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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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Einleitung.
lung der Kulturen durch Verbeissen verzögert wird, wie teuere Methoden
der Bestandesbegründung anstatt billiger und selbst technisch besserer
gewählt werden müssen (künstliche Verjüngung statt Naturverjüngung,
Heisterpflanzung statt Kleinpflanzung oder Saat), wie Holzarten, welche
nach Lage der Verhältnisse wohl angebaut werden könnten und mit Rück-
sicht auf die Erhöhung der Rentabilität auch angebaut werden müssten,
lediglich wegen des Wildstandes nicht angebaut werden können, so ergiebt
sich ein wesentlich ungünstigeres Bild. In manchen ausgedehnten Fichten-
gebieten ist kaum ein Stamm zu finden, welcher nicht vom Rotwilde ge-
schält wäre, wodurch die Gefahr des Schneebruches bedeutend gesteigert
und die Verwendung zu Nutzholz ganz erheblich beeinträchtigt wird.

Unter solchen Umständen muss betont werden, dass die Wildstände
in einem grossen Teile Deutschlands und Oesterreichs die Rentabilität der
Forstwirtschaft schwer beeinträchtigen. Die neueste Zeit zeigt hierin
keine Besserung, sondern eher eine Verschlimmerung, weil das Wild
immer mehr vom Felde abgeschlossen und daher behufs seiner Ernährung
auf den Wald allein angewiesen ist, während gleichzeitig teils die Rück-
sicht auf die Erträgnisse aus der Jagd bei den Forstbeamten, teils sport-
liche Interessen bei diesen sowohl als bei den Waldbesitzern eine recht
erhebliche Zunahme der Wildstände in grossen Gebieten bewirkt haben.

So hat sich in Oesterreich der Jagdertrag während der Periode
1883/85 im Vergleiche zu jener 1874/82 bei der hohen Jagd um 30 Proz.,
bei der niedrigen Jagd um 37 Proz. gehoben.

Die Jagd wirft zwar ganz ansehnliche Erträge ab; so wurde z. B. in
Preussen der Wert des jährlichen Wildabschusses auf 12 Millionen M.
ermittelt 1), in Oesterreich soll mit der Jagd ein Volkseinkommen von
17 Millionen M. verbunden sein 2); allein wenn man anderseits den
Schaden, welchen die Land- und Forstwirtschaft durch Wild und Jagd

1) Die speziellsten Erhebungen über die Jagderträge sind in Preussen an-
gestellt und im Heft XCIII der Preussischen Statistik veröffentlicht.
Hiernach wurden während der Zeit vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 im
preussischen Staate erlegt: 4573634 Stück Federwild und 2987672 Stück Haarwild,
worunter 9 Elche, 14986 Stück Rotwild, 8586 Stück Damwild, 109702 Rehe,
2373499 Hasen, 9391 Stück Schwarzwild und 85247 Füchse.
Der Gesamtwert des Abschusses lässt sich auf 11824096 M. veranschlagen,
wovon 8750783 M. auf Haarwild und 3073313 auf Federwild entfallen. Hasen und
Feldhühner brachten allein 7148181 M., Rehwild 1794095 M., Rotwild 580542 M.,
Fasanen 508486 M.
Obwohl diese Zahlen weder der Menge noch dem Geldwerte nach dem that-
sächlichen Betrage ganz entsprechen, so übersteigen sie doch die früheren Schätzungen,
namentlich die bis dahin als am zuverlässigsten gehaltenen Angaben in "den forst-
lichen Verhältnissen Preussens", um mehr als das Doppelte.
Die Produktion an Wildpret hat im Jahre 1885/86 betragen 10506731 kg, mit-
hin 0,37 kg pro Kopf der Bevölkerung.
2) Für Oesterreich wird in "Oesterreichs Forstwesen" 1848--1888, S 302 der

Einleitung.
lung der Kulturen durch Verbeiſsen verzögert wird, wie teuere Methoden
der Bestandesbegründung anstatt billiger und selbst technisch besserer
gewählt werden müssen (künstliche Verjüngung statt Naturverjüngung,
Heisterpflanzung statt Kleinpflanzung oder Saat), wie Holzarten, welche
nach Lage der Verhältnisse wohl angebaut werden könnten und mit Rück-
sicht auf die Erhöhung der Rentabilität auch angebaut werden müſsten,
lediglich wegen des Wildstandes nicht angebaut werden können, so ergiebt
sich ein wesentlich ungünstigeres Bild. In manchen ausgedehnten Fichten-
gebieten ist kaum ein Stamm zu finden, welcher nicht vom Rotwilde ge-
schält wäre, wodurch die Gefahr des Schneebruches bedeutend gesteigert
und die Verwendung zu Nutzholz ganz erheblich beeinträchtigt wird.

Unter solchen Umständen muſs betont werden, daſs die Wildstände
in einem groſsen Teile Deutschlands und Oesterreichs die Rentabilität der
Forstwirtschaft schwer beeinträchtigen. Die neueste Zeit zeigt hierin
keine Besserung, sondern eher eine Verschlimmerung, weil das Wild
immer mehr vom Felde abgeschlossen und daher behufs seiner Ernährung
auf den Wald allein angewiesen ist, während gleichzeitig teils die Rück-
sicht auf die Erträgnisse aus der Jagd bei den Forstbeamten, teils sport-
liche Interessen bei diesen sowohl als bei den Waldbesitzern eine recht
erhebliche Zunahme der Wildstände in groſsen Gebieten bewirkt haben.

So hat sich in Oesterreich der Jagdertrag während der Periode
1883/85 im Vergleiche zu jener 1874/82 bei der hohen Jagd um 30 Proz.,
bei der niedrigen Jagd um 37 Proz. gehoben.

Die Jagd wirft zwar ganz ansehnliche Erträge ab; so wurde z. B. in
Preuſsen der Wert des jährlichen Wildabschusses auf 12 Millionen M.
ermittelt 1), in Oesterreich soll mit der Jagd ein Volkseinkommen von
17 Millionen M. verbunden sein 2); allein wenn man anderseits den
Schaden, welchen die Land- und Forstwirtschaft durch Wild und Jagd

1) Die speziellsten Erhebungen über die Jagderträge sind in Preuſsen an-
gestellt und im Heft XCIII der Preuſsischen Statistik veröffentlicht.
Hiernach wurden während der Zeit vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 im
preuſsischen Staate erlegt: 4573634 Stück Federwild und 2987672 Stück Haarwild,
worunter 9 Elche, 14986 Stück Rotwild, 8586 Stück Damwild, 109702 Rehe,
2373499 Hasen, 9391 Stück Schwarzwild und 85247 Füchse.
Der Gesamtwert des Abschusses läſst sich auf 11824096 M. veranschlagen,
wovon 8750783 M. auf Haarwild und 3073313 auf Federwild entfallen. Hasen und
Feldhühner brachten allein 7148181 M., Rehwild 1794095 M., Rotwild 580542 M.,
Fasanen 508486 M.
Obwohl diese Zahlen weder der Menge noch dem Geldwerte nach dem that-
sächlichen Betrage ganz entsprechen, so übersteigen sie doch die früheren Schätzungen,
namentlich die bis dahin als am zuverlässigsten gehaltenen Angaben in „den forst-
lichen Verhältnissen Preuſsens“, um mehr als das Doppelte.
Die Produktion an Wildpret hat im Jahre 1885/86 betragen 10506731 kg, mit-
hin 0,37 kg pro Kopf der Bevölkerung.
2) Für Oesterreich wird in „Oesterreichs Forstwesen“ 1848—1888, S 302 der
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[304/0322] Einleitung. lung der Kulturen durch Verbeiſsen verzögert wird, wie teuere Methoden der Bestandesbegründung anstatt billiger und selbst technisch besserer gewählt werden müssen (künstliche Verjüngung statt Naturverjüngung, Heisterpflanzung statt Kleinpflanzung oder Saat), wie Holzarten, welche nach Lage der Verhältnisse wohl angebaut werden könnten und mit Rück- sicht auf die Erhöhung der Rentabilität auch angebaut werden müſsten, lediglich wegen des Wildstandes nicht angebaut werden können, so ergiebt sich ein wesentlich ungünstigeres Bild. In manchen ausgedehnten Fichten- gebieten ist kaum ein Stamm zu finden, welcher nicht vom Rotwilde ge- schält wäre, wodurch die Gefahr des Schneebruches bedeutend gesteigert und die Verwendung zu Nutzholz ganz erheblich beeinträchtigt wird. Unter solchen Umständen muſs betont werden, daſs die Wildstände in einem groſsen Teile Deutschlands und Oesterreichs die Rentabilität der Forstwirtschaft schwer beeinträchtigen. Die neueste Zeit zeigt hierin keine Besserung, sondern eher eine Verschlimmerung, weil das Wild immer mehr vom Felde abgeschlossen und daher behufs seiner Ernährung auf den Wald allein angewiesen ist, während gleichzeitig teils die Rück- sicht auf die Erträgnisse aus der Jagd bei den Forstbeamten, teils sport- liche Interessen bei diesen sowohl als bei den Waldbesitzern eine recht erhebliche Zunahme der Wildstände in groſsen Gebieten bewirkt haben. So hat sich in Oesterreich der Jagdertrag während der Periode 1883/85 im Vergleiche zu jener 1874/82 bei der hohen Jagd um 30 Proz., bei der niedrigen Jagd um 37 Proz. gehoben. Die Jagd wirft zwar ganz ansehnliche Erträge ab; so wurde z. B. in Preuſsen der Wert des jährlichen Wildabschusses auf 12 Millionen M. ermittelt 1), in Oesterreich soll mit der Jagd ein Volkseinkommen von 17 Millionen M. verbunden sein 2); allein wenn man anderseits den Schaden, welchen die Land- und Forstwirtschaft durch Wild und Jagd 1) Die speziellsten Erhebungen über die Jagderträge sind in Preuſsen an- gestellt und im Heft XCIII der Preuſsischen Statistik veröffentlicht. Hiernach wurden während der Zeit vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 im preuſsischen Staate erlegt: 4573634 Stück Federwild und 2987672 Stück Haarwild, worunter 9 Elche, 14986 Stück Rotwild, 8586 Stück Damwild, 109702 Rehe, 2373499 Hasen, 9391 Stück Schwarzwild und 85247 Füchse. Der Gesamtwert des Abschusses läſst sich auf 11824096 M. veranschlagen, wovon 8750783 M. auf Haarwild und 3073313 auf Federwild entfallen. Hasen und Feldhühner brachten allein 7148181 M., Rehwild 1794095 M., Rotwild 580542 M., Fasanen 508486 M. Obwohl diese Zahlen weder der Menge noch dem Geldwerte nach dem that- sächlichen Betrage ganz entsprechen, so übersteigen sie doch die früheren Schätzungen, namentlich die bis dahin als am zuverlässigsten gehaltenen Angaben in „den forst- lichen Verhältnissen Preuſsens“, um mehr als das Doppelte. Die Produktion an Wildpret hat im Jahre 1885/86 betragen 10506731 kg, mit- hin 0,37 kg pro Kopf der Bevölkerung. 2) Für Oesterreich wird in „Oesterreichs Forstwesen“ 1848—1888, S 302 der

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/322>, abgerufen am 27.11.2024.