Muskelbündel, welche wenigstens nach meiner Erklärungs- weise durch die eigenthümliche Form der Primitivfasern bedingt ist, erscheint ebenfalls vor der gänzlichen Ausfül- lung der Zellenhöhle, wie Tab. IV. Fig. 3 c zeigt.
Nach den oben erwähnten Beobachtungen von Meyen über die Bildung der Bastzellen findet auch nach der Ver- schmelzung der einzelnen Zellen und der Resorption ihrer Scheidewände eine sekundäre Ablagerung auf der nun ge- meinsamen Zellenmembran Statt, wie wir es bei den Muskeln beobachtet haben; jedoch ist mir bei den Pflanzen keine Ana- logie bekannt, wo eine sekundäre Ablagerung aus Längsfasern besteht. Die sekundären Ablagerungen geschehen vielmehr, nach Valentin, bei den Pflanzen überall in Spirallinien. Man könnte es vielleicht als Folge dieser Tendenz zur Spi- ralbildung betrachten, dass die Primitivfasern der Muskeln stellenweise perlschnurartig angeschwollen sind, indem diese Anschwellungen so liegen, dass sie die Querstreifung erzeugen, und diese Querstreifung vielleicht keine kreis- förmige, sondern eine spiralige ist. Doch ist dies nur eine entfernte Vermuthung, die einer weiteren Untersu- chung bedarf.
Die unwillkürlichen, nicht quergestreiften Muskeln scheinen auf ähnliche Weise zu entstehen, wie die quer- gestreiften. Sie unterscheiden sich aber dadurch, dass sie gewöhnlich nicht aus so langen Fasern bestehen, wie die willkürlichen Muskeln, dass also wahrscheinlich weniger primäre Zellen sich zur Bildung einer sekundäre Zelle an einander legen, und dass diese Fasern gewöhnlich dünner und platt sind. In einem menschlichen Uterus, der eine reife Frucht enthielt, fand ich lange Muskelfasern von der Breite der gewöhnlichen Primitivbündel der willkührlichen Muskeln, die so platt waren, dass ihre Dicke kaum 0,0010--0,0015 Lin. betragen mochte. Zellenkerne ha- ben die unwillkürlichen Muskeln ebenfalls, und diese be- weisen, dass die Fasern, welche die unwillkührlichen Mus- keln zusammensetzen, nicht etwa den Primitivfasern der willkürlichen Muskeln, sondern den Primitivbündeln ent-
Muskelbündel, welche wenigstens nach meiner Erklärungs- weise durch die eigenthümliche Form der Primitivfasern bedingt ist, erscheint ebenfalls vor der gänzlichen Ausfül- lung der Zellenhöhle, wie Tab. IV. Fig. 3 c zeigt.
Nach den oben erwähnten Beobachtungen von Meyen über die Bildung der Bastzellen findet auch nach der Ver- schmelzung der einzelnen Zellen und der Resorption ihrer Scheidewände eine sekundäre Ablagerung auf der nun ge- meinsamen Zellenmembran Statt, wie wir es bei den Muskeln beobachtet haben; jedoch ist mir bei den Pflanzen keine Ana- logie bekannt, wo eine sekundäre Ablagerung aus Längsfasern besteht. Die sekundären Ablagerungen geschehen vielmehr, nach Valentin, bei den Pflanzen überall in Spirallinien. Man könnte es vielleicht als Folge dieser Tendenz zur Spi- ralbildung betrachten, daſs die Primitivfasern der Muskeln stellenweise perlschnurartig angeschwollen sind, indem diese Anschwellungen so liegen, daſs sie die Querstreifung erzeugen, und diese Querstreifung vielleicht keine kreis- förmige, sondern eine spiralige ist. Doch ist dies nur eine entfernte Vermuthung, die einer weiteren Untersu- chung bedarf.
Die unwillkürlichen, nicht quergestreiften Muskeln scheinen auf ähnliche Weise zu entstehen, wie die quer- gestreiften. Sie unterscheiden sich aber dadurch, daſs sie gewöhnlich nicht aus so langen Fasern bestehen, wie die willkürlichen Muskeln, daſs also wahrscheinlich weniger primäre Zellen sich zur Bildung einer sekundäre Zelle an einander legen, und daſs diese Fasern gewöhnlich dünner und platt sind. In einem menschlichen Uterus, der eine reife Frucht enthielt, fand ich lange Muskelfasern von der Breite der gewöhnlichen Primitivbündel der willkührlichen Muskeln, die so platt waren, daſs ihre Dicke kaum 0,0010—0,0015 Lin. betragen mochte. Zellenkerne ha- ben die unwillkürlichen Muskeln ebenfalls, und diese be- weisen, daſs die Fasern, welche die unwillkührlichen Mus- keln zusammensetzen, nicht etwa den Primitivfasern der willkürlichen Muskeln, sondern den Primitivbündeln ent-
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Muskelbündel, welche wenigstens nach meiner Erklärungs-
weise durch die eigenthümliche Form der Primitivfasern
bedingt ist, erscheint ebenfalls vor der gänzlichen Ausfül-
lung der Zellenhöhle, wie Tab. IV. Fig. 3 c zeigt.
Nach den oben erwähnten Beobachtungen von Meyen
über die Bildung der Bastzellen findet auch nach der Ver-
schmelzung der einzelnen Zellen und der Resorption ihrer
Scheidewände eine sekundäre Ablagerung auf der nun ge-
meinsamen Zellenmembran Statt, wie wir es bei den Muskeln
beobachtet haben; jedoch ist mir bei den Pflanzen keine Ana-
logie bekannt, wo eine sekundäre Ablagerung aus Längsfasern
besteht. Die sekundären Ablagerungen geschehen vielmehr,
nach Valentin, bei den Pflanzen überall in Spirallinien. Man
könnte es vielleicht als Folge dieser Tendenz zur Spi-
ralbildung betrachten, daſs die Primitivfasern der Muskeln
stellenweise perlschnurartig angeschwollen sind, indem
diese Anschwellungen so liegen, daſs sie die Querstreifung
erzeugen, und diese Querstreifung vielleicht keine kreis-
förmige, sondern eine spiralige ist. Doch ist dies nur
eine entfernte Vermuthung, die einer weiteren Untersu-
chung bedarf.
Die unwillkürlichen, nicht quergestreiften Muskeln
scheinen auf ähnliche Weise zu entstehen, wie die quer-
gestreiften. Sie unterscheiden sich aber dadurch, daſs sie
gewöhnlich nicht aus so langen Fasern bestehen, wie die
willkürlichen Muskeln, daſs also wahrscheinlich weniger
primäre Zellen sich zur Bildung einer sekundäre Zelle an
einander legen, und daſs diese Fasern gewöhnlich dünner
und platt sind. In einem menschlichen Uterus, der eine
reife Frucht enthielt, fand ich lange Muskelfasern von der
Breite der gewöhnlichen Primitivbündel der willkührlichen
Muskeln, die so platt waren, daſs ihre Dicke kaum
0,0010—0,0015 Lin. betragen mochte. Zellenkerne ha-
ben die unwillkürlichen Muskeln ebenfalls, und diese be-
weisen, daſs die Fasern, welche die unwillkührlichen Mus-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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