tzius sie betrachteten, ein blosses Depositum aus der Feuchtigkeit sein, wovon die Schmelzfasern Anfangs um- geben sind, gewissermassen ein Abguss der Schmelzfasern, sondern die Schmelzfasern müssen entweder eine Verknö- cherung dieser Prismen sein, oder diese Prismen müssen hohl und in ihnen die anorganische Substanz abgelagert sein. Beim Schmelz von Schweinezähnen sind die Konturen dieser organischen Prismen bei gedämpftem Licht, im Ver- gleich mit ihrem Innern, so dunkel, dass man sie kaum für blosse Schatten eines soliden Prismas halten kann und eine mit einer dünnen Membran umgebene Höhle ver- muthen muss. Beim Menschen aber ist der Unterschied weit weniger auffallend, so dass es unentschieden bleiben muss, welche von beiden Ansichten die richtige ist.
Wie entstehen nun diese Schmelzprismen? Nach Pur- kinje und Raschkow ist die Zahnkrone aussen von einer eigenthümlichen Membran, der Schmelzmembran, umgeben, deren innere Fläche von kurzen sechseckigen Fasern gebildet wird, die senkrecht auf der Membran ste- hen und gegen den Schmelz hin gerichtet sind, so dass jede Faser der Schmelzmembran einer Schmelzfaser ent- spricht. Untersucht man den Theil der Schmelzmembran, woraus jene Fasern hervorkommen, so erkennt man darin besonders an dem Theile der Schmelzmembran, welcher der Wurzel des Zahns zunächst liegt, bald die charakte- ristischen Zellenkerne zum Theil mit Kernkörperchen. Sie liegen in einer feinkörnigen Substanz. An vielen Stellen aber sieht man, dass dieses feinkörnige Ansehen durch körnige Zellen hervorgebracht wird, in denen jene Kerne liegen. Jeder Kern ist nämlich mit einem runden Hof von feinen Körnchen umgeben und scheint in einer Kugel zu liegen, die feinkörnig ist, und wir wissen, dass diess die Grundform der meisten Elementarzellen ist. Einige dieser Zellen verlängern sich nach verschiedenen Seiten in sehr feine Fasern; diess scheinen junge Zellgewebezellen. Die meisten aber sind rund. Die Fasern oder Prismen, welche von der innern Fläche der Membran gegen die Schmelz-
tzius sie betrachteten, ein bloſses Depositum aus der Feuchtigkeit sein, wovon die Schmelzfasern Anfangs um- geben sind, gewissermaſsen ein Abguſs der Schmelzfasern, sondern die Schmelzfasern müssen entweder eine Verknö- cherung dieser Prismen sein, oder diese Prismen müssen hohl und in ihnen die anorganische Substanz abgelagert sein. Beim Schmelz von Schweinezähnen sind die Konturen dieser organischen Prismen bei gedämpftem Licht, im Ver- gleich mit ihrem Innern, so dunkel, daſs man sie kaum für bloſse Schatten eines soliden Prismas halten kann und eine mit einer dünnen Membran umgebene Höhle ver- muthen muſs. Beim Menschen aber ist der Unterschied weit weniger auffallend, so daſs es unentschieden bleiben muſs, welche von beiden Ansichten die richtige ist.
Wie entstehen nun diese Schmelzprismen? Nach Pur- kinje und Raschkow ist die Zahnkrone auſsen von einer eigenthümlichen Membran, der Schmelzmembran, umgeben, deren innere Fläche von kurzen sechseckigen Fasern gebildet wird, die senkrecht auf der Membran ste- hen und gegen den Schmelz hin gerichtet sind, so daſs jede Faser der Schmelzmembran einer Schmelzfaser ent- spricht. Untersucht man den Theil der Schmelzmembran, woraus jene Fasern hervorkommen, so erkennt man darin besonders an dem Theile der Schmelzmembran, welcher der Wurzel des Zahns zunächst liegt, bald die charakte- ristischen Zellenkerne zum Theil mit Kernkörperchen. Sie liegen in einer feinkörnigen Substanz. An vielen Stellen aber sieht man, daſs dieses feinkörnige Ansehen durch körnige Zellen hervorgebracht wird, in denen jene Kerne liegen. Jeder Kern ist nämlich mit einem runden Hof von feinen Körnchen umgeben und scheint in einer Kugel zu liegen, die feinkörnig ist, und wir wissen, daſs dieſs die Grundform der meisten Elementarzellen ist. Einige dieser Zellen verlängern sich nach verschiedenen Seiten in sehr feine Fasern; dieſs scheinen junge Zellgewebezellen. Die meisten aber sind rund. Die Fasern oder Prismen, welche von der innern Fläche der Membran gegen die Schmelz-
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tzius sie betrachteten, ein bloſses Depositum aus der
Feuchtigkeit sein, wovon die Schmelzfasern Anfangs um-
geben sind, gewissermaſsen ein Abguſs der Schmelzfasern,
sondern die Schmelzfasern müssen entweder eine Verknö-
cherung dieser Prismen sein, oder diese Prismen müssen
hohl und in ihnen die anorganische Substanz abgelagert sein.
Beim Schmelz von Schweinezähnen sind die Konturen
dieser organischen Prismen bei gedämpftem Licht, im Ver-
gleich mit ihrem Innern, so dunkel, daſs man sie kaum
für bloſse Schatten eines soliden Prismas halten kann
und eine mit einer dünnen Membran umgebene Höhle ver-
muthen muſs. Beim Menschen aber ist der Unterschied
weit weniger auffallend, so daſs es unentschieden bleiben
muſs, welche von beiden Ansichten die richtige ist.
Wie entstehen nun diese Schmelzprismen? Nach Pur-
kinje und Raschkow ist die Zahnkrone auſsen von
einer eigenthümlichen Membran, der Schmelzmembran,
umgeben, deren innere Fläche von kurzen sechseckigen
Fasern gebildet wird, die senkrecht auf der Membran ste-
hen und gegen den Schmelz hin gerichtet sind, so daſs
jede Faser der Schmelzmembran einer Schmelzfaser ent-
spricht. Untersucht man den Theil der Schmelzmembran,
woraus jene Fasern hervorkommen, so erkennt man darin
besonders an dem Theile der Schmelzmembran, welcher
der Wurzel des Zahns zunächst liegt, bald die charakte-
ristischen Zellenkerne zum Theil mit Kernkörperchen. Sie
liegen in einer feinkörnigen Substanz. An vielen Stellen
aber sieht man, daſs dieses feinkörnige Ansehen durch
körnige Zellen hervorgebracht wird, in denen jene Kerne
liegen. Jeder Kern ist nämlich mit einem runden Hof von
feinen Körnchen umgeben und scheint in einer Kugel zu
liegen, die feinkörnig ist, und wir wissen, daſs dieſs die
Grundform der meisten Elementarzellen ist. Einige dieser
Zellen verlängern sich nach verschiedenen Seiten in sehr
feine Fasern; dieſs scheinen junge Zellgewebezellen. Die
meisten aber sind rund. Die Fasern oder Prismen, welche
von der innern Fläche der Membran gegen die Schmelz-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/143>, abgerufen am 28.11.2024.
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