successoribus suis, se cacu non existentium descendentium, specialem habituros rationem Agnatorum S. S. El. nimirum Domus Culmbacensis, & Onolsbacensis, & officia collaturos apud Regni Comitia, ut, casu caducitatis existente, etiam illi aliis praeferantur, & ad Successionem praefati Ducatus admittantur, sub iisdem feudi conditionibus, & obligationibus, quibus antehac Seren. Elector, ejusque Antecessores, illumque vigore Investiturae possederunt.

Sechste Section, Von denen Praetensionen und Streitigkeiten des Chur- und Fürstlichen Hauses Braunschweig-Lüneburg.

Erstes Capitel/ Von des Hauses Braunschweig-Lüneburg Praetension auff alles das jenige / so Hertzog Henricus Leo gehabt.

HEnricus Leo Hertzog zu Sachsen und Bayern, von dem die Hertzoge zu Braunschweig-Lüneburg in gerader Linie abstammen, war zuseiner Zeit der mächtigste unter allen Fürsten, und erstreckete sich seine Autorität von Dännemarck biß Sicilien, wie Otto Frisingensis an einem Orte redet. Dann er besaß Bayern, und die dazu gehörige Länder Steyermarck, Kärnthen, Crain und Tirol, das Hertzogthum Lüneburg, Sachsen, Engern, Westphalen, die Grafschafft Querfurt, Holstein, Stormarn, Magdeburg, das Hertzogthum Northeim, die Grafschafft Staade, das Eichsfeldische sc. In Italien die Lombardey, Hetrurien, und Este. Weil dessen Macht aber denen andern Teutschen Fürsten zu formidable schiene, er auch viele mochte beleidiget haben, und also bey allen verhaßt war, so brachten sie es dahin, daß er bey Käyser Friderico I eines Criminis laesae Majestatis beschuldiget, und deshalb anno 1180 von diesem in die Reichs-Acht erklähret ward ; bey welcher Gelegenheit ein ieder, der nur konte, etwas von seinen

quae extat ap. Londorp. Tom. VIII. Act. publ. L. 8. c. 101. & Puffendorff. L. 6. hist. Brandenb. p. 381.
vid. Giovanni Germ. Print. L. 6. c. 1. p. 11. & 15.
De vera causa Banni scriptores non conveniunt, vide dissentientes Ottonem de S. Blasio c. 23. Albert. Stadensis. ad ann 1177. Authorem Landgraviorum Thuringiaet. 19. ap. Pistorium. Mutium L. 18. Chron. German. p. 155. Aventin. L. 6. Annal. Boj. p. 514. quos omnes tamen refutat Pfeffinger ad Vitriar. L. 1. c. 16. §. 11. p. 378. in Henrico Leone.
adde Autoribus jam citatis Arnold. Lubecens. L. 2. Chron. Slav. c. 24. p. 275. Otto Frising. L. 7. Chron. c. 23. & L. 2. rer. gest. Frid. c. 7. 9. 11. 27. 28. & 32. Radevic. de reb. gest. Frid. L. 2. c. 28. Cranz. Sax. L. 6. c. 8. & Vandal. l. 7. c. 23.

solche kein votum captandae mortis bey sich führeten, ja solch general Jus sey in dieser und dergleichen Mitbelehnungen, wegen specialen Consens des Königs und der Rechs-Stände, vor limitirt zu halten.

Ad IX. Daß Preußen ein feudum ligium sey nicht erwiesen; was feudum ligium sey, darinnen wären die Feudisten noch selbst nicht einig, gemeiniglich aber würde dasjenige pro ligio gehalten, welches in dem Lehens-Brieffe also beneñet worden, so aber in dem Preußischen Lehen-Brieffe sich nicht befinde. Derjenige so einen andern mit Pflicht verwand, könte nicht gleich pro ligio, als nur in lato sensu, gehalten werden; Wann ein solcher aber Preußen nicht besitzen könte, so hätte es auch denen Churfürsten zu Brandenburg nicht conferiret werden können, weil eadem ratio daselbst verhanden.

Der Erfolg und itzige Zustand. In solchem Stande blieb es biß an. 1657, da diese Sache bey dem Welauischen oder Bydgostischen Frieden, (worinnen Se. Churfürstl. Durchl. Friderich Wilhelm vor sich und seine Männliche Nachkommen die Souverainité von Preußen erhielte) abermahl vorkam; Ob nun denen Fränckischen Herren Marggrafen hierinnen die künfftige Succession zwar nicht categorice zugesaget wurde, so ward Ihnen doch grosse Hoffnung dazu gemachet, und versprach ihnen der König Johann Casimir in Pohlen vor sich und seine Nachkommen, daß, im Fall die Chur-Brandenburgische Linie vor der Fränckischen abgienge, diese vor andern in Consideration kommen, und denen Ständen recommendiret werden solten, um Preußen als ein Lehen von Pohlen wieder zu bekommen. Davon die Worte in dem 6. Artic. des Welauischen Friedens also lauten: Promittit etiam Sua R. M. tam pro se quam pro Successoribus suis, se cacu non existentium descendentium, specialem habituros rationem Agnatorum S. S. El. nimirum Domus Culmbacensis, & Onolsbacensis, & officia collaturos apud Regni Comitia, ut, casu caducitatis existente, etiam illi aliis praeferantur, & ad Successionem praefati Ducatus admittantur, sub iisdem feudi conditionibus, & obligationibus, quibus antehac Seren. Elector, ejusque Antecessores, illumque vigore Investiturae possederunt.

Sechste Section, Von denen Praetensionen und Streitigkeiten des Chur- und Fürstlichen Hauses Braunschweig-Lüneburg.

Erstes Capitel/ Von des Hauses Braunschweig-Lüneburg Praetension auff alles das jenige / so Hertzog Henricus Leo gehabt.

HEnricus Leo Hertzog zu Sachsen und Bayern, von dem die Hertzoge zu Braunschweig-Lüneburg in gerader Linie abstammen, war zuseiner Zeit der mächtigste unter allen Fürsten, und erstreckete sich seine Autorität von Dännemarck biß Sicilien, wie Otto Frisingensis an einem Orte redet. Dann er besaß Bayern, und die dazu gehörige Länder Steyermarck, Kärnthen, Crain und Tirol, das Hertzogthum Lüneburg, Sachsen, Engern, Westphalen, die Grafschafft Querfurt, Holstein, Stormarn, Magdeburg, das Hertzogthum Northeim, die Grafschafft Staade, das Eichsfeldische sc. In Italien die Lombardey, Hetrurien, und Este. Weil dessen Macht aber denen andern Teutschen Fürsten zu formidable schiene, er auch viele mochte beleidiget haben, und also bey allen verhaßt war, so brachten sie es dahin, daß er bey Käyser Friderico I eines Criminis laesae Majestatis beschuldiget, und deshalb anno 1180 von diesem in die Reichs-Acht erklähret ward ; bey welcher Gelegenheit ein ieder, der nur konte, etwas von seinen

quae extat ap. Londorp. Tom. VIII. Act. publ. L. 8. c. 101. & Puffendorff. L. 6. hist. Brandenb. p. 381.
vid. Giovanni Germ. Print. L. 6. c. 1. p. 11. & 15.
De vera causa Banni scriptores non conveniunt, vide dissentientes Ottonem de S. Blasio c. 23. Albert. Stadensis. ad ann 1177. Authorem Landgraviorum Thuringiaet. 19. ap. Pistorium. Mutium L. 18. Chron. German. p. 155. Aventin. L. 6. Annal. Boj. p. 514. quos omnes tamen refutat Pfeffinger ad Vitriar. L. 1. c. 16. §. 11. p. 378. in Henrico Leone.
adde Autoribus jam citatis Arnold. Lubecens. L. 2. Chron. Slav. c. 24. p. 275. Otto Frising. L. 7. Chron. c. 23. & L. 2. rer. gest. Frid. c. 7. 9. 11. 27. 28. & 32. Radevic. de reb. gest. Frid. L. 2. c. 28. Cranz. Sax. L. 6. c. 8. & Vandal. l. 7. c. 23.
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        <p>HEnricus Leo Hertzog zu Sachsen und Bayern, von dem die Hertzoge zu Braunschweig-Lüneburg            in gerader Linie abstammen, war zuseiner Zeit der mächtigste unter allen Fürsten, und            erstreckete sich seine Autorität von Dännemarck biß Sicilien, wie Otto Frisingensis an            einem Orte redet. Dann er besaß Bayern, und die dazu gehörige Länder Steyermarck,            Kärnthen, Crain und Tirol, das Hertzogthum Lüneburg, Sachsen, Engern, Westphalen, die            Grafschafft Querfurt, Holstein, Stormarn, Magdeburg, das Hertzogthum Northeim, die            Grafschafft Staade, das Eichsfeldische sc. In Italien die Lombardey, Hetrurien, und Este.              <note place="foot">vid. Giovanni Germ. Print. L. 6. c. 1. p. 11. &amp; 15.</note> Weil            dessen Macht aber denen andern Teutschen Fürsten zu formidable schiene, er auch viele            mochte beleidiget haben, und also bey allen verhaßt war, so brachten sie es dahin, daß er            bey Käyser Friderico I eines Criminis laesae Majestatis beschuldiget, und deshalb <note place="foot">De vera causa Banni scriptores non conveniunt, vide dissentientes Ottonem              de S. Blasio c. 23. Albert. Stadensis. ad ann 1177. Authorem Landgraviorum Thuringiaet.              19. ap. Pistorium. Mutium L. 18. Chron. German. p. 155. Aventin. L. 6. Annal. Boj. p.              514. quos omnes tamen refutat Pfeffinger ad Vitriar. L. 1. c. 16. §. 11. p. 378. in              Henrico Leone.</note> anno 1180 von diesem in die Reichs-Acht erklähret ward <note place="foot">adde Autoribus jam citatis Arnold. Lubecens. L. 2. Chron. Slav. c. 24. p.              275. Otto Frising. L. 7. Chron. c. 23. &amp; L. 2. rer. gest. Frid. c. 7. 9. 11. 27. 28.              &amp; 32. Radevic. de reb. gest. Frid. L. 2. c. 28. Cranz. Sax. L. 6. c. 8. &amp;              Vandal. l. 7. c. 23.</note>; bey welcher Gelegenheit ein ieder, der nur konte, etwas von              seinen
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[593/0504] solche kein votum captandae mortis bey sich führeten, ja solch general Jus sey in dieser und dergleichen Mitbelehnungen, wegen specialen Consens des Königs und der Rechs-Stände, vor limitirt zu halten. Ad IX. Daß Preußen ein feudum ligium sey nicht erwiesen; was feudum ligium sey, darinnen wären die Feudisten noch selbst nicht einig, gemeiniglich aber würde dasjenige pro ligio gehalten, welches in dem Lehens-Brieffe also beneñet worden, so aber in dem Preußischen Lehen-Brieffe sich nicht befinde. Derjenige so einen andern mit Pflicht verwand, könte nicht gleich pro ligio, als nur in lato sensu, gehalten werden; Wann ein solcher aber Preußen nicht besitzen könte, so hätte es auch denen Churfürsten zu Brandenburg nicht conferiret werden können, weil eadem ratio daselbst verhanden. In solchem Stande blieb es biß an. 1657, da diese Sache bey dem Welauischen oder Bydgostischen Frieden, (worinnen Se. Churfürstl. Durchl. Friderich Wilhelm vor sich und seine Männliche Nachkommen die Souverainité von Preußen erhielte) abermahl vorkam; Ob nun denen Fränckischen Herren Marggrafen hierinnen die künfftige Succession zwar nicht categorice zugesaget wurde, so ward Ihnen doch grosse Hoffnung dazu gemachet, und versprach ihnen der König Johann Casimir in Pohlen vor sich und seine Nachkommen, daß, im Fall die Chur-Brandenburgische Linie vor der Fränckischen abgienge, diese vor andern in Consideration kommen, und denen Ständen recommendiret werden solten, um Preußen als ein Lehen von Pohlen wieder zu bekommen. Davon die Worte in dem 6. Artic. des Welauischen Friedens also lauten: Promittit etiam Sua R. M. tam pro se quam pro Successoribus suis, se cacu non existentium descendentium, specialem habituros rationem Agnatorum S. S. El. nimirum Domus Culmbacensis, & Onolsbacensis, & officia collaturos apud Regni Comitia, ut, casu caducitatis existente, etiam illi aliis praeferantur, & ad Successionem praefati Ducatus admittantur, sub iisdem feudi conditionibus, & obligationibus, quibus antehac Seren. Elector, ejusque Antecessores, illumque vigore Investiturae possederunt. Der Erfolg und itzige Zustand. Sechste Section, Von denen Praetensionen und Streitigkeiten des Chur- und Fürstlichen Hauses Braunschweig-Lüneburg. Erstes Capitel/ Von des Hauses Braunschweig-Lüneburg Praetension auff alles das jenige / so Hertzog Henricus Leo gehabt. HEnricus Leo Hertzog zu Sachsen und Bayern, von dem die Hertzoge zu Braunschweig-Lüneburg in gerader Linie abstammen, war zuseiner Zeit der mächtigste unter allen Fürsten, und erstreckete sich seine Autorität von Dännemarck biß Sicilien, wie Otto Frisingensis an einem Orte redet. Dann er besaß Bayern, und die dazu gehörige Länder Steyermarck, Kärnthen, Crain und Tirol, das Hertzogthum Lüneburg, Sachsen, Engern, Westphalen, die Grafschafft Querfurt, Holstein, Stormarn, Magdeburg, das Hertzogthum Northeim, die Grafschafft Staade, das Eichsfeldische sc. In Italien die Lombardey, Hetrurien, und Este. Weil dessen Macht aber denen andern Teutschen Fürsten zu formidable schiene, er auch viele mochte beleidiget haben, und also bey allen verhaßt war, so brachten sie es dahin, daß er bey Käyser Friderico I eines Criminis laesae Majestatis beschuldiget, und deshalb anno 1180 von diesem in die Reichs-Acht erklähret ward ; bey welcher Gelegenheit ein ieder, der nur konte, etwas von seinen quae extat ap. Londorp. Tom. VIII. Act. publ. L. 8. c. 101. & Puffendorff. L. 6. hist. Brandenb. p. 381. vid. Giovanni Germ. Print. L. 6. c. 1. p. 11. & 15. De vera causa Banni scriptores non conveniunt, vide dissentientes Ottonem de S. Blasio c. 23. Albert. Stadensis. ad ann 1177. Authorem Landgraviorum Thuringiaet. 19. ap. Pistorium. Mutium L. 18. Chron. German. p. 155. Aventin. L. 6. Annal. Boj. p. 514. quos omnes tamen refutat Pfeffinger ad Vitriar. L. 1. c. 16. §. 11. p. 378. in Henrico Leone. adde Autoribus jam citatis Arnold. Lubecens. L. 2. Chron. Slav. c. 24. p. 275. Otto Frising. L. 7. Chron. c. 23. & L. 2. rer. gest. Frid. c. 7. 9. 11. 27. 28. & 32. Radevic. de reb. gest. Frid. L. 2. c. 28. Cranz. Sax. L. 6. c. 8. & Vandal. l. 7. c. 23.

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Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/504>, abgerufen am 22.11.2024.