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Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

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Vorbericht
An den geneigten Leser.

Daß unter dem Nahmen der Praetensionen diejenige Ansprüche und Foderungen verstanden werden/ welche ein Potentat oder Republic auf eines andern Potentaten Länder / Herrschafften/ Städte und Oerter/ oder auch auf gewisse Gerechtigkeiten hat/ oder zu haben vermeynet/ wird nicht leicht jemanden unbekandt seyn/ und halte demnach vor überflüßig/ allhie weitläufftiger davon zu handeln. (a)

Weil diese der hohen Potentzen und anderer Herrschafften Praetensiones aber fast unzählich/ die Wissenschafft derselben bey Friedens- und andern Handlungen hingegen nützlich/ und zum Verstande der Historie und des juris publici höchst nöthig ist/ von denen wenigsten aber bey gemeinen Scribenten gründliche Nachricht gefunden wird; So haben Gelehrte (b) so wohl/ als andere/ längstens gewünschet/ daß iemand die Mühe nehmen/ und sothane Praetensiones hoher Herren colligiren/ aus denen weitläufftigen und nicht überall verhandenen Deductionibus und Scriptis extrahiren/ und heraus geben möchte; welches aber/ so viel man weiß/ bißhero noch nicht geschehe. Dann die wenige Bogen/ welche Sprengerus Praetensionibus illustribus herausgegeben/ enthalten kaum den zwantzigsten Theil der bekantesten und vornehmsten; und was unter denen Titeln/ Interests des Princes, herausgekommen/ zum Theil auch unter dem Titel/ Reichs-Ansprüche hoher Potentaten/ ins Teutsche übersetzet worden/ ist gleichfals sehr unvollkommen/ der grossen Fehler/ so bey diesem letztern in der Historie offt begangen/ voritzo zugeschweigen. Der sel. und berühmte Herr D. Spener hat zwar einen Anfang gemachet/ die Praetensiones hoher Herren zu colligiren/ und wäre zu wünschen/ daß er damit continuiret hätte; Er hat aber solche Arbeit/ ich weiß nicht aus was Ursache/ folglich liegen lassen/ und dasjenige/ so er zusammen getragen gehabt/ seiner Historie Insignium mehrentheils einverleibet. Vor wenig Jahren hat auch Herr Knesebeck in seinem Prodromo juris publici universalis, die vornehmsten Praetensiones successive herauszugeben/ Hoffnung gemachet; alleine der Tod, wie verlautet/ hat Ihn daran verhindert. Ein gleiches Versprechen hat auch der Oberherolds-Rath und Professor zu Halle Herr Ludewig in seinem Tr. Germania Princeps, gethan; es scheinet aber/ die andere viele Arbeit will auch diesen dazu nicht gelangen lassen.

Wann ich nun den Nutzen dieser Arbeit bey mir selbst überleget/ und aus der Historie befunden/ was bey Tractirung der Alliances, bey Friedens- und andern Handlungen die Wissenschafft der Praetensionen vor Vortheile zu wege gebracht/ und wie durch remittirung eines alten Rechtes öffters nicht geringe a-

(a) Plura, qui scire cupit, adire potest Dn. Thomasii Specimen juris prud. judicial. c. 7. p. 76. seqq. & Martini Tr. Aquilae libertas triumphans c. 1.
(b) Inter plurimos allegasse sufficiet Joh. Andr. Bosium, qui in Introd. in Notit. Rerumpubl. c. 30. §. 100. ita disserit: Praetensionum materia, uti cum Pacis bellique negotiis intime connexa, sic inter cognitu maxime necessaria haberi debet, sed NB. nondum satis exculta. & Dn. Thomasium d. l. p. 80. ubi ita: Specialium Praetensionum Scripta, uti sunt plurima, ita tamen non sunt ubivis frequentia, cum non usus vulgaris, sed lateant in Bibliothecis. Neque adeo male quis mereretur de jure publ. si quis hostorias Praetensionum illustrium ederet, & ex magnis Scriptis medullam rerum actarum in summa exhiberet. &c.
Vorbericht
An den geneigten Leser.

Daß unter dem Nahmen der Praetensionen diejenige Ansprüche und Foderungen verstanden werden/ welche ein Potentat oder Republic auf eines andern Potentaten Länder / Herrschafften/ Städte und Oerter/ oder auch auf gewisse Gerechtigkeiten hat/ oder zu haben vermeynet/ wird nicht leicht jemanden unbekandt seyn/ und halte demnach vor überflüßig/ allhie weitläufftiger davon zu handeln. (a)

Weil diese der hohen Potentzen und anderer Herrschafften Praetensiones aber fast unzählich/ die Wissenschafft derselben bey Friedens- und andern Handlungen hingegen nützlich/ und zum Verstande der Historie und des juris publici höchst nöthig ist/ von denen wenigsten aber bey gemeinen Scribenten gründliche Nachricht gefunden wird; So haben Gelehrte (b) so wohl/ als andere/ längstens gewünschet/ daß iemand die Mühe nehmen/ und sothane Praetensiones hoher Herren colligiren/ aus denen weitläufftigen und nicht überall verhandenen Deductionibus und Scriptis extrahiren/ und heraus geben möchte; welches aber/ so viel man weiß/ bißhero noch nicht geschehe. Dann die wenige Bogen/ welche Sprengerus Praetensionibus illustribus herausgegeben/ enthalten kaum den zwantzigsten Theil der bekantesten und vornehmsten; und was unter denen Titeln/ Interests des Princes, herausgekommen/ zum Theil auch unter dem Titel/ Reichs-Ansprüche hoher Potentaten/ ins Teutsche übersetzet worden/ ist gleichfals sehr unvollkommen/ der grossen Fehler/ so bey diesem letztern in der Historie offt begangen/ voritzo zugeschweigen. Der sel. und berühmte Herr D. Spener hat zwar einen Anfang gemachet/ die Praetensiones hoher Herren zu colligiren/ und wäre zu wünschen/ daß er damit continuiret hätte; Er hat aber solche Arbeit/ ich weiß nicht aus was Ursache/ folglich liegen lassen/ und dasjenige/ so er zusammen getragen gehabt/ seiner Historie Insignium mehrentheils einverleibet. Vor wenig Jahren hat auch Herr Knesebeck in seinem Prodromo juris publici universalis, die vornehmsten Praetensiones successive herauszugeben/ Hoffnung gemachet; alleine der Tod, wie verlautet/ hat Ihn daran verhindert. Ein gleiches Versprechen hat auch der Oberherolds-Rath und Professor zu Halle Herr Ludewig in seinem Tr. Germania Princeps, gethan; es scheinet aber/ die andere viele Arbeit will auch diesen dazu nicht gelangen lassen.

Wann ich nun den Nutzen dieser Arbeit bey mir selbst überleget/ und aus der Historie befunden/ was bey Tractirung der Alliances, bey Friedens- und andern Handlungen die Wissenschafft der Praetensionen vor Vortheile zu wege gebracht/ und wie durch remittirung eines alten Rechtes öffters nicht geringe a-

(a) Plura, qui scire cupit, adire potest Dn. Thomasii Specimen juris prud. judicial. c. 7. p. 76. seqq. & Martini Tr. Aquilae libertas triumphans c. 1.
(b) Inter plurimos allegasse sufficiet Joh. Andr. Bosium, qui in Introd. in Notit. Rerumpubl. c. 30. §. 100. ita disserit: Praetensionum materia, uti cum Pacis bellique negotiis intime connexa, sic inter cognitu maxime necessaria haberi debet, sed NB. nondum satis exculta. & Dn. Thomasium d. l. p. 80. ubi ita: Specialium Praetensionum Scripta, uti sunt plurima, ita tamen non sunt ubivis frequentia, cum non usus vulgaris, sed lateant in Bibliothecis. Neque adeo male quis mereretur de jure publ. si quis hostorias Praetensionum illustrium ederet, & ex magnis Scriptis medullam rerum actarum in summa exhiberet. &c.
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[0014] Vorbericht An den geneigten Leser. Daß unter dem Nahmen der Praetensionen diejenige Ansprüche und Foderungen verstanden werden/ welche ein Potentat oder Republic auf eines andern Potentaten Länder / Herrschafften/ Städte und Oerter/ oder auch auf gewisse Gerechtigkeiten hat/ oder zu haben vermeynet/ wird nicht leicht jemanden unbekandt seyn/ und halte demnach vor überflüßig/ allhie weitläufftiger davon zu handeln. (a) Weil diese der hohen Potentzen und anderer Herrschafften Praetensiones aber fast unzählich/ die Wissenschafft derselben bey Friedens- und andern Handlungen hingegen nützlich/ und zum Verstande der Historie und des juris publici höchst nöthig ist/ von denen wenigsten aber bey gemeinen Scribenten gründliche Nachricht gefunden wird; So haben Gelehrte (b) so wohl/ als andere/ längstens gewünschet/ daß iemand die Mühe nehmen/ und sothane Praetensiones hoher Herren colligiren/ aus denen weitläufftigen und nicht überall verhandenen Deductionibus und Scriptis extrahiren/ und heraus geben möchte; welches aber/ so viel man weiß/ bißhero noch nicht geschehe. Dann die wenige Bogen/ welche Sprengerus Praetensionibus illustribus herausgegeben/ enthalten kaum den zwantzigsten Theil der bekantesten und vornehmsten; und was unter denen Titeln/ Interests des Princes, herausgekommen/ zum Theil auch unter dem Titel/ Reichs-Ansprüche hoher Potentaten/ ins Teutsche übersetzet worden/ ist gleichfals sehr unvollkommen/ der grossen Fehler/ so bey diesem letztern in der Historie offt begangen/ voritzo zugeschweigen. Der sel. und berühmte Herr D. Spener hat zwar einen Anfang gemachet/ die Praetensiones hoher Herren zu colligiren/ und wäre zu wünschen/ daß er damit continuiret hätte; Er hat aber solche Arbeit/ ich weiß nicht aus was Ursache/ folglich liegen lassen/ und dasjenige/ so er zusammen getragen gehabt/ seiner Historie Insignium mehrentheils einverleibet. Vor wenig Jahren hat auch Herr Knesebeck in seinem Prodromo juris publici universalis, die vornehmsten Praetensiones successive herauszugeben/ Hoffnung gemachet; alleine der Tod, wie verlautet/ hat Ihn daran verhindert. Ein gleiches Versprechen hat auch der Oberherolds-Rath und Professor zu Halle Herr Ludewig in seinem Tr. Germania Princeps, gethan; es scheinet aber/ die andere viele Arbeit will auch diesen dazu nicht gelangen lassen. Wann ich nun den Nutzen dieser Arbeit bey mir selbst überleget/ und aus der Historie befunden/ was bey Tractirung der Alliances, bey Friedens- und andern Handlungen die Wissenschafft der Praetensionen vor Vortheile zu wege gebracht/ und wie durch remittirung eines alten Rechtes öffters nicht geringe a- (a) Plura, qui scire cupit, adire potest Dn. Thomasii Specimen juris prud. judicial. c. 7. p. 76. seqq. & Martini Tr. Aquilae libertas triumphans c. 1. (b) Inter plurimos allegasse sufficiet Joh. Andr. Bosium, qui in Introd. in Notit. Rerumpubl. c. 30. §. 100. ita disserit: Praetensionum materia, uti cum Pacis bellique negotiis intime connexa, sic inter cognitu maxime necessaria haberi debet, sed NB. nondum satis exculta. & Dn. Thomasium d. l. p. 80. ubi ita: Specialium Praetensionum Scripta, uti sunt plurima, ita tamen non sunt ubivis frequentia, cum non usus vulgaris, sed lateant in Bibliothecis. Neque adeo male quis mereretur de jure publ. si quis hostorias Praetensionum illustrium ederet, & ex magnis Scriptis medullam rerum actarum in summa exhiberet. &c.

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Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/14>, abgerufen am 23.11.2024.