Bedingungen vorliegen, wie bereits oben erwähnt, viel rationeller, die grossen Waldgebiete durch Bahnen aufzuschliessen, als durch Wasser- strassen, wenn auch die Betriebskosten auf jenen bedeutender sind, als auf diesen. Der Transport auf den Eisenbahnen kostet selbst bei gün- stigen Bedingungen auf weitere Entfernungen ungefähr das Doppelte des Wassertransportes.
Bei dem Baue von Eisenbahnen ging schon stets das Streben der Waldbesitzer dahin, dass die Linien durch die Forsten oder doch wenigstens möglichst in die Nähe derselben geführt, sowie dass Sta- tionen und Ladestellen in günstiger Lage errichtet werden möchten.
Während beim Baue der grossen durchgehenden Linien diesen Wün- schen hauptsächlich nur durch Errichtung von Stationen, Ladeplätzen und Anschlussgeleisen Rechnung getragen werden kann, kommen die Wünsche der Forstwirtschaft bei Anlage der Nebenbahnen, Kleinbahnen u. s. w. in ungleich höherem Masse zur Geltung. Hier handelt es sich nicht um möglichst direkte Verbindung wichtiger Verkehrspunkte, sondern um die Vermittelung des Lokalverkehres und die Zuführung von Gütern aus den Produktionsorten zu den Hauptbahnen.
Da diese Bahnen vorwiegend dazu bestimmt sind, den Bedürf- nissen einzelner Interessentenkreise zu dienen, werden einerseits beim Baue die Wünsche derselben möglichst berücksichtigt, anderseits ver- langt man aber auch von ihnen, mag der Bau der Bahn durch den Staat oder einen sonstigen Unternehmer bewirkt werden, eine bald mehr, bald weniger weitgehende Beteiligung an den Baukosten, in der Regel mindestens kostenlose Überlassung des Baugrundes, häufig aber auch noch eine Subvention in barem Gelde.
Wenn das Projekt einer solchen Bahn in einer Gegend auftaucht, so pflegen die Waldungen des Grossbesitzes und vor allem jene des Staates in erster Linie wegen der von diesen zu erwartenden materiellen Beteiligung in Betracht gezogen zu werden. Anderseits sind die Be- sitzer dieser Waldungen hierdurch in der Lage, auf den Bau dieser Linien überhaupt, sowie auf die Trace und die besonderen Einrichtungen im Interesse der Forstwirtschaft einen massgebenden Einfluss zu üben.
Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse hat z. B. die preussische Staatsforstverwaltung in den Etat für 1894/95 den Betrag von 200000 M. zur Unterstützung des Baues von Kleinbahnen eingestellt.
Fast noch mehr als die Existenz der Bahnen ist für den Holz- transport die Tariffrage von Bedeutung.
Holz gehört zu den sog. Massengütern, welche bei verhältnismässig grossem Gewichte und Volumen einen relativ geringen Wert besitzen; gleichzeitig handelt es sich aber meist um den Transport auf weite Ent- fernungen. Selbst innerhalb Deutschlands liegen die grossen Waldungen teilweise weit ab von den Hauptkonsumtionsorten, mit denen einige
I. Abschnitt. Forstwirtschaftspflege.
Bedingungen vorliegen, wie bereits oben erwähnt, viel rationeller, die groſsen Waldgebiete durch Bahnen aufzuschlieſsen, als durch Wasser- straſsen, wenn auch die Betriebskosten auf jenen bedeutender sind, als auf diesen. Der Transport auf den Eisenbahnen kostet selbst bei gün- stigen Bedingungen auf weitere Entfernungen ungefähr das Doppelte des Wassertransportes.
Bei dem Baue von Eisenbahnen ging schon stets das Streben der Waldbesitzer dahin, daſs die Linien durch die Forsten oder doch wenigstens möglichst in die Nähe derselben geführt, sowie daſs Sta- tionen und Ladestellen in günstiger Lage errichtet werden möchten.
Während beim Baue der groſsen durchgehenden Linien diesen Wün- schen hauptsächlich nur durch Errichtung von Stationen, Ladeplätzen und Anschluſsgeleisen Rechnung getragen werden kann, kommen die Wünsche der Forstwirtschaft bei Anlage der Nebenbahnen, Kleinbahnen u. s. w. in ungleich höherem Maſse zur Geltung. Hier handelt es sich nicht um möglichst direkte Verbindung wichtiger Verkehrspunkte, sondern um die Vermittelung des Lokalverkehres und die Zuführung von Gütern aus den Produktionsorten zu den Hauptbahnen.
Da diese Bahnen vorwiegend dazu bestimmt sind, den Bedürf- nissen einzelner Interessentenkreise zu dienen, werden einerseits beim Baue die Wünsche derselben möglichst berücksichtigt, anderseits ver- langt man aber auch von ihnen, mag der Bau der Bahn durch den Staat oder einen sonstigen Unternehmer bewirkt werden, eine bald mehr, bald weniger weitgehende Beteiligung an den Baukosten, in der Regel mindestens kostenlose Überlassung des Baugrundes, häufig aber auch noch eine Subvention in barem Gelde.
Wenn das Projekt einer solchen Bahn in einer Gegend auftaucht, so pflegen die Waldungen des Groſsbesitzes und vor allem jene des Staates in erster Linie wegen der von diesen zu erwartenden materiellen Beteiligung in Betracht gezogen zu werden. Anderseits sind die Be- sitzer dieser Waldungen hierdurch in der Lage, auf den Bau dieser Linien überhaupt, sowie auf die Trace und die besonderen Einrichtungen im Interesse der Forstwirtschaft einen maſsgebenden Einfluſs zu üben.
Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse hat z. B. die preuſsische Staatsforstverwaltung in den Etat für 1894/95 den Betrag von 200000 M. zur Unterstützung des Baues von Kleinbahnen eingestellt.
Fast noch mehr als die Existenz der Bahnen ist für den Holz- transport die Tariffrage von Bedeutung.
Holz gehört zu den sog. Massengütern, welche bei verhältnismäſsig groſsem Gewichte und Volumen einen relativ geringen Wert besitzen; gleichzeitig handelt es sich aber meist um den Transport auf weite Ent- fernungen. Selbst innerhalb Deutschlands liegen die groſsen Waldungen teilweise weit ab von den Hauptkonsumtionsorten, mit denen einige
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I. Abschnitt. Forstwirtschaftspflege.
Bedingungen vorliegen, wie bereits oben erwähnt, viel rationeller, die
groſsen Waldgebiete durch Bahnen aufzuschlieſsen, als durch Wasser-
straſsen, wenn auch die Betriebskosten auf jenen bedeutender sind, als
auf diesen. Der Transport auf den Eisenbahnen kostet selbst bei gün-
stigen Bedingungen auf weitere Entfernungen ungefähr das Doppelte
des Wassertransportes.
Bei dem Baue von Eisenbahnen ging schon stets das Streben der
Waldbesitzer dahin, daſs die Linien durch die Forsten oder doch
wenigstens möglichst in die Nähe derselben geführt, sowie daſs Sta-
tionen und Ladestellen in günstiger Lage errichtet werden möchten.
Während beim Baue der groſsen durchgehenden Linien diesen Wün-
schen hauptsächlich nur durch Errichtung von Stationen, Ladeplätzen und
Anschluſsgeleisen Rechnung getragen werden kann, kommen die Wünsche
der Forstwirtschaft bei Anlage der Nebenbahnen, Kleinbahnen u. s. w.
in ungleich höherem Maſse zur Geltung. Hier handelt es sich nicht um
möglichst direkte Verbindung wichtiger Verkehrspunkte, sondern um
die Vermittelung des Lokalverkehres und die Zuführung von Gütern
aus den Produktionsorten zu den Hauptbahnen.
Da diese Bahnen vorwiegend dazu bestimmt sind, den Bedürf-
nissen einzelner Interessentenkreise zu dienen, werden einerseits beim
Baue die Wünsche derselben möglichst berücksichtigt, anderseits ver-
langt man aber auch von ihnen, mag der Bau der Bahn durch den
Staat oder einen sonstigen Unternehmer bewirkt werden, eine bald
mehr, bald weniger weitgehende Beteiligung an den Baukosten, in der
Regel mindestens kostenlose Überlassung des Baugrundes, häufig aber
auch noch eine Subvention in barem Gelde.
Wenn das Projekt einer solchen Bahn in einer Gegend auftaucht,
so pflegen die Waldungen des Groſsbesitzes und vor allem jene des
Staates in erster Linie wegen der von diesen zu erwartenden materiellen
Beteiligung in Betracht gezogen zu werden. Anderseits sind die Be-
sitzer dieser Waldungen hierdurch in der Lage, auf den Bau dieser Linien
überhaupt, sowie auf die Trace und die besonderen Einrichtungen
im Interesse der Forstwirtschaft einen maſsgebenden Einfluſs zu üben.
Mit Rücksicht auf diese Verhältnisse hat z. B. die preuſsische
Staatsforstverwaltung in den Etat für 1894/95 den Betrag von 200000 M.
zur Unterstützung des Baues von Kleinbahnen eingestellt.
Fast noch mehr als die Existenz der Bahnen ist für den Holz-
transport die Tariffrage von Bedeutung.
Holz gehört zu den sog. Massengütern, welche bei verhältnismäſsig
groſsem Gewichte und Volumen einen relativ geringen Wert besitzen;
gleichzeitig handelt es sich aber meist um den Transport auf weite Ent-
fernungen. Selbst innerhalb Deutschlands liegen die groſsen Waldungen
teilweise weit ab von den Hauptkonsumtionsorten, mit denen einige
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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/169>, abgerufen am 03.03.2025.
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