oder zwei Kernkörperchen versehen sind. Sie sitzen an den feinsten Fasern, und da sie dicker als diese sind, so scheint es oft, als ob sie nur aussen auf den Fasern sässen. Allein dass diess wirklich der Fall ist, kann man aus den Beobachtungen nicht schliessen. Bei den sekundären Mus- kelzellen, bei denen die Kerne entschieden innerhalb der Zelle liegen, hat es auch oft besonders in späteren Entwicke- lungsperioden vor dem Verschwinden der Kerne das An- sehen, als ob die Kerne ausserhalb der Zelle lägen, indem sie nach aussen gedrängt werden. Aber die Zellenmem- bran wird dabei ohne Zweifel eben so hügelförmig in die Höhe gehoben, wie diess an den Fettzellen Tab. III. Fi- gur 10 sehr deutlich war. Diese feinsten, mit Zellenker- nen versehenen organischen Fasern gleichen nun ganz dem frühern Zustande der weissen Nervenfasern, wie sie Tab. IV. Fig. 8 a b abgebildet wurden. Beide haben dasselbe blasse, fein granulirte Aussehen, und Zellenkerne in ihrem Ver- laufe. Die organischen Fasern sind nur viel feiner und die Zellenkerne kleiner. Jede einzelne mit einem Kern versehene organische Faser (nicht ein ganzes Bündel der- selben) entspricht einer einzelnen weissen Primitivfaser und ist wahrscheinlich ebenso, wie diese, eine sekundäre Zelle, entstanden durch Verschmelzung primärer Zellen, deren Kerne die von Remak beschriebenen Knötchen an diesen Fasern sind. Aus der Aehnlichkeit der organischen Fa- sern mit dem, was ich als früheren Zustand der weissen Nervenfasern beschrieben habe, könnte man einen Einwurf gegen meine Darstellung über die Entstehung der Nerven erheben, und sagen, dass jene Form nur scheinbar die frü- here Form der weissen Nervenfasern sei, weil sich die orga- nischen Nerven früher entwickelten als die weissen Ner- ven, und desshalb Anfangs nur organische Fasern da seien. Allein diess wird widerlegt durch die Beobachtung des wirk- lichen Ueberganges, wie ihn Tab. IV. Fig. 8 cd darstellt. Aus jeder blassen, mit Zellenkernen versehenen Faser ent- steht unmittelbar durch Bildung der weissen Substanz, wahr- scheinlich als einer sekundären Ablagerung auf der innern
oder zwei Kernkörperchen versehen sind. Sie sitzen an den feinsten Fasern, und da sie dicker als diese sind, so scheint es oft, als ob sie nur auſsen auf den Fasern säſsen. Allein daſs dieſs wirklich der Fall ist, kann man aus den Beobachtungen nicht schlieſsen. Bei den sekundären Mus- kelzellen, bei denen die Kerne entschieden innerhalb der Zelle liegen, hat es auch oft besonders in späteren Entwicke- lungsperioden vor dem Verschwinden der Kerne das An- sehen, als ob die Kerne auſserhalb der Zelle lägen, indem sie nach auſsen gedrängt werden. Aber die Zellenmem- bran wird dabei ohne Zweifel eben so hügelförmig in die Höhe gehoben, wie dieſs an den Fettzellen Tab. III. Fi- gur 10 sehr deutlich war. Diese feinsten, mit Zellenker- nen versehenen organischen Fasern gleichen nun ganz dem frühern Zustande der weiſsen Nervenfasern, wie sie Tab. IV. Fig. 8 a b abgebildet wurden. Beide haben dasselbe blasse, fein granulirte Aussehen, und Zellenkerne in ihrem Ver- laufe. Die organischen Fasern sind nur viel feiner und die Zellenkerne kleiner. Jede einzelne mit einem Kern versehene organische Faser (nicht ein ganzes Bündel der- selben) entspricht einer einzelnen weiſsen Primitivfaser und ist wahrscheinlich ebenso, wie diese, eine sekundäre Zelle, entstanden durch Verschmelzung primärer Zellen, deren Kerne die von Remak beschriebenen Knötchen an diesen Fasern sind. Aus der Aehnlichkeit der organischen Fa- sern mit dem, was ich als früheren Zustand der weiſsen Nervenfasern beschrieben habe, könnte man einen Einwurf gegen meine Darstellung über die Entstehung der Nerven erheben, und sagen, daſs jene Form nur scheinbar die frü- here Form der weiſsen Nervenfasern sei, weil sich die orga- nischen Nerven früher entwickelten als die weiſsen Ner- ven, und deſshalb Anfangs nur organische Fasern da seien. Allein dieſs wird widerlegt durch die Beobachtung des wirk- lichen Ueberganges, wie ihn Tab. IV. Fig. 8 cd darstellt. Aus jeder blassen, mit Zellenkernen versehenen Faser ent- steht unmittelbar durch Bildung der weiſsen Substanz, wahr- scheinlich als einer sekundären Ablagerung auf der innern
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oder zwei Kernkörperchen versehen sind. Sie sitzen an
den feinsten Fasern, und da sie dicker als diese sind, so
scheint es oft, als ob sie nur auſsen auf den Fasern säſsen.
Allein daſs dieſs wirklich der Fall ist, kann man aus den
Beobachtungen nicht schlieſsen. Bei den sekundären Mus-
kelzellen, bei denen die Kerne entschieden innerhalb der
Zelle liegen, hat es auch oft besonders in späteren Entwicke-
lungsperioden vor dem Verschwinden der Kerne das An-
sehen, als ob die Kerne auſserhalb der Zelle lägen, indem
sie nach auſsen gedrängt werden. Aber die Zellenmem-
bran wird dabei ohne Zweifel eben so hügelförmig in die
Höhe gehoben, wie dieſs an den Fettzellen Tab. III. Fi-
gur 10 sehr deutlich war. Diese feinsten, mit Zellenker-
nen versehenen organischen Fasern gleichen nun ganz dem
frühern Zustande der weiſsen Nervenfasern, wie sie Tab. IV.
Fig. 8 a b abgebildet wurden. Beide haben dasselbe blasse,
fein granulirte Aussehen, und Zellenkerne in ihrem Ver-
laufe. Die organischen Fasern sind nur viel feiner und
die Zellenkerne kleiner. Jede einzelne mit einem Kern
versehene organische Faser (nicht ein ganzes Bündel der-
selben) entspricht einer einzelnen weiſsen Primitivfaser und
ist wahrscheinlich ebenso, wie diese, eine sekundäre Zelle,
entstanden durch Verschmelzung primärer Zellen, deren
Kerne die von Remak beschriebenen Knötchen an diesen
Fasern sind. Aus der Aehnlichkeit der organischen Fa-
sern mit dem, was ich als früheren Zustand der weiſsen
Nervenfasern beschrieben habe, könnte man einen Einwurf
gegen meine Darstellung über die Entstehung der Nerven
erheben, und sagen, daſs jene Form nur scheinbar die frü-
here Form der weiſsen Nervenfasern sei, weil sich die orga-
nischen Nerven früher entwickelten als die weiſsen Ner-
ven, und deſshalb Anfangs nur organische Fasern da seien.
Allein dieſs wird widerlegt durch die Beobachtung des wirk-
lichen Ueberganges, wie ihn Tab. IV. Fig. 8 cd darstellt.
Aus jeder blassen, mit Zellenkernen versehenen Faser ent-
steht unmittelbar durch Bildung der weiſsen Substanz, wahr-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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