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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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stehen, die also zu ihm sprach: "Du thust nicht wohl
daran, Telemachus, fern von deinem Hause dich in der
Irre umherzutreiben, während in deinem Palaste zügel¬
lose Männer dein Gut unter sich vertheilen. Wohlan,
bitte den Fürsten Menelaus unverzüglich um die Heim¬
fahrt, ehe deine Mutter eine Beute der Freier wird.
Denn bereits stürmen Vater und Brüder auf sie ein und
verlangen, daß sie den Eurymachus zum Gemahl erkiese,
der allerdings mit seinen Geschenken alle Andern über¬
troffen hat, und sich noch zu reichlicherer Bräutigams¬
gabe erbietet. Wenn sie aber diesen wählt, dann magst
du selbst zusehen, wie es dir ergehen wird! Eile daher
zurück, und im schlimmsten Fall übergieb deine Güter
einer getreuen Dienerin, bis dir die Götter einmal eine
würdige Gemahlin bescheren. Aber noch eines vernimm:
in der Meerenge zwischen Ithaka und Same liegen die
tapfersten Freier in einem Hinterhalte, und sind dazu ge¬
rüstet, dich umzubringen, ehe du dein Vaterland wieder
erreichest. Steure deswegen fern von den andern Inseln
und fahre nur in der Nacht: für guten Wind wird ein
Gott sorgen. Hast du sodann das nächste Ufer von
Ithaka erreicht, so sende deine Genossen alle sogleich
nach der Stadt, du selbst aber begieb dich vor allen Din¬
gen zu den treuen Hirten, der deine Schweine bewacht;
bei ihm bleibst du bis an den Morgen, und von dort
aus meldest du der Mutter Penelope deine glückliche Zu¬
rückkunft aus Pylos!"

Nachdem sie also gesprochen, flog die Göttin wieder
zum Olymp empor. Telemach aber weckte den Sohn
Nestors, indem er ihn mit dem Fuß an die Ferse stieß,
und rief: "Wach auf, Pisistratus, schirre die Rosse vor

ſtehen, die alſo zu ihm ſprach: „Du thuſt nicht wohl
daran, Telemachus, fern von deinem Hauſe dich in der
Irre umherzutreiben, während in deinem Palaſte zügel¬
loſe Männer dein Gut unter ſich vertheilen. Wohlan,
bitte den Fürſten Menelaus unverzüglich um die Heim¬
fahrt, ehe deine Mutter eine Beute der Freier wird.
Denn bereits ſtürmen Vater und Brüder auf ſie ein und
verlangen, daß ſie den Eurymachus zum Gemahl erkieſe,
der allerdings mit ſeinen Geſchenken alle Andern über¬
troffen hat, und ſich noch zu reichlicherer Bräutigams¬
gabe erbietet. Wenn ſie aber dieſen wählt, dann magſt
du ſelbſt zuſehen, wie es dir ergehen wird! Eile daher
zurück, und im ſchlimmſten Fall übergieb deine Güter
einer getreuen Dienerin, bis dir die Götter einmal eine
würdige Gemahlin beſcheren. Aber noch eines vernimm:
in der Meerenge zwiſchen Ithaka und Same liegen die
tapferſten Freier in einem Hinterhalte, und ſind dazu ge¬
rüſtet, dich umzubringen, ehe du dein Vaterland wieder
erreicheſt. Steure deswegen fern von den andern Inſeln
und fahre nur in der Nacht: für guten Wind wird ein
Gott ſorgen. Haſt du ſodann das nächſte Ufer von
Ithaka erreicht, ſo ſende deine Genoſſen alle ſogleich
nach der Stadt, du ſelbſt aber begieb dich vor allen Din¬
gen zu den treuen Hirten, der deine Schweine bewacht;
bei ihm bleibſt du bis an den Morgen, und von dort
aus meldeſt du der Mutter Penelope deine glückliche Zu¬
rückkunft aus Pylos!“

Nachdem ſie alſo geſprochen, flog die Göttin wieder
zum Olymp empor. Telemach aber weckte den Sohn
Neſtors, indem er ihn mit dem Fuß an die Ferſe ſtieß,
und rief: „Wach auf, Piſiſtratus, ſchirre die Roſſe vor

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[192/0214] ſtehen, die alſo zu ihm ſprach: „Du thuſt nicht wohl daran, Telemachus, fern von deinem Hauſe dich in der Irre umherzutreiben, während in deinem Palaſte zügel¬ loſe Männer dein Gut unter ſich vertheilen. Wohlan, bitte den Fürſten Menelaus unverzüglich um die Heim¬ fahrt, ehe deine Mutter eine Beute der Freier wird. Denn bereits ſtürmen Vater und Brüder auf ſie ein und verlangen, daß ſie den Eurymachus zum Gemahl erkieſe, der allerdings mit ſeinen Geſchenken alle Andern über¬ troffen hat, und ſich noch zu reichlicherer Bräutigams¬ gabe erbietet. Wenn ſie aber dieſen wählt, dann magſt du ſelbſt zuſehen, wie es dir ergehen wird! Eile daher zurück, und im ſchlimmſten Fall übergieb deine Güter einer getreuen Dienerin, bis dir die Götter einmal eine würdige Gemahlin beſcheren. Aber noch eines vernimm: in der Meerenge zwiſchen Ithaka und Same liegen die tapferſten Freier in einem Hinterhalte, und ſind dazu ge¬ rüſtet, dich umzubringen, ehe du dein Vaterland wieder erreicheſt. Steure deswegen fern von den andern Inſeln und fahre nur in der Nacht: für guten Wind wird ein Gott ſorgen. Haſt du ſodann das nächſte Ufer von Ithaka erreicht, ſo ſende deine Genoſſen alle ſogleich nach der Stadt, du ſelbſt aber begieb dich vor allen Din¬ gen zu den treuen Hirten, der deine Schweine bewacht; bei ihm bleibſt du bis an den Morgen, und von dort aus meldeſt du der Mutter Penelope deine glückliche Zu¬ rückkunft aus Pylos!“ Nachdem ſie alſo geſprochen, flog die Göttin wieder zum Olymp empor. Telemach aber weckte den Sohn Neſtors, indem er ihn mit dem Fuß an die Ferſe ſtieß, und rief: „Wach auf, Piſiſtratus, ſchirre die Roſſe vor

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/214>, abgerufen am 23.11.2024.