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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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A. Erster (allgemeiner) Teil.

Thatsächlich ist aber diese Zahl noch erheblich grösser, weil die
meisten Arbeiter noch eine kleine Landwirtschaft betrieben und deshalb
nicht 400 Mk. bares Geld zu ihrem Unterhalt brauchen.

Ney1) giebt für die Staatswaldungen der Oberförsterei Schirmeck
im Elsass bei einer Flächengrösse von 3651 ha und einem Derbholzein-
schlage von rund 30000 fm an, dass hier auf dem Wege vom Walde bis
zur Verwendung durch den Konsumenten durch Stoffveredelung und Orts-
veränderung über den Waldwert hinaus alljährlich mehr als 1200000 Mk.
neue Werte geschaffen werden.

Jedenfalls beweisen die mitgeteilten Zahlen zur Genüge, dass die
Forstwirtschaft den Unterhalt zahlreicher Familien und zwar zumeist
in solchen Gegenden ermöglicht, welche einen ausgedehnten Betrieb
der Landwirtschaft wegen Ungunst des Klimas und Armut des Bodens
nicht gestatten.

Wie sehr die Forstwirtschaft durch Gewöhnung an geordnete Ar-
beit und die Gewährung von Arbeitsverdienst hebend auf eine in kul-
tureller Beziehung tiefstehende Bevölkerung einwirkt, hat Schütte in
der oben angeführten Schrift über die Tucheler Heide S. 40 ff. in
schönster Weise dargethan.

Wenn nun auch die Verhältnisse meist erheblich günstiger liegen, als
bei der durch die polnische Herrschaft noch mehr heruntergekommenen
slavischen Bevölkerung der Tucheler Heide, so muss doch hervorgehoben
werden, dass die mit der Forstarbeit notwendig verbundene Disziplin
und die sich hierbei ergebende körperliche Gewandheit einerseits, sowie
die Gelegenheit, bares Geld zu verdienen anderseits, auch in anderen
Waldgebieten einen erheblichen Unterschied zwischen dem im Forst-
betriebe beschäftigten Teile der Bevölkerung und den übrigen nur von
der kümmerlichen Landwirtschaft notdürftig ihr Dasein fristenden Be-
wohnern erkennen lässt.

Die angegebenen Momente haben daher stets Waldarbeiter als be-
sonders geeignete Kolonisten erscheinen lassen. Thatsächlich zeigen die
meisten derartigen Ansiedlungen ein vortreffliches Gedeihen, während
vom Walde unabhängige Kolonien vielfach nur eine kümmerliche Exi-
stenz fristen, weil die Leute auf dem armen Boden, der den Verkauf von
Bodenprodukten nicht gestattet, ausserhalb der Waldarbeit fast gar
keine Gelegenheit zum Erwerbe von barem Gelde haben und durch
Missernten, Krankheiten u. s. w. rasch in eine ungünstige wirtschaft-
liche Lage geraten.


1) Bericht über die 8. Versammlung deutscher Forstmänner S. 65 und Ney,
Widerstreit von Einzel- und Gesamtinteresse in der Forstwirtschaft, S. 3.
A. Erster (allgemeiner) Teil.

Thatsächlich ist aber diese Zahl noch erheblich gröſser, weil die
meisten Arbeiter noch eine kleine Landwirtschaft betrieben und deshalb
nicht 400 Mk. bares Geld zu ihrem Unterhalt brauchen.

Ney1) giebt für die Staatswaldungen der Oberförsterei Schirmeck
im Elsaſs bei einer Flächengröſse von 3651 ha und einem Derbholzein-
schlage von rund 30000 fm an, daſs hier auf dem Wege vom Walde bis
zur Verwendung durch den Konsumenten durch Stoffveredelung und Orts-
veränderung über den Waldwert hinaus alljährlich mehr als 1200000 Mk.
neue Werte geschaffen werden.

Jedenfalls beweisen die mitgeteilten Zahlen zur Genüge, daſs die
Forstwirtschaft den Unterhalt zahlreicher Familien und zwar zumeist
in solchen Gegenden ermöglicht, welche einen ausgedehnten Betrieb
der Landwirtschaft wegen Ungunst des Klimas und Armut des Bodens
nicht gestatten.

Wie sehr die Forstwirtschaft durch Gewöhnung an geordnete Ar-
beit und die Gewährung von Arbeitsverdienst hebend auf eine in kul-
tureller Beziehung tiefstehende Bevölkerung einwirkt, hat Schütte in
der oben angeführten Schrift über die Tucheler Heide S. 40 ff. in
schönster Weise dargethan.

Wenn nun auch die Verhältnisse meist erheblich günstiger liegen, als
bei der durch die polnische Herrschaft noch mehr heruntergekommenen
slavischen Bevölkerung der Tucheler Heide, so muſs doch hervorgehoben
werden, daſs die mit der Forstarbeit notwendig verbundene Disziplin
und die sich hierbei ergebende körperliche Gewandheit einerseits, sowie
die Gelegenheit, bares Geld zu verdienen anderseits, auch in anderen
Waldgebieten einen erheblichen Unterschied zwischen dem im Forst-
betriebe beschäftigten Teile der Bevölkerung und den übrigen nur von
der kümmerlichen Landwirtschaft notdürftig ihr Dasein fristenden Be-
wohnern erkennen läſst.

Die angegebenen Momente haben daher stets Waldarbeiter als be-
sonders geeignete Kolonisten erscheinen lassen. Thatsächlich zeigen die
meisten derartigen Ansiedlungen ein vortreffliches Gedeihen, während
vom Walde unabhängige Kolonien vielfach nur eine kümmerliche Exi-
stenz fristen, weil die Leute auf dem armen Boden, der den Verkauf von
Bodenprodukten nicht gestattet, auſserhalb der Waldarbeit fast gar
keine Gelegenheit zum Erwerbe von barem Gelde haben und durch
Miſsernten, Krankheiten u. s. w. rasch in eine ungünstige wirtschaft-
liche Lage geraten.


1) Bericht über die 8. Versammlung deutscher Forstmänner S. 65 und Ney,
Widerstreit von Einzel- und Gesamtinteresse in der Forstwirtschaft, S. 3.
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[48/0066] A. Erster (allgemeiner) Teil. Thatsächlich ist aber diese Zahl noch erheblich gröſser, weil die meisten Arbeiter noch eine kleine Landwirtschaft betrieben und deshalb nicht 400 Mk. bares Geld zu ihrem Unterhalt brauchen. Ney 1) giebt für die Staatswaldungen der Oberförsterei Schirmeck im Elsaſs bei einer Flächengröſse von 3651 ha und einem Derbholzein- schlage von rund 30000 fm an, daſs hier auf dem Wege vom Walde bis zur Verwendung durch den Konsumenten durch Stoffveredelung und Orts- veränderung über den Waldwert hinaus alljährlich mehr als 1200000 Mk. neue Werte geschaffen werden. Jedenfalls beweisen die mitgeteilten Zahlen zur Genüge, daſs die Forstwirtschaft den Unterhalt zahlreicher Familien und zwar zumeist in solchen Gegenden ermöglicht, welche einen ausgedehnten Betrieb der Landwirtschaft wegen Ungunst des Klimas und Armut des Bodens nicht gestatten. Wie sehr die Forstwirtschaft durch Gewöhnung an geordnete Ar- beit und die Gewährung von Arbeitsverdienst hebend auf eine in kul- tureller Beziehung tiefstehende Bevölkerung einwirkt, hat Schütte in der oben angeführten Schrift über die Tucheler Heide S. 40 ff. in schönster Weise dargethan. Wenn nun auch die Verhältnisse meist erheblich günstiger liegen, als bei der durch die polnische Herrschaft noch mehr heruntergekommenen slavischen Bevölkerung der Tucheler Heide, so muſs doch hervorgehoben werden, daſs die mit der Forstarbeit notwendig verbundene Disziplin und die sich hierbei ergebende körperliche Gewandheit einerseits, sowie die Gelegenheit, bares Geld zu verdienen anderseits, auch in anderen Waldgebieten einen erheblichen Unterschied zwischen dem im Forst- betriebe beschäftigten Teile der Bevölkerung und den übrigen nur von der kümmerlichen Landwirtschaft notdürftig ihr Dasein fristenden Be- wohnern erkennen läſst. Die angegebenen Momente haben daher stets Waldarbeiter als be- sonders geeignete Kolonisten erscheinen lassen. Thatsächlich zeigen die meisten derartigen Ansiedlungen ein vortreffliches Gedeihen, während vom Walde unabhängige Kolonien vielfach nur eine kümmerliche Exi- stenz fristen, weil die Leute auf dem armen Boden, der den Verkauf von Bodenprodukten nicht gestattet, auſserhalb der Waldarbeit fast gar keine Gelegenheit zum Erwerbe von barem Gelde haben und durch Miſsernten, Krankheiten u. s. w. rasch in eine ungünstige wirtschaft- liche Lage geraten. 1) Bericht über die 8. Versammlung deutscher Forstmänner S. 65 und Ney, Widerstreit von Einzel- und Gesamtinteresse in der Forstwirtschaft, S. 3.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/66>, abgerufen am 24.11.2024.