II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Der Übergang vom Plänterbetriebe zum schlagweisen Betriebe, welcher sich z. B. in Galizien und Polen gegenwärtig vollzieht, ist auch in verschiedenen grossen Nadelholzgebieten Nordostdeutschlands erst vor wenigen Dezennien erfolgt.
So wurde in der Tucheler Heide erst 1840 eine geordnete Wirt- schaft angebahnt, in dem südlichen Teile von Ostpreussen unterschied man noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Johannisburger und eine Ostrolenkasche "Wildnis". In Lithauen sind es hauptsächlich die grossen Kalamitäten der 1850er Jahre gewesen, welche die energische Einführung intensiver Wirtschaft veranlassten.
Ähnlich liegen die Verhältnisse in allen grösseren geschlossenen Waldkomplexen des östlichen Deutschlands, Oesterreichs und der Alpen- länder.
Relativ intensive Formen waren stets in der Nähe der grossen Wasserstrassen vorhanden, wo eben die Transportkosten niedrig sind und die Holzpreise jeweils verhältnismässig hoch stehen; in der Neuzeit machen die Eisenbahnen einen ähnlichen Einfluss auf die Gestaltung der Wirtschaft geltend.
In den Waldungen, welche dem oben erwähnten grossen Konsum- tionszentrum am nächsten liegen, also, allgemein gesprochen, im Strom- gebiet des Rheines, haben sich stets die jeweils intensivsten Betriebsformen entwickelt und sind heute ein Gemeingut des ganzen westlichen und südlichen Deutschlands geworden, von wo aus sie der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse entsprechend rasch ostwärts weiterschreiten.
Es konnte nicht Aufgabe dieser Skizze sein, eine detaillierte Ge- schichte und Statistik der forstlichen Betriebssysteme zu liefern, sondern ihr Zweck war lediglich, die Abhängigkeit der Forstwirtschaft von den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen und den allmählichen Übergang vom extensiven Betriebe zu immer intensiveren Formen in grossen Umrissen zu zeigen.
II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Einleitung. Der Wert und die Bedeutung des Waldes sowie der auf seine geordnete Benutzung gerichteten Forstwirtschaft für die Volks- wirtschaft ist sehr vielseitig und äussert sich nach folgenden Richtungen:
1. in dem direkten Nutzen, den der Wald durch seine Produkte liefert;
Schwappach, Forstpolitik. 3
II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Der Übergang vom Plänterbetriebe zum schlagweisen Betriebe, welcher sich z. B. in Galizien und Polen gegenwärtig vollzieht, ist auch in verschiedenen groſsen Nadelholzgebieten Nordostdeutschlands erst vor wenigen Dezennien erfolgt.
So wurde in der Tucheler Heide erst 1840 eine geordnete Wirt- schaft angebahnt, in dem südlichen Teile von Ostpreuſsen unterschied man noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Johannisburger und eine Ostrolenkasche „Wildnis“. In Lithauen sind es hauptsächlich die groſsen Kalamitäten der 1850er Jahre gewesen, welche die energische Einführung intensiver Wirtschaft veranlaſsten.
Ähnlich liegen die Verhältnisse in allen gröſseren geschlossenen Waldkomplexen des östlichen Deutschlands, Oesterreichs und der Alpen- länder.
Relativ intensive Formen waren stets in der Nähe der groſsen Wasserstraſsen vorhanden, wo eben die Transportkosten niedrig sind und die Holzpreise jeweils verhältnismäſsig hoch stehen; in der Neuzeit machen die Eisenbahnen einen ähnlichen Einfluſs auf die Gestaltung der Wirtschaft geltend.
In den Waldungen, welche dem oben erwähnten groſsen Konsum- tionszentrum am nächsten liegen, also, allgemein gesprochen, im Strom- gebiet des Rheines, haben sich stets die jeweils intensivsten Betriebsformen entwickelt und sind heute ein Gemeingut des ganzen westlichen und südlichen Deutschlands geworden, von wo aus sie der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse entsprechend rasch ostwärts weiterschreiten.
Es konnte nicht Aufgabe dieser Skizze sein, eine detaillierte Ge- schichte und Statistik der forstlichen Betriebssysteme zu liefern, sondern ihr Zweck war lediglich, die Abhängigkeit der Forstwirtschaft von den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen und den allmählichen Übergang vom extensiven Betriebe zu immer intensiveren Formen in groſsen Umrissen zu zeigen.
II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Einleitung. Der Wert und die Bedeutung des Waldes sowie der auf seine geordnete Benutzung gerichteten Forstwirtschaft für die Volks- wirtschaft ist sehr vielseitig und äuſsert sich nach folgenden Richtungen:
1. in dem direkten Nutzen, den der Wald durch seine Produkte liefert;
Schwappach, Forstpolitik. 3
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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Der Übergang vom Plänterbetriebe zum schlagweisen Betriebe,
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in verschiedenen groſsen Nadelholzgebieten Nordostdeutschlands erst
vor wenigen Dezennien erfolgt.
So wurde in der Tucheler Heide erst 1840 eine geordnete Wirt-
schaft angebahnt, in dem südlichen Teile von Ostpreuſsen unterschied
man noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Johannisburger und
eine Ostrolenkasche „Wildnis“. In Lithauen sind es hauptsächlich die
groſsen Kalamitäten der 1850er Jahre gewesen, welche die energische
Einführung intensiver Wirtschaft veranlaſsten.
Ähnlich liegen die Verhältnisse in allen gröſseren geschlossenen
Waldkomplexen des östlichen Deutschlands, Oesterreichs und der Alpen-
länder.
Relativ intensive Formen waren stets in der Nähe der groſsen
Wasserstraſsen vorhanden, wo eben die Transportkosten niedrig sind
und die Holzpreise jeweils verhältnismäſsig hoch stehen; in der Neuzeit
machen die Eisenbahnen einen ähnlichen Einfluſs auf die Gestaltung
der Wirtschaft geltend.
In den Waldungen, welche dem oben erwähnten groſsen Konsum-
tionszentrum am nächsten liegen, also, allgemein gesprochen, im Strom-
gebiet des Rheines, haben sich stets die jeweils intensivsten Betriebsformen
entwickelt und sind heute ein Gemeingut des ganzen westlichen und
südlichen Deutschlands geworden, von wo aus sie der Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse entsprechend rasch ostwärts weiterschreiten.
Es konnte nicht Aufgabe dieser Skizze sein, eine detaillierte Ge-
schichte und Statistik der forstlichen Betriebssysteme zu liefern, sondern
ihr Zweck war lediglich, die Abhängigkeit der Forstwirtschaft von
den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen und den allmählichen
Übergang vom extensiven Betriebe zu immer intensiveren Formen in
groſsen Umrissen zu zeigen.
II. Abschnitt.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
Einleitung. Der Wert und die Bedeutung des Waldes sowie der
auf seine geordnete Benutzung gerichteten Forstwirtschaft für die Volks-
wirtschaft ist sehr vielseitig und äuſsert sich nach folgenden Richtungen:
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Schwappach, Forstpolitik. 3
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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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