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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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in Aufruhr. Ihm gegenüber standen nämlich neun schöne,
schlanke Brüder, Söhne des Arkadiers Gylippus und
einer einzigen edlen etruskischen Mutter. Einem von diesen
stattlichen Jünglingen war der Speer des Tolumnius an
der Gürtelschnalle mitten durch den Leib geflogen und hatte
ihn in den Sand hingestreckt. Die acht Brüder des
Gefallenen, von Schmerz um den Bruder entbrannt,
schwangen ihre Lanzen, zückten ihre Schwerter; gegen
sie stürzte sich die Macht der Rutuler. Nun brachen
alle Arkadier, Trojaner und Etrusker los. Die Altäre
wurden vom Gedränge zerwühlt, ein Sturm von Pfei¬
len durchlief die Luft, ein eiserner Speerhagel ergoß sich,
Latinus selbst floh mit den Götterbildern, durch den
Bruch des Bündnisses vertrieben; die Einen schirrten
ihre Wagen an, die andern schwangen sich aufs Roß,
und andere stürzten sich mit gezogenen Schwertern ins
Handgemenge. Ein fürchterliches Morden erhob sich.

Aeneas aber streckte die unbewehrte Rechte gen
Himmel, warf sich unverhüllten Hauptes mitten unter die
Seinigen und rief: "Wo rennet ihr hin, Freunde, wel¬
che plötzliche Zwietracht hat sich erhoben? Hemmt doch
eure Wuth; der Bund ist ja geschlossen, die Bedingun¬
gen sind festgesetzt. Wer hindert uns Führer am Kampf?"
Aber indem er noch sprach, schwirrte von unbekannter
Hand ein Pfeil daher, und verwundet mußte der Held
den Kampfplatz verlassen.

So wie Turnus sah, daß Aeneas den Platz räumte,
und die Führer der Trojaner in Verwirrung geriethen,
verlangte er Pferde und Waffen, schwang sich auf den
Wagen, lenkte die Zügel in die Schlacht, und richtete
mit seinen Speeren Verheerung unter den Feinden an,

in Aufruhr. Ihm gegenüber ſtanden nämlich neun ſchöne,
ſchlanke Brüder, Söhne des Arkadiers Gylippus und
einer einzigen edlen etruskiſchen Mutter. Einem von dieſen
ſtattlichen Jünglingen war der Speer des Tolumnius an
der Gürtelſchnalle mitten durch den Leib geflogen und hatte
ihn in den Sand hingeſtreckt. Die acht Brüder des
Gefallenen, von Schmerz um den Bruder entbrannt,
ſchwangen ihre Lanzen, zückten ihre Schwerter; gegen
ſie ſtürzte ſich die Macht der Rutuler. Nun brachen
alle Arkadier, Trojaner und Etrusker los. Die Altäre
wurden vom Gedränge zerwühlt, ein Sturm von Pfei¬
len durchlief die Luft, ein eiſerner Speerhagel ergoß ſich,
Latinus ſelbſt floh mit den Götterbildern, durch den
Bruch des Bündniſſes vertrieben; die Einen ſchirrten
ihre Wagen an, die andern ſchwangen ſich aufs Roß,
und andere ſtürzten ſich mit gezogenen Schwertern ins
Handgemenge. Ein fürchterliches Morden erhob ſich.

Aeneas aber ſtreckte die unbewehrte Rechte gen
Himmel, warf ſich unverhüllten Hauptes mitten unter die
Seinigen und rief: „Wo rennet ihr hin, Freunde, wel¬
che plötzliche Zwietracht hat ſich erhoben? Hemmt doch
eure Wuth; der Bund iſt ja geſchloſſen, die Bedingun¬
gen ſind feſtgeſetzt. Wer hindert uns Führer am Kampf?“
Aber indem er noch ſprach, ſchwirrte von unbekannter
Hand ein Pfeil daher, und verwundet mußte der Held
den Kampfplatz verlaſſen.

So wie Turnus ſah, daß Aeneas den Platz räumte,
und die Führer der Trojaner in Verwirrung geriethen,
verlangte er Pferde und Waffen, ſchwang ſich auf den
Wagen, lenkte die Zügel in die Schlacht, und richtete
mit ſeinen Speeren Verheerung unter den Feinden an,

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[426/0448] in Aufruhr. Ihm gegenüber ſtanden nämlich neun ſchöne, ſchlanke Brüder, Söhne des Arkadiers Gylippus und einer einzigen edlen etruskiſchen Mutter. Einem von dieſen ſtattlichen Jünglingen war der Speer des Tolumnius an der Gürtelſchnalle mitten durch den Leib geflogen und hatte ihn in den Sand hingeſtreckt. Die acht Brüder des Gefallenen, von Schmerz um den Bruder entbrannt, ſchwangen ihre Lanzen, zückten ihre Schwerter; gegen ſie ſtürzte ſich die Macht der Rutuler. Nun brachen alle Arkadier, Trojaner und Etrusker los. Die Altäre wurden vom Gedränge zerwühlt, ein Sturm von Pfei¬ len durchlief die Luft, ein eiſerner Speerhagel ergoß ſich, Latinus ſelbſt floh mit den Götterbildern, durch den Bruch des Bündniſſes vertrieben; die Einen ſchirrten ihre Wagen an, die andern ſchwangen ſich aufs Roß, und andere ſtürzten ſich mit gezogenen Schwertern ins Handgemenge. Ein fürchterliches Morden erhob ſich. Aeneas aber ſtreckte die unbewehrte Rechte gen Himmel, warf ſich unverhüllten Hauptes mitten unter die Seinigen und rief: „Wo rennet ihr hin, Freunde, wel¬ che plötzliche Zwietracht hat ſich erhoben? Hemmt doch eure Wuth; der Bund iſt ja geſchloſſen, die Bedingun¬ gen ſind feſtgeſetzt. Wer hindert uns Führer am Kampf?“ Aber indem er noch ſprach, ſchwirrte von unbekannter Hand ein Pfeil daher, und verwundet mußte der Held den Kampfplatz verlaſſen. So wie Turnus ſah, daß Aeneas den Platz räumte, und die Führer der Trojaner in Verwirrung geriethen, verlangte er Pferde und Waffen, ſchwang ſich auf den Wagen, lenkte die Zügel in die Schlacht, und richtete mit ſeinen Speeren Verheerung unter den Feinden an,

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/448>, abgerufen am 22.11.2024.