hat mit mir Nestor, mein Vater, gesandt, denn er hofft von dir Nachricht von seinem Vater zu erhalten." -- "Ihr Götter," rief nun Menelaus aus, "so ist wirklich der Sohn des geliebtesten Mannes mein Gast, des Mannes, dem ich selbst so gerne alle Liebe erwiesen hätte, wenn er auf der Heimkehr in meinem Hause einspräche!"
Als nun der König fortfuhr so sehnlich von seinem alten Freunde zu reden, da mußten alle weinen, Helena und Telemach und Menelaus selbst, und auch Nestors Sohn weinte, denn er mußte an seinen Bruder Antilo¬ chus denken, der vor Troja, seinen Vater rettend, gefallen war.
Endlich bedachten sie, daß es fruchtlos und nicht heilsam sey, dem Gram beim Abendschmause nachzuhän¬ gen, und wollten, nachdem die Diener ihnen mit Wasser die Hände besprengt, alle zur Nachtruhe aufbrechen. He¬ lena aber, die als Jupiters Tochter in allerlei Wunder¬ künsten erfahren war, warf noch vorher schnell in den letzten Becher Weins, den sie tranken, ein Mittel, das allen Kummer und die Erinnerung an alle Leiden aus der Seele vertilgte. Wenn ein Mensch von dieser Mi¬ schung trank, so benetzte ihm den ganzen Tag über keine Thräne die Wangen, und wären ihm Vater und Mut¬ ter gestorben, wären ihm Sohn oder Bruder vor seinen Augen vom Schwert des Feindes durchbohrt worden. Da wurden sie alle fröhlich und sprachen noch lange in die Nacht hinein. Endlich wurde den Gästen ihr Bett von prächtigen Purpurpolstern und Teppichdecken unter der Halle bereitet; Menelaus und Helena aber begaben sich in das Innere des Pallastes.
Am andern Morgen fragte der Fürst seine Gastfreunde
hat mit mir Neſtor, mein Vater, geſandt, denn er hofft von dir Nachricht von ſeinem Vater zu erhalten.“ — „Ihr Götter,“ rief nun Menelaus aus, „ſo iſt wirklich der Sohn des geliebteſten Mannes mein Gaſt, des Mannes, dem ich ſelbſt ſo gerne alle Liebe erwieſen hätte, wenn er auf der Heimkehr in meinem Hauſe einſpräche!“
Als nun der König fortfuhr ſo ſehnlich von ſeinem alten Freunde zu reden, da mußten alle weinen, Helena und Telemach und Menelaus ſelbſt, und auch Neſtors Sohn weinte, denn er mußte an ſeinen Bruder Antilo¬ chus denken, der vor Troja, ſeinen Vater rettend, gefallen war.
Endlich bedachten ſie, daß es fruchtlos und nicht heilſam ſey, dem Gram beim Abendſchmauſe nachzuhän¬ gen, und wollten, nachdem die Diener ihnen mit Waſſer die Hände beſprengt, alle zur Nachtruhe aufbrechen. He¬ lena aber, die als Jupiters Tochter in allerlei Wunder¬ künſten erfahren war, warf noch vorher ſchnell in den letzten Becher Weins, den ſie tranken, ein Mittel, das allen Kummer und die Erinnerung an alle Leiden aus der Seele vertilgte. Wenn ein Menſch von dieſer Mi¬ ſchung trank, ſo benetzte ihm den ganzen Tag über keine Thräne die Wangen, und wären ihm Vater und Mut¬ ter geſtorben, wären ihm Sohn oder Bruder vor ſeinen Augen vom Schwert des Feindes durchbohrt worden. Da wurden ſie alle fröhlich und ſprachen noch lange in die Nacht hinein. Endlich wurde den Gäſten ihr Bett von prächtigen Purpurpolſtern und Teppichdecken unter der Halle bereitet; Menelaus und Helena aber begaben ſich in das Innere des Pallaſtes.
Am andern Morgen fragte der Fürſt ſeine Gaſtfreunde
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hat mit mir Neſtor, mein Vater, geſandt, denn er hofft
von dir Nachricht von ſeinem Vater zu erhalten.“ —
„Ihr Götter,“ rief nun Menelaus aus, „ſo iſt wirklich
der Sohn des geliebteſten Mannes mein Gaſt, des
Mannes, dem ich ſelbſt ſo gerne alle Liebe erwieſen hätte,
wenn er auf der Heimkehr in meinem Hauſe einſpräche!“
Als nun der König fortfuhr ſo ſehnlich von ſeinem
alten Freunde zu reden, da mußten alle weinen, Helena
und Telemach und Menelaus ſelbſt, und auch Neſtors
Sohn weinte, denn er mußte an ſeinen Bruder Antilo¬
chus denken, der vor Troja, ſeinen Vater rettend, gefallen
war.
Endlich bedachten ſie, daß es fruchtlos und nicht
heilſam ſey, dem Gram beim Abendſchmauſe nachzuhän¬
gen, und wollten, nachdem die Diener ihnen mit Waſſer
die Hände beſprengt, alle zur Nachtruhe aufbrechen. He¬
lena aber, die als Jupiters Tochter in allerlei Wunder¬
künſten erfahren war, warf noch vorher ſchnell in den
letzten Becher Weins, den ſie tranken, ein Mittel, das
allen Kummer und die Erinnerung an alle Leiden aus
der Seele vertilgte. Wenn ein Menſch von dieſer Mi¬
ſchung trank, ſo benetzte ihm den ganzen Tag über keine
Thräne die Wangen, und wären ihm Vater und Mut¬
ter geſtorben, wären ihm Sohn oder Bruder vor ſeinen
Augen vom Schwert des Feindes durchbohrt worden.
Da wurden ſie alle fröhlich und ſprachen noch lange in
die Nacht hinein. Endlich wurde den Gäſten ihr Bett
von prächtigen Purpurpolſtern und Teppichdecken unter
der Halle bereitet; Menelaus und Helena aber begaben
ſich in das Innere des Pallaſtes.
Am andern Morgen fragte der Fürſt ſeine Gaſtfreunde
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/112>, abgerufen am 25.11.2024.
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