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Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

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nem von Pabst Gregorio an den König Demetrium in Russen und dessen Gemahlin geschriebenen Brieffe zu behaupten suchet, welcher also lautet: Dilectis filiis Demetrio Regi Russorum & Reginae Uxori ejus salutem & Apostolicam benedictionem. Filius vester limina Apostolorum visitans ad nos venit, &, quod Regnum illud dono St. Petri per manus nostras vellet obtinere, eidem B. Petro Apostolo debita fidelitate exhibita devotis precibus postulavit: indubitanter asserens, illam suam petitionem nostro consensu ratam fore & stabilem, si Apostolicae sedis gratia ac munimine donaretur. Cujus petitionibus, quia justae videbantur, tum ex nostro consensu, tum ex donatione poscentis, tandem assensum praebuimus, & Regni nostri gubernacula ex parte B. Petri tradidimus, ea videlicet intentione charitatis, ut B. Petrus vos, & Regnum vestrum sua apud DEum intercessione defendat.

Es wird aber dawider eingewendet: Dessen Beantwortung. I. Daß ein Sohn ohne consens des Vaters, der noch regieret, das Reich niemand unterwerffen könne/ und, da es geschehe, unkräfftig sey, wo der Vater es nicht ratihabire, daß dieses aber von Demetrio geschehen, sey nicht erwiesen.

II. Daß aus dem gantzen context des Briefes abzunehmen, daß des Demetrii Sohn Rußland nicht der Weltlichen Herrschafft des Pabstes unterworffen, sondern nur des H. Petri Vorspruch bey GOtt verlanget, und das Reich dahero in des Heil. Petri Nahmen besitzen wollen.

III. Daß die gantze Historie verdächtig, weil man keinen mit Nahmen Demetrium findet, der von anno 1073 biß 1088, als in welcher Zeit Gregorius auf dem Päbstl. Stuhl gesessen, in Moscau regieret, dahero zu vermuthen, der Demetrius an den der Pabst geschrieben, sey entweder nur ein vornehmer Bojar, oder ein kleiner König in Rußland gewesen, der nur ein Theil besessen, und [unleserliches Material] also gantz Rußland dem Pabste nicht unterwerffen können.

IV. Daß biß auf Basilidem, der anno 1514 regieret, die Moscowitische Regenten sich nicht anders als Hertzoge oder Groß-Hertzoge tituliren laßen, und daß dieser Basilides ihme zu erst den Titul König und Herr in Rußland beygeleget; wiewohl die auswärtige Potentzen ihme doch keinen andern, als den Titul Hertzog gegeben.

Neunzehendes Capitel, Von des Päbstl. Stuhls Praetension auf das Königreich Jerusalem.

WElcher gestalt Käyser Fridericus II der zugleich König in Sicilien und Neapolis gewesen, das Königreich Jerusalem mit Sicilien und Neapolis vereiniget, so daß diese Reiche zu ewigen Zeiten beysammen bleiben solten, davon ist bey der Könige in Spanien praetension auf Jerusalem Meldung geschehen. Wie demnach der Pabst nachdem die Herrschafft über Sicilien und Neapolis ihme zueignete, so geschahe es, daß diejenigen, so Sicilien und Neapolis erhielten, auch zugleich wegen Jerusalem als einem accessorio gekrönet wurden, welches das Fundament ist, worauff der Päbstl. Stuhl diese praetension gründet.

Es pfleget dawider aber eingewendet zu werden:

I. Die Accessio von Jerusalem sey nicht dem Königreich Sicilien, sondern des Käysers Eriderici Persohn geschehen; wann aber auch zugegeben würde, daß eine völlige Vereinigung solcher Reiche geschehen, so sey solche Union doch so beschaffen, daß sie zwar idem genus, aber nicht unam essentialem speciem mache, und könte also die Regul, quod accessorium sequatur suum principale alhie nicht statt haben.

II. Die Crönungen könten keine Herrschafft iemand tribuiren, weil es nur eine blosse Solennität, und etwas accidentelles wäre.

vid. Anton. Marcelli de jure Secul. Rom. Pontif. c. 20.
vid. Bzovius Tom. XIII. Annal. ad an. 1289. n. 15. & Tom. XIV. ad an. 1352. n. 5. Anton. Marcelli de jur. sec. Pontisic. c. 22.
Anton. Marcelli d. l. Luca de Linda Descript. Orb. p. 529. Sprenger. de Praetens. Illustr. p. 166. Spener. hist. Insign. L. 1. c. 58. §. 24.
vid. Luc. de Linda d. l. Sprenger. d. l. Spener. d. l.

nem von Pabst Gregorio an den König Demetrium in Russen und dessen Gemahlin geschriebenen Brieffe zu behaupten suchet, welcher also lautet: Dilectis filiis Demetrio Regi Russorum & Reginae Uxori ejus salutem & Apostolicam benedictionem. Filius vester limina Apostolorum visitans ad nos venit, &, quod Regnum illud dono St. Petri per manus nostras vellet obtinere, eidem B. Petro Apostolo debita fidelitate exhibita devotis precibus postulavit: indubitanter asserens, illam suam petitionem nostro consensu ratam fore & stabilem, si Apostolicae sedis gratia ac munimine donaretur. Cujus petitionibus, quia justae videbantur, tum ex nostro consensu, tum ex donatione poscentis, tandem assensum praebuimus, & Regni nostri gubernacula ex parte B. Petri tradidimus, ea videlicet intentione charitatis, ut B. Petrus vos, & Regnum vestrum sua apud DEum intercessione defendat.

Es wird aber dawider eingewendet: Dessen Beantwortung. I. Daß ein Sohn ohne consens des Vaters, der noch regieret, das Reich niemand unterwerffen könne/ und, da es geschehe, unkräfftig sey, wo der Vater es nicht ratihabire, daß dieses aber von Demetrio geschehen, sey nicht erwiesen.

II. Daß aus dem gantzen context des Briefes abzunehmen, daß des Demetrii Sohn Rußland nicht der Weltlichen Herrschafft des Pabstes unterworffen, sondern nur des H. Petri Vorspruch bey GOtt verlanget, und das Reich dahero in des Heil. Petri Nahmen besitzen wollen.

III. Daß die gantze Historie verdächtig, weil man keinen mit Nahmen Demetrium findet, der von anno 1073 biß 1088, als in welcher Zeit Gregorius auf dem Päbstl. Stuhl gesessen, in Moscau regieret, dahero zu vermuthen, der Demetrius an den der Pabst geschrieben, sey entweder nur ein vornehmer Bojar, oder ein kleiner König in Rußland gewesen, der nur ein Theil besessen, und [unleserliches Material] also gantz Rußland dem Pabste nicht unterwerffen können.

IV. Daß biß auf Basilidem, der anno 1514 regieret, die Moscowitische Regenten sich nicht anders als Hertzoge oder Groß-Hertzoge tituliren laßen, und daß dieser Basilides ihme zu erst den Titul König und Herr in Rußland beygeleget; wiewohl die auswärtige Potentzen ihme doch keinen andern, als den Titul Hertzog gegeben.

Neunzehendes Capitel, Von des Päbstl. Stuhls Praetension auf das Königreich Jerusalem.

WElcher gestalt Käyser Fridericus II der zugleich König in Sicilien und Neapolis gewesen, das Königreich Jerusalem mit Sicilien und Neapolis vereiniget, so daß diese Reiche zu ewigen Zeiten beysammen bleiben solten, davon ist bey der Könige in Spanien praetension auf Jerusalem Meldung geschehen. Wie demnach der Pabst nachdem die Herrschafft über Sicilien und Neapolis ihme zueignete, so geschahe es, daß diejenigen, so Sicilien und Neapolis erhielten, auch zugleich wegen Jerusalem als einem accessorio gekrönet wurden, welches das Fundament ist, worauff der Päbstl. Stuhl diese praetension gründet.

Es pfleget dawider aber eingewendet zu werden:

I. Die Accessio von Jerusalem sey nicht dem Königreich Sicilien, sondern des Käysers Eriderici Persohn geschehen; wann aber auch zugegeben würde, daß eine völlige Vereinigung solcher Reiche geschehen, so sey solche Union doch so beschaffen, daß sie zwar idem genus, aber nicht unam essentialem speciem mache, und könte also die Regul, quod accessorium sequatur suum principale alhie nicht statt haben.

II. Die Crönungen könten keine Herrschafft iemand tribuiren, weil es nur eine blosse Solennität, und etwas accidentelles wäre.

vid. Anton. Marcelli de jure Secul. Rom. Pontif. c. 20.
vid. Bzovius Tom. XIII. Annal. ad an. 1289. n. 15. & Tom. XIV. ad an. 1352. n. 5. Anton. Marcelli de jur. sec. Pontisic. c. 22.
Anton. Marcelli d. l. Luca de Linda Descript. Orb. p. 529. Sprenger. de Praetens. Illustr. p. 166. Spener. hist. Insign. L. 1. c. 58. §. 24.
vid. Luc. de Linda d. l. Sprenger. d. l. Spener. d. l.
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        <p>III. Daß die gantze Historie verdächtig, weil man keinen mit Nahmen Demetrium findet, der            von anno 1073 biß 1088, als in welcher Zeit Gregorius auf dem Päbstl. Stuhl gesessen, in            Moscau regieret, dahero zu vermuthen, der Demetrius an den der Pabst geschrieben, sey            entweder nur ein vornehmer Bojar, oder ein kleiner König in Rußland gewesen, der nur ein            Theil besessen, und <gap reason="illegible"/> also gantz Rußland dem Pabste nicht unterwerffen können.</p>
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        <p>Es pfleget dawider aber eingewendet zu werden: <note place="foot">vid. Luc. de Linda d.              l. Sprenger. d. l. Spener. d. l.</note></p>
        <p>I. Die Accessio von Jerusalem sey nicht dem Königreich Sicilien, sondern des Käysers            Eriderici Persohn geschehen; wann aber auch zugegeben würde, daß eine völlige Vereinigung            solcher Reiche geschehen, so sey solche Union doch so beschaffen, daß sie zwar idem genus,            aber nicht unam essentialem speciem mache, und könte also die Regul, quod accessorium            sequatur suum principale alhie nicht statt haben.</p>
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[351/0380] nem von Pabst Gregorio an den König Demetrium in Russen und dessen Gemahlin geschriebenen Brieffe zu behaupten suchet, welcher also lautet: Dilectis filiis Demetrio Regi Russorum & Reginae Uxori ejus salutem & Apostolicam benedictionem. Filius vester limina Apostolorum visitans ad nos venit, &, quod Regnum illud dono St. Petri per manus nostras vellet obtinere, eidem B. Petro Apostolo debita fidelitate exhibita devotis precibus postulavit: indubitanter asserens, illam suam petitionem nostro consensu ratam fore & stabilem, si Apostolicae sedis gratia ac munimine donaretur. Cujus petitionibus, quia justae videbantur, tum ex nostro consensu, tum ex donatione poscentis, tandem assensum praebuimus, & Regni nostri gubernacula ex parte B. Petri tradidimus, ea videlicet intentione charitatis, ut B. Petrus vos, & Regnum vestrum sua apud DEum intercessione defendat. Es wird aber dawider eingewendet: I. Daß ein Sohn ohne consens des Vaters, der noch regieret, das Reich niemand unterwerffen könne/ und, da es geschehe, unkräfftig sey, wo der Vater es nicht ratihabire, daß dieses aber von Demetrio geschehen, sey nicht erwiesen. Dessen Beantwortung. II. Daß aus dem gantzen context des Briefes abzunehmen, daß des Demetrii Sohn Rußland nicht der Weltlichen Herrschafft des Pabstes unterworffen, sondern nur des H. Petri Vorspruch bey GOtt verlanget, und das Reich dahero in des Heil. Petri Nahmen besitzen wollen. III. Daß die gantze Historie verdächtig, weil man keinen mit Nahmen Demetrium findet, der von anno 1073 biß 1088, als in welcher Zeit Gregorius auf dem Päbstl. Stuhl gesessen, in Moscau regieret, dahero zu vermuthen, der Demetrius an den der Pabst geschrieben, sey entweder nur ein vornehmer Bojar, oder ein kleiner König in Rußland gewesen, der nur ein Theil besessen, und _ also gantz Rußland dem Pabste nicht unterwerffen können. IV. Daß biß auf Basilidem, der anno 1514 regieret, die Moscowitische Regenten sich nicht anders als Hertzoge oder Groß-Hertzoge tituliren laßen, und daß dieser Basilides ihme zu erst den Titul König und Herr in Rußland beygeleget; wiewohl die auswärtige Potentzen ihme doch keinen andern, als den Titul Hertzog gegeben. Neunzehendes Capitel, Von des Päbstl. Stuhls Praetension auf das Königreich Jerusalem. WElcher gestalt Käyser Fridericus II der zugleich König in Sicilien und Neapolis gewesen, das Königreich Jerusalem mit Sicilien und Neapolis vereiniget, so daß diese Reiche zu ewigen Zeiten beysammen bleiben solten, davon ist bey der Könige in Spanien praetension auf Jerusalem Meldung geschehen. Wie demnach der Pabst nachdem die Herrschafft über Sicilien und Neapolis ihme zueignete, so geschahe es, daß diejenigen, so Sicilien und Neapolis erhielten, auch zugleich wegen Jerusalem als einem accessorio gekrönet wurden, welches das Fundament ist, worauff der Päbstl. Stuhl diese praetension gründet. Es pfleget dawider aber eingewendet zu werden: I. Die Accessio von Jerusalem sey nicht dem Königreich Sicilien, sondern des Käysers Eriderici Persohn geschehen; wann aber auch zugegeben würde, daß eine völlige Vereinigung solcher Reiche geschehen, so sey solche Union doch so beschaffen, daß sie zwar idem genus, aber nicht unam essentialem speciem mache, und könte also die Regul, quod accessorium sequatur suum principale alhie nicht statt haben. II. Die Crönungen könten keine Herrschafft iemand tribuiren, weil es nur eine blosse Solennität, und etwas accidentelles wäre. vid. Anton. Marcelli de jure Secul. Rom. Pontif. c. 20. vid. Bzovius Tom. XIII. Annal. ad an. 1289. n. 15. & Tom. XIV. ad an. 1352. n. 5. Anton. Marcelli de jur. sec. Pontisic. c. 22. Anton. Marcelli d. l. Luca de Linda Descript. Orb. p. 529. Sprenger. de Praetens. Illustr. p. 166. Spener. hist. Insign. L. 1. c. 58. §. 24. vid. Luc. de Linda d. l. Sprenger. d. l. Spener. d. l.

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Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/380>, abgerufen am 22.11.2024.