Da nun dennoch diese Zellen, einige mehr, andere weni- ger körnig aussehen, so müssen auch die Zellen der ver- knöchernden Knorpel eine eigenthümliche Hülle haben, die körnig ist, also wirkliche Elementarzellen in unserem Sinne des Wortes, nicht blosse Aushöhlungen in der Sub- stanz, noch ganz solide Körperchen sein. Damit stimmt auch ganz das Ansehen der frei umherschwimmenden Zel- len. Sie sehen ebenfalls körnig aus, während der Inhalt klar zu sein scheint. Alle enthalten einen sehr schönen ovalen oder auch runden, nicht platten Zellenkern an ih- rer inneren Wandfläche, der noch ein oder zwei sehr dis- tinkte Kernkörperchen enthält; kurz sie stimmen ganz mit den Elementarzellen der meisten übrigen Gewebe über- ein. Manchmal gelingt es auch, durch Essigsäure an einem dünnen Knorpelplättchen die Zellenwände sichtbar zu ma- chen, und die Essigsäure gewährt zugleich den Vortheil, die zuweilen, wenn nämlich der Zelleninhalt körnig ist, undeutlichen Zellenkerne zum Vorschein zu bringen, in- dem sie den Zelleninhalt auflöst. Tab. III. Fig. 2 stellt ein solches mit Essigsäure untersuchtes Knorpelstückchen aus dem noch unverknöcherten Theile des Darmbeines eines fünf Zoll langen Schweineembryo dar. Man sieht die Zel- lenwände mit ihren doppelten Konturen und unterscheidet die beleuchtete und die Schattenseite in der Dicke der Wände.
Durch Miescher's Untersuchungen steht nun die Identität der Knochen und Knorpelkörperchen fest. Wir haben aber gesehen, dass die Knorpelkörperchen Zellen sind, und von den Knochenkörperchen ist es bekannt, dass sie Höhlen sind, von denen sternförmig sehr feine Kanäl- chen ausgehen. Die Knopelzellen müssen sich also bei der Verknöcherung in diese Form umwandeln. Dies kann aber entweder geschehen durch Verdickung der Zellen- wände und Uebrigbleiben von Porenkanälchen in denselben oder durch Umwandlung der rundlichen Knorpelzellen in sternförmige Zellen. Oben S. 34 wurden einige Gründe und Gegengründe für die eine oder die andere Ansicht aufgestellt. Ich bin aber auch jetzt noch nicht im Stande,
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Da nun dennoch diese Zellen, einige mehr, andere weni- ger körnig aussehen, so müssen auch die Zellen der ver- knöchernden Knorpel eine eigenthümliche Hülle haben, die körnig ist, also wirkliche Elementarzellen in unserem Sinne des Wortes, nicht bloſse Aushöhlungen in der Sub- stanz, noch ganz solide Körperchen sein. Damit stimmt auch ganz das Ansehen der frei umherschwimmenden Zel- len. Sie sehen ebenfalls körnig aus, während der Inhalt klar zu sein scheint. Alle enthalten einen sehr schönen ovalen oder auch runden, nicht platten Zellenkern an ih- rer inneren Wandfläche, der noch ein oder zwei sehr dis- tinkte Kernkörperchen enthält; kurz sie stimmen ganz mit den Elementarzellen der meisten übrigen Gewebe über- ein. Manchmal gelingt es auch, durch Essigsäure an einem dünnen Knorpelplättchen die Zellenwände sichtbar zu ma- chen, und die Essigsäure gewährt zugleich den Vortheil, die zuweilen, wenn nämlich der Zelleninhalt körnig ist, undeutlichen Zellenkerne zum Vorschein zu bringen, in- dem sie den Zelleninhalt auflöst. Tab. III. Fig. 2 stellt ein solches mit Essigsäure untersuchtes Knorpelstückchen aus dem noch unverknöcherten Theile des Darmbeines eines fünf Zoll langen Schweineembryo dar. Man sieht die Zel- lenwände mit ihren doppelten Konturen und unterscheidet die beleuchtete und die Schattenseite in der Dicke der Wände.
Durch Miescher’s Untersuchungen steht nun die Identität der Knochen und Knorpelkörperchen fest. Wir haben aber gesehen, daſs die Knorpelkörperchen Zellen sind, und von den Knochenkörperchen ist es bekannt, daſs sie Höhlen sind, von denen sternförmig sehr feine Kanäl- chen ausgehen. Die Knopelzellen müssen sich also bei der Verknöcherung in diese Form umwandeln. Dies kann aber entweder geschehen durch Verdickung der Zellen- wände und Uebrigbleiben von Porenkanälchen in denselben oder durch Umwandlung der rundlichen Knorpelzellen in sternförmige Zellen. Oben S. 34 wurden einige Gründe und Gegengründe für die eine oder die andere Ansicht aufgestellt. Ich bin aber auch jetzt noch nicht im Stande,
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Da nun dennoch diese Zellen, einige mehr, andere weni-
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knöchernden Knorpel eine eigenthümliche Hülle haben, die
körnig ist, also wirkliche Elementarzellen in unserem
Sinne des Wortes, nicht bloſse Aushöhlungen in der Sub-
stanz, noch ganz solide Körperchen sein. Damit stimmt
auch ganz das Ansehen der frei umherschwimmenden Zel-
len. Sie sehen ebenfalls körnig aus, während der Inhalt
klar zu sein scheint. Alle enthalten einen sehr schönen
ovalen oder auch runden, nicht platten Zellenkern an ih-
rer inneren Wandfläche, der noch ein oder zwei sehr dis-
tinkte Kernkörperchen enthält; kurz sie stimmen ganz
mit den Elementarzellen der meisten übrigen Gewebe über-
ein. Manchmal gelingt es auch, durch Essigsäure an einem
dünnen Knorpelplättchen die Zellenwände sichtbar zu ma-
chen, und die Essigsäure gewährt zugleich den Vortheil,
die zuweilen, wenn nämlich der Zelleninhalt körnig ist,
undeutlichen Zellenkerne zum Vorschein zu bringen, in-
dem sie den Zelleninhalt auflöst. Tab. III. Fig. 2 stellt ein
solches mit Essigsäure untersuchtes Knorpelstückchen aus
dem noch unverknöcherten Theile des Darmbeines eines
fünf Zoll langen Schweineembryo dar. Man sieht die Zel-
lenwände mit ihren doppelten Konturen und unterscheidet
die beleuchtete und die Schattenseite in der Dicke der Wände.
Durch Miescher’s Untersuchungen steht nun die
Identität der Knochen und Knorpelkörperchen fest. Wir
haben aber gesehen, daſs die Knorpelkörperchen Zellen
sind, und von den Knochenkörperchen ist es bekannt, daſs
sie Höhlen sind, von denen sternförmig sehr feine Kanäl-
chen ausgehen. Die Knopelzellen müssen sich also bei
der Verknöcherung in diese Form umwandeln. Dies kann
aber entweder geschehen durch Verdickung der Zellen-
wände und Uebrigbleiben von Porenkanälchen in denselben
oder durch Umwandlung der rundlichen Knorpelzellen in
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/139>, abgerufen am 25.11.2024.
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