nur bestimmte und aus derselben Flüssigkeit, dem Blut, ernährt sich hier eine Muskelzelle, dort eine Fettzelle u. s. w. Nichts desto weniger kennen wir ein ganz ähnli- ches und auch häufig schon als Analogon der Assimilation angeführtes Phänomen von den Krystallen. Legt man in eine Auflösung von Salpeter und Glaubersalz einen Salpe- terkrystall, so krystallisirt nur der Salpeter; legt man einen Glaubersalzkrystall hinein, so krystallisirt nur das Glau- bersalz heraus: es findet also hier eine ganz ähnliche Aus- wahl der anzuziehenden Substanz statt.
Bei Entwicklung der plastischen Erscheinungen an den Zellen stellte sich noch das Gesetz heraus, dass zur ersten Bildung einer Zelle eine konzentrirtere Auflösung erfor- derlich ist, als zum Wachsthum einer schon gebildeten Zelle, ein Gesetz, worauf der Unterschied zwischen orga- nisirten und nicht organisirten Geweben beruht. Bei der gewöhnlichen Krystallisation muss die Auflösung mehr als gesättigt sein, wenn die Krystallisation beginnen soll. Ist aber die Krystallisation vor sich gegangen, so bleibt nach Thenard eine Mutterlauge übrig, die nicht mehr bei die- ser Temperatur gesättigt ist. Diess ist ganz dasselbe Phä- nomen, wie bei den Zellen; es zeigt, dass zum Anfang der Krystallisation eine konzentrirtere Auflösung erforderlich ist, als zum Wachsthum der schon gebildeten Krystalle. Dieses Faktum ist zwar von Thomson bestritten worden; allein wenn in dem oben angeführten unbestrittenen Ver- such ein Glaubersalzkrystall das aufgelöste Glaubersalz mehr anzieht, als den aufgelösten Salpeter, und umgekehrt der Salpeterkrystall den aufgelösten Salpeter mehr anzieht, als das aufgelöste Glaubersalz, so geht doch daraus hervor, dass ein Krystall überhaupt ein aufgelöstes Salz anzieht, eben weil der Versuch beweist, dass es Grade dieser An- ziehung gibt. Gibt es aber eine solche Anziehung, die von einem Krystall ausgeübt wird, so ist, wenn man einen Krystall in eine Auflösung eines Salzes legt, eine Ursache da, welche den Absatz dieses Salzes bewirken kann, die fehlt, wenn man keinen Krystall hineinlegt. Die Auflösung
nur bestimmte und aus derselben Flüssigkeit, dem Blut, ernährt sich hier eine Muskelzelle, dort eine Fettzelle u. s. w. Nichts desto weniger kennen wir ein ganz ähnli- ches und auch häufig schon als Analogon der Assimilation angeführtes Phänomen von den Krystallen. Legt man in eine Auflösung von Salpeter und Glaubersalz einen Salpe- terkrystall, so krystallisirt nur der Salpeter; legt man einen Glaubersalzkrystall hinein, so krystallisirt nur das Glau- bersalz heraus: es findet also hier eine ganz ähnliche Aus- wahl der anzuziehenden Substanz statt.
Bei Entwicklung der plastischen Erscheinungen an den Zellen stellte sich noch das Gesetz heraus, daſs zur ersten Bildung einer Zelle eine konzentrirtere Auflösung erfor- derlich ist, als zum Wachsthum einer schon gebildeten Zelle, ein Gesetz, worauf der Unterschied zwischen orga- nisirten und nicht organisirten Geweben beruht. Bei der gewöhnlichen Krystallisation muſs die Auflösung mehr als gesättigt sein, wenn die Krystallisation beginnen soll. Ist aber die Krystallisation vor sich gegangen, so bleibt nach Thenard eine Mutterlauge übrig, die nicht mehr bei die- ser Temperatur gesättigt ist. Dieſs ist ganz dasselbe Phä- nomen, wie bei den Zellen; es zeigt, daſs zum Anfang der Krystallisation eine konzentrirtere Auflösung erforderlich ist, als zum Wachsthum der schon gebildeten Krystalle. Dieses Faktum ist zwar von Thomson bestritten worden; allein wenn in dem oben angeführten unbestrittenen Ver- such ein Glaubersalzkrystall das aufgelöste Glaubersalz mehr anzieht, als den aufgelösten Salpeter, und umgekehrt der Salpeterkrystall den aufgelösten Salpeter mehr anzieht, als das aufgelöste Glaubersalz, so geht doch daraus hervor, daſs ein Krystall überhaupt ein aufgelöstes Salz anzieht, eben weil der Versuch beweist, daſs es Grade dieser An- ziehung gibt. Gibt es aber eine solche Anziehung, die von einem Krystall ausgeübt wird, so ist, wenn man einen Krystall in eine Auflösung eines Salzes legt, eine Ursache da, welche den Absatz dieses Salzes bewirken kann, die fehlt, wenn man keinen Krystall hineinlegt. Die Auflösung
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nur bestimmte und aus derselben Flüssigkeit, dem Blut,
ernährt sich hier eine Muskelzelle, dort eine Fettzelle
u. s. w. Nichts desto weniger kennen wir ein ganz ähnli-
ches und auch häufig schon als Analogon der Assimilation
angeführtes Phänomen von den Krystallen. Legt man in
eine Auflösung von Salpeter und Glaubersalz einen Salpe-
terkrystall, so krystallisirt nur der Salpeter; legt man einen
Glaubersalzkrystall hinein, so krystallisirt nur das Glau-
bersalz heraus: es findet also hier eine ganz ähnliche Aus-
wahl der anzuziehenden Substanz statt.
Bei Entwicklung der plastischen Erscheinungen an den
Zellen stellte sich noch das Gesetz heraus, daſs zur ersten
Bildung einer Zelle eine konzentrirtere Auflösung erfor-
derlich ist, als zum Wachsthum einer schon gebildeten
Zelle, ein Gesetz, worauf der Unterschied zwischen orga-
nisirten und nicht organisirten Geweben beruht. Bei der
gewöhnlichen Krystallisation muſs die Auflösung mehr als
gesättigt sein, wenn die Krystallisation beginnen soll. Ist
aber die Krystallisation vor sich gegangen, so bleibt nach
Thenard eine Mutterlauge übrig, die nicht mehr bei die-
ser Temperatur gesättigt ist. Dieſs ist ganz dasselbe Phä-
nomen, wie bei den Zellen; es zeigt, daſs zum Anfang der
Krystallisation eine konzentrirtere Auflösung erforderlich
ist, als zum Wachsthum der schon gebildeten Krystalle.
Dieses Faktum ist zwar von Thomson bestritten worden;
allein wenn in dem oben angeführten unbestrittenen Ver-
such ein Glaubersalzkrystall das aufgelöste Glaubersalz
mehr anzieht, als den aufgelösten Salpeter, und umgekehrt
der Salpeterkrystall den aufgelösten Salpeter mehr anzieht,
als das aufgelöste Glaubersalz, so geht doch daraus hervor,
daſs ein Krystall überhaupt ein aufgelöstes Salz anzieht,
eben weil der Versuch beweist, daſs es Grade dieser An-
ziehung gibt. Gibt es aber eine solche Anziehung, die von
einem Krystall ausgeübt wird, so ist, wenn man einen
Krystall in eine Auflösung eines Salzes legt, eine Ursache
da, welche den Absatz dieses Salzes bewirken kann, die
fehlt, wenn man keinen Krystall hineinlegt. Die Auflösung
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/276>, abgerufen am 26.11.2024.
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