trefflichen Untersuchungen von Schleiden zu Grunde, die so viel Licht über diesen Gegenstand verbreiten. (Siehe dessen "Beiträge zur Phytogenesis" in Müller's Archiv. 1838. pag. 137 u. ff. Taf. III. und IV.)
Zunächst die Entstehung neuer Zellen. Diese ge- schieht nach Schleiden bei den Phanerogamen mit vor- läufiger Ausnahme des Cambiums immer innerhalb der schon fertigen Zellen und zwar auf eine höchst merk- würdige Weise von dem bekannten Zellenkern aus. Wegen seiner Wichtigkeit für die thierische Organisation setze ich die von Schleiden gegebene Beschreibung im Auszuge hierher. Eine Abbildung findet sich in der beiliegenden Tab. I. Fig. 1. a. a. aus einer Zwiebel. "Dieses Gebilde, von R. Brown Areola oder Zellenkern, von Schleiden Cytoblast genannt) variirt in seinen Umrissen zwischen dem Ovalen und Kreisrunden, so wie es seiner Körper- lichkeit nach von der Linsenform zur völligen Kugel über- zugehen scheint. Seine Farbe ist meist gelblich doch auch fast ins Silberweisse übergehend; seiner Durchsich- tigkeit wegen ist der Cytoblast oft kaum zu unterscheiden. Von Jod wird er nach seiner verschiedenen Modifikation vom Blassgelb bis ins dunkelste Braun gefärbt. Seine Grösse variirt nach seinem Alter, nach den Pflanzen und den verschiedenen Theilen einer Pflanze bedeutend von 0,0001 bis 0,0022 P. Z. Seine innere Structur ist gra- nulös, ohne dass sich doch die Körner, aus denen er be- steht, scharf von einander abgrenzen. Seine Konsistenz ist sehr verschieden, von der Weichheit, dass er sich in Wasser fast auflöst bis zur Festigkeit, dass er selbst starken Druck des Pressschiebers erträgt, ohne seine Form einzu- büssen. Ausser dieser von Brown und Meyen schon angegebenen Eigenthümlichkeiten des Cytoblasten hat Schleiden im Innern desselben noch ein kleines Kör- perchen entdeckt, (S. Tab. I. Fig. 1 b.), welches bei schön ausgebildeten Cytoblasten als ein dicker Ring oder ein dickwandiges hohles Kügelchen erscheint. Es zeigt sich aber an verschiedenen Cytoblasten sehr verschieden. Bald
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trefflichen Untersuchungen von Schleiden zu Grunde, die so viel Licht über diesen Gegenstand verbreiten. (Siehe dessen „Beiträge zur Phytogenesis“ in Müller’s Archiv. 1838. pag. 137 u. ff. Taf. III. und IV.)
Zunächst die Entstehung neuer Zellen. Diese ge- schieht nach Schleiden bei den Phanerogamen mit vor- läufiger Ausnahme des Cambiums immer innerhalb der schon fertigen Zellen und zwar auf eine höchst merk- würdige Weise von dem bekannten Zellenkern aus. Wegen seiner Wichtigkeit für die thierische Organisation setze ich die von Schleiden gegebene Beschreibung im Auszuge hierher. Eine Abbildung findet sich in der beiliegenden Tab. I. Fig. 1. a. a. aus einer Zwiebel. „Dieses Gebilde, von R. Brown Areola oder Zellenkern, von Schleiden Cytoblast genannt) variirt in seinen Umrissen zwischen dem Ovalen und Kreisrunden, so wie es seiner Körper- lichkeit nach von der Linsenform zur völligen Kugel über- zugehen scheint. Seine Farbe ist meist gelblich doch auch fast ins Silberweiſse übergehend; seiner Durchsich- tigkeit wegen ist der Cytoblast oft kaum zu unterscheiden. Von Jod wird er nach seiner verschiedenen Modifikation vom Blaſsgelb bis ins dunkelste Braun gefärbt. Seine Gröſse variirt nach seinem Alter, nach den Pflanzen und den verschiedenen Theilen einer Pflanze bedeutend von 0,0001 bis 0,0022 P. Z. Seine innere Structur ist gra- nulös, ohne daſs sich doch die Körner, aus denen er be- steht, scharf von einander abgrenzen. Seine Konsistenz ist sehr verschieden, von der Weichheit, daſs er sich in Wasser fast auflöst bis zur Festigkeit, daſs er selbst starken Druck des Preſsschiebers erträgt, ohne seine Form einzu- büſsen. Auſser dieser von Brown und Meyen schon angegebenen Eigenthümlichkeiten des Cytoblasten hat Schleiden im Innern desselben noch ein kleines Kör- perchen entdeckt, (S. Tab. I. Fig. 1 b.), welches bei schön ausgebildeten Cytoblasten als ein dicker Ring oder ein dickwandiges hohles Kügelchen erscheint. Es zeigt sich aber an verschiedenen Cytoblasten sehr verschieden. Bald
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trefflichen Untersuchungen von Schleiden zu Grunde,
die so viel Licht über diesen Gegenstand verbreiten.
(Siehe dessen „Beiträge zur Phytogenesis“ in Müller’s
Archiv. 1838. pag. 137 u. ff. Taf. III. und IV.)
Zunächst die Entstehung neuer Zellen. Diese ge-
schieht nach Schleiden bei den Phanerogamen mit vor-
läufiger Ausnahme des Cambiums immer innerhalb der
schon fertigen Zellen und zwar auf eine höchst merk-
würdige Weise von dem bekannten Zellenkern aus. Wegen
seiner Wichtigkeit für die thierische Organisation setze ich
die von Schleiden gegebene Beschreibung im Auszuge
hierher. Eine Abbildung findet sich in der beiliegenden
Tab. I. Fig. 1. a. a. aus einer Zwiebel. „Dieses Gebilde,
von R. Brown Areola oder Zellenkern, von Schleiden
Cytoblast genannt) variirt in seinen Umrissen zwischen
dem Ovalen und Kreisrunden, so wie es seiner Körper-
lichkeit nach von der Linsenform zur völligen Kugel über-
zugehen scheint. Seine Farbe ist meist gelblich doch
auch fast ins Silberweiſse übergehend; seiner Durchsich-
tigkeit wegen ist der Cytoblast oft kaum zu unterscheiden.
Von Jod wird er nach seiner verschiedenen Modifikation
vom Blaſsgelb bis ins dunkelste Braun gefärbt. Seine
Gröſse variirt nach seinem Alter, nach den Pflanzen und
den verschiedenen Theilen einer Pflanze bedeutend von
0,0001 bis 0,0022 P. Z. Seine innere Structur ist gra-
nulös, ohne daſs sich doch die Körner, aus denen er be-
steht, scharf von einander abgrenzen. Seine Konsistenz
ist sehr verschieden, von der Weichheit, daſs er sich in
Wasser fast auflöst bis zur Festigkeit, daſs er selbst starken
Druck des Preſsschiebers erträgt, ohne seine Form einzu-
büſsen. Auſser dieser von Brown und Meyen schon
angegebenen Eigenthümlichkeiten des Cytoblasten hat
Schleiden im Innern desselben noch ein kleines Kör-
perchen entdeckt, (S. Tab. I. Fig. 1 b.), welches bei schön
ausgebildeten Cytoblasten als ein dicker Ring oder ein
dickwandiges hohles Kügelchen erscheint. Es zeigt sich
aber an verschiedenen Cytoblasten sehr verschieden. Bald
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/27>, abgerufen am 28.07.2024.
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