deln. Die Elementarzellen erleiden aber in dieser Klasse bei ihrer Umwandlung wesentlichere Veränderungen, als bei einer der vorigen Klassen. Sie bleiben nicht nur, wie in den beiden ersten Klassen, nicht selbstständig, d. h. mit ei- ner besondern Höhle und besonderer Wand versehen, es tritt nicht nur, wie in der dritten Klasse, eine Verschmel- zung der Wände benachbarter Zellen ein, sondern durch Resorption der verschmolzenen Zwischenwände mehrerer Zellen fliessen auch die Höhlen verschiedener Zellen zu- sammen, so dass die primären Zellen als etwas Besonderes zu existiren vollständig aufhören. Es ist gewissermassen der entgegengesetzte Prozess von dem, was in der vierten Klasse eintrat, wo ausser der Verlängerung der Zellen ein Zerfallen in viele, wahrscheinlich hohle Fasern, eine Art Theilung der Zellen Statt fand. Der Typus der Umwand- lung der primären Zellen, wie er bei den Nerven, Mus- keln und Kapillargefässen vorkommt, ist aber nicht durch- aus auf diese Klasse beschränkt, sondern zeigte sich auch schon in frühern Klassen, und selbst bei den Pflanzen. Als Beispiele wurden schon oben einige Pigmentzellen, und als vollkommene Analogie unter den Pflanzen die von Meyen beobachtete Entstehung der Bastzellen an- geführt.
Durch eine solche vollständige Verschmelzung meh- rerer Zellen geht allerdings die Selbstständigkeit jeder ein- zelnen primären Zelle verloren, nicht aber der Charakter als Zelle überhaupt. Es bildet sich vielmehr aus mehrern einzelnen primären Zellen Eine sekundäre Zelle, welche die volle Bedeutung Einer Zelle und zwar einer selbst- ständigen hat. Bei den Muskeln und Nerven bildet jede einzelne sekundäre Zelle ein geschlossenes Ganze, und der Unterschied zwischen Zellenmembran und Zelleninhalt oder sekundärer Ablagerung scheint durch das ganze Le- ben zu bleiben. Durch die Nerven wird es auf diese Weise bewirkt, dass jeder Theil des Körpers mit den Cen- traltheilen des Nervensystems durch eine einzige ununter- brochene Zelle in Verbindung steht. Die einzelnen Theile
deln. Die Elementarzellen erleiden aber in dieser Klasse bei ihrer Umwandlung wesentlichere Veränderungen, als bei einer der vorigen Klassen. Sie bleiben nicht nur, wie in den beiden ersten Klassen, nicht selbstständig, d. h. mit ei- ner besondern Höhle und besonderer Wand versehen, es tritt nicht nur, wie in der dritten Klasse, eine Verschmel- zung der Wände benachbarter Zellen ein, sondern durch Resorption der verschmolzenen Zwischenwände mehrerer Zellen flieſsen auch die Höhlen verschiedener Zellen zu- sammen, so daſs die primären Zellen als etwas Besonderes zu existiren vollständig aufhören. Es ist gewissermaſsen der entgegengesetzte Prozeſs von dem, was in der vierten Klasse eintrat, wo auſser der Verlängerung der Zellen ein Zerfallen in viele, wahrscheinlich hohle Fasern, eine Art Theilung der Zellen Statt fand. Der Typus der Umwand- lung der primären Zellen, wie er bei den Nerven, Mus- keln und Kapillargefäſsen vorkommt, ist aber nicht durch- aus auf diese Klasse beschränkt, sondern zeigte sich auch schon in frühern Klassen, und selbst bei den Pflanzen. Als Beispiele wurden schon oben einige Pigmentzellen, und als vollkommene Analogie unter den Pflanzen die von Meyen beobachtete Entstehung der Bastzellen an- geführt.
Durch eine solche vollständige Verschmelzung meh- rerer Zellen geht allerdings die Selbstständigkeit jeder ein- zelnen primären Zelle verloren, nicht aber der Charakter als Zelle überhaupt. Es bildet sich vielmehr aus mehrern einzelnen primären Zellen Eine sekundäre Zelle, welche die volle Bedeutung Einer Zelle und zwar einer selbst- ständigen hat. Bei den Muskeln und Nerven bildet jede einzelne sekundäre Zelle ein geschlossenes Ganze, und der Unterschied zwischen Zellenmembran und Zelleninhalt oder sekundärer Ablagerung scheint durch das ganze Le- ben zu bleiben. Durch die Nerven wird es auf diese Weise bewirkt, daſs jeder Theil des Körpers mit den Cen- traltheilen des Nervensystems durch eine einzige ununter- brochene Zelle in Verbindung steht. Die einzelnen Theile
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deln. Die Elementarzellen erleiden aber in dieser Klasse
bei ihrer Umwandlung wesentlichere Veränderungen, als bei
einer der vorigen Klassen. Sie bleiben nicht nur, wie in
den beiden ersten Klassen, nicht selbstständig, d. h. mit ei-
ner besondern Höhle und besonderer Wand versehen, es
tritt nicht nur, wie in der dritten Klasse, eine Verschmel-
zung der Wände benachbarter Zellen ein, sondern durch
Resorption der verschmolzenen Zwischenwände mehrerer
Zellen flieſsen auch die Höhlen verschiedener Zellen zu-
sammen, so daſs die primären Zellen als etwas Besonderes
zu existiren vollständig aufhören. Es ist gewissermaſsen
der entgegengesetzte Prozeſs von dem, was in der vierten
Klasse eintrat, wo auſser der Verlängerung der Zellen ein
Zerfallen in viele, wahrscheinlich hohle Fasern, eine Art
Theilung der Zellen Statt fand. Der Typus der Umwand-
lung der primären Zellen, wie er bei den Nerven, Mus-
keln und Kapillargefäſsen vorkommt, ist aber nicht durch-
aus auf diese Klasse beschränkt, sondern zeigte sich auch
schon in frühern Klassen, und selbst bei den Pflanzen.
Als Beispiele wurden schon oben einige Pigmentzellen,
und als vollkommene Analogie unter den Pflanzen die
von Meyen beobachtete Entstehung der Bastzellen an-
geführt.
Durch eine solche vollständige Verschmelzung meh-
rerer Zellen geht allerdings die Selbstständigkeit jeder ein-
zelnen primären Zelle verloren, nicht aber der Charakter
als Zelle überhaupt. Es bildet sich vielmehr aus mehrern
einzelnen primären Zellen Eine sekundäre Zelle, welche
die volle Bedeutung Einer Zelle und zwar einer selbst-
ständigen hat. Bei den Muskeln und Nerven bildet jede
einzelne sekundäre Zelle ein geschlossenes Ganze, und
der Unterschied zwischen Zellenmembran und Zelleninhalt
oder sekundärer Ablagerung scheint durch das ganze Le-
ben zu bleiben. Durch die Nerven wird es auf diese
Weise bewirkt, daſs jeder Theil des Körpers mit den Cen-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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