Die beiden Wanderer gingen rüstig im Nebel dahin, immer dem Fußpfade nach. Bald hatten sie den Hügel erstiegen, der sich hoch über die Stadt erhob, und auf die gegenüberstehende Burg hinuntersah. Mit Staunen betrachtete Aeneas den stolzen Königsbau, der sich da erhob, wo früher nur armselige Bauernhütten gestanden hatten, die hohe steinerne Pforte der Stadt, die breiten gepflasterten Straßen, den Lärm und das Gewühl darin. Noch aber wurde an der Stadt gebaut, die Tyrier be¬ trieben das Werk mit allem Eifer: die Einen waren mit den Stadtmauern beschäftigt, die Andern mit der Vollendung der Burg, zu deren Höhen sie Quadersteine emporwälzten; Viele bezeichneten mit Furchen erst den Platz, auf welchem sich ihr Haus erheben sollte. Der größere Theil der Einwohnerschaft war auf dem Markt¬ platze versammelt, wählte den Senat und die Richter des Volks, und berathschlagte über die Gesetze des neuen Staates. Noch Andere gruben bereits an den Häfen, Andere legten den Grund zu einem Theater, und hieben dazu mächtige Säulen als Zierden der künftigen Bühne aus dem Felsen. Das Ganze war anzusehen wie ein Bienenschwarm, der eben schwärmt.
In ihrem Nebelgewande geborgen, befanden sich Aeneas und sein Begleiter bald in der Mitte des be¬ schäftigten Volkes, und gingen unerkannt hindurch. Mit¬ ten in der Stadt befand sich ein schöner Hain, voll
Schwab, das klass. Alterthum. 21
Aeneas in Karthago.
Die beiden Wanderer gingen rüſtig im Nebel dahin, immer dem Fußpfade nach. Bald hatten ſie den Hügel erſtiegen, der ſich hoch über die Stadt erhob, und auf die gegenüberſtehende Burg hinunterſah. Mit Staunen betrachtete Aeneas den ſtolzen Königsbau, der ſich da erhob, wo früher nur armſelige Bauernhütten geſtanden hatten, die hohe ſteinerne Pforte der Stadt, die breiten gepflaſterten Straßen, den Lärm und das Gewühl darin. Noch aber wurde an der Stadt gebaut, die Tyrier be¬ trieben das Werk mit allem Eifer: die Einen waren mit den Stadtmauern beſchäftigt, die Andern mit der Vollendung der Burg, zu deren Höhen ſie Quaderſteine emporwälzten; Viele bezeichneten mit Furchen erſt den Platz, auf welchem ſich ihr Haus erheben ſollte. Der größere Theil der Einwohnerſchaft war auf dem Markt¬ platze verſammelt, wählte den Senat und die Richter des Volks, und berathſchlagte über die Geſetze des neuen Staates. Noch Andere gruben bereits an den Häfen, Andere legten den Grund zu einem Theater, und hieben dazu mächtige Säulen als Zierden der künftigen Bühne aus dem Felſen. Das Ganze war anzuſehen wie ein Bienenſchwarm, der eben ſchwärmt.
In ihrem Nebelgewande geborgen, befanden ſich Aeneas und ſein Begleiter bald in der Mitte des be¬ ſchäftigten Volkes, und gingen unerkannt hindurch. Mit¬ ten in der Stadt befand ſich ein ſchöner Hain, voll
Schwab, das klaſſ. Alterthum. 21
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Aeneas in Karthago.
Die beiden Wanderer gingen rüſtig im Nebel dahin,
immer dem Fußpfade nach. Bald hatten ſie den Hügel
erſtiegen, der ſich hoch über die Stadt erhob, und auf
die gegenüberſtehende Burg hinunterſah. Mit Staunen
betrachtete Aeneas den ſtolzen Königsbau, der ſich da
erhob, wo früher nur armſelige Bauernhütten geſtanden
hatten, die hohe ſteinerne Pforte der Stadt, die breiten
gepflaſterten Straßen, den Lärm und das Gewühl darin.
Noch aber wurde an der Stadt gebaut, die Tyrier be¬
trieben das Werk mit allem Eifer: die Einen waren
mit den Stadtmauern beſchäftigt, die Andern mit der
Vollendung der Burg, zu deren Höhen ſie Quaderſteine
emporwälzten; Viele bezeichneten mit Furchen erſt den
Platz, auf welchem ſich ihr Haus erheben ſollte. Der
größere Theil der Einwohnerſchaft war auf dem Markt¬
platze verſammelt, wählte den Senat und die Richter
des Volks, und berathſchlagte über die Geſetze des neuen
Staates. Noch Andere gruben bereits an den Häfen,
Andere legten den Grund zu einem Theater, und hieben
dazu mächtige Säulen als Zierden der künftigen Bühne
aus dem Felſen. Das Ganze war anzuſehen wie ein
Bienenſchwarm, der eben ſchwärmt.
In ihrem Nebelgewande geborgen, befanden ſich
Aeneas und ſein Begleiter bald in der Mitte des be¬
ſchäftigten Volkes, und gingen unerkannt hindurch. Mit¬
ten in der Stadt befand ſich ein ſchöner Hain, voll
Schwab, das klaſſ. Alterthum. 21
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/343>, abgerufen am 25.11.2024.
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