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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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ausdehnt, während das Keimbläschen zurück bleibt: ganz
so, wie es sich bei der Betrachtung des Keimbläschens
als Kern verhalten müsste. Durchaus unvereinbar sind
aber diese Thatsachen auch mit der ersten Ansicht nicht.
Man kann sich denken, dass in der Dotterzelle, wenn sie
noch sehr jung ist, sich eine junge Zelle, das Keimbläs-
chen, bildet, dass diese Anfangs schneller wächst als ihre
Mutterzelle, aber früher aufhört, während die Mutterzelle
in ihrem Wachsthum fortfährt. Ein solches Verhalten ist
aber wohl selten, und die angeführten Thatsachen legen
viel mehr Gewicht in die Wagschale der Ansicht, wor-
nach das Keimbläschen der Kern ist. Zur Entscheidung
ist aber die Untersuchung nothwendig, ob das Keimbläs-
chen vor der Dotterzelle da ist. Diess ist aber noch
nicht erwiesen, obgleich v. Bär und Purkinje diess
vermuthen und eine Beobachtung von R. Wagner dafür
spricht (Prodromus physiologiae generationis p. 9. Fig.
XVIII. a). Das hintere Ende des Eileiters von Acheta
campestris fand er voll von Keimbläschen. Diese dehnten
sich bei ihrem Fortrücken im Eileiter immer mehr aus.
In seinem weiteren Verlauf erweitert sich dann der Ei-
leiter; es zeigen sich Kügelchen in ihm, die Wagner für
Dotterkügelchen hält, und zwischen diesen liegen die
Keimbläschen; dann "wird jedes Keimbläschen mit seinem
Dotter und Chorion umgeben und so werden die einzel-
nen Eier getrennt." Die Art, wie aber hier die Dotter-
haut entsteht, ist nicht angegeben. Bildet sie sich als
eine das Keimbläschen Anfangs eng einschliessende, aber
sich schnell ausdehnende Zelle, oder schliesst sie sogleich
eine grössere Menge der umgebenden Dotterkugeln (?)
ein? Es ist schwer, sich die letztere Bildungsweise vor-
zustellen. Ist aber die erste Entstehungsart die richtige,
so können die Kügelchen, welche im Eileiter die Keim-
bläschen umgeben, keine Dotterkügelchen sein. Es sind
daher neue Untersuchungen nothwendig, die, wenn sie die
erste Ansicht bestätigen, für die Bedeutung des Keimbläs-
chens als Zellenkern entscheidend sind.

ausdehnt, während das Keimbläschen zurück bleibt: ganz
so, wie es sich bei der Betrachtung des Keimbläschens
als Kern verhalten müſste. Durchaus unvereinbar sind
aber diese Thatsachen auch mit der ersten Ansicht nicht.
Man kann sich denken, daſs in der Dotterzelle, wenn sie
noch sehr jung ist, sich eine junge Zelle, das Keimbläs-
chen, bildet, daſs diese Anfangs schneller wächst als ihre
Mutterzelle, aber früher aufhört, während die Mutterzelle
in ihrem Wachsthum fortfährt. Ein solches Verhalten ist
aber wohl selten, und die angeführten Thatsachen legen
viel mehr Gewicht in die Wagschale der Ansicht, wor-
nach das Keimbläschen der Kern ist. Zur Entscheidung
ist aber die Untersuchung nothwendig, ob das Keimbläs-
chen vor der Dotterzelle da ist. Dieſs ist aber noch
nicht erwiesen, obgleich v. Bär und Purkinje dieſs
vermuthen und eine Beobachtung von R. Wagner dafür
spricht (Prodromus physiologiae generationis p. 9. Fig.
XVIII. a). Das hintere Ende des Eileiters von Acheta
campestris fand er voll von Keimbläschen. Diese dehnten
sich bei ihrem Fortrücken im Eileiter immer mehr aus.
In seinem weiteren Verlauf erweitert sich dann der Ei-
leiter; es zeigen sich Kügelchen in ihm, die Wagner für
Dotterkügelchen hält, und zwischen diesen liegen die
Keimbläschen; dann „wird jedes Keimbläschen mit seinem
Dotter und Chorion umgeben und so werden die einzel-
nen Eier getrennt.“ Die Art, wie aber hier die Dotter-
haut entsteht, ist nicht angegeben. Bildet sie sich als
eine das Keimbläschen Anfangs eng einschlieſsende, aber
sich schnell ausdehnende Zelle, oder schlieſst sie sogleich
eine gröſsere Menge der umgebenden Dotterkugeln (?)
ein? Es ist schwer, sich die letztere Bildungsweise vor-
zustellen. Ist aber die erste Entstehungsart die richtige,
so können die Kügelchen, welche im Eileiter die Keim-
bläschen umgeben, keine Dotterkügelchen sein. Es sind
daher neue Untersuchungen nothwendig, die, wenn sie die
erste Ansicht bestätigen, für die Bedeutung des Keimbläs-
chens als Zellenkern entscheidend sind.

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[52/0076] ausdehnt, während das Keimbläschen zurück bleibt: ganz so, wie es sich bei der Betrachtung des Keimbläschens als Kern verhalten müſste. Durchaus unvereinbar sind aber diese Thatsachen auch mit der ersten Ansicht nicht. Man kann sich denken, daſs in der Dotterzelle, wenn sie noch sehr jung ist, sich eine junge Zelle, das Keimbläs- chen, bildet, daſs diese Anfangs schneller wächst als ihre Mutterzelle, aber früher aufhört, während die Mutterzelle in ihrem Wachsthum fortfährt. Ein solches Verhalten ist aber wohl selten, und die angeführten Thatsachen legen viel mehr Gewicht in die Wagschale der Ansicht, wor- nach das Keimbläschen der Kern ist. Zur Entscheidung ist aber die Untersuchung nothwendig, ob das Keimbläs- chen vor der Dotterzelle da ist. Dieſs ist aber noch nicht erwiesen, obgleich v. Bär und Purkinje dieſs vermuthen und eine Beobachtung von R. Wagner dafür spricht (Prodromus physiologiae generationis p. 9. Fig. XVIII. a). Das hintere Ende des Eileiters von Acheta campestris fand er voll von Keimbläschen. Diese dehnten sich bei ihrem Fortrücken im Eileiter immer mehr aus. In seinem weiteren Verlauf erweitert sich dann der Ei- leiter; es zeigen sich Kügelchen in ihm, die Wagner für Dotterkügelchen hält, und zwischen diesen liegen die Keimbläschen; dann „wird jedes Keimbläschen mit seinem Dotter und Chorion umgeben und so werden die einzel- nen Eier getrennt.“ Die Art, wie aber hier die Dotter- haut entsteht, ist nicht angegeben. Bildet sie sich als eine das Keimbläschen Anfangs eng einschlieſsende, aber sich schnell ausdehnende Zelle, oder schlieſst sie sogleich eine gröſsere Menge der umgebenden Dotterkugeln (?) ein? Es ist schwer, sich die letztere Bildungsweise vor- zustellen. Ist aber die erste Entstehungsart die richtige, so können die Kügelchen, welche im Eileiter die Keim- bläschen umgeben, keine Dotterkügelchen sein. Es sind daher neue Untersuchungen nothwendig, die, wenn sie die erste Ansicht bestätigen, für die Bedeutung des Keimbläs- chens als Zellenkern entscheidend sind.

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/76>, abgerufen am 25.11.2024.