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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Minerva, die auf uns herniederblickt, anbeten, und eilig
mit unsern Schiffen umkehren!"

Sie thaten nach dem Rathe des Alten, und flogen
zurück in das Meer. Nun schifften sie an mancherlei
Küstenländern vorüber, immer dem Süden zu, vorbei
am Meerbusen von Tarent, an der Stadt Kroton mit
ihrem Junostempel, an dem klippenvollen Skylation. Schon
tauchte aus der fernen Fluth Sicilien mit seinem Aetna,
schon von Weitem hörten sie jetzt ein gewaltiges Tosen
des Meeres, Brandung um die Felsen, am Gestade ge¬
brochenen Laut: aus tiefem Abgrunde sprudelte die Fluth
empor, und Sand unter Wasserschaum stäubte in die
Luft. "Das ist die Charybdis," rief der länderkundige
Anchises, "das gräßliche Felsenriff. Werft euch an die
Ruder, Gefährten, reißet uns aus der Todesgefahr."
Eifrig lenkten Alle mit den Schiffen zur Linken um, Pa¬
linurus mit dem krachenden Schiffschnabel voran. Bald
flogen die Schiffe aus den Wölbungen des Strudels
zu den Wolken empor, und wenn die Wogen verrollten,
versanken sie wie in die Unterwelt, und dieß geschah zu
dreien Malen. Als sie der Gefahr glücklich entronnen
waren, geriethen sie, aller Bahn unkundig, an den
Strand der Cyklopen, wo ein geräumiger Hafen sie auf¬
nahm. In ihrer Nähe hörten sie hier den feuerspeienden
Berg Aetna donnern, der bald schwarzes Gewölk, Pech¬
qualm und glühende Asche in die Luft emporwirbelt, bald
das Eingeweide des Berges, Steine und geschmolzene
Felsen hinaufschleudert, und vom untersten Grunde aus
brausend siedet. Der Leib des Giganten Enceladus, vom
Blitze Jupiters versengt, soll hier in den Gründen der
Erde liegen, und der mächtige Aetna, über denselben

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Minerva, die auf uns herniederblickt, anbeten, und eilig
mit unſern Schiffen umkehren!“

Sie thaten nach dem Rathe des Alten, und flogen
zurück in das Meer. Nun ſchifften ſie an mancherlei
Küſtenländern vorüber, immer dem Süden zu, vorbei
am Meerbuſen von Tarent, an der Stadt Kroton mit
ihrem Junostempel, an dem klippenvollen Skylation. Schon
tauchte aus der fernen Fluth Sicilien mit ſeinem Aetna,
ſchon von Weitem hörten ſie jetzt ein gewaltiges Toſen
des Meeres, Brandung um die Felſen, am Geſtade ge¬
brochenen Laut: aus tiefem Abgrunde ſprudelte die Fluth
empor, und Sand unter Waſſerſchaum ſtäubte in die
Luft. „Das iſt die Charybdis,“ rief der länderkundige
Anchiſes, „das gräßliche Felſenriff. Werft euch an die
Ruder, Gefährten, reißet uns aus der Todesgefahr.“
Eifrig lenkten Alle mit den Schiffen zur Linken um, Pa¬
linurus mit dem krachenden Schiffſchnabel voran. Bald
flogen die Schiffe aus den Wölbungen des Strudels
zu den Wolken empor, und wenn die Wogen verrollten,
verſanken ſie wie in die Unterwelt, und dieß geſchah zu
dreien Malen. Als ſie der Gefahr glücklich entronnen
waren, geriethen ſie, aller Bahn unkundig, an den
Strand der Cyklopen, wo ein geräumiger Hafen ſie auf¬
nahm. In ihrer Nähe hörten ſie hier den feuerſpeienden
Berg Aetna donnern, der bald ſchwarzes Gewölk, Pech¬
qualm und glühende Aſche in die Luft emporwirbelt, bald
das Eingeweide des Berges, Steine und geſchmolzene
Felſen hinaufſchleudert, und vom unterſten Grunde aus
brauſend ſiedet. Der Leib des Giganten Enceladus, vom
Blitze Jupiters verſengt, ſoll hier in den Gründen der
Erde liegen, und der mächtige Aetna, über denſelben

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[307/0329] Minerva, die auf uns herniederblickt, anbeten, und eilig mit unſern Schiffen umkehren!“ Sie thaten nach dem Rathe des Alten, und flogen zurück in das Meer. Nun ſchifften ſie an mancherlei Küſtenländern vorüber, immer dem Süden zu, vorbei am Meerbuſen von Tarent, an der Stadt Kroton mit ihrem Junostempel, an dem klippenvollen Skylation. Schon tauchte aus der fernen Fluth Sicilien mit ſeinem Aetna, ſchon von Weitem hörten ſie jetzt ein gewaltiges Toſen des Meeres, Brandung um die Felſen, am Geſtade ge¬ brochenen Laut: aus tiefem Abgrunde ſprudelte die Fluth empor, und Sand unter Waſſerſchaum ſtäubte in die Luft. „Das iſt die Charybdis,“ rief der länderkundige Anchiſes, „das gräßliche Felſenriff. Werft euch an die Ruder, Gefährten, reißet uns aus der Todesgefahr.“ Eifrig lenkten Alle mit den Schiffen zur Linken um, Pa¬ linurus mit dem krachenden Schiffſchnabel voran. Bald flogen die Schiffe aus den Wölbungen des Strudels zu den Wolken empor, und wenn die Wogen verrollten, verſanken ſie wie in die Unterwelt, und dieß geſchah zu dreien Malen. Als ſie der Gefahr glücklich entronnen waren, geriethen ſie, aller Bahn unkundig, an den Strand der Cyklopen, wo ein geräumiger Hafen ſie auf¬ nahm. In ihrer Nähe hörten ſie hier den feuerſpeienden Berg Aetna donnern, der bald ſchwarzes Gewölk, Pech¬ qualm und glühende Aſche in die Luft emporwirbelt, bald das Eingeweide des Berges, Steine und geſchmolzene Felſen hinaufſchleudert, und vom unterſten Grunde aus brauſend ſiedet. Der Leib des Giganten Enceladus, vom Blitze Jupiters verſengt, ſoll hier in den Gründen der Erde liegen, und der mächtige Aetna, über denſelben 20 *

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/329>, abgerufen am 25.11.2024.