kann daher auch nicht ein blosses Epithelium dersel- ben sein.
Untersucht man nun grössere, schon gelb gefärbte Eier des Eierstocks von 1/2 Zoll Durchmesser und grösser, indem man sie in der Mitte unter Wasser durchschneidet, so findet man im Inneren eine weisse Substanz, die Dot- terhöhle. Sie enthält die Zellen, die Anfangs allein den Inhalt des Eichens bildeten, in mehr entwickeltem Zu- stande. Um diese erscheint eine Lage gelber Substanz die eigentliche Dottersubstanz, und um diese wieder liegt die Zellenschicht. In der eigentlichen Dottersub- stanz erkennt man unter dem Mikroskop Kugeln, wie in der Dottersubstanz des erwachsenen Dotters. Diese haben sich also zwischen der Dotterhöhle und der zelli- gen Schicht gebildet. Es fragt sich nun aber, wie? Dar- aus, dass der innerste Theil des Dotters, die Dotterhöhle, das Erste ist, was sich vom Dotter bildet, kann man schon vermuthen, dass auch die innersten Dotterkugeln die älte- sten sind, und die Bildung der neueren Dotterkugeln au- ssen an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht. Bringt man nun ein Stückchen der Zellenschichte unter das Mikroskop, so das die innere Fläche dem Auge zuge- kehrt ist, und sucht man eine solche Stelle aus, wo eine dünne Lage Dottersubstanz der Zellenschichte anhängt, so sieht man in der That, dass die Dotterkugeln in der Nähe der Zellenschichte kleiner werden, im übrigen ihr Anse- hen ziemlich behalten. Die kleinsten, unmittelbar auf der inneren Fläche der Zellenschicht, sind noch kleiner als die Zellen der Zellenschicht selbst. Es ist daher höchst wahrscheinlich, dass die Bildung der neuen Dotterkugeln an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht, dass sich die Kugeln aber dann ziemlich schnell zu ihrer normalen Grösse ausdehnen, denn die Schicht kleiner Ku- geln ist nur dünn. Inzwischen bilden sich aussen wieder neue Kugeln, bis der Dotter seine normale Grösse erreicht hat. Auf diese Weise erklärt sich nun auch die Entste- hung des von der Dotterhöhle nach dem Keimbläschen
kann daher auch nicht ein bloſses Epithelium dersel- ben sein.
Untersucht man nun gröſsere, schon gelb gefärbte Eier des Eierstocks von ½ Zoll Durchmesser und gröſser, indem man sie in der Mitte unter Wasser durchschneidet, so findet man im Inneren eine weiſse Substanz, die Dot- terhöhle. Sie enthält die Zellen, die Anfangs allein den Inhalt des Eichens bildeten, in mehr entwickeltem Zu- stande. Um diese erscheint eine Lage gelber Substanz die eigentliche Dottersubstanz, und um diese wieder liegt die Zellenschicht. In der eigentlichen Dottersub- stanz erkennt man unter dem Mikroskop Kugeln, wie in der Dottersubstanz des erwachsenen Dotters. Diese haben sich also zwischen der Dotterhöhle und der zelli- gen Schicht gebildet. Es fragt sich nun aber, wie? Dar- aus, daſs der innerste Theil des Dotters, die Dotterhöhle, das Erste ist, was sich vom Dotter bildet, kann man schon vermuthen, daſs auch die innersten Dotterkugeln die älte- sten sind, und die Bildung der neueren Dotterkugeln au- ſsen an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht. Bringt man nun ein Stückchen der Zellenschichte unter das Mikroskop, so das die innere Fläche dem Auge zuge- kehrt ist, und sucht man eine solche Stelle aus, wo eine dünne Lage Dottersubstanz der Zellenschichte anhängt, so sieht man in der That, daſs die Dotterkugeln in der Nähe der Zellenschichte kleiner werden, im übrigen ihr Anse- hen ziemlich behalten. Die kleinsten, unmittelbar auf der inneren Fläche der Zellenschicht, sind noch kleiner als die Zellen der Zellenschicht selbst. Es ist daher höchst wahrscheinlich, daſs die Bildung der neuen Dotterkugeln an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht, daſs sich die Kugeln aber dann ziemlich schnell zu ihrer normalen Gröſse ausdehnen, denn die Schicht kleiner Ku- geln ist nur dünn. Inzwischen bilden sich auſsen wieder neue Kugeln, bis der Dotter seine normale Gröſse erreicht hat. Auf diese Weise erklärt sich nun auch die Entste- hung des von der Dotterhöhle nach dem Keimbläschen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="60"/>
kann daher auch nicht ein bloſses Epithelium dersel-<lb/>
ben sein.</p><lb/><p>Untersucht man nun gröſsere, schon gelb gefärbte<lb/>
Eier des Eierstocks von ½ Zoll Durchmesser und gröſser,<lb/>
indem man sie in der Mitte unter Wasser durchschneidet,<lb/>
so findet man im Inneren eine weiſse Substanz, die Dot-<lb/>
terhöhle. Sie enthält die Zellen, die Anfangs allein den<lb/>
Inhalt des Eichens bildeten, in mehr entwickeltem Zu-<lb/>
stande. Um diese erscheint eine Lage gelber Substanz<lb/>
die eigentliche Dottersubstanz, und um diese wieder<lb/>
liegt die Zellenschicht. In der eigentlichen Dottersub-<lb/>
stanz erkennt man unter dem Mikroskop Kugeln, wie<lb/>
in der Dottersubstanz des erwachsenen Dotters. Diese<lb/>
haben sich also zwischen der Dotterhöhle und der zelli-<lb/>
gen Schicht gebildet. Es fragt sich nun aber, wie? Dar-<lb/>
aus, daſs der innerste Theil des Dotters, die Dotterhöhle,<lb/>
das Erste ist, was sich vom Dotter bildet, kann man schon<lb/>
vermuthen, daſs auch die innersten Dotterkugeln die älte-<lb/>
sten sind, und die Bildung der neueren Dotterkugeln au-<lb/>ſsen an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht.<lb/>
Bringt man nun ein Stückchen der Zellenschichte unter<lb/>
das Mikroskop, so das die innere Fläche dem Auge zuge-<lb/>
kehrt ist, und sucht man eine solche Stelle aus, wo eine<lb/>
dünne Lage Dottersubstanz der Zellenschichte anhängt, so<lb/>
sieht man in der That, daſs die Dotterkugeln in der Nähe<lb/>
der Zellenschichte kleiner werden, im übrigen ihr Anse-<lb/>
hen ziemlich behalten. Die kleinsten, unmittelbar auf der<lb/>
inneren Fläche der Zellenschicht, sind noch kleiner als<lb/>
die Zellen der Zellenschicht selbst. Es ist daher höchst<lb/>
wahrscheinlich, daſs die Bildung der neuen Dotterkugeln<lb/>
an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht,<lb/>
daſs sich die Kugeln aber dann ziemlich schnell zu ihrer<lb/>
normalen Gröſse ausdehnen, denn die Schicht kleiner Ku-<lb/>
geln ist nur dünn. Inzwischen bilden sich auſsen wieder<lb/>
neue Kugeln, bis der Dotter seine normale Gröſse erreicht<lb/>
hat. Auf diese Weise erklärt sich nun auch die Entste-<lb/>
hung des von der Dotterhöhle nach dem Keimbläschen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[60/0084]
kann daher auch nicht ein bloſses Epithelium dersel-
ben sein.
Untersucht man nun gröſsere, schon gelb gefärbte
Eier des Eierstocks von ½ Zoll Durchmesser und gröſser,
indem man sie in der Mitte unter Wasser durchschneidet,
so findet man im Inneren eine weiſse Substanz, die Dot-
terhöhle. Sie enthält die Zellen, die Anfangs allein den
Inhalt des Eichens bildeten, in mehr entwickeltem Zu-
stande. Um diese erscheint eine Lage gelber Substanz
die eigentliche Dottersubstanz, und um diese wieder
liegt die Zellenschicht. In der eigentlichen Dottersub-
stanz erkennt man unter dem Mikroskop Kugeln, wie
in der Dottersubstanz des erwachsenen Dotters. Diese
haben sich also zwischen der Dotterhöhle und der zelli-
gen Schicht gebildet. Es fragt sich nun aber, wie? Dar-
aus, daſs der innerste Theil des Dotters, die Dotterhöhle,
das Erste ist, was sich vom Dotter bildet, kann man schon
vermuthen, daſs auch die innersten Dotterkugeln die älte-
sten sind, und die Bildung der neueren Dotterkugeln au-
ſsen an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht.
Bringt man nun ein Stückchen der Zellenschichte unter
das Mikroskop, so das die innere Fläche dem Auge zuge-
kehrt ist, und sucht man eine solche Stelle aus, wo eine
dünne Lage Dottersubstanz der Zellenschichte anhängt, so
sieht man in der That, daſs die Dotterkugeln in der Nähe
der Zellenschichte kleiner werden, im übrigen ihr Anse-
hen ziemlich behalten. Die kleinsten, unmittelbar auf der
inneren Fläche der Zellenschicht, sind noch kleiner als
die Zellen der Zellenschicht selbst. Es ist daher höchst
wahrscheinlich, daſs die Bildung der neuen Dotterkugeln
an der inneren Fläche der Zellenschicht vor sich geht,
daſs sich die Kugeln aber dann ziemlich schnell zu ihrer
normalen Gröſse ausdehnen, denn die Schicht kleiner Ku-
geln ist nur dünn. Inzwischen bilden sich auſsen wieder
neue Kugeln, bis der Dotter seine normale Gröſse erreicht
hat. Auf diese Weise erklärt sich nun auch die Entste-
hung des von der Dotterhöhle nach dem Keimbläschen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/84>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.