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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Hier suchte er für sich und die Freunde noch weitere
vier Schilde, acht Lanzen und vier Helme mit wallen¬
dem Roßschweif aus. Damit waffneten sie sich, er und
die beiden treuen Hirten. Die vierte Rüstung brachten
sie dem Odysseus, und so standen nun alle Vier neben
einander.

So lange dieser noch Pfeile hatte, streckte er mit
jedem Schuß einen Freier darnieder, daß sie übereinander
taumelten. Dann lehnte er den Bogen an den Thür¬
pfosten, warf sich eilig den vierfachen Schild über die
Schultern, setzte sich den Helm auf's Haupt, dessen
Busch fürchterlich nickte, und faßte dann zwei mächtige
Lanzen. In dem Saale war noch eine Seitenpforte an¬
gebracht, die in einen Gang führte, der in die Haus¬
flur auslief. Die Oeffnung der Pforte war aber eng
und faßte nur einen einzigen Mann. Dieses Pförtchen
hatte Odysseus dem Eumäus zur Hut anvertraut; nun
aber, da jener seine Stelle verlassen, sich zu waffnen,
blieb es unbewacht. Einer von den Freiern, Agelaus,
bemerkte dieses. "Wie wäre es," rief er, "Freunde,
wenn wir uns durch die Seitenpforte flüchteten, und so
in die Stadt gelangten, um das Volk aufzuwiegeln,
dann hätte der Mann bald ausgewüthet!" "Sey kein
Thor," sagte Melanthius zu ihm, der Ziegenhirt, der
in der Nähe stand, und auf der Seite der Freier war,
"Pforte und Gang sind so enge, daß nur ein einzelner
Mann hindurch kann, und wenn sich von jenen Vieren
nur Einer davor stellt, so wehrt er uns Allen. Laß
lieber mich unbemerkt hinausschlüpfen, so hol' ich euch
Waffen genug vom Söller." Dieß that der Ziegenhirt,
und kam auf wiederholte Gänge mit zwölf Schilden, und

Hier ſuchte er für ſich und die Freunde noch weitere
vier Schilde, acht Lanzen und vier Helme mit wallen¬
dem Roßſchweif aus. Damit waffneten ſie ſich, er und
die beiden treuen Hirten. Die vierte Rüſtung brachten
ſie dem Odyſſeus, und ſo ſtanden nun alle Vier neben
einander.

So lange dieſer noch Pfeile hatte, ſtreckte er mit
jedem Schuß einen Freier darnieder, daß ſie übereinander
taumelten. Dann lehnte er den Bogen an den Thür¬
pfoſten, warf ſich eilig den vierfachen Schild über die
Schultern, ſetzte ſich den Helm auf's Haupt, deſſen
Buſch fürchterlich nickte, und faßte dann zwei mächtige
Lanzen. In dem Saale war noch eine Seitenpforte an¬
gebracht, die in einen Gang führte, der in die Haus¬
flur auslief. Die Oeffnung der Pforte war aber eng
und faßte nur einen einzigen Mann. Dieſes Pförtchen
hatte Odyſſeus dem Eumäus zur Hut anvertraut; nun
aber, da jener ſeine Stelle verlaſſen, ſich zu waffnen,
blieb es unbewacht. Einer von den Freiern, Agelaus,
bemerkte dieſes. „Wie wäre es,“ rief er, „Freunde,
wenn wir uns durch die Seitenpforte flüchteten, und ſo
in die Stadt gelangten, um das Volk aufzuwiegeln,
dann hätte der Mann bald ausgewüthet!“ „Sey kein
Thor,“ ſagte Melanthius zu ihm, der Ziegenhirt, der
in der Nähe ſtand, und auf der Seite der Freier war,
„Pforte und Gang ſind ſo enge, daß nur ein einzelner
Mann hindurch kann, und wenn ſich von jenen Vieren
nur Einer davor ſtellt, ſo wehrt er uns Allen. Laß
lieber mich unbemerkt hinausſchlüpfen, ſo hol' ich euch
Waffen genug vom Söller.“ Dieß that der Ziegenhirt,
und kam auf wiederholte Gänge mit zwölf Schilden, und

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[262/0284] Hier ſuchte er für ſich und die Freunde noch weitere vier Schilde, acht Lanzen und vier Helme mit wallen¬ dem Roßſchweif aus. Damit waffneten ſie ſich, er und die beiden treuen Hirten. Die vierte Rüſtung brachten ſie dem Odyſſeus, und ſo ſtanden nun alle Vier neben einander. So lange dieſer noch Pfeile hatte, ſtreckte er mit jedem Schuß einen Freier darnieder, daß ſie übereinander taumelten. Dann lehnte er den Bogen an den Thür¬ pfoſten, warf ſich eilig den vierfachen Schild über die Schultern, ſetzte ſich den Helm auf's Haupt, deſſen Buſch fürchterlich nickte, und faßte dann zwei mächtige Lanzen. In dem Saale war noch eine Seitenpforte an¬ gebracht, die in einen Gang führte, der in die Haus¬ flur auslief. Die Oeffnung der Pforte war aber eng und faßte nur einen einzigen Mann. Dieſes Pförtchen hatte Odyſſeus dem Eumäus zur Hut anvertraut; nun aber, da jener ſeine Stelle verlaſſen, ſich zu waffnen, blieb es unbewacht. Einer von den Freiern, Agelaus, bemerkte dieſes. „Wie wäre es,“ rief er, „Freunde, wenn wir uns durch die Seitenpforte flüchteten, und ſo in die Stadt gelangten, um das Volk aufzuwiegeln, dann hätte der Mann bald ausgewüthet!“ „Sey kein Thor,“ ſagte Melanthius zu ihm, der Ziegenhirt, der in der Nähe ſtand, und auf der Seite der Freier war, „Pforte und Gang ſind ſo enge, daß nur ein einzelner Mann hindurch kann, und wenn ſich von jenen Vieren nur Einer davor ſtellt, ſo wehrt er uns Allen. Laß lieber mich unbemerkt hinausſchlüpfen, ſo hol' ich euch Waffen genug vom Söller.“ Dieß that der Ziegenhirt, und kam auf wiederholte Gänge mit zwölf Schilden, und

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/284>, abgerufen am 25.11.2024.