der Zelle hervorwachsen, deren Höhle mit der Zellenhöhle kommunizirt. Dasselbe wird noch leichter der Erfolg sein, wenn die neuen Moleküle sich schon ungleichmässig an- setzen, bevor in dem um den Kern entstehenden, die Zel- lenbildung vorbereitenden Niederschlag die Verdichtung der äussern Schichte zu einer deutlich unterscheidbaren Zellen- membran stattgefunden hat. Hier wird dann auch in der Faser die Höhlung weniger ausgebildet, und nur in der Art vorhanden sein, dass erst bei dem weitern Wachsthum der Faser in der Dicke der deutliche Unterschied zwischen Wand und Höhle hervortreten würde.
Der Grund dieses ungleichmässigen Ansatzes der neuen Moleküle kann in einzelnen Fällen wohl in Umständen liegen, die für die Zelle etwas Aeusseres sind. Läge z. B. eine Zelle so, dass sie an einer Seite mit einem konzen- trirtern Nahrungsstoff in Berührung wäre, so könnte man sich vorstellen, dass diese Seite der Zellenmembran stärker wächst, wenn auch die Kraft, die das Wachsthum der Zelle bewirkt, gleichmässig in der ganzen Zelle wirkt. Allein eine solche Erklärung lässt sich in den meisten Fällen keineswegs annehmen, sondern man muss Modifikationen im Entwicklungsprinzip der Zellen zugeben, in der Art, dass die Kraft, welche überhaupt das Wachsthum der Zel- len bewirkt, in der einen Zelle einen gleichmässigen, in der andern einen ungleichmässigen Ansatz der neuen Mo- leküle zu veranlassen im Stande ist.
Was nun die Veränderungen der Zellen anbelangt, durch welche die Individualität der ursprünglichen Zellen mehr oder weniger vollständig verloren geht, so gehören dahin erstens die Verschmelzung der Zellenwände unter einander oder mit der Intercellularsubstanz, zweitens die Theilung einer Zelle in mehrere, drittens die Verschmel- zung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären.
Eine Verschmelzung der Zellenmembran mit der Intercellularsubstanz oder mit einer benachbarten Zellen- wand scheint, z. B. bei einigen Knorpeln statt zu finden. Anfangs ist die Zellenmembran nach aussen scharf be-
der Zelle hervorwachsen, deren Höhle mit der Zellenhöhle kommunizirt. Dasselbe wird noch leichter der Erfolg sein, wenn die neuen Moleküle sich schon ungleichmäſsig an- setzen, bevor in dem um den Kern entstehenden, die Zel- lenbildung vorbereitenden Niederschlag die Verdichtung der äuſsern Schichte zu einer deutlich unterscheidbaren Zellen- membran stattgefunden hat. Hier wird dann auch in der Faser die Höhlung weniger ausgebildet, und nur in der Art vorhanden sein, daſs erst bei dem weitern Wachsthum der Faser in der Dicke der deutliche Unterschied zwischen Wand und Höhle hervortreten würde.
Der Grund dieses ungleichmäſsigen Ansatzes der neuen Moleküle kann in einzelnen Fällen wohl in Umständen liegen, die für die Zelle etwas Aeuſseres sind. Läge z. B. eine Zelle so, daſs sie an einer Seite mit einem konzen- trirtern Nahrungsstoff in Berührung wäre, so könnte man sich vorstellen, daſs diese Seite der Zellenmembran stärker wächst, wenn auch die Kraft, die das Wachsthum der Zelle bewirkt, gleichmässig in der ganzen Zelle wirkt. Allein eine solche Erklärung läſst sich in den meisten Fällen keineswegs annehmen, sondern man muſs Modifikationen im Entwicklungsprinzip der Zellen zugeben, in der Art, daſs die Kraft, welche überhaupt das Wachsthum der Zel- len bewirkt, in der einen Zelle einen gleichmäſsigen, in der andern einen ungleichmäſsigen Ansatz der neuen Mo- leküle zu veranlassen im Stande ist.
Was nun die Veränderungen der Zellen anbelangt, durch welche die Individualität der ursprünglichen Zellen mehr oder weniger vollständig verloren geht, so gehören dahin erstens die Verschmelzung der Zellenwände unter einander oder mit der Intercellularsubstanz, zweitens die Theilung einer Zelle in mehrere, drittens die Verschmel- zung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären.
Eine Verschmelzung der Zellenmembran mit der Intercellularsubstanz oder mit einer benachbarten Zellen- wand scheint, z. B. bei einigen Knorpeln statt zu finden. Anfangs ist die Zellenmembran nach auſsen scharf be-
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der Zelle hervorwachsen, deren Höhle mit der Zellenhöhle
kommunizirt. Dasselbe wird noch leichter der Erfolg sein,
wenn die neuen Moleküle sich schon ungleichmäſsig an-
setzen, bevor in dem um den Kern entstehenden, die Zel-
lenbildung vorbereitenden Niederschlag die Verdichtung der
äuſsern Schichte zu einer deutlich unterscheidbaren Zellen-
membran stattgefunden hat. Hier wird dann auch in der
Faser die Höhlung weniger ausgebildet, und nur in der
Art vorhanden sein, daſs erst bei dem weitern Wachsthum
der Faser in der Dicke der deutliche Unterschied zwischen
Wand und Höhle hervortreten würde.
Der Grund dieses ungleichmäſsigen Ansatzes der neuen
Moleküle kann in einzelnen Fällen wohl in Umständen
liegen, die für die Zelle etwas Aeuſseres sind. Läge z. B.
eine Zelle so, daſs sie an einer Seite mit einem konzen-
trirtern Nahrungsstoff in Berührung wäre, so könnte man
sich vorstellen, daſs diese Seite der Zellenmembran stärker
wächst, wenn auch die Kraft, die das Wachsthum der Zelle
bewirkt, gleichmässig in der ganzen Zelle wirkt. Allein
eine solche Erklärung läſst sich in den meisten Fällen
keineswegs annehmen, sondern man muſs Modifikationen
im Entwicklungsprinzip der Zellen zugeben, in der Art,
daſs die Kraft, welche überhaupt das Wachsthum der Zel-
len bewirkt, in der einen Zelle einen gleichmäſsigen, in
der andern einen ungleichmäſsigen Ansatz der neuen Mo-
leküle zu veranlassen im Stande ist.
Was nun die Veränderungen der Zellen anbelangt,
durch welche die Individualität der ursprünglichen Zellen
mehr oder weniger vollständig verloren geht, so gehören
dahin erstens die Verschmelzung der Zellenwände unter
einander oder mit der Intercellularsubstanz, zweitens die
Theilung einer Zelle in mehrere, drittens die Verschmel-
zung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären.
Eine Verschmelzung der Zellenmembran mit der
Intercellularsubstanz oder mit einer benachbarten Zellen-
wand scheint, z. B. bei einigen Knorpeln statt zu finden.
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/241>, abgerufen am 24.07.2024.
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