erhalten, wie ein Krystall, aber er würde die Struktur eines Krystalls nicht haben; er würde nicht aus Schichten bestehen. Die Existenz dieser Schichtung in den Krystal- len setzt eine doppelte Art der Apposition der Moleküle in den Krystallen voraus: in jeder Schichte nämlich ver- schmelzen die neu sich ansetzenden Moleküle mit den schon vorhandenen dieser Schichte zu einem Kontinuum; diejenigen Moleküle aber, welche die einander berührenden Flächen zweier Schichten bilden, verschmelzen nicht mit- einander. Es ist diess eine auffallende Eigenthümlichkeit der Krystallbildung, deren Grund wir nicht kennen. Es lässt sich für jetzt nicht einsehen, wesshalb die neuen Mo- leküle, die sich auf die Oberfläche eines bis auf einen ge- wissen Punkt gebildeten Krystalls absetzen, nicht mit den schon abgelagerten Molekülen zu einem Kontinuum ver- schmelzen, wie es doch die Moleküle in jeder einzelnen Schichte thun, sondern eine neue Schichte bilden, und wesshalb diese neue Schichte nicht an Dicke immer weiter wächst, sondern statt dessen sich eine zweite Schichte um den Krystall bildet u. s. w. Wir können einstweilen nichts weiter thun, als das Faktum in Form eines Gesetzes aus- sprechen, dass nämlich die miteinander verschmelzenden Moleküle sich mehr der Fläche nach nebeneinander, als der Dicke nach über einander ablagern, so dass, da die Ausdehnung der Schichte durch die Grösse des Krystalls gegeben ist, die Schichte auch nur eine bestimmte Dicke erreichen kann, über welche hinaus die neu sich absetzenden Moleküle nicht mehr mit ihr verschmelzen können, sondern eine neue Schichte bilden müssen.
Nehmen wir nun an, dass auch imbibitionsfähige Kör- per krystallisiren könnten, so wird sich dabei die doppelte Art der Verbindung der Moleküle auch zeigen müssen. Eine Schichtenbildung wird auch bei ihnen statt haben müssen; wenigstens ist nicht einzusehen, wesshalb sich hier ein Unterschied zeigen sollte, da ja gerade die Schichten- bildung bei den gewöhnlichen Krystallen zeigt, dass die Moleküle nicht alle so genau miteinander verbunden wer-
erhalten, wie ein Krystall, aber er würde die Struktur eines Krystalls nicht haben; er würde nicht aus Schichten bestehen. Die Existenz dieser Schichtung in den Krystal- len setzt eine doppelte Art der Apposition der Moleküle in den Krystallen voraus: in jeder Schichte nämlich ver- schmelzen die neu sich ansetzenden Moleküle mit den schon vorhandenen dieser Schichte zu einem Kontinuum; diejenigen Moleküle aber, welche die einander berührenden Flächen zweier Schichten bilden, verschmelzen nicht mit- einander. Es ist diess eine auffallende Eigenthümlichkeit der Krystallbildung, deren Grund wir nicht kennen. Es läſst sich für jetzt nicht einsehen, weſshalb die neuen Mo- leküle, die sich auf die Oberfläche eines bis auf einen ge- wissen Punkt gebildeten Krystalls absetzen, nicht mit den schon abgelagerten Molekülen zu einem Kontinuum ver- schmelzen, wie es doch die Moleküle in jeder einzelnen Schichte thun, sondern eine neue Schichte bilden, und weſshalb diese neue Schichte nicht an Dicke immer weiter wächst, sondern statt dessen sich eine zweite Schichte um den Krystall bildet u. s. w. Wir können einstweilen nichts weiter thun, als das Faktum in Form eines Gesetzes aus- sprechen, daſs nämlich die miteinander verschmelzenden Moleküle sich mehr der Fläche nach nebeneinander, als der Dicke nach über einander ablagern, so daſs, da die Ausdehnung der Schichte durch die Gröſse des Krystalls gegeben ist, die Schichte auch nur eine bestimmte Dicke erreichen kann, über welche hinaus die neu sich absetzenden Moleküle nicht mehr mit ihr verschmelzen können, sondern eine neue Schichte bilden müssen.
Nehmen wir nun an, daſs auch imbibitionsfähige Kör- per krystallisiren könnten, so wird sich dabei die doppelte Art der Verbindung der Moleküle auch zeigen müssen. Eine Schichtenbildung wird auch bei ihnen statt haben müssen; wenigstens ist nicht einzusehen, weſshalb sich hier ein Unterschied zeigen sollte, da ja gerade die Schichten- bildung bei den gewöhnlichen Krystallen zeigt, daſs die Moleküle nicht alle so genau miteinander verbunden wer-
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erhalten, wie ein Krystall, aber er würde die Struktur
eines Krystalls nicht haben; er würde nicht aus Schichten
bestehen. Die Existenz dieser Schichtung in den Krystal-
len setzt eine doppelte Art der Apposition der Moleküle
in den Krystallen voraus: in jeder Schichte nämlich ver-
schmelzen die neu sich ansetzenden Moleküle mit den
schon vorhandenen dieser Schichte zu einem Kontinuum;
diejenigen Moleküle aber, welche die einander berührenden
Flächen zweier Schichten bilden, verschmelzen nicht mit-
einander. Es ist diess eine auffallende Eigenthümlichkeit
der Krystallbildung, deren Grund wir nicht kennen. Es
läſst sich für jetzt nicht einsehen, weſshalb die neuen Mo-
leküle, die sich auf die Oberfläche eines bis auf einen ge-
wissen Punkt gebildeten Krystalls absetzen, nicht mit den
schon abgelagerten Molekülen zu einem Kontinuum ver-
schmelzen, wie es doch die Moleküle in jeder einzelnen
Schichte thun, sondern eine neue Schichte bilden, und
weſshalb diese neue Schichte nicht an Dicke immer weiter
wächst, sondern statt dessen sich eine zweite Schichte um
den Krystall bildet u. s. w. Wir können einstweilen nichts
weiter thun, als das Faktum in Form eines Gesetzes aus-
sprechen, daſs nämlich die miteinander verschmelzenden
Moleküle sich mehr der Fläche nach nebeneinander, als
der Dicke nach über einander ablagern, so daſs, da die
Ausdehnung der Schichte durch die Gröſse des Krystalls
gegeben ist, die Schichte auch nur eine bestimmte Dicke
erreichen kann, über welche hinaus die neu sich absetzenden
Moleküle nicht mehr mit ihr verschmelzen können, sondern
eine neue Schichte bilden müssen.
Nehmen wir nun an, daſs auch imbibitionsfähige Kör-
per krystallisiren könnten, so wird sich dabei die doppelte
Art der Verbindung der Moleküle auch zeigen müssen.
Eine Schichtenbildung wird auch bei ihnen statt haben
müssen; wenigstens ist nicht einzusehen, weſshalb sich hier
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/268>, abgerufen am 25.11.2024.
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