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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
und Regelung der Waldgrundgerechtigkeiten", welche auf Grund der Er-
gebnisse von Leseholz-Ertrags-Probeflächen und als Anhalt für Rechtsab-
lösungen aufgestellt sind, werden viel höhere Zahlen mitgeteilt; sie
würden bei der Kiefer einen Durchschnittsertrag von 1,5 fm, bei der
Buche einen solchen von etwa 1 fm ergeben. Nun muss aber berück-
sichtigt werden, dass das Leseholz nur bis zu einer gewissen Maximal-
entfernung vom Wohnort zu gute gemacht werden kann, und daher in einem
grossen Teile des deutschen Waldes dieses Abfallholz verfault. Die
Holzmasse, welche thatsächlich in der Form von Raff- und Leseholz
gewonnen wird, kann daher höchstens zu 3--4 Millionen Festmeter ange-
nommen werden.

Die Nutzungen von Raff- und Leseholz besitzen sozialpolitisch eine
besondere Bedeutung, weil sie in vielen Gegenden ganz wesentlich
zur Deckung des Brennholzbedarfes der ärmeren Bevölkerungsklassen
beitragen, ja denselben nicht selten sogar ausschliesslich befriedigen.

§ 2. Nebennutzungserträge. Ausser dem Holze liefert der Wald
noch verschiedene andere Güter, welche zum Teil Bestandteile der
Bäume waren, wie Gerberrinde, Früchte, Laub- und Nadel-
streu, grüne Aststreu, Harz, Theer
, teils neben und unter den
Bäumen erwachsen, wie Moos- und Unkräuterstreu, Schwämme,
Beeren, Gras
, teils endlich auch Bestandteile des Bodens sind, z. B.
Steine, Erdarten (Thon und Mergel) Torf u. s. w.

Im Gegensatz zum Holz, dessen Gewinnung als Hauptnutzung
im weiteren Sinne bezeichnet wird, betrachtet man alle die übrigen
genannten Erzeugnisse oder nutzbaren Stoffe als Nebenprodukte der
Forstwirtschaft und nennt ihre Gewinnung Nebennutzung. Für ihre
Gewinnung gilt im allgemeinen der Grundsatz, dass hierdurch die
Nachhaltigkeit der Holzproduktion nicht beeinträchtigt werden dürfe.

Vom Standpunkt des grossen Waldbesitzers der Gegenwart in
Deutschland, Oesterreich-Ungarn und anderen durch günstige Transport-
verhältnisse entsprechend aufgeschlossene Waldungen ist diese Charak-
teristik durchaus zutreffend.

Es wurde jedoch oben S. 28 bereits darauf hingewiesen, dass bei
Beginn der Waldnutzung sowohl historisch aufgefasst, als auch gegen-
wärtig noch in den entlegensten Urwaldungen Nebennutzungen, nament-
lich Weide, Schweinemast, Harzgewinnung u. s. w. eine mindestens
ebenso hohe, teilweise vielleicht sogar noch eine grössere wirtschaft-
liche Bedeutung besessen haben oder noch besitzen als die Holz-
nutzung.

Ähnlich liegen die Verhältnisse aber auch gegenwärtig vielfach
bei dem kleinen bäuerlichen Waldbesitzer. Dieser schätzt meist seinen
Wald wegen der Nutzungen, die er ihm zur Unterstützung seiner Land-
wirtschaft entnehmen kann, höher als wegen der Holznutzung. Holz

II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
und Regelung der Waldgrundgerechtigkeiten“, welche auf Grund der Er-
gebnisse von Leseholz-Ertrags-Probeflächen und als Anhalt für Rechtsab-
lösungen aufgestellt sind, werden viel höhere Zahlen mitgeteilt; sie
würden bei der Kiefer einen Durchschnittsertrag von 1,5 fm, bei der
Buche einen solchen von etwa 1 fm ergeben. Nun muſs aber berück-
sichtigt werden, daſs das Leseholz nur bis zu einer gewissen Maximal-
entfernung vom Wohnort zu gute gemacht werden kann, und daher in einem
groſsen Teile des deutschen Waldes dieses Abfallholz verfault. Die
Holzmasse, welche thatsächlich in der Form von Raff- und Leseholz
gewonnen wird, kann daher höchstens zu 3—4 Millionen Festmeter ange-
nommen werden.

Die Nutzungen von Raff- und Leseholz besitzen sozialpolitisch eine
besondere Bedeutung, weil sie in vielen Gegenden ganz wesentlich
zur Deckung des Brennholzbedarfes der ärmeren Bevölkerungsklassen
beitragen, ja denselben nicht selten sogar ausschlieſslich befriedigen.

§ 2. Nebennutzungserträge. Auſser dem Holze liefert der Wald
noch verschiedene andere Güter, welche zum Teil Bestandteile der
Bäume waren, wie Gerberrinde, Früchte, Laub- und Nadel-
streu, grüne Aststreu, Harz, Theer
, teils neben und unter den
Bäumen erwachsen, wie Moos- und Unkräuterstreu, Schwämme,
Beeren, Gras
, teils endlich auch Bestandteile des Bodens sind, z. B.
Steine, Erdarten (Thon und Mergel) Torf u. s. w.

Im Gegensatz zum Holz, dessen Gewinnung als Hauptnutzung
im weiteren Sinne bezeichnet wird, betrachtet man alle die übrigen
genannten Erzeugnisse oder nutzbaren Stoffe als Nebenprodukte der
Forstwirtschaft und nennt ihre Gewinnung Nebennutzung. Für ihre
Gewinnung gilt im allgemeinen der Grundsatz, daſs hierdurch die
Nachhaltigkeit der Holzproduktion nicht beeinträchtigt werden dürfe.

Vom Standpunkt des groſsen Waldbesitzers der Gegenwart in
Deutschland, Oesterreich-Ungarn und anderen durch günstige Transport-
verhältnisse entsprechend aufgeschlossene Waldungen ist diese Charak-
teristik durchaus zutreffend.

Es wurde jedoch oben S. 28 bereits darauf hingewiesen, daſs bei
Beginn der Waldnutzung sowohl historisch aufgefaſst, als auch gegen-
wärtig noch in den entlegensten Urwaldungen Nebennutzungen, nament-
lich Weide, Schweinemast, Harzgewinnung u. s. w. eine mindestens
ebenso hohe, teilweise vielleicht sogar noch eine gröſsere wirtschaft-
liche Bedeutung besessen haben oder noch besitzen als die Holz-
nutzung.

Ähnlich liegen die Verhältnisse aber auch gegenwärtig vielfach
bei dem kleinen bäuerlichen Waldbesitzer. Dieser schätzt meist seinen
Wald wegen der Nutzungen, die er ihm zur Unterstützung seiner Land-
wirtschaft entnehmen kann, höher als wegen der Holznutzung. Holz

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[39/0057] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. und Regelung der Waldgrundgerechtigkeiten“, welche auf Grund der Er- gebnisse von Leseholz-Ertrags-Probeflächen und als Anhalt für Rechtsab- lösungen aufgestellt sind, werden viel höhere Zahlen mitgeteilt; sie würden bei der Kiefer einen Durchschnittsertrag von 1,5 fm, bei der Buche einen solchen von etwa 1 fm ergeben. Nun muſs aber berück- sichtigt werden, daſs das Leseholz nur bis zu einer gewissen Maximal- entfernung vom Wohnort zu gute gemacht werden kann, und daher in einem groſsen Teile des deutschen Waldes dieses Abfallholz verfault. Die Holzmasse, welche thatsächlich in der Form von Raff- und Leseholz gewonnen wird, kann daher höchstens zu 3—4 Millionen Festmeter ange- nommen werden. Die Nutzungen von Raff- und Leseholz besitzen sozialpolitisch eine besondere Bedeutung, weil sie in vielen Gegenden ganz wesentlich zur Deckung des Brennholzbedarfes der ärmeren Bevölkerungsklassen beitragen, ja denselben nicht selten sogar ausschlieſslich befriedigen. § 2. Nebennutzungserträge. Auſser dem Holze liefert der Wald noch verschiedene andere Güter, welche zum Teil Bestandteile der Bäume waren, wie Gerberrinde, Früchte, Laub- und Nadel- streu, grüne Aststreu, Harz, Theer, teils neben und unter den Bäumen erwachsen, wie Moos- und Unkräuterstreu, Schwämme, Beeren, Gras, teils endlich auch Bestandteile des Bodens sind, z. B. Steine, Erdarten (Thon und Mergel) Torf u. s. w. Im Gegensatz zum Holz, dessen Gewinnung als Hauptnutzung im weiteren Sinne bezeichnet wird, betrachtet man alle die übrigen genannten Erzeugnisse oder nutzbaren Stoffe als Nebenprodukte der Forstwirtschaft und nennt ihre Gewinnung Nebennutzung. Für ihre Gewinnung gilt im allgemeinen der Grundsatz, daſs hierdurch die Nachhaltigkeit der Holzproduktion nicht beeinträchtigt werden dürfe. Vom Standpunkt des groſsen Waldbesitzers der Gegenwart in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und anderen durch günstige Transport- verhältnisse entsprechend aufgeschlossene Waldungen ist diese Charak- teristik durchaus zutreffend. Es wurde jedoch oben S. 28 bereits darauf hingewiesen, daſs bei Beginn der Waldnutzung sowohl historisch aufgefaſst, als auch gegen- wärtig noch in den entlegensten Urwaldungen Nebennutzungen, nament- lich Weide, Schweinemast, Harzgewinnung u. s. w. eine mindestens ebenso hohe, teilweise vielleicht sogar noch eine gröſsere wirtschaft- liche Bedeutung besessen haben oder noch besitzen als die Holz- nutzung. Ähnlich liegen die Verhältnisse aber auch gegenwärtig vielfach bei dem kleinen bäuerlichen Waldbesitzer. Dieser schätzt meist seinen Wald wegen der Nutzungen, die er ihm zur Unterstützung seiner Land- wirtschaft entnehmen kann, höher als wegen der Holznutzung. Holz

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/57>, abgerufen am 23.11.2024.