membran und des Zelleninhaltes, wodurch die innere Kontur der Zellenmembran nicht in die Beobachtung fal- len kann, und von der körnigen Beschaffenheit der Zellen- membran, die dadurch, wenn der Zelleninhalt auch körnig ist, ebenfalls nicht von diesem zu unterscheiden ist. End- lich 4) von der manchfaltigen Form der Zellen, indem sie sich bis zum gänzlichen Verschwinden der Höhle ab- platten oder in Cylinder und Fasern verlängern können. Dieser Umstände wegen hat man viele der hier anzufüh- renden Zellen bloss als Kugeln oder Körner beschrieben, wodurch die wahre Bedeutung derselben nicht ausgedrückt wird, und wenn sie auch als Zellen oder selbst als Zellen mit einem Kern angesprochen wurden, so beruhte diess nur auf einer schwachen Analogie, indem nur bei sehr wenigen, z. B. den Pigmentzellen, eine wirkliche hohle Zelle nachgewiesen war. Wenn aber die Bedeutung des Kerns nicht bekannt und es nicht erwiesen ist, dass für die Zellen, auf deren Analogie der Beweis der Zellen- natur der übrigen, mit einem Kern versehenen Kugeln ge- stützt werden soll, die Zellenmembran etwas Wesentliches ist (was sich erst aus ihrer Analogie mit den Pflanzenzel- len ergiebt), so liegt nichts Widersprechendes darin, dass ein Kern eben so gut in einer soliden Kugel, wie in einer Zelle liegen kann.
Man sieht aus den oben berührten Schwierigkeiten dieser Untersuchung, dass sehr wohl etwas eine Zelle sein kann, wenn auch die gewöhnlichen Kennzeichen einer Zelle, die Unterscheidbarkeit der Zellenmembran und das Ausfliessen des Zelleninhaltes, nicht in die Beobachtung fallen können. Indessen mit der Möglichkeit, dass etwas eine Zelle ist, sind wir nicht viel weiter. Es müssen positive Kennzeichen da sein, um ein gegebenes Ob- jekt als eine Zelle betrachten zu können. In vielen Fällen nun treten jene Schwierigkeiten gar nicht ein, sondern das Objekt lässt sich sogleich als Zelle er- kennen, in anderen Fällen sind die Schwierigkeiten nicht so gross, dass nicht wenigstens der Unterschied zwischen
membran und des Zelleninhaltes, wodurch die innere Kontur der Zellenmembran nicht in die Beobachtung fal- len kann, und von der körnigen Beschaffenheit der Zellen- membran, die dadurch, wenn der Zelleninhalt auch körnig ist, ebenfalls nicht von diesem zu unterscheiden ist. End- lich 4) von der manchfaltigen Form der Zellen, indem sie sich bis zum gänzlichen Verschwinden der Höhle ab- platten oder in Cylinder und Fasern verlängern können. Dieser Umstände wegen hat man viele der hier anzufüh- renden Zellen bloſs als Kugeln oder Körner beschrieben, wodurch die wahre Bedeutung derselben nicht ausgedrückt wird, und wenn sie auch als Zellen oder selbst als Zellen mit einem Kern angesprochen wurden, so beruhte dieſs nur auf einer schwachen Analogie, indem nur bei sehr wenigen, z. B. den Pigmentzellen, eine wirkliche hohle Zelle nachgewiesen war. Wenn aber die Bedeutung des Kerns nicht bekannt und es nicht erwiesen ist, daſs für die Zellen, auf deren Analogie der Beweis der Zellen- natur der übrigen, mit einem Kern versehenen Kugeln ge- stützt werden soll, die Zellenmembran etwas Wesentliches ist (was sich erst aus ihrer Analogie mit den Pflanzenzel- len ergiebt), so liegt nichts Widersprechendes darin, daſs ein Kern eben so gut in einer soliden Kugel, wie in einer Zelle liegen kann.
Man sieht aus den oben berührten Schwierigkeiten dieser Untersuchung, daſs sehr wohl etwas eine Zelle sein kann, wenn auch die gewöhnlichen Kennzeichen einer Zelle, die Unterscheidbarkeit der Zellenmembran und das Ausflieſsen des Zelleninhaltes, nicht in die Beobachtung fallen können. Indessen mit der Möglichkeit, daſs etwas eine Zelle ist, sind wir nicht viel weiter. Es müssen positive Kennzeichen da sein, um ein gegebenes Ob- jekt als eine Zelle betrachten zu können. In vielen Fällen nun treten jene Schwierigkeiten gar nicht ein, sondern das Objekt läſst sich sogleich als Zelle er- kennen, in anderen Fällen sind die Schwierigkeiten nicht so groſs, daſs nicht wenigstens der Unterschied zwischen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0066"n="42"/>
membran und des Zelleninhaltes, wodurch die innere<lb/>
Kontur der Zellenmembran nicht in die Beobachtung fal-<lb/>
len kann, und von der körnigen Beschaffenheit der Zellen-<lb/>
membran, die dadurch, wenn der Zelleninhalt auch körnig<lb/>
ist, ebenfalls nicht von diesem zu unterscheiden ist. End-<lb/>
lich 4) von der manchfaltigen Form der Zellen, indem<lb/>
sie sich bis zum gänzlichen Verschwinden der Höhle ab-<lb/>
platten oder in Cylinder und Fasern verlängern können.<lb/>
Dieser Umstände wegen hat man viele der hier anzufüh-<lb/>
renden Zellen bloſs als Kugeln oder Körner beschrieben,<lb/>
wodurch die wahre Bedeutung derselben nicht ausgedrückt<lb/>
wird, und wenn sie auch als Zellen oder selbst als Zellen<lb/>
mit einem Kern angesprochen wurden, so beruhte dieſs<lb/>
nur auf einer schwachen Analogie, indem nur bei sehr<lb/>
wenigen, z. B. den Pigmentzellen, eine wirkliche hohle<lb/>
Zelle nachgewiesen war. Wenn aber die Bedeutung des<lb/>
Kerns nicht bekannt und es nicht erwiesen ist, daſs für<lb/>
die Zellen, auf deren Analogie der Beweis der Zellen-<lb/>
natur der übrigen, mit einem Kern versehenen Kugeln ge-<lb/>
stützt werden soll, die Zellenmembran etwas Wesentliches<lb/>
ist (was sich erst aus ihrer Analogie mit den Pflanzenzel-<lb/>
len ergiebt), so liegt nichts Widersprechendes darin, daſs<lb/>
ein Kern eben so gut in einer soliden Kugel, wie in einer<lb/>
Zelle liegen kann.</p><lb/><p>Man sieht aus den oben berührten Schwierigkeiten<lb/>
dieser Untersuchung, daſs sehr wohl etwas eine Zelle sein<lb/>
kann, wenn auch die gewöhnlichen Kennzeichen einer<lb/>
Zelle, die Unterscheidbarkeit der Zellenmembran und das<lb/>
Ausflieſsen des Zelleninhaltes, nicht in die Beobachtung<lb/>
fallen können. Indessen mit der Möglichkeit, daſs etwas<lb/>
eine Zelle ist, sind wir nicht viel weiter. Es müssen<lb/>
positive Kennzeichen da sein, um ein gegebenes Ob-<lb/>
jekt als eine Zelle betrachten zu können. In vielen<lb/>
Fällen nun treten jene Schwierigkeiten gar nicht ein,<lb/>
sondern das Objekt läſst sich sogleich als Zelle er-<lb/>
kennen, in anderen Fällen sind die Schwierigkeiten nicht<lb/>
so groſs, daſs nicht wenigstens der Unterschied zwischen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0066]
membran und des Zelleninhaltes, wodurch die innere
Kontur der Zellenmembran nicht in die Beobachtung fal-
len kann, und von der körnigen Beschaffenheit der Zellen-
membran, die dadurch, wenn der Zelleninhalt auch körnig
ist, ebenfalls nicht von diesem zu unterscheiden ist. End-
lich 4) von der manchfaltigen Form der Zellen, indem
sie sich bis zum gänzlichen Verschwinden der Höhle ab-
platten oder in Cylinder und Fasern verlängern können.
Dieser Umstände wegen hat man viele der hier anzufüh-
renden Zellen bloſs als Kugeln oder Körner beschrieben,
wodurch die wahre Bedeutung derselben nicht ausgedrückt
wird, und wenn sie auch als Zellen oder selbst als Zellen
mit einem Kern angesprochen wurden, so beruhte dieſs
nur auf einer schwachen Analogie, indem nur bei sehr
wenigen, z. B. den Pigmentzellen, eine wirkliche hohle
Zelle nachgewiesen war. Wenn aber die Bedeutung des
Kerns nicht bekannt und es nicht erwiesen ist, daſs für
die Zellen, auf deren Analogie der Beweis der Zellen-
natur der übrigen, mit einem Kern versehenen Kugeln ge-
stützt werden soll, die Zellenmembran etwas Wesentliches
ist (was sich erst aus ihrer Analogie mit den Pflanzenzel-
len ergiebt), so liegt nichts Widersprechendes darin, daſs
ein Kern eben so gut in einer soliden Kugel, wie in einer
Zelle liegen kann.
Man sieht aus den oben berührten Schwierigkeiten
dieser Untersuchung, daſs sehr wohl etwas eine Zelle sein
kann, wenn auch die gewöhnlichen Kennzeichen einer
Zelle, die Unterscheidbarkeit der Zellenmembran und das
Ausflieſsen des Zelleninhaltes, nicht in die Beobachtung
fallen können. Indessen mit der Möglichkeit, daſs etwas
eine Zelle ist, sind wir nicht viel weiter. Es müssen
positive Kennzeichen da sein, um ein gegebenes Ob-
jekt als eine Zelle betrachten zu können. In vielen
Fällen nun treten jene Schwierigkeiten gar nicht ein,
sondern das Objekt läſst sich sogleich als Zelle er-
kennen, in anderen Fällen sind die Schwierigkeiten nicht
so groſs, daſs nicht wenigstens der Unterschied zwischen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/66>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.