Die andere Form der Muskelfasern ist Tab. IV. Fig. 1. aus den Rückenmuskeln eines 31/2 Zoll langen Schweine- fötus abgebildet. Sie sind im Allgemeinen etwas dicker, als die vorigen, unregelmässiger, nicht so glatt, sondern körniger. An vielen unterscheidet man eben so deutlich, oder noch deutlicher das Vorhandensein einer besonderen Wand der Faser und einer Höhlung in ihrem Innern (s. die Faser c der Figur). Die Wand ist nicht so glatt wie in der vorigen Form der Muskelfasern. Der Inhalt ist immer sehr körnig. Schon im natürlichen Zustande er- kennt man oft darin deutliche Zellenkerne, nicht selten mit ihren Kernkörperchen. Gewöhnlich aber sind nur die runden oder ovalen Umrisse der Kerne deutlich zu er- kennen, während die darüber liegenden anderen Körnchen die ausserdem in der Höhle der Faser enthalten sind, und die körnige Beschaffenheit der Faser überhaupt die genaue Unterscheidung der Kerne erschwert. Bringt man aber einen Tropfen Essigsäure hinzu, so wird die Faser ganz durchsichtig und schwillt auf; die Kerne dagegen bleiben dunkel, schrumpfen ein wenig zusammen und lassen sich jetzt vollkommen deutlich unterscheiden. So sieht z. B. die Faser c nach Behandlung mit Essigsäure aus, wie Fig. 2. zeigt. Man sieht darin die evidenten Zellenkerne zum Theil mit Kernkörperchen versehen, und neben ihnen nur einzelne kleine dunkle Körnchen. Die Zellenkerne haben zwar durch die Essigsäure eine kleine Veränderung erlit- ten, sie erscheinen aber auch im frischen Zustande nicht alle regelmässig. Sie sind meistens platt. Manche schei- nen im frischen Zustande auf der Kante zu stehen, so dass es aussieht, als ob die Höhle der Fasern durch kleine dicke Querstreifen in Fächer getheilt wäre. Die Kerne liegen viel näher zusammen als bei der vorigen Form der Muskelfasern, so dass die Entfernung der Mittelpunkte zweier Kerne von einander gewöhnlich gleich ist der Dicke der Faser, oder noch kleiner.
Diese zweite Form scheint ein früherer Zustand der ersteren zu sein. Sie ist um so häufiger, je jünger
Die andere Form der Muskelfasern ist Tab. IV. Fig. 1. aus den Rückenmuskeln eines 3½ Zoll langen Schweine- fötus abgebildet. Sie sind im Allgemeinen etwas dicker, als die vorigen, unregelmäſsiger, nicht so glatt, sondern körniger. An vielen unterscheidet man eben so deutlich, oder noch deutlicher das Vorhandensein einer besonderen Wand der Faser und einer Höhlung in ihrem Innern (s. die Faser c der Figur). Die Wand ist nicht so glatt wie in der vorigen Form der Muskelfasern. Der Inhalt ist immer sehr körnig. Schon im natürlichen Zustande er- kennt man oft darin deutliche Zellenkerne, nicht selten mit ihren Kernkörperchen. Gewöhnlich aber sind nur die runden oder ovalen Umrisse der Kerne deutlich zu er- kennen, während die darüber liegenden anderen Körnchen die auſserdem in der Höhle der Faser enthalten sind, und die körnige Beschaffenheit der Faser überhaupt die genaue Unterscheidung der Kerne erschwert. Bringt man aber einen Tropfen Essigsäure hinzu, so wird die Faser ganz durchsichtig und schwillt auf; die Kerne dagegen bleiben dunkel, schrumpfen ein wenig zusammen und lassen sich jetzt vollkommen deutlich unterscheiden. So sieht z. B. die Faser c nach Behandlung mit Essigsäure aus, wie Fig. 2. zeigt. Man sieht darin die evidenten Zellenkerne zum Theil mit Kernkörperchen versehen, und neben ihnen nur einzelne kleine dunkle Körnchen. Die Zellenkerne haben zwar durch die Essigsäure eine kleine Veränderung erlit- ten, sie erscheinen aber auch im frischen Zustande nicht alle regelmäſsig. Sie sind meistens platt. Manche schei- nen im frischen Zustande auf der Kante zu stehen, so daſs es aussieht, als ob die Höhle der Fasern durch kleine dicke Querstreifen in Fächer getheilt wäre. Die Kerne liegen viel näher zusammen als bei der vorigen Form der Muskelfasern, so daſs die Entfernung der Mittelpunkte zweier Kerne von einander gewöhnlich gleich ist der Dicke der Faser, oder noch kleiner.
Diese zweite Form scheint ein früherer Zustand der ersteren zu sein. Sie ist um so häufiger, je jünger
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Die andere Form der Muskelfasern ist Tab. IV. Fig. 1.
aus den Rückenmuskeln eines 3½ Zoll langen Schweine-
fötus abgebildet. Sie sind im Allgemeinen etwas dicker,
als die vorigen, unregelmäſsiger, nicht so glatt, sondern
körniger. An vielen unterscheidet man eben so deutlich,
oder noch deutlicher das Vorhandensein einer besonderen
Wand der Faser und einer Höhlung in ihrem Innern (s.
die Faser c der Figur). Die Wand ist nicht so glatt wie
in der vorigen Form der Muskelfasern. Der Inhalt ist
immer sehr körnig. Schon im natürlichen Zustande er-
kennt man oft darin deutliche Zellenkerne, nicht selten
mit ihren Kernkörperchen. Gewöhnlich aber sind nur die
runden oder ovalen Umrisse der Kerne deutlich zu er-
kennen, während die darüber liegenden anderen Körnchen
die auſserdem in der Höhle der Faser enthalten sind,
und die körnige Beschaffenheit der Faser überhaupt die
genaue Unterscheidung der Kerne erschwert. Bringt man
aber einen Tropfen Essigsäure hinzu, so wird die Faser ganz
durchsichtig und schwillt auf; die Kerne dagegen bleiben
dunkel, schrumpfen ein wenig zusammen und lassen sich
jetzt vollkommen deutlich unterscheiden. So sieht z. B. die
Faser c nach Behandlung mit Essigsäure aus, wie Fig. 2.
zeigt. Man sieht darin die evidenten Zellenkerne zum
Theil mit Kernkörperchen versehen, und neben ihnen nur
einzelne kleine dunkle Körnchen. Die Zellenkerne haben
zwar durch die Essigsäure eine kleine Veränderung erlit-
ten, sie erscheinen aber auch im frischen Zustande nicht
alle regelmäſsig. Sie sind meistens platt. Manche schei-
nen im frischen Zustande auf der Kante zu stehen, so
daſs es aussieht, als ob die Höhle der Fasern durch kleine
dicke Querstreifen in Fächer getheilt wäre. Die Kerne
liegen viel näher zusammen als bei der vorigen Form der
Muskelfasern, so daſs die Entfernung der Mittelpunkte
zweier Kerne von einander gewöhnlich gleich ist der Dicke
der Faser, oder noch kleiner.
Diese zweite Form scheint ein früherer Zustand
der ersteren zu sein. Sie ist um so häufiger, je jünger
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/184>, abgerufen am 22.11.2024.
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